Montag, 03.10.2016
Der Tag der deutschen Einheit begrüßt uns mit einem wolkenlosen blauen Himmel, nur die Temperaturen liegen noch dicht an der Frostgrenze. Trotzdem brechen wir zeitig auf.
Wer hier ins Loch abbiegt ist selber schuld ;-)
Die uns immer wieder kreuzenden individuellen Motorräder der größten Individualisten-Gesellschaft Europas haben wir nicht gezählt
Wir hatten auch immer ein Auge für Kleinigkeiten am Wegesrand.
Bald stehen wir auf der Passhöhe des großen St. Bernhard (P 16) im warmen Sonnenschein.
Die Souvenierbuden haben noch geschlossen, und wir genießen die verkehrsarme SS 27 hinunter ins spät-sommerliche Aosta-Tal.
Mit ungetrübtem Blick auf den Mont Blanc fahren wir gen Westen und biegen dann links ab zum Colle San Carlo (P 17), einem kleinen Sträßchen welches den Weg zum kleinen St. Bernhard (P 18) kurvenreich abkürzt.
Oben auf dem kleinen St. Bernhard kaufen wir dann die berühmten Hunde als Souvenir in Plüschform für die Lieben daheim. Noch ein letzter italienische Cappuchino und ein Lemon Soda bevor es dann (heute vorübergehend) nach Frankreich geht.
Nein, dieses Exemplar war uns dann doch zu groß …
Auf der Südrampe des KSB erkunden wir kurz den Einstieg zum Fort Reduite Ruinee, aber da gerade Wartungsarbeiten an den Skiliften vorgenommen werden verzichten wir auf diese Auffahrt.
In Bourg St. Maurice tanken wir die Gefährte wieder auf, essen ein Sandwich und starten weiter südwärts zum Col de l’Iseran (P 18).
Da waren offenbar auch Kollegen mit weniger komfortablen Mopeds unterwegs
Bei Lanslebourg biegen wir ab zum Col de Mont Cenis (P 19) welcher uns wieder nach Italien führt.
Die alten Militärstrassen am Westufer lassen wir ebenso aus wie die „Abkürzung“ am Lac de Roterel vorbei, wir brauchen schließlich noch ein paar Reserve-Ziele für die kommenden Tage.
Da wir angesichts des schönen Tages nicht zu früh im Hotel einrollen wollen nehmen wir bei Exilles den Abzweig zum Mont Jafferau. Die Straße ist staubtrocken, so dass Chris einen größeren Abstand einhält. So denke ich mir auch nichts dabei als er etwas länger ausbleibt, erst am Abzweig zum Fort Pramand sehe ich die Bescherung in Form eines platten Vorderreifens.
Da wir weder Flickzeug noch Luftpumpe dabei haben entscheiden wir uns nach kurzer Beratung zur Weiterfahrt auf der Piste in Richtung Bardonecchia, denn mit Plattfuß auf der Staatsstrasse ist es auch nicht lustig zu fahren. Und auf den Pannendienst wollen wir zu fortgerückter Stunde nicht warten.
Notgedrungen passieren wir nach kurzer Begehung den Erdwall am östlichen Tunneleingang und fahren in die seit gut 2 Jahren offiziell gesperrte „Galleria Monte Seguret“.
Und bevor jemand den Zeigefinger hebt: ja es ist
a) unvernünftig und
b) würde es mit einer Sportenduro deutlich einfacher sein und
c) habe ich mich vorher bei Bekannten über die aktuelle Befahrbarkeit des Tunnels erkundigt und
d) ich mache es so schnell bestimmt nicht wieder
Der Zustand des Tunnels ist eigentlich wie früher, es bröckelt ein wenig an der Decke und mehr an den Seiten. Auch gibt es immer noch ausreichend fließend Wasser von der Decke und am Boden. Was bleibt ist ein mulmiges Gefühl …
Aber nur nicht den Humor verlieren, trotz Plattfuss.
Beäugt von gleichgültig käuenden Kühen fahren wir gemächlich mit schöner Aussicht ins Tal nach Westen, vorbei am Abzweig zum Gipfel und dem Forte Foens (P20). Und wenn der Patschn nicht gewesen wäre hätten wir den Weg über den Gipfel und die Skipistenstraße genommen.
Diese Ziele heben wir uns für die kommenden Tage auf, sobald der Reifen repariert wurde. Auf dem Weg hinab nach Gleise treffen wir auf eine größere Gruppe Allradler, die sich auf einer kleinen Wiese am Wegesrand zum Nachtlager gruppiert haben.
PS: für Autos bzw. mehrspurige Fahrzeuge ist der Erdwall am östlichen Tunnelportal definitiv nicht zu überwinden.
So treffen wir schließlich gegen 19 Uhr im Hotel „La Nigritella“ ein und werden von Gino und Valeria wie alte Freunde begrüßt. Schließlich logiere ich seit gut 10 Jahren immer wieder in diesem heimeligen kleinen Hotel (
http://www.lanigritella.it/en" onclick="window.open(this.href);return false; ). Abladen, Zimmer beziehen, duschen und schon sitzen wir kurz vor Acht in der mollig warmen Stube und trinken mit den anwesenden anderen Enduristen ein Bier gegen den Staub des Nachmittages. Das Abendessen von Valeria versöhnt mit allen weiteren Unpässlichkeiten, ein Glas guter Piemonteser Barbera sorgt endgültig für Wohlbefinden.
Die Route des dritten Tages:
