Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

Cote Azur, französiche Alpen und Pyrenäen, Normandie, Bretagne, Zentralmassiv uvm.
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castle-of-teck
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Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#1 Ungelesener Beitrag von castle-of-teck »

Urlaub 2013...und ich durfte doch noch fahren :oops:

Was war passiert ?

Üblicherweise sitzen wir Kollegen ( sechs an der Zahl, inzwischen sieben ) im Oktober über den Kalender zusammen und sprechen über die Urlauibswünsche fürs kommende Jahr. Ein Kollege hat inzwischen schulpflichtige Kinder, der andere eine Lehrerin geheiratet - genügend Zündstoff, denn einer soll ja immer im Büro sein, klar ?

Trotzdem hatte ich mir die letzte August- und die erste Septemberwoche ausbedungen, da ich eigentlich zusammen mit meinem Vater nach England / Dorset zum Dampf Festival wollte ( http://www.gdsf.co.uk" onclick="window.open(this.href);return false; ) - eine Varanstaltung, die es inzwischen 50 Jahre gibt und zwei Wochen läuft, ein Gelände von 60 Hektar und ca. 250.000 Besuchern. Also nix, war man so eben an einem Nachmittag eben anguckt - vier Tage vor Ort waren geplant. Das Treffen ist Traditionell an diesem Termin und wird es wohl auch die nächsten 100 Jahre bleiben.

Das war dann der erste Plan, der nix wurde :roll:

Okay, alternativ zwei Wochen Trentino - Planquadrate fahren, warum nicht. Als fünf Tage vor Abfahrt eine SMS auf meinem Handy ankam dachte ich mir noch nix böses, bis ich die SMS dann gelesen hatte : Mein Kollege hatte sich im Urlaub den Arm gebrochen und fällt mindestens eine weitere Woche aus.

Daraus wurden dann zwei...und ich war froh, beim Buchen der Hotels größten wert auf Stornofristen gelegt zu haben, denn wieder einmal war es nun nix mit meinem Urlaub.

Am 30. August bin ich dann morgends mit gepacktem Moped ins Büro, mit einer Mischung aus Vorfreude und Unbehagen - ich hatte noch keine Ahnung, ob und wohin ich fahren kann. Um 3/4 zwölf dann der erlösende Anruf, nächste Woche kommt mein Kollege wieder, ich könnte weg.

Dummerweise gab es da noch jemand, der meinte es sei wichtig und ich sollte doch bitte Samstag abend von 18 bis 21 Uhr arbeiten - das fand ich dann nicht so witzig, und als ich meinem Chef beim Mittagessen gegenübersaß hat er mich auf mein säuerliches Gesicht angesprochen.

Kurze Rede, langer Sinn : Ich bin dann um 13.05 Uhr von Stuttgart aus auf die A8 gen Karlsruhe, in Rastatt rüber auf die A35 und gen Lyon runtergedüst. Ziel grob Lyon, in Bourg-en-Bresse habe ich dann im F1 übernachtet - 550km in 6 Stunden sind glaub ein ganz passabler schnitt.

Ziel war, wie schon zwei ( unvollendete ) Male davon : Die Verdon-Schlucht, besser gesagt Castellane. Hier hatte ich mir auf einem Campingplatz ein "Mobile-Home" gemietet.
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Castellane kannte ich schon, wusste daß der Tankautomat am Supermarkt meine deutsche EC-Karte akzeptiert und über die Gegend dort...geht es noch besser ? Schwierig, würde ich sagen.

Samstags bin ich dann von Grenoble aus die D1075 gen Sisteron und dann weiter die D4085 bis Castellane gefahren...wobei die 1075 eigentlich keine D ist, eher eine Nationalstrasse, die sich zwar gerne auch mal windet, aber per se gut ausgebaut ist. Ich mag diese Strecke - irgendwie "riecht" es hier nach Urlaub, und die komischen weissen Dinger auf der Straße mit deutschen Kennzeichen sind doch eh alles nur äußerst "temporäre" Hindernisse :mrgreen:

Roche de la Baume in Sisteron wie üblich in der prallen Mittagssonne - danke, solche Bilder habe ich schon. Werd wohl mal eines Tages nur dort hinfahren, um mal ein Bild im gescheiten Licht zu machen, zu Sylvester oder so ***

Das Mobilhome war nett, und lag praktischerweise im Schatten - es heizte sich also tagsüber kaum auf, das war klasse. Es war zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber es funktionierte alles, eigenes WC und Dusche, Kühlschrank, 2-Flammen-Gasherd und Töpfe etc - alles da.

Lediglich so kleinigkeiten wie Salz, Pfeffer, Öl und Tomaten, Paprika, Fleisch etc hab ich dann im "Casino" in Castellane gekauft, wieder 8km kurven hin und 8 Zurück.

Sonntag war dann irgendwie "die Luft raus" - ich hab mal einen Tag Ruhe gebraucht, soll vorkommen.

