Ende September fand unsere wichtigste Messe statt. Und als Messeplanerin für die 700 qm war für mich ab Mitte August nicht daran zu denken, mal noch eine Woche frei zu nehmen und eine längere Motorradtour zu machen.
Die stressige Vorbereitung und die anstrengende Messewoche waren dann aber doch irgendwann vorbei und ich hab mir in der ersten Oktoberwoche Urlaub gegönnt.
Und auch wenn das Wetter jetzt nicht so der super-Burner war, stand immer noch ein kleiner Herbst-Trip in Richtung Slowenien auf dem Plan. Mir träumte es von herrlichen Herbsttagen mit klarer Luft, Sonnenschein und einem farbenprächtigen Naturschauspiel. Aber irgendwo auf dem Weg zum Wetter-Petrus ist mein Wunsch wohl von der Fahrbahn abgekommen...
Egal, am Montag ging es endlich los und das Reisefieber hatte mich gepackt! Bis Österreich ist es bewölkt und kühl. Unser Nachbarland zeigt sich dann aber gleich von seiner besten und schönsten Seite und packt die Sonne aus. Da kommt natürlich auch richtig schönes Urlaubsfeeling auf!
Völlig ungewohnt zieht es in Südtirol aber dann zu:

Ich ziehe hier vorsichtshalber mal meine Regenjacke an...
Und wie wenn ich es geahnt hätte, fängt es bei Brixen an zu regnen und will gar nicht mehr aufhören. Und das blöde Tal Richtung Österreich zieht sich!
Wenigstens komme ich flüssig vorwärts, weil ich nicht ständig zum Fotografieren anhalte... Es hört zwischendurch auf zu regnen (und bei mir macht sich Hoffnung breit!), dann fängt es wieder an (und ich seufze schicksalsergeben unterm Helm). Nicht mal das Überschreiten der österreichischen Grenze kann das Wetter zu einer freundlicheren Anmutung überreden.. Erst nach Lienz hört es endlich auf!
Ziemlich eingeweicht komm ich kurz vor halb 6 in Oberdrauburg an. Der Wirt dreht im Bad gleich mal die Heizung hoch und gibt mir alte Zeitungen, damit ich die Handschuhe und meine Hosenbeine bis morgen wieder trocken bekomme.

Aber wie als Ausgleich sind wir dieses Jahr in einem ganz urigen Zimmer untergebracht mit einem Bett, auf das ich Zwerg richtig hochkraxeln muss! Lustig, wenn man morgens im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bett fallen kann!

Wir haben sogar einen eigenen Erker!! Platz zum streuen und vorlegen und ich hab malerisch meinen ganzen Krempel ausbreiten können!
Und nur knapp 2 Stunden später trudelt auch mein Freund aus der Schweiz ein: er ist später losgefahren und kam völlig trocken durch... Ich muss dringend an meinem Timing arbeiten!!!
Dienstag, 2. Oktober: Auf durchs Friaul gen Slowenien
Nach vielen guten Tipps zu interessanten Strecken durchs italienische Friaul und weil wir die Passage über Nassfeld/Sella Nevea nun schon zur Genüge kennen, hab ich eine interessante neue Route gen Slowenien rausgesucht.
Die Vorfreude ist also groß – bis ich den Vorhang nachm Aufstehen zurückziehe: es ist neblig und trüb... So macht Losfahren keinen Spaß.
Wir trödeln beim Frühstücken und Packen rum, immer in der Hoffnung, dass der Himmel gleich aufreisst und die Sonne raus kommt. Um 10 begraben wir diese Hoffnung und machen uns auf den Weg. Wir sind aber optimistisch, dass der Wetterbericht recht behält und es nicht regnet. Also erstmal keine Regenjacke an.
Die Strecke nach Oberdrauburg ist eigentlich super schön zum Fahren. Und wir hatten überhaupt keinen Verkehr! Theoretisch die besten Voraussetzungen für einen kurvenreiche Start in die Tour. Wenn, ja wenn die Fahrbahn nicht nass und rutschig gewesen wäre und wenn, ja wenn es nicht nach 7 km (Hälfte der Strecke) zu regnen angefangen hätte... Also nach 7 km der erste Halt, um die Regenpelle überzustreifen...
In Kötschach-Mauthen geht’s weiter gen Plöckenpass. Da hat's uns auch schön die ganze österreichische Seite verregnet. Kaum über die Grenze nach Italien und es war trocken!!! Also der nächste Halt und Regenklamotten wieder einpacken. Die Zollfahnder am Grenzhäuschen haben uns dabei interessiert beobachtet, haben wir den kleinen Halt doch für die ersten Bilder des Tages genutzt:

Suchbild: wer findet die kleine Steinruine? Um das Häuschen in optimaler Lage gegen den Horizont fotografieren zu können, hätte ich zu der Zoll-Truppe zurücklaufen müssen. Und darauf hatte ich nicht wirklich Lust...
Als wir weiterfuhren die nächste Überraschung: der Asphalt auf der italienischen Seite ist viel besser! Der Plöckenpass hat mir gut gefallen, den würd ich gern mal mit trockener Fahrbahn fahren!

