Ihr werdet jetzt sagen: "Och nööö, nicht noch `ne Garda-Tour", aber das ist nun mal das jährliche Pflichtprogramm, alles andere ist dann Kür.
Kleine Vorgeschichte: Mein bester Freund - nennen wir ihn mal Tom - hat massig geschäftliche Verpflichtungen und somit kaum Zeit für irgendwelche ausgedehnten Touren. Früher, ja früher waren wir gemeinsam in den Westalpen, der Zentralschweiz, an der Cote d`Azur, auf´m Chabo, sind den Sommellier rauf usw usf, momentan reicht´s leider nur 2 gemeinsame Tage, an die ich dann einfach noch ein paar Tage solo ranhänge.
Jetzt aber los, wir reden hier über Juli 2013, nicht brandaktuell, überbrückt aber vielleicht den Jänner-Blues.
Bilder..... hab´ ich leider so gut wie keine, werde aber versuchen sie hier noch nachträglich reinzubasteln.
Garda-Tour, Tag 1, 630 km
Wabu - Gruibingen - Pfändertunnel - Liechtenstein - Marienfels - Klosters - Wolfgangpass- Klosters - Flüelapass - Ofenpass - Livigno - Passo di Foscagno - Passo Verva - Passo Mortirolo - Croce Domini - Idrosee - Orgasmuspass - Gargano - Vesio/Hotel La Sole
Am Treffpunkt Gruibingen bin ich Erster, gleich nach mir rollt Klaus ein, Tom wenig später. Nach einem schnellen Kaffe machen wir uns auf den Weg. Der Einfachheit halber kaufen wir gleich Pickerl, um die Abkürzung durch den Pfänder nehmen zu können.
Die Autobahn bringen wir schnell hinter uns und sind dann auch bald über Liechtenstein in der Schweiz. Es läuft gut mit wenig Verkehr, unsere Fahrweisen nähern sich schon einander.
Der erste "richtige" Pass ist der Flüela, wo die beiden mich im Verkehr abhängen, ich zottele länger hinter einem Sattelschlepper her, der sich nicht gleich überholen lässt. Trotzdem, ich geh's gelassen an um meinen Rhythmus zu finden.
Beim Ofenpass und der Traverse nach Livigno passt es schon besser.
Dort dann auch die erste Rast zum Einkaufen und Spaghetti essen. Der gute Rosé vom Gardasee (Rosa dei Frati) kostet hier 5€, bei di Gennaro in Stuttgart 15€.... ohne Worte!
Weiter über den Foscagno mit kleiner Betankung, bei der Abfahrt finden Tom und Klaus einen Schotterpfad über den Passo Verva, der uns direkt zum Fuß des Mortirolo bringt. Nicht nur eine Abkürzung, die uns mindestens eine Stunde spart, sondern vor allem herrliches Endurowandern! Die wenigen Wanderer oder Biker grüßen, bei uns wär 'ne Anzeige das Mindeste. Oben sind noch die Reste einer Schneeverwehung, an der wir aber gut vorbeikommen. Ins Tal geht es vorbei an einem wunderschönen See, der von Tannen umsäumt ist. Wir kommen direkt im Zentrum von Grossio raus, besser geht's nicht.
Den Mortirolo kenne ich inzwischen auch schon ganz gut, es ist ja auch das dritte Mal für mich. Nach wie vor ist das einer meiner Lieblingspässe, weil die Wälder entlang der schmalen Strasse immer wieder Blicke ins Tal oder auf nette Feriendomizile freigeben. Hier Postbote sein, das wär´s doch, oder? Dann wäre der Tag von Anfang bis Ende Abenteuer....
Oben angekommen dann die obligatorische "Zigarettenpause". Weiter zum Croce Domini mit dem lang ersehnten Cappucino. Bei mir läuft's immer besser, nur in engen Serpentinen hapert's noch. Später werde ich feststellen, daß ich im Vorderrad nur 1,5 bar habe - nach dem Erhöhen ist alles bestens. So aber habe ich mich an den ersten zwei Tagen unnötig abgemüht, die GS kippt bei niedrigen Geschwindigkeiten unvermittelt ab, nicht schön...
