Gigl: Kurven und Pässe lassen sich überall in den Alpen finden, ganz besonders aber in der Gegend Savoyen, Piemont und Seealpen.
Drei Kurvenjunkies aus den drei deutschsprachigen Ländern CH, D und Ö haben sich zusammengefunden, um Landschaften, landestypische vorzügliche Speisen und gesellige Abende zu genießen und vor allem die Reifen schön rund zu fahren.

Mit von der Partie waren die Kleinste im Trio aus dem größten Land (357.168 km²), nämlich Benny, der Größte aus dem kleinsten Land (41.285 km²), nämlich Edi, und der Zweitkleinste oder Zweitgrößte, wie man will, aus dem zweitkleinsten oder auch zweitgrößten Land (83.855 km²), nämlich ich, also Gigl, als Novize, was diese Gegenden betrifft.
Benny: Jobmäßig leider verhindert war der hohe Norden mit MoniK, die das Kleeblatt eigentlich vervollständigen sollte..

Die Moppeds, mit denen wir unterwegs waren: Honda Transalp, Kawasaki ER-6N, KTM 990 Adventure.
Ich, das (Anti)Navigationsgenie, schlug die Routen vor, Benny das Organisationsgenie, sorgte für Quartiere und Edi, ja der war zum Glück einfach so mit dabei, hatte aber nur eingeschränktes Stimmrecht. Was er gar nicht sooo schlimm fand.
Edi: Dass ich mich hier auf eine Tour mit eingeschränktem Stimmrecht einlasse, war mir anfangs nicht bewusst. Aber da in der Schweiz die Stimmbeteiligung auch nie 100% beträgt, habe ich mich meistens neutral zurückgehalten, solange die Mehrheitsentscheide meinem Gusto entsprachen


Statt euch einen chronologischen Bericht abzuliefern, wie wir von links nach rechts und einmal im Kreis gefahren sind, haben wir euch unsere Eindrücke in verschiedenen Themenblöcken aufbereitet. Ich hoffe, es gefällt!
Sternfahrt nach Sallanches
Da ich diesen Sommer bereits das „Vergnügen“ hatte, mich auf Schweizer Landstraßen durch die Prärie zu quälen (siehe Thema „Motorradfahren in der Schweiz“), entschied ich mich für die Anreise nach Sallanches für die Kombi „Landstraße bis Rheinfelden“, „Autobahn durch die Schweiz bis Martigny“ und „Landstraße inkl. Col de la Forclaz bis Sallanches“. Eine gute Wahl: die Zeit verging wie im Flug, nicht mal auf der Autobahn wurde mir fad und das bisschen Regen über den Col de la Forclaz… Pff, nicht der Rede wert. Hat sich das Mitschleppen der Regenjacke wenigstens gelohnt.

Die Wolken am Genfer See versprechen nichts Gutes…

Einen Abstecher gab es in Montreux, um IHM meine Aufwartung zu machen.
Den aufmerksamen Leser wird es nicht verwundern, dass auch meine Anreise nach Sallanches größtenteils durch die Schweiz stattfand (man möge mir diese Albernheit verzeihen).
Ich habe mich bei bewölktem Himmel auf meine Kati gesetzt und entschied mich erst unterwegs, nicht die kürzeste Strecke übers Wallis zu nehmen, sondern die schnellere Route über die Autobahn. An dieser Stelle möchte ich erwähnt haben, Gigl, Du hast mein vollstes Verständnis und Mitgefühl über die Schweizer Dosentreiber, die anscheinend nicht langsam genug am Zielort eintreffen möchten.
Nun ja, ich kam bis Bern gut voran und hatte immer ein wenig den Himmel im Blickfeld. Richtung Genfersee entschied ich mich, nicht links nach Martigny in die dunklen Wolken zu fahren und begab mich in den zähflüssigen Verkehr in und um Genf herum. Außer ein paar Tropfen bin ich so glaub ich der einzige der angehenden Dreifaltigkeit geblieben, der auf trockenen Straßen angekommen ist und den Regenschutz im Gepäck lassen konnte.
Motorradfahren in der Schweiz
Auch nach meiner Anreise mit dem ARZ von Wien bis Feldkirch musste ich durch die Schweiz, um zum Treffpunkt Sallanches zu gelangen.
Vorerst nutzte ich die Funktion „kurvenreiche Strecke“ und fuhr bei teils nassen und feuchten Straßen durch schöne Landschaften bis zum Vierwaldstättersee, wo sich Steffi, wie aus dem Nichts, plötzlich dem Nirvana der Navigation hingab und mich wieder zurück schicken wollte.
Entnervt nicht nur von Steffi, der Blechdusse, sondern auch von einigen Schweizer Dosentreibern, die bei erlaubten 80 km/h, 65 und bei erlaubten 60 km/h, 45 fuhren, investierte ich € 40.- in die Vignette und verzog mich auf die AB.
Motorradfahren in Frankreich
Das Problem gibt es in Frankreich nicht. Offiziell sind außerorts 90 km/h erlaubt. Bei +/- 100 km/h pendelt sich der Verkehr dann ein.
Der französische Autofahrer an sich ist sehr aufmerksam, was Motorradfahrer angeht: da wird gerne weit rechts gefahren, um uns vorbei zu lassen.
Beispielsweise in Pontarlier. Dort war wieder Feierabendrückstau, aber die Franzosen haben uns sofort Platz gemacht, so dass ich sogar mit Koffern locker nach vorne fahren konnte. Wie aufmerksam!
Einfach super, wie ein Reißverschluss öffnete sich die Kolonne vor uns, das möchte ich mal hier in Ö erleben.
Das ist auch für mich eine ungewohnte Freundlichkeit der Franzosen, wenn man sonst in der Schweiz rumfährt.
Allerdings: eins muss ich ja mal loswerden. Liebe deutsche Autofahrer. Wenn ihr euch in bergigem Geläuft nicht wohlfühlt und jede Kehre angstschweißgebadet mehr oder weniger im Stillstand durchrollt, dann ist ein Urlaub in den Alpen vielleicht nicht die beste Wahl?
Und erst der Asphalt… So griffig, dass man sich von Tag zu Tag mehr in Schräglage traut. Man muss nur daran denken, seinen Fahrstil wieder anzupassen, wenn man nach Hause kommt.