Montag dann gleich das Kontrastprogramm - ich hörte es schon eine Weile, das rufen des Col de Turini. Als kleiner Bub hab ich den Röhrl im Fernsehen gesehen, wie er erst einen Ascona und dann später die Quattro´s den Turini hinaufgejagt hat - Hammer. Absolut Gänsehaut für mich. Jetzt, hier, heute - endlich. Hat nur 30 Jahre gedauert * lach *

Da geht´s hoch...
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Sieht im Fahren gar nicht so steil aus ?
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Hmmmm...hab ich doch das falsche Quartier gebucht ? Ein Blick auf die Karte sieht vielversprechend aus
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Alteisen oder...? Ein klein bisschen Startpilot und das Ding läuft wahrscheinlich wieder :?
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Fahrerisch war es dann irgendwie doch irgendwie "anders", der Pass selbst ist nicht wirklich in einem Sahne-Zustand, aber zum Kehren fahren hat es mega-spaß gemacht. Also weiter...dort lang
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Irgendwann nachmittags bin ich dann in Le Var auf die N202 gekommen, das plane ich ganz gerne so daß der Heimweg etwas "langweiliger" ist als der Hinweg - wenn noch Kraft da ist kann man ja immer noch einen Schlenker planen. In dem Fall ging der schlenker dann am Lac de Castilloin vorbei *ggg* - aber hallo, an der Strecke hab dann recht schnell einen Narren gefressen.

Dienstags dann eine klein-klein Tour, eine Zeitlang auf der D952 an der Schlucht entlang - ich hab beinahe Zustände gekriegt, was die Touris hier zusammenfahren. Daher ging die Route dann fast ausschließlich auf weissen Straßen weiter. Die geplante Schlucht-Umrundung wurde ( für dieses Mal ) ersatzlos gestrichen.

Plötzlich kam ich dann hier raus:
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Darf man hier tatsächlich deutsch sprechen und bekommt eine Antwort ??? Ich hab im Schatten eine Flasche Wasser geleert, aber irgendwie war niemand anzutreffen - also weiter. "Zuhause" auf dem Campingplatz sprach Google dann von doch 500 Einwohnern, das ist dort gar nicht so wenig, wenn ich es mit den vielen, vielen anderen "Ortschaften" von 1-3 Häusern vergleiche.

Es war inzwischen September - also nix wie rauf auf den Allos, der ist im Juli+August von 8-11 Uhr exklusiv für Radfahrer reserviert.
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Im Nachhinein frage ich mich, was diese armen Seelen da hochtreibt ? Die Strecke ist auf der Südseite ein schmaler Feldweg, die Nordseite ist nur manchmal besser - aber immerhin hat man auf der Nordseite einen schönen Ausblick.
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Aber - weiter. Der Bonette steht auf dem Plan, für mich zum ersten Mal. Die jungen Fotografen am Restefond konnte ich überreden, doch ein paar Bilder von mir mit meiner Kamera zu machen *ggg*
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Und dann,nach gefühlten 10 Minuten Schlangestehen, durfte auch ich mein Bild am Felsen am Bonnette machen.
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Das Wetter oben war sensationell, es war beinahe schon WARM !!! Die Sicht war phantastisch.
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Das kommen und gehen hat mich eine glatte halbe Stunde festgehalten, der Wahnsinn was da am Parkplatz alles aufschlägt. Die üblichen Holländer, Engländer im Dutzend mit Supersportlern, eine Honda Chopper mit Automatikgetriebe ( von einer netten Frau gefahren, mit der ich mich eine ganze Weile unterhalten habe )...und und und.

An diesem Tag war es zwar relativ heiss, aber auch windig - daher hab ich meine Heimfahrt dann verlängert und bin die D30 nach Rubion gen Beuil hinauf - absolut H A M M E R. Oben hatte ich dann die Wahl ob ich über die Gorge du Galamus oder die Daluis weiterfahre - so ne Auswahl hat man auch nicht jeden Tag. Der Spezialweg nach Pierlas, von dem Mimoto ein Video gemacht
hat wäre auch noch eine Option gewesen - mich zog es aber nach Valberg ( hier war ich in 2010 für eine knappe Woche untergebracht ) und über die Daluis zurück zum Campingplatz.

Am Freitag ging es dann noch mal eine etwas kürzere Strecke ( 260km ) gen Grasse...Grasse ohne Grasse habe ich die Strecke genannt, viel "in weiß" und dann über Aiglun noch mal einen Kurvenrausch - mit 3,0 Promille. War DAS ein Fest - unglaublich. Wenn jemand die gdb Route haben will - meldet euch.
Dort kam ich dann auch an einem äußerst seltsamen Bachbett vorbei
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Trotzdem, ich war pünktlich zum Kaffee wieder auf dem Campingplatz ich habe dann so langsam angefangen mein Zeugs zu packen - für Samstag war Heimreise angesagt.

Im Gegensatz zur Hinfahrt wollte ich nicht mehr ganz so viel AB fahren, und bin am Samstag pünktlich um 8 Uhr losgedüst. Castellane, Allos, Barcelonette, Col du Vars hoch. Weiter auf den Izoard hoch um dann dieses Bild zu machen
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Diese "Cass de la desserte" hat irgendwie etwas...ich liebe diese schroffen Felslangschaften, irgendwie Mondartig - faszinierend.

