Aber seht und hört und lest selbst. Wieso lesen? Weil es den Reisebericht natürlich auch zum Lesen hier im Forum gibt.
Spritztour mit Spritsuche - Auf Probefahrt in Frankreich
Links zum Öffnen in Youtube:
Reisebericht: Spritztour mit Spritsuche (Dreh-Momente 2016 Folge 5)
Streckenvideo: Col de Rousset (Dreh-Momente 2016 Folge 4)
Die Protagonisten:
Kowalski auf BMW F800GS
Brummi & Sonja auf BMW R1200GS
Axel auf Triumph Tiger 1050 Sport
Petra auf BMW S1000R
HP auf Ducati Hypermotard 1100S
Uli im Auto - mit an Bord: Maurice, 9 Jahre.
Ein Reisebericht von Heiner Kowalski
Zitat aus einem französichen Spielfim: "Das Leben ist nichts als die endlose Probe einer Vorstellung, die niemals stattindet." *)
Wenn das wahr ist, dann ist auch jede Reise nichts als eine Probefahrt für die nächste Reise. Diese Probefahrt führt uns in die französischen Alpen. Es ist Ende Mai des Jahres 2016. Im Süden des Massivs Vercors beziehen wir eine Unterkunft für die nächsten Tage. Von den Erkenntnissen der Probefahrt erzählt dieser Bericht.
Der Vercors ist ein durch tiefe Täler begrenzter Gebirgsstock im äußersten Westen der französischen Alpen. Ich bin mit ein paar Freunden dahin unterwegs. Am Ziel erwartet uns kühles Bier, das Uli mit dem Auto mitbringt. Nicht nur die Bier-Vorfreude, auch das nahende Unwetter motiviert uns, zügig ans Ziel zu kommen.
Geschafft! Wir sind schneller als das Unwetter. Es ist Sonntag Abend. Nach 2 Tagen Fahrt endlich angekommen!
Einfahrt in unsere Unterkunft
Der Hof
Doch was folgt, sind zwei Irriationen, die uns verunsichern. Die erste ist, dass der mutmaßliche Vermieter nicht etwa ein Franzose ist. Nein, in breitestem Badisch werde ich angesprochen:
Er: "Kammer Euch weiterhelfe?"
Ich: "Ja, wir ham hier gebucht."
Er: "Ab Montag, net?"
Ich: "Nein, ab Sonntag."
Er: "Sonntag? Nö, Montag!"
Dieser Dialog war die zweite Irritation.
Tja, wer hat sich nun im Termin geirrt? Ist die Buchung schief gelaufen? Müssen wir etwa im Regen schlafen?
Schnell hat sich das Missverständnis geklärt. Der Vermieter hatte uns am falschen Tag in seinen Kalender eingetragen und uns deshalb erst einen Tag später erwartet. Aber unsere Selbstversorgerunterkunft war frei und für uns bereits vorbereitet. Wir richten uns häuslich ein und widmen uns der Fahrzeugpflege.
Kettenschmierung ist eine Angelegenheit, die nicht vernachlässigt werden sollte. Mit vereinten Kräften kippen wir die Mopeds zur Entlastung des Hinterrads über die Seitenständer und versorgen so die Antriebsketten mit der nötigen Portion Schmiermittel. Bei meinem Moped erleichtert der Hauptständer die Sache ungemein. Nur Kardanfahrer haben es noch leichter!
Probefahrt-Erkenntnisse - Teil 1: Gepäck
Hier die 3 wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Gepäck-Minierung:
Drittens: Wer weniger im Regen Regen fährt, braucht auch weniger Kettenspray
Zweitens. Wäscheberge lassen sich einsparen mit Reisewaschmittel!
Und die wichtigste Erkenntnis: zwei paar Stiefel braucht es doch gar nicht! Die Bergstiefel eignen sich zum Moped fahren genauso so gut.
Montag ist Schontag
Nicht aus einem Hang zu irgendwelchen Tugenden legen wir am Montag einen Schontag ein, sondern weil das Wetter noch nicht so richtig mitspielen will. Stattdessen erkunden wir zu Fuß die nähere Umgebung.
Die Umgebung
Mein Lieblingssitzplatz unter dem Baum
Eine Landebahn für Flugzeuge
Zwischendurch zeigt sich das Wetter freundlich
Am Nachmittag schmieden wir Pläne für die Touren der nächsten Tage - doch in Frankreich soll wegen Streiks der Sprit ausgehen, erzählt man uns...
