Sonntag, 16. Juni: Anreise, die erste
Tag 1 der Anreise stand an. Die Kurzzusammenfassung:
- 679 km,
- Überbrückungsetappen auf der Autobahn (l a n g w e i l i g),
- Umleitung über die B500 im Schwarzwald (an einem sonnigen! warmen! Sonntag! Ich weiß schon, warum ich unter solchen Umständen normalerweise einen weiten Bogen um die Bundesstraße mache...)

Erste Pause am Fuße der Vogesen. Na? Wer findet den Mann beim Pinkeln?
- weitere Verbindungsetappen über Nationalstraßen in Frankreich (auch nicht immer spannend),
- landschaftlich schön war's am Doubs entlang.

Und dass es auch noch immer wärmer wurde, trug ein Übriges dazu bei, dass wir immer müder wurden.

Hmm, diese Kombination erzählt eine spannende Geschichte!
Die Rettung nahte in Form eines McDonalds, der zum Glück auch Eis im Angebot hatte!
Und dann zog sich die Strecke zwischen Besancon und Bourg-en-Bresse auch noch so ewig in die Länge.
Ich werde es nie verstehen, dass es Leute gibt, die freiwillig in Amerika die berühmte Route 66 fahren und das dann t a g e l a n g immer nur geradeaus! Ich fand es schon frustrierend, wenn ich über eine Hügelkuppe kam und das Straßenband sich schnurgerade bis zum nächsten Hügel zog!
Das Abenteuer „einmal durch Lyon durch“ (ich hasse Stadt-Durchquerungen…) haben wir dann überraschend gut und einfach hinter uns gebracht.
In Rive-de-Gier stand das erlösende Schild „St. Croix-en-Jarez 10 km“, gefolgt von dem motivierenden Schild „Kurven auf 9 km“. Das hat Spaß gemacht: lauter kleine Kurven!!! War definitiv das Beste am ganzen Tag.

Unsere Unterkunft in St. Croix bietet einen wunderschönen Blick.

Die Windrose – ein sehr poetischer Name für unser Chambre d’hôtes.

Und hier noch ein Blick auf die Sehenswürdigkeit des Ortes, die Chartreuse.
Wir ließen diese anstrengende Etappe gemütlich auf der Terrasse des „Le Cartusien“ mit Blick auf die Chartreuse ausklingen. Und kamen gleich noch in den Genuss einer Live-Show „französische Jugendliche und wie sie lautstark den Sonntagabend verbringen“. Lauschig ist definitiv anders ;-)
Montag, 17. Juni: Wir nähern uns den Pyrenäen, es geht nach Carcassonne!
Ich weiß jetzt, warum unser Chambre d'hôtes „La Rose des Vents“ heißt: es hat die ganze Nacht nicht nur gewindet, sondern buchstäblich gestürmt! Ich sah immer vor meinem geistigen Auge, wie die Moppeds umstürzen... Ich hab kaum ein Auge zugemacht.
Ansonsten begann der Montag, wie der Sonntag aufgehört hat: sehr sonnig und warm! Und ebenfalls ein Déjà-vu: die 9 km-Kurvenstrecke, die zurück nach Rive-de-Gier führte. Weniger angenehm waren dabei die Böen, die immer wieder versuchten, meine Kurvenlinie zu stören, sowie die halben Bäume, die urplötzlich in den Kurven lagen... In Rive-de-Gier hörte der Wind dann zumindest auf. Was ist noch schweißtreibender als bei 30 Grad Motorradfahren? Richtig: bei 30 Grad Motorrad durch ein Konglomerat an Städtchen und Dörfern zu fahren, die ununterbrochen ineinander über gehen. Kaum hatten wir den Großraum St. Etienne hinter uns, wurde der Verkehr aber merklich weniger. Dafür nahm der Wind wieder zu... Man kann halt nicht alles haben!
Es standen wieder einige Kilometer auf dem Plan, also folgten wir der Nationalstraße 88 bis Mende, die uns an der Ardèche-Region vorbei führte.

Dort war es merklich kühler, aber landschaftlich wie immer bezaubernd: saftiges Grün und leuchtend gelber Ginster. Zum Fotografieren anhalten wollten wir aber nicht – wir hatten gerade so schön eine Autoschlange überholt/uns an der Baustelle nach vorne gemogelt etc., da konnten wir ja nicht stehenbleiben und alle wieder an uns vorbei ziehen lassen....
Der Wind hingegen bezauberte mich kein bisschen. Ich kam mir eher vor wie im Schleudergang: ständig zerrte etwas links und rechts und auch die Kurvenlinie wollte gut gewählt werden, schließlich drückte immer noch ein wenig Natur die Fahrerin sanft, aber bestimmt nach außen.

Als die Entscheidung anfiel „Richtung Aubenas oder Richtung Mende“ folgten eigentlich fast alle der Straße nach Aubenas – wir zum Glück nicht! Und plötzlich hatten wir auch eine Nationalstraße fast für uns allein! Herrlich!

