Hier nun mein allererster (Teil)-Bericht.
Viel Vergnügen beim Lesen und Bilder gucken ....
Volker
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Zwei Jahre ist es jetzt her, dass ich mit meinem Freund Andreas und seiner Frau Gerlinde zusammen im Motorradurlaub war. Das letzte Mal im Oktober 2012. Wir hatten ein Quartier in San Lorenzo in Banale im Brenta. Die An- und Abreise zum/vom Urlaubsort passierte bisher immer mit Andreas's Mazda und meinem Anhänger mit den Mopeds drauf. Vom Urlaubsort aus unternehmen wir dann Tagestouren. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, da ich seitdem mehrfach mit anderen Freunden und der MT-01 auf eigener Achse aber auch mit der Aprilia in Italien war. Ein gemeinsamer Urlaub mit Andreas und Gerlinde hatte seitdem irgendwie nicht mehr geklappt. Dies mag u.a. auch daran liegen, dass ich seit 2013 gerne auch Schotterstrecken unter die Räder nehme. Zu diesem Zweck habe ich mir eigens eine Aprilia Pegaso MX aufgebaut. Andreas hingegen ist reiner Asphaltfahrer, was angesichts dessen, dass er mit Sozia fährt, auch klar ist.
Nun ja, für Ende September/Anfang Oktober 2014 stand nun endgültig ein gemeinsamer Urlaubstermin fest. Unsere Vorstellung war eine Tour über die Route de Grand Alpes vom Genfer See zum Mittelmeer und zurück. Die An-und Abreise in die Schweiz hätte in bekannter Weise mit PKW und Anhänger stattgefunden. Die Tatsache aber, dass wir ab da Gepäck für ca. 5-6 Tage auf dem Motorrad hätten mitführen müssen, stieß bei meinen Mitreisenden auf Unmut. Die V-Strom beladen mit Sozia und Gepäck für eine Woche ... geht gar nicht! Auch mein Angebot, Teile des Gepäcks auf die Aprilia zu verlagern, wurde abgelehnt. Also einigten wir uns auf das bekannte System: ein Quartier und Tagestouren. Nach den Wettervorhersagen für diesen Zeitraum war der Zielort schnell gefunden: Dronero. Der Ort liegt im südlichen Piemont, im Eingang zum Mairatal, etwa 20 km westlich von Cuneo. Von hier aus kann man Teile der Seealpen bereisen und evtl. das Mittelmeer auf einer Tagestour erreichen. Zudem kannte ich Dronero schon von einer Reise im Juni 2014. Ich war mit 3 Freunden zum "schottern" dort. Die Gegend war mir also nicht ganz unbekannt.
Samstag 27.09.2014
Die Motorräder stehen auf dem Anhänger. Das Gepäck ist bereits im Auto. Unsere Abfahrt ist für 22.00 Uhr geplant. Die beiden sind immer sehr pünktlich. Endlich ist es soweit. Der Anhänger kommt an den Haken des betagten Mazda 323, kurze Verabschiedung von meiner Familie. Leider leider fährt meine Frau nicht mit. Motorradfahren ist nicht ihr Ding, sagt sie. Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob Motorradfahren vom Soziusplatz aus gesehen mein Ding wäre! Der 323 quält sich mit der knapp 800 kg schweren Last auf die Autobahn. Durch die 100 km/h Zulassung des Anhängers planen wir für die 1000 km ca. 12 Stunden ein. Die Anreise in Nachtfahrt hat sich in der Vergangenheit bewährt. Wir wechseln uns alle 3-4 Stunden mit dem Fahren ab. So kann der Andere ein wenig schlafen.
Sonntag 28.09.2104
Zum Morgengrauen fahren wir aus St.Berhardt's Strassentunnel und schippern Richtung Aostatal. Das Navi schickt uns bei None von den mautpflichtigen, italienischen Autobahnen. Ab hier fahren wir über Landstraßen weiter Richtung Süden. Um 11.00 Uhr erreichen wir unser Quartier in Dronero. Das Bed & Breakfast Al Pasche liegt direkt an der Maira. Ein tolles Wiedersehen mit Caterina und Bruno, den Besitzern. Wir laden die Motorräder ab und richten uns für die nächsten 6 Tage ein. Anschließend trinken wir einen leckeren italienischen Begrüßungs-Cappuccino.
Um 12:00 Uhr starten wir zu einer kleinen Erkundungstour ins Mairatal. Es tut gut, auf der Aprilia zu sitzen und endlich wieder italienischen Asphalt unter den Rädern zu haben. Die Strapazen der letzten Nacht sind wie weggeflogen. Die Straße ist gut ausgebaut und wir gewöhnen uns schnell an die italienische Fahrweise. Wir passieren Stroppo. Hier wurden wir im Juni gleich am ersten Fahrtag von einem Mega-Regenschauer erwischt. Heute wärmt uns jedoch die Sonne. In den kleinen Orten im Talverlauf findet man immer wieder geeignete Übernachtungsmöglichkeiten. Klar, im Norden verläuft die Varaita-Maira-Kammstraße und im Süden die Maira-Stura-Kammstraße. Optimale Voraussetzungen für Wanderer und Enduristen.