Als wir uns dem Idrosee nähern, wird es nicht nur affenheiss, sondern auch nass! So wird der Orgasmuspass (der heisst in Wirklichkeit natürlich ganz anders, aber Ihr wisst sicherlich warum ich den so nenne) vom Idrosee nach Gargano ein etwas verhaltener Genuss. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste....
Ziemlich genau um 18:00 donnern wir im La Fenice auf den Parkplatz.
Erst mal einen Apérol - als Ersatz für das "Ankomm-Bier", dann duschen, essen und dann den in Livigno gekauften Rotwein auf der Terrasse geköpft. What a perfect day....
PS: Tom war zu müde zum Schnarchen!
Garda-Tour, Tag 2, 433 km
Vesio - Tignale - Idrosee - Passo Maniva - Croce Domini - Passo Vivone - Passo di Presolana - San Pelligrino - Passo San Marco - Splügen - Berghotel Beverin
Nach ausgiebigem Frühstück checken wir aus und machen uns auf den Weg zurück. Ich habe beschlossen mich in Richtung Zentralschweiz zu begeben, und so haben Klaus und ich noch zumindest heute die gemeinsame Strecke. Aber noch sind wir ja zu Dritt.
Zum Frühsport gibt es die ganz schön verwinkelte Strasse vom La Fenice weg nach Tignale. Dann über den Orgasmuspass zum Idrosee, dort biegen wir aber auf den Maniva ein. Tom und Klaus warnen mich: hier fährst Du Dich schwindelig bis Du oben bist! Der Maniva ist richtiger Naturpass, bei dem die winzige Strasse sich jeder topografischen Eigenheit anpasst. Ab und zu ein Auto, sonst auf dem Aufstieg kein Verkehr. Auf der Passhöhe angekommen wird der Belag zu Schotter, wir fahren entlang der Bergzinnen, auf der einen Seite steile Zacken, auf der anderen geht's senkrecht in die Schlucht.
Schliesslich trifft der Pfad auf eine breite geteerte Strasse, die an einem traumhaften kleinen Angelsee (Laghetto di Làvena) vorbeiführt. Rechts oberhalb sieht man eine riesige NATO- Antennenstation. Wir fahren direkt in eine rabenschwarze Wolke hinein, die sich an einem Berggipfel festklammert. Es wird kalt und dunkel. Weiter dann auf Schotter zum Croce Domini. Hier hat Tom sich vor ein paar Jahren hingelegt....
Am Rifugio stehen ca. 20 Zündapps, die dazugehörigen Jungs süffeln schweigsam ihren Kaffee - es war wohl eine lange und feuchte Nacht. Nach und nach trudeln noch ein paar Nachzügler ein, unter Anderem auch das Begleitfahrzeug, ein alter Willy's Jeep, komplett mit Axt, Spaten und Anhänger. Unter dessen Plane dürfte Gepäck und Bierkisten lagern...
Wie trinken unseren Cappuccino während die Jungs sich auf den Weg nach unten machen. Es knattert und stinkt ordentlich.
Ein wenig später folgen auch wir und holen bald den Jeep unter Motorbremse ein, er ist wohl recht schwer beladen. Weiter unten laufen wir auf die Zündapps auf. An denen ist kein Vorbeikommen! Durch die engen Kurven heizen die Burschen auf der letzten Rille, daß ich unterm Helm Tränen lachen muss! Quite a sight...
Unten geht es dann auf der Schnellstrasse nach Norden. Beim Kreisel von Forno Allione biegen Klaus und ich Richtung Westen ab, während Tom nach Norden weiterfährt, er muss heute abend wieder zuhause sein.
Wir klettern dann über den Passo del Vivione hoch. Er ist ähnlich wie der Maniva ein echter Naturpass, mit etwas besser ausgebauter Strasse, aber genauso beeindruckender Landschaft.