Paluzza, am Fuße des Plöckenpasses.

Kirche? Gemeindehalle? Sektenzentrum? Keine Ahnung, aber sehr idyllisch gelegen!

In der Gegend hat es unheimlich viele kleine und größere Wasserfälle! Anfangs waren wir ja noch ganz begeistert, aber irgendwann haben wir sie einfach nur noch zur Kenntnis genommen und sind vorbeigefahren, ohne anzuhalten.

Da musste ich aber doch noch schnell anhalten, ist schließlich mein Sternzeichen! Und in der freien Wildbahn bekommt man die ja eher selten vor die Linse. Und dann stehen sie auch nicht so ruhig Modell ;-)

Weiter führte uns die Route zum Monte Zoncolan. Und trotz der tief hängenden (Regen)Wolken haben wir Aussicht gehabt!

Mal davon abgesehen, dass Regen und nasse Straßen das Motorradvergnügen empfindlich trüben, so geben die Wolken der Landschaft doch einen ganz eigenen Reiz. Wenn's dabei trocken wäre, wär's noch schöner ;-)
Die urige kleine Straße führte weiter bergan und plötzlich steht man oben am Skigebiet aufm Parkplatz. Der Skilangläufer, der dort seine Trainingseinheiten auf Rollskiern absolvierte, guckte irritiert. Ich guckte auch irritiert, nämlich auf meine Karte: eigentlich sollte die Straße hier weiterführen und zwar durch Tunnels. Ich seh hier keine Tunnels, nur die Parkplatzschleife...

Eine kleine Straße, die eher wie die Zufahrt zu Ferienhäuser oder Hotels aussah, führte tatsächlich weiter in Kehren den Berg hoch.

Ich war mir ja sicher, dass wir irgendwann auf einer Schotterpiste an der Skistation enden...

Mitnichten: letztendlich erreichten wir den tatsächlichen Gipfel!

Das „Gipfelkreuz“ war leider nicht der höchste Punkt, aber trotzdem schön anzusehen!

Auch der Giro d'Italia hat anscheinend hier Station gemacht.

Ein bisschen Aussicht geht immer! Auch wenn man dafür auf den Hügel klettern muss.

Und von oben schon ein Vorgeschmack, wie die Straße weitergeht!

Ja, so gefällt uns das!

Schön, wenn die Karte stimmt: durch 3 Mini-Tunnel ging die Winzstraße den Berg wieder runter.

Die steinerne Brüstung am Weg verführt zum Auf-Dem-Bauch-Liegen-Und-Durch-Die-Sichtlöcher-Schauen.
Die Straße wurde noch schmaler und ging steil den Berg runter. Das hat Konzentration gefordert, aber auch Spaß gemacht.
Unser Handicap während des ganzen Tages: nasses Laub und Dreck auf feuchter Straße. Das bremst ungemein.

Am Fuße des Passes dann ein völlig tiefenentspannter Zeitgenosse. Die Katze hat uns völlig ignoriert. Ich glaub, die Maus im Gras war viel spannender!

Als wir das – erstaunlicherweise mal gerade – letzte Stück der Straße hinter uns hatten, fuhr ein Transporter hoch. Und ich war froh, dass er diese Idee nicht schon früher hatte, um uns unterwegs zu begegnen...

In Liariis fiel uns zum ersten Mal auf, dass in Italien gerne Kirchturm und Rest der Kirche durch eine Straße getrennt sind. Warum eigentlich?

Die ersten Male in Italien hab ich mich gewundert, wieso eigentlich überall vor Manövern gewarnt wird. Bis mir klar geworden ist, dass die Zeichnung auf dem Schild kein Panzer, sonder ein Baustellenfahrzeug ist. Seitdem muss ich immer grinsen, wenn ich an einem der Schilder vorbeifahre

Weiter ging es Richtung Monte Rest.

Wir überqueren den Tagliamento, der dem Tal seinen Namen gibt.

Also wirklich, hier pisst der Berg einfach ganz unverschämt auf die Straße! Zustände sind das...

Ein Blick hinunter ins Tal.

Die Strecke über den Monte Rest ist auf der Karte eine „gelbe“ Straße. In der Realität ist sie klein und kurvig.

Da muss man ein Faible für schmale Straßen mit teils suboptimalem Belag, unübersichtlichen kleinen Kurven und gerne überraschenden 180-Grad-Kehren um einen Felsen rum haben.

