2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

Reisen auf dem Festland von den Alpen bis zum Absatz
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maxmoto
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2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#1 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Lianes Speicher (Dachboden) musste völlig leergeräumt werden, weil er wohnlicher ausgebaut werden soll.
Wir beeilten uns derart mit dieser Arbeit, dass wir – entgegen unserem Plan – sechs Tage „rausgeschunden“ haben. (Wie das geht? Ganz einfach: Man plant 14 Tage ein und ist in einer Woche fertig).
6 Tage, also von Freitag dem 25.10. bis Mittwoch 30.10., weil am 31.10. das Saisonkennzeichen vom Ducato und von der GS abläuft – und einen Tag zum Winterfest machen und Unterstellen brauche ich schon.
Regenradar angeschaut. Die Auswahl war groß. Von Marseille bis Florenz sollte es von Samstag 26.10. bis Dienstag 29.10. schön sein – und am Mittwoch 30.10. fahren wir ja sowieso zurück – im Ducato, da stört uns etwaiger Regen nicht.

Die Alpi Apuane (Apuanischen Alpen) inkl. Garfagnana kennen wir noch nicht. (Das ist so etwa zwischen der SS62 – Parma / Aulla und der SS 12 – Modena / Lucca. Im Südosten wird die Region von der „Riviera della Versilia“ – etwa zwischen La Spezia und Viareggio begrenzt.
Ich glaube, es ist ein Gebiet, das (und da schließe ich jetzt einfach mal von mir auf andere) wenig Moppedfahrer kennen und bereisen. Irgendwie wär’s auch schön, wenn’s so bliebe, denn es ist ein relativ kleines Gebiet, auf der Karte nahezu unscheinbar und deshalb dazu verführend, es auf der Autobahn großräumig zu umfahren.
In Wirklichkeit ein El Dorado für Genussfahrer. Kleinodien in Reinkultur für alle, die nicht zur Knieschleiferfraktion gehören oder zumindest zu den Gebückten. Genussfahrer, die nicht den allerfeinsten Teer (ich spreche nicht von Schotter) brauchen, die sich schwindelig fahren möchten und sich (so wie wir) ohne Navi hemmungslos verfahren, das jedoch toll finden, weils einfach schön ist. Die sollten mal ein paar Tage „opfern“. Sie werden es nicht bereuen, weil sie über ihre Vorstellung belohnt werden.

Wir fanden einen Campingplatz, der das ganze Jahr geöffnet hat und folgendermaßen beschrieben ist: „Camping Argegna liegt auf einem Hügel mit herrlichem Panorama, zwischen den Ausläufern der Alpi Apuane und den sanften Toskana Hügeln, an der natürlichen Schnittstelle der touristisch noch wenig bekannten Tälern Garfagnana und Lunigiana.“
OK, das klang gut und schien der ideale Ausgangpunkt (und das war er dann auch) zum Ergründen der uns noch unbekannten Gegend zu sein.

So sind wir am Freitag um 6:30 Uhr in München aufgebrochen. Autobahn Richtung Garmisch, über Mittenwald, Zirler Berg, Innsbruck. In Innsbruck Süd auf die Autobahn und am Brenner (Brennersee) wieder runter.
Ich will jetzt nicht schulmeisterlich klingen, aber vielleicht weiß es der ein oder andere nicht: Die Strecke Innsbruck Süd bis zum Brenner, also bis zur Österreich/Italienischen Grenze ist „Pickerlfrei“ – natürlich auch zurück - , d.h. es kostet die Brennermaut (€ 8,50 egal ob Mopped oder Auto bis 3,5 to.), aber man braucht für diese Strecke keine österreichische Autbahnvignette, kurz Pickerl, weil sie ja (Brenner)Maut kostet.)
Also, wie gesagt, am Brennersee runter und auf der Landstraße weiter gefahren. Oben am Brenner im Cafe „Terminus“, das erste Ristorante gleich rechts, da wo wir immer pausieren einen Cappuccino getrunken und ein Brioche gegessen.
(Wer’s nicht weiß, gegenüber ist ein ziemlich großes Design-Outlet-Center. – Ist nichts für uns, weil wir haben alles, was wir brauchen, aber vielleicht interessiert‘s ja eine(n).)
Vom Brenner bis kurz vor Verona sind wir dann weiter die Landstraße gefahren, allerdings haben wir Brixen und Bozen auf der Autobahn umfahren.