Über den Passo di Presolana gelangen wir wieder in die Hitze der Täler. Mit der Motorrad- Kluft bist Du schon bestraft, Klaus läuft das Wasser sprichwörtlich aus den Ärmeln, Goretex sei Dank. Wir beschliessen über San Pellegrino Terme den Passo San Marco zu fahren. Gut ausgebaut mit wenig Verkehr lädt er zum zügigen Fahren ein.
Wieder im Tal ist es so stickig, daß wir uns bei Chiavenna entscheiden, direkt über den Splügen in die Schweiz zu fahren. Ein Fuchs springt vor lauter Hitze am helllichten Tag direkt vor uns auf die Strasse, merkt aber gleich daß das keine gute Idee ist und macht einen Satz zurück ins Gebüsch. Die Südrampe des Passes ist mit extremen Serpentinen eine echte Herausforderung, etliche Galerien sind nur einspurig zu befahren. Da dies eine wichtige Nord-Süd Verbindung ist, sind viele Autos unterwegs, Wohnmobile müssen in den Kurven teils zurücksetzen.
Oberhalb der Baumgrenze wird es dann weitläufiger, am Splügensee pfeift ein heftiger Wind. Wir machen Rast, Klaus schlägt als Übernachtung das Berggasthaus Beverin am Glaspass vor. Er kennt das von früheren Touren, es ist auch eine Tourenfahrer- Empfehlung.
In der Schweiz angekommen, sausen wir parallel der Autobahn ins Tal, lassen die Nordrampe des San Bernadino zu unserer rechten und rauschen durch die Via Mala Schlucht.
Bei Thusis zieht sich eine perfekt asphaltierte Strasse zum Glaspass in herrlichen Schleifen den Hang hinauf. Aber, wie gestern auch, fahren wir die letzten Kilometer bei Regen. Willi der Wirt organisiert uns ein großes Zimmer bei einem Nachbarn, bei ihm im Berggasthaus gibt's aber ein absolut gigantisches paniertes Schnitzel! Dank eines Appenzellers lässt es sich aber gut verdauen!
Garda-Tour, Tag 3, 413 km
Beverin - Oberalbpass - Andermatt - Wassen - Sustenpass - Innertkirchen - Grimsel - Gotthard, alte Route - Nufenen - Simplon - Domodossola (fast), Valle Vigezzo, Malesco/Albergo Alpina
Ab 8:00 Uhr gibt's bei Willi reichhaltiges Frühstück. Willi schiebt einen beachtlichen Ranzen vor sich her, seine Gäste lieben ihn wegen seiner kauzigen graubündner Art.
Klaus und ich beschließen bis Innertkirchen gemeinsam zu fahren, da er heute noch nach Hause will.
Zunächst muss ich 1/4 ltr Öl nachfüllen und kontrolliere Luftdruck - ach nee, deshalb also meine scheiss Kurvenlinie!
Dann fahren wir in einem ewigen Stau nach Bonaduz, wo wir nach Westen abbiegen und am Vorderrhein entlang fahren. Auf dieser herrlichen Strasse ist quasi kein Verkehr und sie bietet beeindruckende Ausblicke auf den Rhein, der sich hier durch Sandstein durchgefressen hat.
Bis zum Oberalbpass zieht sich's dann etwas, doch irgendwann sind wir in Disentis und biegen auf den Pass ein. Während die Ostrampe recht schmal anfängt, wird die Strasse nach oben hin breiter und übersichtlicher, nach Andermatt runter sogar mit weiten, toll ausgebauten Schwüngen. Von dort aus abwärts nach Wassen, dem Einstieg in den Sustenpass. Die Autobahn ist wegen Ferienbeginn völlig verstopft, viele Urlauber weichen auf die Landstrasse über den Gotthard aus. Wir haben aber Glück, da wir in die andere Richtung fahren.
