Montag, 9. September: Auf nach Frankreich!

Als wir morgens die Terrassentür aufgemacht haben, schaute gleich eine der Katzen, die sich ums Hotel herumtreiben, bei uns vorbei. Schön, wenn man ebenerdig wohnt!
Pascal wollte sich heute auch auf den Heimweg machen und da der direkte Weg in die Schweiz ja viiieeelll zu langweilig ist, hat er sich uns angeschlossen.
Mit drei Männern im Schlepptau ist ja klar, dass wir erst um halb 10 zum Aufbruch bereit waren…

Nach Apricale führte uns eine kleine schmale Straße über Ciabaudo und Vignai.

Ab Apricale hatten wir dann auch mal wieder Aussicht, statt immer nur Wald ;-)
Das volle Kontrastprogramm stand uns anschließend bevor: wir mussten durch Ventimiglia und Menton durch! Hab ich schon mal erwähnt, wie sehr ich Stadtdurchfahrten mag?

In Menton hat uns die Aussicht aufs Mittelmeer ein wenig eingebremst.

Ich war hier ja noch nie und so musste das natürlich aufgesogen werden!

Da könnte ich den ganzen Tag das Meer beobachten!
So ganz ohne Navi sind Stadtdurchfahrten immer eine kleine Herausforderung. Und so landeten wir nicht ganz auf der von mir geplanten Route, aber immerhin in der richtigen Richtung.

In Gorbio (ein nicht eingeplanter Schlenker) ….

…. fanden unsere Moppeds einen schattigen Parkplatz unter dem Baum in der Ortsmitte und wir ein kleines Restaurant zur Erfrischung.

Der Weg Richtung St. Agnes brachte weitere Ausblicke: wir lassen das Meer so langsam hinter uns und wenden uns Richtung Berge.

Eine kleine einsame Strecke führt über Peille und l'Escarène …

… zum Col de Braus.
Die engen Kehren, die da hochführen, haben mich echt gefordert... Irgendwie war seit dem Tende meine Rechtskehrenphobie wieder da und es wurde und wurde nicht besser...
Was rund um den Gardasee noch lief – langsam zwar, aber ohne größere Probleme – verkümmerte in Frankreich zu einem unsouveränen, adrenalinfördernden Ums-Eck-Gegurke. Und je mehr Kehren schlecht liefen, umso unsicherer wurde ich …
Ein Blick auf die bereits gefahrenen Kilometer legte uns nahe, so langsam mal eine Tankstelle aufzusuchen. In Sospel haben wir aber auf Anhieb keine Tanke gefunden, also hat Schatzi das Navi angeworfen: in 9,3 km (oder so) wäre eine.
Also fuhr er vom Navi geführt als Lotse los.
Und wir fuhren hinterher.
Und fuhren.
Und fuhren über den Col de Castillon … 20 km bis Menton! Die 9,3 km waren wohl eher Luftlinie... Egal, die Strecke hat Spaß gemacht und dann sind wir sie halt wieder zurück nach Sospel und weiter Richtung Col de Turini gefahren.

Der Weg dorthin führt durch die Gorges du Piaon.

Von unten sieht man schon die Kapelle Notre Dame de la Menour.

Ich habe mal wieder angehalten, um Bilder zu machen. Und die tolle Aussicht zu genießen. Allerdings konnte von Ruhe keine Rede sein: drei Motorrad-Junkies sind wie die Bekloppten die Kurven hochgejagt – zumindest suggerierte das das Hochdrehen der Motoren… Da konnte ich nur grinsend den Kopf schütteln...

Und ich hab sogar nochmal angehalten, weil da die Aussicht ja noch viiieeelll interessanter war als 100 Meter weiter unten…

An der Kapelle Notre Dame de la Menour haben die Herren Rennfahrer aber netterweise auf mich gewartet. Und wie das mit den Jungs halt so ist: während die gequatscht haben, bin ich zur Kapelle hochgelaufen und hab euch ein paar Bilder mitgebracht:

Stufe um Stufe galt es zu erklimmen.

Über die Brücke geht es dann noch ein paar Stufen weiter hoch. War ja auch nur ein wenig warm…

Aber der Weg hat sich gelohnt!

Gut gelaunter Schweizer. Der hat seine erste große Tour mit der Adventure in vollen Zügen genossen.
Den Turini hoch gab es wieder enge Kehren mit Steinmauern, was bedeutet: man sieht nicht, ob von oben jemand kommt... Puh, ich hab natürlich Blut und Wasser geschwitzt...

Runter nach La Bollène hat mir die Strecke viel besser gefallen – trotz der tiefstehenden Sonne. Aber dank Tourguide Edi musste ich ja nur der Truppe hinterherfahren und die Stecke nicht selber finden!
In St. Martin stand dann eine letzte Pause auf dem Plan. Pascal hat sich dort dann auch ein Hotel gesucht. Ganz ehrlich: ich wär am liebsten auch einfach da geblieben und hab mich innerlich verflucht, warum ich nicht hier ein Hotel gesucht, sondern das Chambre d'hotes gebucht hab, das nochmal 30 Kilometer entfernt liegt...

Nach der Pause hieß es Abschied nehmen: Pascal war eine sehr angenehme Reisebegleitung und es war schade, dass wir uns schon wieder trennen mussten...
Nun ja, wir mussten dann letztendlich auch in die Pötte kommen: Die 30 restlichen km bis zum Chambre d'hotes standen an. Und was für ein schlimmes Schicksal: 30 Kilometer der schönsten Kurven! Und das allerschlimmste: die müssen wir morgen wieder zurück fahren!!!
Die Wegbeschreibung zum Chambre lautete „Nach dem Schild links“. Also sind wir nach Marie abgebogen und in engen (!) Kehren (!!) zum Dorf hochgefahren. Nach dem Ortsschild bogen wir links ab – so weit also noch im Plan.
Wir kamen an eine Gabelung, an der wir uns weiter links hielten. Und dann führte dieser schmale Weg bergan. Da Chambre d'hotes ja gerne mal ein wenig abseits liegen, haben wir uns nicht viel dabei gedacht.

Als der Belag aber immer kiesiger wurde und ich keine Lust hatte, später bergan auf Kies zu wenden, ist Schatzi erstmal voraus gefahren.
Und wir haben gewartet…
Und gewartet…
Als es immer länger dauerte, hab ich mal in unserem Chambre d'hotes angerufen. Die Herbergsmutter Carine hatte keine Ahnung, wo wir uns befinden: wir hätten gar nicht nach Marie hochfahren müssen, sondern unten an der Kreuzung (das allgemeine Straßenschild, nicht das Ortsschild, war gemeint) links auf den Parkplatz fahren.
Also wenden und wieder runter – inzwischen war es dunkel geworden.
An der Straße wartete Carine, um uns den kleinen Weg zu zeigen, der zum Haus führt: mit den Motorrädern müssten wir nicht oben parken.
Der Weg würde aber gerade renoviert und sei unbefestigt. Ja, ja, das wäre kein Problem für uns, hab ich in meinem jugendlichen Leichtsinn erklärt... Ha! Das war nicht nur ein Kies-Sträßchen, das war richtig aufgerissen inkl. 2 Kehren!
Die Linkskehre hab ich ja noch geschafft, vor der engen Rechtskehre hab ich aber angehalten und meinen Personal-Mopped-Schieber die ERNA das letzte Stückle zum Haus bringen lassen... Was für ein Abenteuer...

Das Chambre hat dann aber entschädigt: tolles Zimmer! Und erst das Abendessen, dass der Hausherr gezaubert hat: einfach toll! Kein Wunder, ist er doch gelernter Koch!