Etwa bei Bozen
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Bei Verona auf die Autobahn bis Modena und dann auf die Autobahn Richtung Parma – Milano. Aber nur bis Reggio Nell’Emilia. Es war 15:00 Uhr und ich schätzte, dass es bis zum Campingplatz noch eine Stunde zu fahren wäre. Wir hatten also alle Zeit der Welt.
Was lag also näher als Liane Brescello zu zeigen. Ich war dort vor einigen Jahren mal alleine und Liane kannte es deshalb nicht und Brescello liegt nur ca. 35 km von Reggio Nell’Emilia entfernt.
Brescello ist der Ort in dem in den 50er Jahren die Außenaufnahmen zu der Filmreihe „Don Camillo und Peppone“ gedreht wurden. Natürlich hat sich auch hier einiges verändert, aber der Marktplatz mit der Kirche ist noch da. Und auch zwei lebensgroße Bronzefiguren die die beiden Kontrahenten darstellen. Das Café Peppone und das Café Don Camillo gab’s damals auch noch nicht. Als „Fan“ (etwas übertrieben) dieser Filmreihe musste es Liane natürlich sehen bzw. ich ihr zeigen. Wir haben auch ein paar Bilder von der „Casa di Poppolo“, der Kirche, von Peppone und Don Camillo gemacht.
Nach dem Kaffee am Marktplatz zwischen Kirche und Casa di Poppolo war es 16:30 als wir Richtung Campingplatz aufbrachen.

In Brescello
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Das Kreuz, das Don Camillo immer geantwortet hat...
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Lukullisch hat Don Camillo offenbar dazugelernt
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Don Camillos Kirche
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Und das Gegenstück, das Haus des Volkes von Peppone
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Bis Reggio Nell’Emilia ging‘s normal zügig. Durch Reggio Nell’Emilia trotz richtig Verkehr so kurz nach 17:00 Uhr auch. Die auf der Karte von mir geschätzten 45 km auf der SS 63 von Reggio Nell’Emilia bis kurz vor Aulla stellten sich als gut 80 km heraus, weiter stellte sich heraus, dass es eine unglaublich kurvenreiche Strecke über den Passo d. Cerreto ist, dass man bei flotter Fahrt mit dem Ducato meist um die 40kmh fährt (ich glaube, ich bin einmal kurz 60kmh gefahren). Ich musste zweimal anhalten, um die GS, die eine beängstigende Schräglage hinten im Ducato angenommen hatte, wieder in die Senkrechte zu stellen und neu festzuzurren. (Das ist mir bis jetzt – also auf den letzten ca. 180.000 km) noch nie passiert.)
Um 19:00 Uhr rief Liane, wir waren in Fivizzano, am Campingplatz an, ob wir heute noch kommen dürfen. Wir durften, auch wenn es erst ab morgen Früh warmes Wasser geben sollte, denn wir waren die einzigen Camper.
Wir kamen kurz nach 20:00 Uhr an. Stockdunkel war’s, aber wir wurden freundlich, nahezu herzlich begrüßt, man entschuldigte sich wegen des fehlenden warmen Wassers, zeigte uns die extra für uns wieder geöffneten Duschen und Toiletten ließ uns unseren Platz selbst aussuchen und schloss den Strom (17 Ampere!!!!) für uns an.
Im Dunkeln ein Mopped rückwärts aus dem Ducato fahren, kann ich jetzt auch und Liane kann den Duc auch im Dunkeln wohn- und schlaffertig machen. – Again what learnt!
Wir tranken noch ein gemütliches Bier und sind um 22:30 Uhr in die Falle.

Samstag am 26.10.2013
Halb acht aufgewacht und aufgestanden. Nicht kalt, nicht kühl, aber neblig, dunstig trüb.
Dusche hat warmes Wasser. Frühstück gemacht. Karte angeschaut. Ein wenig getrödelt. Moppedklamotten angezogen. Sonne einerseits. Sich langsam auflösende Nebelwolkenfetzen andererseits.
Aus dem Campingplatz raus. Rechts. Irgendwann kam eine Kreuzung. Links. Auf einmal waren wir in „Piazza al Sérchio“ (ungefähr 40 km von dort, wo ich uns wähnte). OK. Einkaufen für die Brotzeit und da vorne rechts Richtung Minucciano.