Der Susten ist sogar relativ gut zu fahren, viele Motorräder machen aber das Pässekarusell (Susten, Grimsel, Furka, Nufenen), wobei der eine oder andere mit den Ecken ein wenig Probleme hat.
In Innertkirchen lädt mich Klaus zum Abschlusskaffe ein, hier trennen wir uns. Als Gruppe haben wir klasse harmoniert , wobei Tom und Klaus einfach mehr Kilometer auf dem Buckel haben als ich. Trotzdem war ich bestimmt nie eine Bremse.
Während er nach Norden abbiegt, nehme ich den Abzweig zum Grimsel. Auch hier ist recht viel Verkehr, es ist trotzdem ganz gutes Vorwärtskommen. Irgendwann schliesse ich auf eine Gruppe Reisedampfer auf, die dermaßen miserabel fahren, daß es einen graust! Nichts wie vorbei...
Oben angekommen mache ich einen kleinen Rundruf um nach einer Übernachtungsmöglichkeit bei Bekannten in der Nähe zu fragen, die sind aber im Urlaub. Wo machen Schweizer Urlaub? In Schottland! Wie war das mit dem Propheten im eigenen Land? Ich entscheide mich nach Italien zu fahren, allerdings zum Lago Maggiore. Also auch den Gotthardpass hinauf bei besagtem heftigem Verkehr. Ich kann allerdings auf die alte Gotthardstrasse abbiegen, die fast durchgängig aus Kopfsteinpflaster besteht. Natürlich ein wenig tricky zu fahren, aber dafür eine gehörige Zeitreise. Wenn man sich vorstellt, daß sich vor dem Bau des Tunnels fast der gesamte Urlaubsverkehr mit Käfer, Kapitän und NSU hier hochgequält hat....
Die Südrampe hat vor allem im oberen Bereich unzählige enge Serpentinen, die ich bei dem Pflaster nicht bei Regen runter möchte. Der Vorteil ist aber ganz klar: ausser mir ist so gut wie kein Mensch auf dieser Route unterwegs. Toller Pass!
Weiter geht's dann über den Nufenen. Schon bald merke ich, daß mein Benzinvorrat eventuell knapp wird, schliesslich sind es ca. 70 km bis man im Westen wieder unten ankommt. Abwärts kann ich ja im Leerlauf rollen... Hier ist so gut wie kein Verkehr mehr, so daß ich hier nach Belieben fahren kann, herrlich! Ich komme dennoch mit Restbenzin an der Tankstelle in Ulrichen an - uff!
Ab jetzt geht es durch die Zentralschweiz. Viele auf Stelzen gebaute Holzspeicher säumen die Strasse. Bis Brig ist es ein ganzes Stück, dann geht es aber auf frischem Teer den Simplon hinauf. Unten fahre ich noch auf der alten Passstraße, um nicht aus Versehen im Tunnel zu landen! Oben ist eine riesen Baustelle mit Ampelregelung. Während ich artig in der Schlange warte, fährt eine Adventure an mir vorbei, die mir später vor der Nase rumeiert bis ich vorbeiziehe, so ein Depp! Ich fahre fast bis Domodossola und biege dort in den Valle Vigezzo ein. Wieder ganz schön heiss hier. In Malesco beziehe ich ein "rustikales" 3-Sterne Albergo. Hier verbringen vor allem italienische Rentner ihre Sommerferien.
Ich esse im Leon D'Oro, muss aber ewig warten bis ich überhaupt erst mal bestellen kann. Macht mir aber nichts aus, da ich während dessen diesen Bericht schreibe. Als es schliesslich kommt, ist das Essen köstlich.
Abends in Malesco: man trifft sich an der Piazza und sitzt auf den Mäuerchen, die Bars sind voll, am Brunnen wird der kleine italienische Hund getränkt, die Jugend trifft such am Mini Jahrmarkt mit Hüpfburg - fast wie in einem alten Film, nur eben in Technicolor.