In Frankreich gibt’s ja allerhand lustige Tiere. Auch fliegende Kühe sind schon gesichtet worden!
Bis Lagange kannte ich die Gegend ein wenig von meinen Ardèche-Touren. Danach begann Neuland für mich. Und es ist immer wieder ein spannendes Gefühl, voller Vorfreude darauf, was einen wohl alles erwarten wird! Ich habe das ganz bewusst genossen!
In Mende gab's Futter für die Pferde und auch was zu beißen für uns. Es ist eigentlich ein Frevel, wenn man in Frankreich weilt, aber der McDonalds lag so praktisch gerade neben der Tanke...

Nachdem die Strecke nach Mende eher der Pflicht entsprach, konnten wir uns jetzt auf die Kür freuen: die Gorge du Tarn. Das ist so geil, das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen: G o r s s c c c c h h h h h h d ü t a a a h h h r r n n n.

Ich mein, hier wohnen Leute! Sind die tagtäglich entzückt?
Mit Worten nicht zu beschreiben, die Schlucht ist wirklich sensationell.

Und dank des guten Wetters strahlte die Schlucht in den schönsten Grün-und-Grau-Tönen


Ausblick auf St.-Enimie






Chateau Haut-Rive

Eigentlich wollte ich diesem Sahnehäubchen noch die Kirsche aufsetzen und bei La Malène einen Abstecher die Serpentinen hoch machen. Nach 2 Kehren stand ich allein auf der Straße und hab auf meinen Freund gewartet

... und gewartet... und gewartet. Der war doch vorm Abbiegen noch direkt hinter mir?
Des Rätsels Lösung: er hatte angehalten und fotografiert und dann nicht mitbekommen, dass ich abgebogen bin.
Ich hab mir das irgendwann auch gedacht, gewendet und dann versucht, ihn wieder einzuholen. War ein bisschen das Rennen von Hase und Igel: er hat sich wahrscheinlich gewundert, warum er mich überhaupt nicht einholt, und ist daher auch ziemlich weit gefahren. Den Abstecher bei La Malène müssen wir also nachholen. Da mir dieser kurze Vorgeschmack auf die Cevennen aber Hunger auf mehr gemacht hat, werde ich meine nächste freie Urlaubswoche wohl für einen Tripp in die Gegend nutzen! Das wird zwar 2014, aber ich kann warten...
Weiter ging's im Hurra Richtung Millau.

Das einzige, was mich dann gleich wieder bremsen konnte, war ein Stand mit frischen Kirschen!!! Und ich war nicht der einzige Motorradfahrer, der auf diese grandiose Idee kam!
Wenn man die D809 entlangfährt, kommt man ums Eck und da liegt Millau vor einem inkl. des beeindruckenden Viadukts in ganzer Breite! Nicht schlecht, Herr Specht!

Natürlich haben wir uns dieses Wunderwerk menschlicher Baukunst nicht entgehen lassen!

Ein Blick auf die Uhr sagte uns dann, dass wir wieder ziemlich Zeit vertrödelt hatten. Die schlechte Nachricht: es gibt keinen kurzen, schnellen Weg nach Carcassonne. Die gute Nachricht: es gibt keinen kurzen, schnellen Weg nach Carcassonne, wir mussten also einfach die kleinen Straßen nehmen! Wir sind nicht ganz so gefahren wie geplant (noch kleinere weiße Straßen zu einem See), aber die Strecke über die D32, D68, D92 nach Mazamet hat einfach nur Spaß gemacht! Kleine Straßen, viele Kurven, da weiß man, woher das Wort „Kurvenrausch“ kommt.

Unterwegs noch ein Grund zum Feiern: die Fazer hat genullt!!!


Wir haben uns ein wenig stadtfein gemacht und auf ging's in die Cité. Die wollte ich unbedingt sehen! So spät am Abend waren die Busse voller Touristen zum Glück schon weg.

Vorsichtshalber werden auch kleine Moppeds angekettet.

Schon von außen beeindruckend.

Der erste Verteidigungsring.

Zum Glück schon geschlossen!

Idyllisch! Nur die Mülltonne stört ein wenig den Gesamteindruck...

Das Schloss selber war leider schon geschlossen, aber den Burggraben konnten wir uns noch anschauen.

Die französische Lilie ist allgegenwärtig.

Moderne Kunst

Interessant war der Bummel auf der Mauer.

Dahinter wartet Carcassonne.

Blick auf die Stadt.

Sieht aus wie eine Filmkulisse!

Interessante Sammlungen...
Wir haben es uns dann auf einem der Plätze gemütlich gemacht und endlich was Richtiges gegessen haben. So muss Urlaub sein: abends auf der Plaza sitzen, es ist lauschig warm und es gibt Crêpes mit Nutella!

Abends noch viel ansehnlicher!

Lauschige Sommernacht!

Geparkt haben wir neben einer ERNA. Konnte aber nicht meine sein, war viel zu sauber.