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Irgendwann durch ein Tunnel. Da war doch was. Kurz vor dem Tunnel geht eine Straße links weg. Die sah interessant aus. Umdrehen. Wieder durch den Tunnel und jetzt rechts weg. Die Straße wurde schmal, schmaler, feucht, voll Laub, das von den unzähligen Ess-Kastanien-Bäumen gefallen war. Steil, kurvig, extrem steil, extrem kurvig. Am Rand parkten immer wieder Autos. Wahrscheinlich sind die Fahrer im Wald um Ess-Kastanien zu sammeln. Wir fühlten uns wie in der Castaniccia auf Korsika, nur engere und steilere Straßen und keine Wildschweine auf der Straße. (Zum besseren Verständnis muss ich erklären, dass unsere Karte den Massstab 1 : 200.000 hat. Aber diese (und einige andere von uns gefahrenen Straßen) sind da nicht eingezeichnet – Doris und Klauston mögen verzeihen, aber es hatte den Hauch von Abenteuer, obwohl in, ach was, mitten in Europa.

Kurvig, steil, eng... aber schön
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Wir kamen an einen Ort, den ich auf der Karte fand „Pieve San Lorenzo“. Ich dachte, die dünne Straße, die auf der Karte eingezeichnet ist, ist die, die wir gefahren sind und endschied mich an einer Kreuzung für links. Bei der nächsten Kreuzung, an einer größeren Straße wieder für links. Auf einmal fuhren wie wieder durch den Tunnel vor dem links die Straße abzweigte, die wir vor ner guten Stunde gefahren sind. Wir fuhren also wieder zurück Richtung Piazza al Sérchio. Umdrehen!
Nach Minucciano
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Minucciano
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und dort nach Norden, wieder nach Pieve San Lorenzo, diesmal geradeaus durch nach Casola in Lunigliana. Hier links und nach ein paar hundert Metern rechts über Lusicgnano und Terenzano auf die Verbindungsstraße Fivizzano / Casola in Lunigliana. Ein irres Sträßchen. Gut dass wir das gestern Abend im Dunkeln nicht mit dem Ducato gefahren sind. Dann kam ein schöner Platz für ein Picknick und das in Piazza Eingekaufte (Mortadella, Prosciutto, Porchetta und Pecorino passten hervorragend zu dem von zu Hause aus mitgebrachtem Bauernbrot.
Dann gings weiter nach Fivizzano, wo wir in der Sonne (ach ja, wir hatten den ganzen Tag Sonne bei Temperaturen zwischen 20 und 28 Grad, nur in den Wäldern war’s schattig und die Straßen feucht) einen Espresso als Brotzeit-Nachtisch tranken.
Fivizzano ???
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???
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Wir wollten noch zum Passo d. Cerrato, also die Strecke, die wir gestern in der Dämmerung / Dunkelheit mit dem Ducato gefahren sind. Die Strecke ist größtenteils auf Tempo 70 beschränkt. Auch wenn ich manchmal bummle und auch mal gemütlich (fragt den Vienna Wolf) fahre, so bin ich doch meistens recht zügig unterwegs. Ehrlich, mir ist es kaum gelungen, die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 70 kmh zu überschreiten, und das obwohl die Straße ziemlich breit ist, gut ausgebaut ist und mit ziemlich gutem Belag ausgestattet ist. Sie ist einfach kurvig.

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Am Passo d. Cerrato ist ein Wegeweiser nach Cerrato Laghi. OK, dachten wir uns, einen Bergsee: Schau’n wir uns an.
Kannst vergessen. Ein kleiner grüner See. 100m x 100m. Inmitten eines Ski-Dorfes, dem man ansieht, dass es früher mal ein gewachsenes Dorf war, aber als Retortendorf ausgebaut wurde.

Cerrato Laghi
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Also wieder zurück Richtung Campingplatz. Viele denken wahrscheinlich: Schon wieder dieselbe Strecke. Aber es ist bei allen kurvigen Strecken ein Phänomen, dass sie fast völlig anders wirken, ob man sie in die eine oder andere Richtung fährt, ob mit dem Auto bei Dämmerung / Dunkelheit oder mit dem Mopped bei strahlendem Sonnenschein. Uns hat’s jedenfalls gefallen.
Auf er SS445 (zwischen Fivizzano / Aulla geht sie nach Osten bis Lucca) habe ich gesehen, dass wir seit dem letzten Tanken gut 200 km gefahren sind, mir ist eingefallen, dass Morgen Sonntag ist… und so haben wir eine Tankstelle gesucht. Etwa 15 km nachdem es links zu unserem Campingplatz gegangen wäre fanden wir eine in Piazza al Sérchio, tankten und fuhren zum Campingplatz zurück, wo wir um ca. 16:30 eintrafen.
Das Übliche. Körperpflege, Kochen, Essen, Abspülen, Bericht schreiben…
Jetzt ist’s 20:45. Ich dreh noch ein paar Zigaretten für Morgen, schau mir die Fotos an, die Liane heute gemacht und schon auf ihr Laptop übertragen hat, tja und dann mach ich mich bettfein.