Garda-Tour, Tag 4, 361 km
Malesco - Cannobio - Cannonero - Premeno - Verbania - Stresa - Lago d'Orta - Gagnese - Baveno - Verbania - Cannobio - Ascona - San Bernadino - Berggasthaus Beverin
Nach einem leichten Frühstück - in Italien ist sogar das unüblich - verlasse ich Malesco über das Finero-Tal nach Cannobio. Ein enges Sträßchen windet sich durch das Tal, immer noch feucht nach nächtlichem Regen. Einige Radfahrer sind unterwegs, Autos und Motorradfahrer praktisch nicht.
In Cannobio treffe ich auf die Uferstrasse und folge ihr ein wenig nach Süden. In Cannonero biege ich wieder in die Berge ab und fahre eine Schleife durch das Hinterland. Hier geht es gleich richtig hinauf, es wird mit jedem Höhenmeter kühler. Ausserdem ist auffällig, daß die Ferienhäuser exklusiver und versteckter werden, je höher man kommt. Ergo, je höher, desto Geld! Der Blick auf den Lago Maggiore aus über 1.000 Metern Höhe ist beeindruckend.
Weiter geht die enge Strasse entlang der Höhenlinie, bis auf einmal ein riesiger Gebäudekomplex durch die Bäume durchschimmert. Daneben ein grosser Parkplatz, ein paar Jahrmarktstände... Was soll das hier? Des Rätsels Lösung: es handelt sich um die Klinik von Piancavallo. Normalerweise wird sie von der anderen Seite angefahren, über Premeno. Ich fahre weiter ins Tal hinab und komme nach Verbania. Hier ist natürlich wieder Hitze und Getümmel, so daß ich zügig nach Stresa weiterfahre um von dort über die Berge zum Lago d'Orta zu gelangen. Auf halbem Wege komme ich an ein Mauthäuschen, daß den Eingang zum Naturpark Mottarone darstellt. Ich zahle 4€ und darf auf einer furchtbar schlechten Strassendecke weiter. Die Strasse führt zum Gipfel des Mottarone, von dem aus man einen Blick auf sowohl den Lago Maggiore als auch den Lago d'Orta hat. Da heute Sonntag ist, ist hier oben wegen Überfüllung praktisch kein Durchkommen, ausserdem habe ich Hunger. Also runter nach Orta San Giulio. Hier esse ich mit Blick auf die seit Jahrhunderten bebaute Isola di San Giulia ein leckeres Foccacia und einen Salat.
Nach der Pause fahre ich auf einer anderen Strecke zurück zum Lago Maggiore, nach Baveno. Diese kleinen Strassen abseits der Hauptrouten sind einfach herrlich - kaum Verkehr und Tourismus, niedliche geduckte Häuser, kleine bewirtschaftete Felder mit weidenden, essbaren Zwei- und Vierbeinern. Da diese gerne auch mal auf der Strasse sind, muss man aber immer auf dem qui vive sein.
Ab Baveno quäle ich mich dann am Ufer nach Norden. Das ist nicht nur wegen der Hitze ermüdend, man muss vor allem ständig aufpassen was der Verkehr vor einem macht. Da biegt einer plötzlich ohne Vorwarnung nach links, oder es schiesst jemand aus einer Parkbucht auf die Strasse.... höllisch! Den Blick auf die Boote kann man sich fast nicht leisten.
Schliesslich habe ich das unbeschadet hinter mich gebracht und stehe in Gorduno vor einem Strassenschild und einer Entscheidung: Gotthardo oder San Bernadino?
Ich entscheide mich für den San Bernadino und das Berghotel Beverin als Tagesziel. Auf der Strecke muss ich mich aber in der Moësa abkühlen, also raus aus den Klamotten und rein ins Wasser - mir bleibt kurzzeitig die Spucke weg wegen der Kälte. Aber schöööööön....
Weiter dann die traumhaft ausgebaute San Bernadino Passstrasse hinauf, hier gibt mein Heidenau im wahrsten Wortsinne sein Letztes. Oben dann Benzin und Wasser tanken, ausserdem haue ich fast eine ganze Toblerone weg, das muss sein.
