2 Wochen Urlaub und keine Ahnung wohin. Irgendwo fällt oder taucht das Wort "Vogesen" auf.
Moment... wo sind die gleich? Spanien? Quatsch, das waren doch die Pyrenäen? Oder nicht?
Egal, das Reiseforum weiss Bescheid. Also nach Reiseberichten über die Vogesen gesucht, fündig geworden und nach 10 Minuten war klar... da fahren wir hin.
Spätestens als wir unserem Nachbarn von unseren Plänen erzählt haben und er uns die Ohren vollgeschwärmt hat wussten wir dass wir ein paar tolle Tage vor uns haben.
Mit seinen wertvollen Tipps zur Route und eventuellen Unterkünften machte ich mich an die Planung für eine drei Tages-Tour.
Moment... da war doch noch was. Reiseforum? Mimoto? Ach ja, Michael hat sich netterweise gemeldet und gefragt ob wir ein bisschen Gesellschaft gebrauchen könnten.
Ich: Morgen gehts in die Vogesen. Freu :-)
Michael: Wohin?

Ich: V.O.G.E.S.E.N
Michael: Äh... die Vogesen sind gross.
Ich: Ach so...

Wenn sich Mimoto höchstpersönlich für eine Tour anschliesst und auch noch den Guide spielt sagt man natürlich mit Freuden ja.
Erster Tag, die Anreise

Erst galt es jedoch die knapp 300 Kilometer von unserem Wohnort nach Lapoutroie im Elsass, respektive bis zur Unterkunft Auberge de montagne Kébespré zurück zu legen wo wir uns am Abend mit Michael treffen wollten.
So machten wir uns mit unseren beiden Tigern auf den Weg. Ich spielte Packesel so dass Andrea auf ihrer XC locker und leicht Richtung Vogesen kurven konnte.



Nach circa 120 Kilometern bei bestem Wetter war dann auch die erste Pause fällig.
Bei einem kleinen Nest namens Éloie machten wir unter schattenspendenden Bäumen an einem lauschigen Plätzchen halt und assen, in Gesellschaft von ein paar Kühen, unsere Brote.

Frisch gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg. Wenige Kilometer weiter nach den ersten tollen Kurven über den Ballon d’Alsace weckte eine kleine Brücke meine Aufmerksamkeit.
So machten wir erneut Halt und schauten uns den Lac d'Alfeld mit seiner Staumauer an. Am Fusse der Mauer gibt es ein kleines Restaurant wo ich einen anständigen Espresso bekam.





Ich wollte nicht nur die schönen Routen und Kurven geniessen sondern ebenfalls ein bisschen was von der zahlreich vorhandenen Kultur und Geschichte aus dem Elsass mitnehmen.

So stand als nächstes ein Besuch bei der Gedenkstätte Hartmannswillerkopf auf dem Plan. Den Weg dorthin mussten wir uns allerdings schwer verdienen.
Ich hatte auf der Route einen falschen Waypoint gesetzt was uns einige Kilometer und Zeit kostete.





Schlussendlich fanden wir aber doch noch zum Vieil Armand und schauten uns in Ruhe und Andacht einen Teil der Gedenkstätte an.
Trotz der an und für sich tragischen Geschichte strahlte dieser Ort einen für mein Gefühl wunderbaren Frieden und eine gute Energie aus.
Im Gegensatz zur Gedenkstätte welche wir am nächsten Tag besuchten. Aber dazu später mehr...

Bis zur geplanten und reservierten Unterkunft waren noch ein paar Kilometer zurück zu legen und so machten wir uns wieder auf den Weg.
Trotzdem musste von Zeit zu Zeit ein Fotostopp sein, immer wieder beeindruckt von der wunderschönen Landschaft und der Stimmung am Himmel.
Die Wolkendecke, zum Greifen nah...

Andrea war guter Laune. Warum auch nicht, war ein wunderbarer Tag.

Irgendwann hat uns mein Garmin zumo 660 zur doch etwas abseits liegenden Unterkunft geführt wo Micha schon auf uns wartete.
Netterweise hatte er auch schon unseren Zimmerschlüssel besorgt so dass wir gleich aus unseren Motorradklamotten schlüpfen und uns für das Abendessen bereit machen konnten.

Im Speisesaal angekommen setzen wir uns gemütlich an einen Tisch und harren der Speisen die da kommen mögen.
Nach ein paar Minuten erscheinen zwei Herren im besten Alter und fragen uns höflich ob sie sich zu uns an den Tisch gesellen dürfen.
Natürlich dürfen sie. Und so lernen wir Michael und Jost kennen welche sich uns unkompliziert anschliessen und ebenso den nächsten Tag und Abend mit uns verbringen.
Zweiter Tag, KulT(o)ur, oder up und down (im doppelten Sinn)

Am nächsten Morgen geniessen wir erst mal ein ausgiebiges Frühstück bevor wir uns auf die von Mimoto vorbereitete Tour machen.
Wir wollen das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof besuchen und uns noch den Felsen von Dabo mit seiner eindrucksvollen Kapelle anschauen.

Wie geplant machen wir beim KZ Struthof Halt und begeben uns zum Gebäude in welchem der Empfang sowie ein kleines Museum mit Daten und Gegenständen aus den verschiedensten Konzentrationslagern untergebracht sind.
Alleine beim Anblick der ganzen Zahlen aus den Lagern wird mir schon anders. Trotzdem begeben wir uns dann zum Lagereingang und betreten das KZ.