Zum Glück hab ich das definitiv! War superspaßig zum Fahren!

So parkt man mit einem Mopped schnell mal die halbe Straße zu!

Schöne großzügige Kehren.

Ich war ja so fasziniert, dass die weißen Steine aus der Ferne wie ein Fluss aussehen und hab gedanklich Witze gerissen, dass die Leute hier Flüsse aus Steinen nachbauen. Bis mein Freund bemerkte, dass das im Frühling nach der Schneeschmelze sicher ein beeindruckender Strom ist. Ah, okay, das könnte natürlich auch sein...

Beeindruckende Bergwelt.

Unser Weg führte uns am Lago Tramonti vorbei...

… durch Chièvolis ...

… und auf einer noch winzigeren Straße zum Lago di Selva.

An der kleinen Kappelle legten wir ein Päuschen ein, das durch den einsetzenden Regen vermiest wurde. Der Ort war eigentlich super idyllisch – bis die Arbeiter auf der anderen Seeseite ihre Mittagspause beendeten und wieder ihre Schlagbohrer anschmissen.
Also im Regen die Winzstraße zurück. Kurz darauf hörte es wieder zu regnen auf, es wurde dampfig und wir hielten schon wieder an, um die Regenklamotten wieder loszuwerden. Diese ständige An- und Auszieherei nervt kolossal, ist ja wie bei der Pariser Modenschau ;-)

Wenn's nicht regnet, ist unser Forschergeist definitiv stärker ausgeprägt, und so haben wir natürlich gleich mal angehalten, als wir die Treppe und den Höhleneingang entdeckten.

Im Inneren der ziemlich kleinen Höhle (dank exzellenter Ausrüstung des Schweizer Höhlenforschers hatten wir eine Taschenlampe dabei!) gab es einiges zu sehen: einen Steinaltar ...

… und einen unterirdischen Teich!

Auch ansonsten hat sich der kurze Halt gelohnt: nur ein paar Schritte neben der Straße konnte man einen Blick in eine kleine Schlucht werfen!
Bis kurz vor Clauzetto war's trocken, dann schiffte es wieder und ich hab kurzfristig erstmal gar nix gesehen. Dabei würden diese kleinen Straßen echt Spaß machen!

Nach Vito d'Asio (stellt euch die Aussicht einfach etwas heller und sonniger vor!) sind wir ein wenig wirr in der Gegend rumgefahren bzw. hilflos auf die Karte starrend rumgestanden. Ein Bus hat sogar extra mitten auf der Straße angehalten und wollte uns helfen! Und der Autofahrer hinter ihm hat weder gehupt noch gemeckert!

Wir haben nicht ganz den geplanten Weg gefunden, aber der neue Weg führte uns an dieser schicken Lagune vorbei!

Ich glaub, ich muss nochmal im Frühling wiederkommen: ich würde das gern mit grünen Bäumen sehen!!!
Bei Trasghis überquerten wir die beeindruckenden Fiume Tagliamento (also das Flussbett des Tagliamento). Leider war zu viel Verkehr, als das wir da anhalten und Bilder hätten machen können.

In Gemona gab's noch eine kleine Stärkung. Und gleich gegenüber ein Haus mit einem sportbegeisterten Besitzer.
Wir wollten ein wenig Strecke machen und haben uns bis Tarcento für die Schnellstraße entschieden. In Tarcento sind wir der teils sehr abenteuerlichen Ausschilderung zum Passo di Tanamea gefolgt.

Der Turm von Cisenis.

Und schön, wie sich das Bild in dem Dorf auf dem Hügel wiederholt! Ja, die Italiener haben echt ein Auge für tolle Motive!

Der Tanamea-Pass bot dann für heute eine echte Abwechslung: keine ultraschmale Straße, keine wilden Kehren, sondern einfach nur schöne Kurven zum Dahingleiten.

Das einzige, auf das man aufpassen muss, sind Autos, die mitten auf der Straße parken, um Äste einzuladen...
Und endlich kein Regen mehr! So macht das Spaß, v.a. wenn auch schon der Triglav in Sicht ist.

Und schwupdiwupp, waren wir in Slowenien. Und gleich die erste Baustellenampel. Egal, herrlich wieder hier zu sein! Die Strecke bis Most na Soci hat dann einfach nur noch Spaß gemacht.
Unser Gasthof ist sehr schick, mit Schwimmbad (jetzt halt leer) und kleinem Fußweg zur Soca runter.

Geniale Aussicht vom Zimmer aus.

Abendstimmung in Most na Soci.
Und so ging der erste 277 km-Tourtag mit einem leckeren Abendessen und herrlichen Ausblicken zu Ende.