Danach die letzten Höhenmeter rauf, dann geht's hinab in Richtung Thusis. Die Nordrampe des San Bernadino ist wesentlich steiler, weshalb die Serpentinen nach unten immer enger werden. Hier folge ich bald unseren Spuren von vorgestern und finde so ohne Probleme den Weg zu Willi.
Im Beverin beziehe ich diesmal Zimmer 9 im 2. Stock, mit knarzenden Dielen und blitzesauberer Dusche und Klo auf dem Flur. Abends haue ich fast einen ganzen Teller Kässpätzle weg, ganz schaff' ich's aber dann doch nicht.
Ich falle ziemlich erschlagen ins Bett und bin auch schnell im Koma!

Garda-Tour, Tag 5, knapp 500 km
Beverin - Bonaduz - Disentis - Oberalppass - Andermatt - Wassen - Autobahn: Altdorf - Victorinox Schwyz - Zürich - Schaffhausen - Waldenbuch
Der Tag fängt spannend an: hält das Wetter oder kommt Regen? Beim Frühstück sitze ich mit einem Kölner GS-Fahrer zusammen, der auch zunächst nach Westen will. Während wir unsere Kühe aus Willis Stall holen fängt es an zu tröpfeln.... das Wetter hält also doch nicht! Somit ist klar daß wir die Regenkombis überziehen.
Richtung Disentis wird der Regen immer stärker und der Verkehr nimmt zu, es wird ungemütlich. In der Auffahrt des Oberalppasses fahren wir sogar durch einen kleinen Erdrutsch, wo der Regen Gestein und Schlamm auf die Strasse wäscht. In einer Stunde gibt's hier möglicherweise kein Durchkommen mehr. So sind wir aber durch und erreichen über den Oberalppass Andermatt. Ich biege ab nach Wassen, während Köln nach Westen weiterfährt. Die Schlucht nach Wassen ist ein riesiger, reissender brauner Gebirgsbach oder vielmehr -Fluss. Die Gischt weht über die Strasse, obwohl das Wasser 50 Meter tiefer ist. Die schiere Gewalt des Wassers ist schon furchteinflössend!
Da das Wetter nicht besser wird, biege ich in Wassen auf die Autobahn nach Schwyz, wo ich bei Victorinox einen Termin habe!
Es wird nass und nasser....
Victorinox hat Mittagspause, also trockne ich mich ein wenig im Einkaufszentrum gegenüber bei Kaffee und Sandwich "Iklemmter".
Als der Werksverkauf wieder öffnet, bin ich sofort drin. Ich wähle für meinen Schwiegerpapa und mich Taschenmesser aus - er bekommt immer ein Mitbringsel von mir, ist ja schlisslich der beste Schwiegerpapa aller Zeiten!
Anschliessend wieder auf die nasse Autobahn. Ich fresse die Kilometer nach Hause so gut es geht; um in der Gischt das Visier einigermaßen frei zu bekommen muss ich ca. 120 km/h fahren. Das macht mich oft zum schnellsten Fahrzeug und ich passe höllisch auf. Dazu beschlägt mein Visier wenn es vollständig geschlossen ist. Mein nächster Helm hat Pinlock!
Schliesslich erreiche ich pudelnass aber gesund und glücklich Andrea in Waldenbuch - Hurra!!!
Eine tolle Tour mit klasse Begleitung, alle gesund und munter.... besser kann Motorradfahren nicht sein. Insgesamt bin ich knapp 2.400 km gefahren, der Heidenau hinten hat Killerzähne und ist am Ende (und einen Schnitt quer durchs Profil). Die GS ist gelaufen wie ein Uhrwerk. Erst jetzt werden mir die neuen, verschärften Schweizer Verkehrsstrafen bewusst - hoffentlich kommt da nix nach...

Das war´s erst mal im Rückblick auf 2013, ich hoffe es ist lesbar ohne Bilder.....