Sonntag am 27.10.2013

Heute Nacht wurde die Sommerzeit abgestellt. Die innere Uhr braucht aber noch ein paar Tage und so sind wir heut schon um 8:30 losgefahren. Der Tag versprach sonnig und schön zu werden. Ich nehm’s vorweg. Nur die ersten zwei Stunden. Dann kamen wir in Wolken, wieder raus und es war bedeckt. Am Meer dunstig trüb. Wieder in den Bergen fuhren wir durch Nebel- oder Wolkenfelder. Die Straßen waren fast immer nass oder zumindest feucht. Es hat auch immer wieder mal (in den Bergen) geregnet. Nicht viel, nicht sehr lange aber immerhin so stark, dass ich das Visier schließen musste, wo ich doch so gerne offen (natürlich mit Brille) fahre. Die Temperaturen waren trotzdem angenehm, so zwischen 18° und 21°.
Wir fuhren erstmal auf der SS445 nach Osten Richtung Aulla bis wir auf die SS 63 stießen. Links, weiter Richtung Aulla bis links die SS446 nach Fosdinova weggeht. Über Fosdinova

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nach Carrara. Ab Fosdinova fing das trübe Wetter mit tiefhängenden Wolken, Nebel schlechter Sicht an und irgendwie hat sich das Wetter feucht angefühlt. Trotzdem waren die meisten Strecken, die wir heute gefahren sind sogenannte MoppedTraumStrecken.

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Durch Carrara durch Richtung Meer nach Marina di Carrara. Dann sind wir die Straße direk tam Meer (Lungo Mare) – na ja, zwischen Meer und Straße ist noch eine Häuserzeile und man sieht das Meer, zu dem es keine 100m sind, nur sporadisch – einige km bis Lido di Camaiore gefahren.

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Es ist ziemlich fad. Wetter nicht berauschend. Kilometer lang nur geradeaus mit ein paar Ampeln und einigen Kreisverkehren; fast alle Bars und Ristorante geschlossen (fast deshalb, weil wir eine geöffnete gefunden haben und uns dort mit Cappuccino und Panini gestärkt haben), die Hotels geschlossen und die Geschäfte sowieso. Ich verstehe es ja. Auch ich täte für 0 Kunden mein Geschäft nicht öffnen, aber trist ist’s trotzdem.
In Lido di Camaiore haben wir dem Spuk ein Ende bereitet und sind nach Osten in die Berge.
Nach Camaiore und weiter Richtung Lucca bis Monsagrati – ein normal enges kurviges Bergsträßchen – schön.

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In Monsagrati links auf engen Sträßchen nach Norden über Torcigliano, Fiano, Piaggioro, Pescáglia – und jetzt wurd’s richtig eng, Aiola. Da fuhren wir über eine Brücke. Der Belag war braun, hellbraun und dunkelbraun und das Mopped verhielt sich ziemlich instabil.
Was war geschehen? Der Túrite Cava, ein Fluss, eher ein Flüsschen, vielleicht ein Mittelding zwischen Gebirgsbach und Rinnsaal muss vor ein paar Tagen über seine Ufer getreten sein. Gelinde ausgedrückt. Er muss ein reißender, riesiger Strom gewesen sein, mindestens 5!!! Meter über seiner normalen Höhe. Es muss ein Jahrhundert- zumindest ein Jahrzehntunwetter gegeben haben. Die Brücke, auf der sich das Mopped so instabil gebärdete, war überschwemmt gewesen und der braune Belag war Schlamm. Im Weiteren Verlauf sah man, was das Hochwasser angerichtet hatte. Teile der Straße waren weggerissen. Leitplanken standen senkrecht im Fluss. Richtig große Bäume lagen längs, quer, einfach wild durcheinander im Flussbett. Als sich das Flussbett verbreiterte sah man links und rechts am Ufer, wie hoch – und das waren mehr als 5 Meter – das Wasser gestanden haben muss. Auf einmal wurde das Flussbett wieder eng und an dieser Stelle war der Fluss auf mehr als 100 Meter mit Bäumen, Ästen, kurz mit Holz bedeckt, ähnlich wie die riesigen Flöße in Finnland oder Kanada.
Es muss für dieses Tal eine wirkliche Katastrophe gewesen sein – wir wussten von nichts und sind nur zufällig auf der Suche nach kleinen Sträßchen dort vorbeigekommen und waren einfach sprachlos.
(die Bilder von dem Tal sind unter aller Sau, nicht zuletzt, weil es gerade da geregnet hatte, ich werde trotzdem ein paar reinstellen, weil es für uns so unglaublich beeindruckend war – das Ausmaß der Wasserkräfte der Natur zu sehen – und vielleicht sagt der eine oder andere Betrachter, der die nötige Phantasie hat, einfach auch Wow).