Probefahrt-Erkenntnisse - Teil 2: Tanken in Frankreich
Die 3 wichtigsten Erkenntnisse zum Thema tanken in Frankreich:
Drittens: Sprit gibt's auf dem Land häufig nur an Automaten, an denen man nur mit Karte bezahlen kann.
Zweitens: meine Karten werden nicht von allen Automaten akzeptiert...
Und die wichtigste Erkenntnis: die beste Kreditkarte nutzt einem nichts, wenn den Tankstellen der Sprit ausgeht.
Dienstag: Diois
Die Nachrichten verheißen wenig Gutes: Gewerkschaften protestieren gegen eine geplante Arbeitsmarktreform und haben 8 von 10 Raffinerien blockiert. Tankstellen geht der Sprit aus. Unser heutiges Vorhaben: eine Tour durch das Diois Massiv. Die Wettervorhersage verspricht uns dort Sonnenschein und angenehme Temperaturen.
Morgendlicher Fensterblick
Monduntergang
Sonnenaufgang
Morgenstimmung
Noch mehr Morgenstimmung
An der Tankstelle haben wir Glück. Unsere Tanks sind randvoll. Doch der Sprit ist bereits rationiert: maximal 30 Liter pro Tankvorgang. Wie lange die Tankstellenvorräte wohl noch reichen? Wir werden sehen, wie weit wir in den nächsten Tagen kommen. Jetzt fahren wir erstmal der Sonne entgegen.
Das Diois Massiv ist ein Gebirgsmassiv in den französischen Voralpen, das südlich des Vercors Massivs gelegen ist. Die höchste Erhebung im Diois ist mit 2.051 Metern der Jocou.
Ähm, sagte ich der Sonne entgegen? Ganz schön frisch so knapp unter der Wolkendecke. Lausige 8 Grad zeigt mein Bordthermometer auf der Passhöhe vom Col de Grimone. Endlich! Weiter südlich zeigt sich der Himmel freundlich und mein Thermometer zeigt nun doppelt so hohe Werte an. Unser Plan geht auf.
Nach einigen Stunden begeben wir uns auf die Suche nach einer Einkehrmöglichkeit. Doch in dieser dünn besiedelten Gegend ein Café oder eine Bar zu finden, ist nicht ganz einfach. Die wenigen, die wir in der letzten größeren Ortschaft finden konnten, waren zur Nachmittagszeit alle geschlossen.
Wir passieren den Col de la Croix. Den Col de la Croix? Eher einen von vielen. Dieser hier ist nicht der einzige Pass, der den Namen Col de la Croix trägt, auf deutsch Kreuzpass. Wir sind schon an einigen mit diesem Namen vorbeigefahren. Vermutlich deutet der Name auf eine Wegkreuzung hin.
An einer niederländischen Ferienanlage für Motorradfahrer fragen wir nach einer Einkehrmöglichkeit und werden hineingebeten. Wir bekommen erklärt, dass Restaurantbetriebe hier im Sommer geschlossen werden, wenn genug Geld verdient wurde. Wahrscheinlich keine Information aus erster Hand, aber unsere Getränkewünsche werden zu ortsüblichen Preisen erfüllt.
Am Ende der Tour bekommen wir unsere Tanks nochmals gefüllt. Doch die Rationierung hat sich verschärft. Ob es morgen überhaupt noch Sprit gibt?
Probefahrt-Erkenntnisse - Teil 3: Bergausrüstung
Hier die 3 wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Bergausrüstung:
Drittens. Es ist ratsam, sich mit Kartenmaterial einzudecken
Zweitens. Meine Bergstiefel sind wasserdicht
Die wichtigste Erkenntnis. Sonnenbrille immer ins Etui! Doch dazu später noch mehr...
Mittwoch: Vercors
Endlich! Die dicken Wolken, die gestern noch in den Felsen des Vercors-Massivs hingen, sind verschwunden. Unser Hauptanliegen, Touren im Vercors zu fahren, können wir endlich in die Tat umsetzen. Die heutige Tour führt uns einmal rundherum durch den zerklüfteten Gebirgsstock.