Wie erwartet sind viele Menschen anwesend und die Stimmung ist gedrückt. Selbst Schulklassen mit jungen Menschen welche sonst nie um einen Spruch verlegen sind verhalten sich ruhig und beeindruckt.
Ich bin ein in meinem Innern sehr gefestigter Mensch, aber die Aura im Lager macht mir zu schaffen. Wie schrecklich muss das erst für die gefangenen und gepeinigten Menschen in dieser Zeit gewesen sein?
Nach dem Besuch des Denkmals machen wir uns wieder auf den Weg. Einige Kilometer weiter machen wir an einem netten Gasthaus Rast und essen was Kleines.
Langsam bessert sich die Stimmung und die Schwere des Gesehenen fällt allmählich von uns ab. Das tolle Wetter und die schöne Route tun ihr Übriges und so geniessen wir die restlichen Kilometer bis nach Dabo.

In Dabo angekommen machen wir uns auf den Weg hinauf zur Kapelle, während Michael und Michael unten auf dem Parkplatz auf uns warten und die wertvollen Moppeds bewachen.
Ich darf später sogar noch eine kleine Runde auf Michaels KTM drehen. Geile Kiste, diese 690er Spezial...

Jost, Andrea und ich bestaunen unterdessen die schnuckelige Kapelle auf dem Gipfel des Felsens und erfreuen uns an der fantastischen Aus- und Weitsicht.
Immer wieder erstaunlich zu was Menschen fähig sind, im Positiven wie im Negativen.














Irgendwann geht auch der schönste Tag zu Ende und so machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Herberge.
Jost kommt noch ein bisschen ins Schwitzen mit seiner KTM weil sich der Benzinvorrat langsam gegen Null bewegt und die restlichen Vier schwitzen weil sie was trinken möchten und sich partout keine Kneipe finden lässt die geöffnet hat.
Nach einer kurzen Rast in einem doch noch offenen Gasthof treffen wir etwas später als geplant im Gasthof Kébespré ein.
Mit etwas Wehmut nehmen wir gemeinsam das letzte Abendessen in Lapoutroie ein und stossen mit dem obligaten Schnäpschen auf den vergangenen Tag an.
Egal ob Blutwurz, Williams oder Mirabellenschnaps... ich vertrag das Zeugs einfach nicht.
Dritter Tag, der Abschied und die Heimfahrt
Entsprechend Mühe hab ich am nächsten Tag wach zu werden, obwohl ich nur eineinhalb Gläschen von dem Teufelszeug getrunken habe.
Der Blick aus dem offenen Fenster und zwei, drei Züge der frischen Luft lassen meinen Kopf langsam klar werden.
Der Hunger macht sich bemerkbar und so geht's hurtig zum Frühstück wo die andern Drei schon auf uns warten.

Leider gehen auch diese zwei Stunden schnell vorbei und so heisst es Abschied nehmen.


Michael und Jost machen sich als Erste auf den Weg. Ewas später verabschieden wir uns dann auch von Mimoto.
Nachdem auch wir unsere sieben Sachen verstaut haben geht's für uns ebenfalls Richtung Heimat.
Natürlich soll der letzte Tag in den Vogesen nicht einfach in ein simples nach Hause rasen ausarten und so beschliessen wir, uns noch den Col de la Schlucht anzusehen.
Im Nachhinein muss ich sagen dass wir uns das hätten schenken können (was uns auch einige Leute im Vorfeld gesagt haben) da erstens ein mörderischer Verkehr auf der Route herrschte und die Strecke nichts bietet was man unbedingt gesehen haben muss.
Wenigstens konnten wir auf der Passhöhe leckeren Kuchen und einen anständigen Espresso geniessen und von dort aus wieder die Route des Crêtes unter die Räder nehmen.



Der Ausblick und die restlichen Kilometer auf dieser wunderbaren Strasse haben uns mehr als entschädigt für die verlorene Zeit über den Col de la Schlucht.


Wo es rauft geht geht's auch wieder runter und so sind wir irgendwann wieder im Flachland angekommen.
Der restliche Weg nach Belfort Richtung Schweizer Grenze ist nicht weiter erwähnenswert.

Eine Sache war da noch... kurz vor der Schweizer Grenze wurden die Wolken immer dunkler bis irgendwann die ersten Tropfen fielen.
Gutgläubig wie ich bin hab ich Andrea's Bedenken zur Seite gewischt und die Regenkombis Regenkombis sein lassen. "Ich seh da schon wieder Sonnenstrahlen am Horizont"... von wegen.
Plötzlich hat der Himmel alles fallen lassen was an Regen da war und so waren wir innert Sekunden klatschnass. Und wie das in Frankreich so üblich ist... weit und breit kein Unterstand oder Gaststätte in Sicht.
Nass und frierend sind wir bei Boncourt über die Schweizer Grenze gefahren und keine fünfhundert Meter weiter war die Strasse trocken und die Sonne zeigte sich am Horizont.
Also Köfferchen auf, trockene Sachen montiert und schon sah die Welt wieder freundlich aus.
Der Rest ist schnell erzählt... ein Big Mac Menu und eine Umleitung später (wegen der Tour de Suisse) sind wir kaputt aber zufrieden zu Hause angekommen.
Unser Fazit:
Wir sind doof dass wir die Vogesen nicht früher auf dem Schirm hatten und werden auf jeden Fall noch mehr als einmal wieder hinfahren.
Die Landschaft ist traumhaft, die Leute nett und die Strassen für Motorradfahrer ein Paradies.
Dank an unsere netten Begleiter... Mimoto fürs guiden und teilhaben lassen, Michael und Jost fürs kennenlernen dürfen und alle für die nette Gesellschaft.
Wir sehen uns im Schwarzwald