Edi und ich sahen Benny meist aus dieser Perspektive!
Navigation
Es ist schon lustig, wenn bei drei Tourenteilnehmern alle drei mit Navi unterwegs sind.. So konnten wir aber einen völlig unobjektiven Vergleich zwischen Garmin und TomTom starten.
Das Geheimnis von Alpette
Als wir am Montag in Richtung Nivolet aufbrechen und Gigl uns anführt, freue ich mich, dass wir nicht durch den Stadtverkehr von Cuorgne durch müssen, sondern Gigl links in die Berge abbiegt. Aber irgendwann fing ich mich zu wundern an, weil mein Navi mich dauernd zum Wenden drängt. Ein Blick in die Karte schien zu bestätigen: nach Alpette ist Schluss, das ist eine Sackgasse!

Edis Navi sagt das gleiche, auch wenn Gigls Navi darauf bestand, dass es einen direkten Weg runter ins Tal nach Sparone gibt.
Wir haben also gewendet, sind durch den Stadverkehr von Cuorgne und weiter Richtung Nivolet. Allerdings gibt es in Sparone einen Wegweiser Richtung Alpette…
Gigl, ich habe gegoogelt: so wie es aussieht, führt tatsächlich ein schmales Teerband von Alpette ins Tal. Nächstes Mal dann..
Ok mach ma. Ich sag's doch immer, wenn jemand Probleme mit der Navigation hat, bin ich die erste Ansprechstelle!
Der Punkt geht also an Gigls Navi.
Ansonsten find ich mein TomTom bzw. Navis generell inzwischen echt super: wir haben so unser kleinen Nebenstrecken gefunden, was nur mit Karte/Schildern sonst eher mühsam gewesen wäre.
Und auch das souveräne Durchlotsen durch Städte wie Cuorgne zur Unterkunft hat was für sich.
Auf dem Weg zur italienisch/französischen Grenze fuhren wir auf eine große Motorradgruppe auf. Die hatten aber zum Glück das gleiche Navi wie Gigl und bogen an einem Kreisverkehr ab, an dem mein Navi und die Schilder einen anderen Weg nach Frankreich anzeigten. Dem sind wir gefolgt und direkt vor der Gruppe auf die Strecke nach Montgenèvre eingebogen.
Naja beim Modus kurvenreiche Strecke wird jeder Kreisverkehr mit genommen.
Der Punkt geht jedenfalls ans TomTom.
Aber beim Thema Tanken hat das TomTom echt Schwächen: die naheliegende Tanke beim SuperU (oder so) in Guillestre kannte es gar nicht. Edi hat uns da hin gelotst.
Punkt für mein Garmin. Hier hatte ich dann mal das Bedürfnis, mich aus meiner Neutralität zu bewegen und die Führung zu übernehmen.
Sag's doch immer, nichts geht über ein "gepflegtes" Garmin Navi.
TomTom und Garmin waren sich nicht immer einig. Vor allem, weil Benny zwischen den Wegpunkten „schnellste Route“ eingegeben hatte und Gigl „Kurvenreiche Strecke“. Mal war die Variante mit TomTom besser, mal hatte Garmin die Nase vorn. Für normale Motorradfahrer (also ohne Offroad-Ambitionen) würde ich einfach sagen: Unentschieden.
Allerdings gefällt mir die Zoom-Funktion im TomTom besser, da hier die Strecke genauer angeschaut werden kann: es werden nämlich auch Ortsnamen mit ausgegeben. Das haben wir beim Garmin nicht gesehen.
Vielleicht liegt es aber auch, wie so oft, am Anwender ;-)
Komischerweise rechnet das TomTom großzügiger, was die Fahrzeit anbelangt, und das Garmin, so zumindest unsere Eindrücke und Feststellungen, knapper!
Vorurteile, Gerüchte und was wirklich dahinter steckt
„In Frankreich verhungert man, da sind die Portionen so klein.“ Bitte???? Also, wer das behauptet, der muss schon mächtig Appetit haben!
„Die Strecke von Italien hoch zum Mont Cenis wird gern vom Schwerlastverkehr genutzt und ist stark befahren.“ Keine Ahnung, woher diese Info kam, aber stimmt definitiv nicht, wir hatten die Strecke fast für uns allein.