Unwetterergebnisse
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Ab Fábriche di Vallico wurde die Straße wieder breiter, die Verwüstungen waren fast unmerklich (Fábriche liegt nach einer Staumauer, die wohl das Allergröbste zum Leidwesen der Bewohner vor der Staumauer, abgehalten hat). Wir suchten und fanden die SS445 und strebten über Castelnuovo die Garfagnana, Piazza al Sérchio dem Campingplatz zu. Die Sommerzeit ist ja vorbei und es ging auf 15:00 Uhr zu, ab 16:00 Uhr wird’s richtig finster; das Wetter war nicht berauschend, obwohl mittlerweile ab und zu die Sonne durchblitzte und zwischen der SS445 und unserm auf dem Berg liegendem Campingplatz mussten wir nochmal durch die Wolken und hatte am Campingplatz noch ne gute halbe Stunde Sonne und blauen Himmel.
Mopped abgeladen und erst mal ordentlich gebrotzeitet, oder, wie der Österreicher sagt: gejaust.
Danach den Bericht geschrieben. Mittlerweile ist es fast 17:00 Uhr, dunkel ist es und schön langsam wird’s langweilig, wenn Liane und mir nicht noch was einfällt, was wir machen könnten. Danach hab ich Liane den Bericht vorgelesen. Sie meinte nur (ziemlich trocken): Uns fällt immer was ein.


Montag am 28.10.2013

Um halb acht aufgewacht. Uns geht’s so: Egal wann wir aufwachen, die ersten Minuten sehen wir alles ein wenig verschwommen und klares Denken ist nicht unsere Stärke.
War’s neblig, oder sind wir in den Wolken? Bei gut 50m Sicht lässt sich das auch mit klarem Verstand schlecht beurteilen.
Morgentoilette – Frühstück (im Ducato) – kaum vorstellbar, aber sogar in Italien behauptet Liane, dass mein Cappuccino der beste sei. (Ich vermute, dass sie die „M“-Technik einfach gut beherrscht. „M“-Technik ist benannt nach einem Wort, das mit „M“ beginnt und mit „otivation“ endet.
Beim Frühstücken hörten wir ungeliebte Geräusche. Das Überprüfen ergab: es regnete. Leicht, aber unangenehm. Gaanz langsam gefrühstückt. Pläne gemacht: Heimfahren oder abwarten. Das Geräusch verschwand. Überprüfung: Es hat aufgehört. Wir bleiben heute noch, Morgen müssen wir eh fahren und in den nächsten Monaten sagen wir uns sonst immer wieder: Mensch den einen Tag hätten wir doch noch ausnützen sollen…. Was würden wir jetzt für einen Tag Moppedfahren geben.
Also langsam in die Moppedklamotten geschlüpft. Kurz nach 9:00 – die Wolken reißen (teilweise) auf, blauer Himmel wird sichtbar, da… die Sonne scheint.
Um halb zehn waren wir on Tour! (Und sind den ganzen Tag nicht nass geworden).

Es waren heute wieder so knapp 200km und wir haben keinen bereut.

Vorbei an den "Resten des Hochwassers"
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Zuerst ging’s zum Tanken in Piazza al Sérchio und dann auf der SS445 Richtung Lucca bis es links auf die SS12 nach Bagni di Lucca ging. Ein (für uns) bezaubernder alter Kurort, der den morbiden Charme vergangener Exklusivität versprüht. Im Vorbeifahren haben wir einige Hotels und Ristorante gesehen, die uns gefallen hätten. Eine alte Fußgängerhängebrücke haben sie auch und eine kleine rundbogige Steinbrücke.
Bagni di Lucca
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Weiter nach Abetone (ausgeschildert) zum gleichnamigen Pass. Traumstraße, wenn man relativ breite, gut ausgebaute, kurvige, bergige Straßen mag – man kann durchaus die Fußrasten ein wenig aerodynamischer durch kurviges Abschleifen gestalten, wenngleich sich der Funkenflug wegen der feuchten Straßenoberfläche in Grenzen hält.