Die Straße wechselt die Talseite. Nach etwa 50 km laufen wir in Chiappera ein. Nach ein paar hundert Metern ist das Ende der Asphaltstrecke erreicht. Links befindet sich ein Abzweig zum Rifugio Campo Base und im weiteren Verlauf zum Rifugio di Stroppia und zum Lago Niera. Andreas und Gerlinde warten am Abzweig und ich fahre noch 1 km weiter in den Schotterweg. Nach einem kurzen Fotostopp kehre ich um und bei gefühlten 20 Grad gönnen wir uns einen Cappuccino in einer Bar am Straßenrand.



Wir fahren zurück, um kurz vor Stroppo links Richtung Colle di Sampeyre, der Übergang zum Varaitatal, abzubiegen. Diese Auffahrt ist durchgehend asphaltiert und im unteren Bereich mit wunderschönen Felstunnels versehen. Einen Kilometer weiter talauswärts, in Stroppo, befindet sich noch eine weitere, teilweise geschotterte Auffahrt.


Die Mopeds tragen uns immer weiter nach oben. Dicke Nebelwolken hängen am Berg. Die Sicht lässt nicht mehr als 20 km/h zu. Am Colle angekommen müssen wir feststellen, dass mehr Motorradfahrer und auch Mountainbiker diesen Übergang nutzen. Hier oben wird die Passstraße von der Varaita-Maira-Kammstrasse gekreuzt. Wir halten für einen Fotostopp an und unterhalten uns mit anderen Motorradfahrern. Die meisten sind auf "großer" Tour und haben ihr komplettes Gepäck dabei.

vlnr Volker - Gerlinde - Andreas
Irgendwann wird uns zu kalt und wir fahren weiter Richtung Sampeyre. Im Ortskern findet offenbar ein großer Viehhandel statt. Der Verkehr wird von der Polizei geregelt. Am Ortsausgang geben wir Gas und fahren talauswärts. In Borgo San Giacomo biegen wir rechts ab und fahren über Rossana nach Hause. Der Abend klingt bei einer leckeren Pizza und einem Vino Rosso im Ottocento aus.
Montag 29.09.2014
Frühstück um 8:30 Uhr. Caterina verwöhnt uns mit allem Köstlichen, die das italienische "Prima colazione" so zu bieten hat. Wunderbar!!! Ich bin komplett ausgeschlafen und heiß auf Motorradfahren. Um 9:30 Uhr fahren wir aus Bruno's Garage. Der Rotax-Einzylinder stampft gemächlich vor sich hin. Hinter mir pfeift die DL 650 ihr Lied. Heute wollen wir den Bonette "bezwingen". Wir fahren in südlicher Richtung aus der Stadt, um nach ein paar Kilometern ins Sturatal abzubiegen. Das Sturatal ist breiter als das Mairatal und verfügt im Talschluss über einen Passübergang nach Frankreich, den Colle delle Maddalena oder auf französicher Seite Col de Larche genannt. Es ist wohl der Hauptübergang im südlichen Piemont, da selbst LKW Verkehr über den Colle delle Maddalena führt. Die sehr engen Ortsdurchfahrten werden teilweise durch Ampelanlagen geregelt. Die italienischen LKW Fahrer sind dabei sehr tolerant und lassen direkt vor der Ampel ein wenig Platz für vorbeifahrende Motorräder. Die sehr gut ausgebaute Strecke bringt uns schnell vorwärts. Wir ziehen an einer Fahrzeugkolonne vorbei und haben irgendwann die Straße für uns. Hinter Argentera wird der Baumbestand dünner. Ich liebe das Hochgebirge. Am Colle halten wir zu einem Fotostopp an und genießen die Landschaft.