Eigentlich wollte ich in Albertville ein Zimmer beziehen und dann am Sonntag komplett AB mässig heimfahren - ich hab aber früh gemerkt daß ich sehr, sehr gut in der Zeit bin und hab dann in Briancon getankt, bei MacD das WLAN angezapft und meine Unterkunft storniert. Neues Ziel : F1 Genf - das kenne ich schon, auch die Pizzeria dort im Ort war in guter Erinnerung.

Weiter - es warten so unbekannte Namen wie Galibier und Telegraphe auf mich. Natürlich am Samstag total mit Fahrrädern "verseucht" - irgendeine Veranstaltung hat hunderte von Radfahrern den Berg hochgebracht, oben am Galibier war es so voll daß kaum ein durchkommen möglich war. Aber die Aussicht - vom feinsten.
Südseite
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Nordseite
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Ich bin dann in Albertville dem Verkehr am Lac du Annecy etwas ausgewichen und über den Forclaz gedüst - eigentlich ganzh interessant aber mit ( inzwischen ungewohnt ) viel Verkehr, würde ich wahrscheinlich nicht nochmal machen.

Irgendwann um fünf bin ich dann am F1 angekommen und hab "abgesattelt", war mir ganz recht so - ich wollte für Sonntag noch Wegzehrung und/oder Frühstück kaufen gehen. Weiterfahren bis nach Hause, nochmal 520 km - das wäre des guten eindeutig zu viel gewesen. Da ich immer einen kleinen Wasserkocher 0,5 Liter und eine passende Thermosflasche dabei habe, genieße ich es sehr, hier auf niemanden angewiesen zu sein.

Sonntag war dann fast ereignislos - in Genf erst einmal 3km herumgeeiert, bis ich gemerkt habe daß das Navi von gestern noch auf "Mautstrecken vermeiden" stand - mea culpa. Dann ging es dann 300km in der Schweiz auf der AB durch den Regen und wieder zurück nach D.

So war ich dann, nach knapp 3600km in 10 Tagen, wieder wohlbehalten und auch recht zufrieden zuhause angekommen.
How hard can it be ?
...(c) Jeremy Clarkson

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CrazyPhilosoph
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Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#2 Ungelesener Beitrag von CrazyPhilosoph »

Super Bilder, :L

Danke fürs mitnehmen.

Gruß
Dieter

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Karim
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Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#3 Ungelesener Beitrag von Karim »

Es hat mir Freude bereitet, Deinen Reisebericht zu lesen - Danke dafür! :L Auch Deine Maschine gefällt mir. Ist nicht eine von der Stange. 8-)

3600km ist eine Menge... und dennoch, wenn man Zuhause glücklich und zufrieden angekommen ist... am nächsten Tag möchte man am Liebsten wieder auf's Moped springen und wieder losfahren. Immer in Bewegung bleiben und immer wieder etwas Neues entdecken. Und es gibt noch so viel zu entdecken... :)
Allzeit gute und sichere Fahrt, Karim

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Schorsch
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Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#4 Ungelesener Beitrag von Schorsch »

Danke, danke und vieleicht gibt's bald wieder einen :idea: :idea: :idea:

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Oli.
Beiträge: 163
Registriert: Mittwoch 3. Oktober 2012, 12:11

Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#5 Ungelesener Beitrag von Oli. »

Schöne Tour.
Es ist aber auch wirklich toll da unten! Es gibt ja noch so viel überall zu entdecken, und trotzdem kann man immer mal wieder dort umherfahren. Die Auffahrt und dann die Aussicht (noch dazu wenn gar nichts los ist, wie im Oktober als ich das letzte mal da war) bei so schönem Wetter am Bonette ist einfach grandios <3 *schwärm* *schwärm* *schwärm*;))
Und tolle Bilder - gemacht und machen lassen :-)

Gruß
Oli
„Du hast die Wahl. Du kannst dir Sorgen machen, bis du davon tot umfällst.
Oder du kannst es vorziehen, das bißchen Ungewißheit zu genießen.“
Norman Mailer

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Linus
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Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#6 Ungelesener Beitrag von Linus »

Die spontanen Touren sind doch immer wieder die schönsten. Es macht den Eindruck, dass Du Deine
Notlösung doch noch geniessen konntest.
Super schöne Bilder; Danke dafür
Fremde sind Freunde, die wir noch nicht kennenlernen durften

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2wheeler
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Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#7 Ungelesener Beitrag von 2wheeler »

Sehr schöne Reise mit tollen Foto's.

:mrgreen:
Bild 3,3 L /100 km

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ryna
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Re: Seealpen 2013 - Pläne ändern sich immer mal wieder

#8 Ungelesener Beitrag von ryna »

Bei all den negativen Begleiterscheinungen ist es noch eine schöne Tour mit beeindruckenden Aufnahmen geworden.

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