Am Col de Rousset
Auffahrt zum Col de Rousset
Combe Laval - Aussichtsplattform beim Col de la Machine
Combe Laval - Aussichtsplattform am anderen Ende
dito
Beeindruckte Blicke
Um unsere Tour zu Ende zu fahren, brauchen wir Benzin. Dann der Schock: Benzin ist ausverkauft! Hoffentlich finden wir bald eine Tankstelle, die noch Reste in den Tanks hat. HPs Ducati ist kurz vorm Ende ihrer Reichweite!
Nur wenige Kilometer weiter dann dieser Anblick, der uns ein beruhigendes Gefühl gibt:
Und sie fahren doch: Tanklaster
Es gibt also Nachschub, wenn auch nur sehr schleppend. Unsere Tanks sind wieder voll und wir können die Tour zu Ende fahren.
Donnerstag: Côte Belle
Heute wandern wir entlang der Côte Belle - wörtlich schöne Küste - so der Name eines Berghangs über einem idyllischen Tal. Nach einiger Zeit stelle ich fest, dass meine Sonnenbrille fehlt. Sie muss mir aus der Hosentasche gefallen sein, in die ich sie steckte, während ich Videoaufnahmen gemacht habe. Weit kann sie also nicht sein, sie muss auf diesem Wegstück liegen - irgendwo zwischen der aktuellen Position und dort, wo vorhin die Kamera stand. Da die Brille nagelneu und nicht ganz billig war, begebe ich mich auf die Suche und gehe mehrmals den Weg ab.
Sonnenbrille tarnt sich im Gras
Eine Stunde lang suche ich vergeblich, erst allein, dann mit HPs Hilfe. Es ist seiner Aufmerksamkeit, zu verdanken, dass er sie im Gras entdeckt. Die Brille ist wieder da, aber der Zeitplan für unsere Wanderung ist futsch. Wir brechen ab, sonst wäre es zu spät geworden. Schön war es trotzdem!
Erleichtert...
Und was lernen wir daraus? Brille bei Nichtbenutzung immer ins Etui!
Brücke über die Gervanne - bei Beaufort-sur-Gervanne
Die Gervanne
Freitag: Retour
Unsere Gruppengröße hat sich auf der Heimreise reduziert. Aus familiären Gründen wählen Petra und HP den schnellsten Weg über die Autobahn. Wir bewältigen die Rückfahrt wie geplant auf 2 Etappen und wählen die gleiche Route wie auf der Hinfahrt.
In den nordöstlichen Landesteilen funktioniert auch die Spritversorgung wieder problemlos. Wir müssen uns keine Sorgen machen, nicht nach Hause zu kommen.
Wir übernachten in Orchamps-Vennes im gleichen Hotel wie bei der Hinfahrt.
Hotel Barrey
Kirche St. Peter & St. Paul
Probefahrt-Erkenntnisse - Teil 4: Reisewetter
Die 3 wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Reisewetter:
Drittens: Wetter ist Glücksache.
Zweitens: Es kommt wie es kommt.
Die wichtigste Erkenntnis dabei: Ein Blick auf's Regenradar ist nie verkehrt. Durch eine alternative Route über die Vogesen umfahren wir dicke Gewitterwolken über dem Schwarzwald und bleiben so trocken.
Probefahrt-Erkenntnisse - Teil 5: Essen in Frankreich
Die allerwichtigste Erkenntnis überhaupt: Die schwäbische Butterbrezel schmeckt immer noch am besten!
* Filmzitat aus: "Die fabelhafte Welt der Amélie" - der Schriftsteller Hipolito im Café-Restaurant "des 2 Moulins"
3,3 L /100 km
Ja, sehr sympatische Leute! Und das beste: La Grange gehörte während unseres Aufenthalts alleine. Da Hausherr und -Dame im Laufe dieser Woche selbst in den Urlaub gefahren sind, hatten sie keine anderen Mieter mehr aufgenommen. Das Wetter kam mir ehrlichgesagt sehr entgegen. Ich habe gerne zwischendurch einen Tag Fahrpause und bewege mich zu Fuß. Am Donnerstag (Wandertag) habe ich diese Fahrpause freiwillig eingelegt. Schließlich hatten wir noch 2 lange Fahretappen auf der Heimreise vor uns.
Ja, ja, so kennt man Margarete und Thomas, sind schon besondere Menschen. Hab mir schon gedacht, ob die gerade das Womo fertig zur Abreise, oder gerade zurück kommen. Ist ja cuh auf dem Video zu sehen. War bei uns auch so, da fuhren sie am gleichen Abend unserer Ankunft los. 