Die Abfahrt nach Frankreich ist eher unspektakulär. Nur im oberen Bereich befinden sich einige wenige Kehren. Der Rest bis Jausier ist meist von graden Streckenabschnitten geprägt. Der kleine Tankinhalt der Aprilia zwingt uns zur Tankstellensuche. In Jausier biegen wir deshalb nicht gleich zum Bonette ab, sondern fahren ein paar Kilometer weiter nach Barcelonnette. Ein wunderschöner Ort. Wir finden eine Tankstelle direkt an einem Supermarkt und decken uns bei dieser Gelegenheit mit Getränken und Obst für die heutige Tour ein. An der Kasse dann das Wunder. Eine Französin lässt uns vor! Seit ich im 8. Schuljahr zum Lernen französischer Vokabeln gezwungen wurde, hasse ich die Sprache, das Land und überhaupt wollte ich ja nie nach Frankreich. Und jetzt das! Sie gibt lächelnd den Weg frei und lässt uns vor. Diese Frau hat innerhalb von Sekunden mein Weltbild vom schrecklichen Frankreich gewandelt und zurechtgerückt. Danke! Frankreich, ich werde wiederkommen, versprochen.

Draußen beladen wir die Mopeds und verlassen den Ort über die D900 Richtung Jausier. Bei strahlend blauem Himmel surfen wir die Strecke zum Bonette hoch. Geil!






Das Trommeln der Aprilia scheucht immer wieder Murmeltiere von der Straße.

Die Farbe des Gesteins wird dunkler und plötzlich setzt er sich in Szene, dieser schwarze Riesenklotz mit seiner Zipfelmütze. Mit jedem Meter, den wir näher kommen, wird er dominanter. Atemberaubend und anziehend wirkt er auf mich. Kein Baum, kein bisschen Grün ist zu sehen.


Wir fahren weiter und halten am Gedenkstein an. Welch ein Ausblick! Natürlich ist der Aufstieg zum 60 m höher gelegenen Aussichtspunkt ein Muss. Andreas bleibt unten bei den Mopeds. Er hat Druckprobleme und Kopfschmerzen in dieser Höhe. Hier nochmal ein Dankeschön, dass du trotzdem gewartet hast.






Der Blick nach Westen zeigt bereits ein aufziehendes Tief an, so dass wir uns gleich nach dem Abstieg auf die Mopeds schwingen und Richtung Isola surfen.



In einem kleinen Ort halten wir an und gönnen uns einen Cappuccino. Das ist sicher der schlechteste und gleichzeitig teuerste Cappuccino unserer ganzen Reise. Trotzdem gehört dieser Halt zu den positiven Erlebnissen des Urlaubs: Die Motorräder stehen 20 m entfernt. Neben uns ein französisches Paar, auch mit Motorrad angereist. Sie haben bereits bezahlt und gehen zu Ihrer Maschine. Plötzlich kommt der Mann zurück und faselt etwas von Portemonnaie. Ich gehe mit ihm zum Parkplatz und muss feststellen, dass Gerlinde wohl beim Absteigen das Portemonnaie auf der Sitzbank der DL abgelegt und dann vergessen hat. Die Franzosen hätten es völlig unbemerkt mitnehmen können. Vielen Dank! Frankreich, ich werde wiederkommen, versprochen. Wir fahren weiter nach Isola und biegen dort links Richtung Isola 2000 ab. Der Ort ist ein reiner Wintersportort.

>Auffahrt Richtung Isola2000<

Wir durchfahren den Ort und kurven die letzten Meter zum Col de la Lombarde. Es ist gleichzeitig der Grenzübergang nach Italien. Oben am Pass machen wir eine letzte Pause. Ein Schweizer gesellt sich zu uns und wir genehmigen uns zusammen ein paar leckere Nussecken, die Gerlinde eigens für diesen Urlaub gebacken hat.



Das Sturatal liegt im Nebel. Wir fahren vorsichtig bergab, offenbar war vor kurzem Viehabtrieb. Die Straße ist übersät mit rutschigen Kuhfladen, die sich bis ins Tal ziehen. Wir biegen oberhalb von Vinadio ins Sturatal ein und fahren den gleichen Weg zurück, den wir heute Morgen genommen haben. Das Los eben, wenn man von einem zentralen Ort aus Touren unternimmt. Welcher Ort hat schon 6 Ausfahrten?
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......... Fortsetzung folgt .........
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