„Die Italiener fahren wie Sau.“ Stimmt. Vor Cuorgne ist uns ein bekloppter Punto-Fahrer aufgefallen, der uns kurz vor einem Tunnel, bei doppelt durchgezogener Linie, voll besetzt, vor uns noch x weitere Autos, bei 90 außerorts noch überholen musste.
"Huch", dachte ich noch, als ich, als Schlusslicht unserer Gruppe, plötzlich den Punto-Fahrer neben mir hatte. Wie schon erwähnt auf der doppelten Sicherheitslinie! Der hatte es richtig eilig!
Der war nicht ganz dicht in der Birne.
Und die Radfahrer auch! Auf der Südseite des Col de Lys trafen wir auf einen ambitionierten Radler, der uns fast keine Chance ließ…
Ich kann mich doch nicht von einem Radfahrer in freier Natur überholen lassen! Da war mein Ehrgeiz geweckt.
Ich hab den Radfahrer nicht sofort überholt wie ihr und bin fast den ganzen Weg hinter ihm hergefahren. Ich muss schon sagen, der hatte es echt ihm Griff. Keine einzige Unsicherheit! Ich würde mich nicht trauen auf so dünnen Reifen, fast nur mit Haut bekleidet, da so runter zu rasen.
„Die Franzosen sind unfreundlich.“ Nicht die Bohne!
Waren alle sehr freundlich, lag sicher auch an Benny, weil sie ja schon quasi als Deutsch-Französisch Dolmetscherin durchgeht.
Mir fällt als einziges Negativ-Beispiel der Typ in dem Lokal auf der Fahrt zur Gorges Daluis ein. Der war vielleicht nicht ganz unfreundlich, ein bisschen herb vielleicht oder auch nur unwillig.
Noch etwas zum Thema „gefühlte Wahrheit“: rein subjektiv hatten wir bei dieser Reise den Eindruck, dass die KTM Adventure-Reihe der BMW GS ihren Rang als Königin der Alpen abläuft. GSen gab es natürlich auch unterwegs, aber gefühlt waren die Katis mengenmäßig weit vorne. Eine solch gesammelte Präsenz hatten wir die letzten Jahre nicht registriert. KTM hat da wohl einiges richtig gemacht.
Ich hatte auch den Eindruck, dass neben vielen KTMs auch viele Ducatis unterwegs waren. Etwas Markenvielfalt auf den Straßen kann nicht schaden.
Tanken in Italien
Beim Tanken in Italien krieg ich jedes Mal die Vollmeise… keine der Tankstellen, die wir angesteuert haben, war besetzt. Und der Automat nahm weder Visa oder Mastercard noch EC-Karte. D.h. wir mussten mit Bargeld ran und haben die 3 Moppeds mit insgesamt 50 Euro befüllt… Wieso es in Italien mit EC-Karte nicht geht, wie im Rest von Europa, bleibt mir ein Rätsel…
Mautstationen
Um schneller durchs Aosta-Tal zu kommen, haben wir bis St. Vincent die Autobahn genommen. Und für die 30 km mussten wir 12,80 Euro löhnen! Und dann nimmt der Automat keine Kreditkarte und gibt das Wechselgeld in 50er Münzen raus, die man mühsam aus dem Behälter klauben musste…
Da ist wohl der private Betreiber dieses Teilstücks etwas pleite oder etwas gierig. Beim nächsten Teilstück waren es ja nur wieder 1,20 Euro.
Bei einer etwaigen amtlichen Kontrolle muss man dann vielleicht fürchten, dass man verdächtiget wird, einen Opferstock geplündert zu haben!
Bei den Mautpreisen dort kommt einem sogar der Preis für die Schweizer Vignette wie ein Schnäppchen vor.
Ich hatte ja noch geunkt, dass das in Frankreich mit der Kreditkarte viel besser klappt. Und dann akzeptierte die Maut-Station bei Genf meine Kreditkarte nicht, und ich hatte nur noch einen 50er, den der Automat natürlich auch nicht wollte. Zum Glück hat mir Gigl mit einem kleineren Schein aus der Patsche geholfen. Und wenigstens bestand hier das Rückgeld aus 2-Euro-Stücken