Hinunter gings über den Flüela, den Ofenpass, das Vintschgau runter bis Meran (ein echer Ablöscher, meist 50 oder 60km/h), dann über den Gampenpass. Wir starteten um 6:30 Uhr, machten viele Pausen und waren gegen Eins im Hotel. Die quirlige Chefin, die sich Dorotea nennt, bot uns an, einen Teller Nudeln mit Tomatensauce zu kochen, während wir das Zimmer bezogen. Nach erfolgter Stärkung machten wir uns auf zur geplanten Nachmittagstour. Sie sollte uns über ein paar leichte Dolomitenpässe führen, so die Idee.
Meine fotografierende Sozia fühlte sich zu müde, um auch noch zu fotografieren so dass es hiervon leider keine Bilder gibt. Es kam ja dann auch noch Anderes anders als geplant. Tret liegt ungefähr auf 1250 Metern und es war durchaus angenehm warm. Die Sonne schien aus vollem Rohr und machte Lust auf Fahrtwind. Wie wir dann aber so Richtung Mezzolombardo runter kamen, wurde es immer heisser. 32 Grad wurde irgendwo auf einem Thermometer angezeigt. Wir öffneten unsere Jacken ein Stück weit, aber der Hitzestau war bereits zu gross, so dass wir in einem schattigen Gartenrestaurant Rast machten und erst mal Wasser in uns hinein schütteten. Ich realisierte, dass wir die geplante Strecke nicht in der zur Verfügung stehenden Zeit fahren konnten, denn wir hatten jetzt bereits über eine Stunde Verzug. So entschloss ich mich, so rasch als Möglich in die Höhe zu fahren und änderte die Route im Navi ab.
Schon kurz nach Lases hatten wir etwas Höhe gewonnen und die Temperatur bewegte sich - wenn auch nur leicht - nach unten. Eine wirklich schöne Strecke, diese SP71! Gut ausgebaut, wenig Verkehr und viele schöne Kurven. Als es dann über die SS620 den Passo Lavazè hoch ging, auf 1800 Meter, da wurde es wieder richtig angenehm. Wir genehmigten uns auf der Passhöhe eine Cola und fuhren alsbald weiter. In Ponte Nova nahmen wir die SS241, die im unteren Teil, bevor sie in den langen, s-förmigen Tunell mündet, durch eine wunderbare Felsenschlucht führt.
In Bozen wurde die Hitze wieder fast unerträglich (ja, es gibt auch Sommermotorradkleidung und ja, wir werden uns welche beschaffen) und wir freuten uns auf den Mendelspass. Der ist ja irgendwie ganz spannend gebaut. Zuerst geht es unten durch ein paar Kehren hoch, dann folgt eine weniger steile Passage dem Hang entlang. Und wenn man denkt, man sei jetzt dann wohl oben, kommt das Schild da.

Kurz vor Sieben waren wir im Hotel, Frau douchte sich äusserlich mit profanem Wasser, Mann innerlich mit einem halben Liter Bier. Um halb Acht gabs Nachtessen: Salatbuffet, Spaghetti Carbonara, Melonen mit Rohschinken, Vanillecreme mit Waldbeerenpürée. Und das in dieser Reihenfolge. Danach setzten wir uns nach draussen in den Biergarten, ich holte das Navi und die Motorrad-Karten, die uns vom Hotel abgegeben worden waren. Denn eines war mir mittlerweile klar geworden: Die geplante Tour für den zweiten Tag an den Gardasee, mit Schauderterrasse und so, das würde wohl wegen der Hitze nichts. Besser wir würden in die grösseren Dolomiten fahren; auf über 2000 Metern würde es sicher angenehmer sein. So stiefelte ich auf dem Navi diese Route zusammen.
Wir fuhren 8:40 Uhr los, über den Mendelspass nach Bozen. 9:20 Uhr fuhren wir bei einer Tanke vor, deren Thermometer bereits 31 Grad zeigte. Noch schnell Wasservorrat organisiert und dann wieder ab, Fahrtwindkühlung suchen. So richtig spannend wurde es ein erstes Mal in San Cipriano. Da windet sich die Strasse kurvenreich mit 24% Steigung durchs Dorf hoch. Im Niger-Joch-Haus kehrten wir zum Kaffee ein und bestaunten das Massiv um die Rosengartenspitze.
Beim Weiterfahren ging es zunächst zügig hinter zwei Italienern her, auch wenn mir deren Fahrstil - in unübersichtlichen Linkskurven auf der anderen Strassenseite fahrend - nicht wirklich zusagt.
Leider fuhren wir dann auf eine rechte Truppe Harley-Wanderer auf, die jede Kurve zuparkte. Die kurvenreiche Strecke bis unten nach Vigo die Fassa erlaubte mir mit meinem "halben Motorrad" und erst noch mit Sozia kein sicheres Überholen, so dass wir gemütlich hinterher tuckerten.
In Canazei war es gerade Mittag und wir steuerten die im Schatten liegende Terrasse des dortigen Croce Bianca an. Ein einfaches Mittagsmahl, sie Südtiroler Speckteller, ich Gemüse-Lasagne, sollte uns wieder auf Touren bringen. Als es ans Weiterfahren ging, meinte meine Holde, dass die Strecke ja nun eine Schleife mache und sie wolle sich lieber eine ausgiebige Pause gönnen. Ich solle doch alleine auf die Sellarunde. Auch meine Bemerkung, dass sie damit die wohl genialsten Dolomitenpässe auslasse, konnte sie nicht umstimmen. Und so konnte ich, kurz nach Mittag, bei wenig Verkehr alleine auf die Piste. Dafür gibts jetzt halt keine Fotos, weil ich vergass, ihr den Apparat abzunehmen.
Nach 1 1/2 Stunden war ich wieder zurück und wir fuhren gemeinsam weiter über den passo Fedala.
Hinten am Pass runter folgen ein paar schöne Kurven. In der letzten erspähte ich im Steilhang eine Schafherde.
Danach gehts steil und geradeaus hinunter. Unten im Tal, zwischen Caprile und Alleghe folgten wir ein Stück weit der Hauptstrasse. Dann war leider der Akku des Fotoapparates leer.
Der Rest ist schnell erzählt. Wir fuhren noch durch den Paneveggio Naturpark und durchs Val die Fiemme, genossen die Kurven von Kalditsch nach Ora runter, fuhren durch das Weingebiet am Kalterersee und dann Richtung Mendelspass und heim. Das Bier hatte ich mir verdient und zum Nachtessen gab es Salatbuffet, grüne Gemüsesuppe oder Teigwaren mit Tomatensauce, ein viertel Poulet mit Gemüse und zum Nachtisch Crema Catalan. Es hatte bereits um 21 Uhr merklich abgekühlt und wir sassen im Biergarten, genossen den vorzüglichen Hauswein aus der Region und natürlich durfte zum Absacken reichlich Grappa nicht fehlen. Schliesslich würde unser Urlaub am nächsten Tag schon wieder mit der Heimreise abgeschlossen. Über diese berichte ich dann später mal. Gute Nacht