Unterwegs
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Der Passo del Abetone ist nur knapp 1.400 m hoch, flüssig zu fahren aber – wie überall auf der Welt – wird’s mit jedem Höhenmeter etwas kühler. Cappoccino war angesagt. Eine kleine Bar / Tabachi war geöffnet und …. der Cappu war ein Traum. Kein Wunder, der Wirt betrieb die Bar in der vierten Generation. Seine Kinder haben andere Interessen….
Den Abetone runter (die Skilifte die es da oben gibt, waren gottseidank mangels Schnee noch nicht in Betrieb) und es wurde wieder wärmer. Es ging bis Pievepélago und dort links auf die SS324 zum nächsten Pass. Passo di Radici (gut 1.500 m). Die Straße war schmaler, (soweit ich mich erinnere mit gutem Belag) und natürlich kurvig. Und genauso ging’s natürlich den Pass wieder runter bis Castiglione di Garfagnana. Da waren wir so schwindelig gefahren, dass wir eine Pause brauchten.
(Garfagnana ist ein sehenswerter Ort, der ganz von einer hohen Stadtmauer umgeben ist. Im Innern der Stadtmauer tanzt der Bär. Beim Durchlaufen haben wir immerhin 2 Frauen auf der „Straße“ und einen Mann – im Auto – gesehen. Außer den Torbögen war nichts offen – aber, vielleicht gerade deshalb wirklich sehenswert.)

Castiglione di Garfagnana
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Wir parkten das Mopped vor traumhafter Aussicht,
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gingen in eine „Alimentari“ Bar und fragten, ob wir was zu essen bekämen. Panini, war die Antwort. OK! Dann wurden uns 5 verschieden Brotsorten gezeigt, von welchem wir denn gerne wieviel Scheiben hätten. Ich deutete auf das ganz weiße erklärte, dass ich zwei Scheiben (so groß, wie bei uns vom runden Bauernbrot von der Mitte) haben möchte mit dazwischen reichlich Mortadella. (Genauer: ich sagte es Liane und sie übersetzte). Liane wollte das etwas dunklere Brot belegt mit reichlich Schinken (ich durfte probieren …. ein Gedicht), dazu ein Bier für Liane und ein Cola für mich. Hinterher gab’s für jeden noch einen Cappuccino – für mich zur Zigarette). (Ja ich weiß, man trinkt in Italien nach dem Essen einen Kaffee – sprich Espresso – aber wir trinken nunmal lieber Cappuccino und, so erklärte man uns dort: Motorradfahrer trinken immer Cappuccino. Na also!). Alles zusammen? € 10,40 + Trinkgeld.
Jetzt brauchten wir noch ein wenig Abenteuer, also weiter nach NNW. Nach Villa Collemandia, Weiter nach Corfino. Ein Nest in dem die Straße aufhört.
Alle Farben des Spätsommers / Herbstes, aber, wegen fehlender Sonne nicht wirklich intensiv
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Ging da vorne nicht eine kleine Straße links weg. Richtig! Also los. Was jetzt kam ist schlecht zu beschreiben. Ein schmales, kurviges, bergiges gut geteertes Sträßchen führte uns auf und ab durch bewaldete Hügel. Kein Blatt mehr auf den Bäumen. Dick ockerbraunte das herabgefallene Laub den Waldboden und bescherte ihm dadurch ein unwirkliches weiches Aussehen. Wir sind ziemlich langsam durch diesen eigentümlichen Märchenwald gefahren, weil das Laub sich natürlich nicht nur am Waldboden, sondern auch auf der feucht-nassen Straße breit machte.
Und feuchtes Laub auf feuchter Straße…… da hast auf Schotter mehr Grip.

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Das langsame Fahren störte uns wirklich nicht, im Gegenteil, wir genossen es, obwohl wir keine Ahnung hatten, ob wir wirklich da rauskommen, wo wir es vermuteten.
Aber, genau da sind wir rausgekommen, in Sillano.
Jetzt waren‘s nur noch ein paar km zum Campingplatz bei Giuncugnano.
Ja und da lief das Übliche ab. Halt, nicht ganz. Ich konnte ne gute Stunde ins Netz und hab ein wenig gestöbert (Pyrenäen, der 3te Film – macht Lust, zum Schauen und Genießen sowieso, aber auch zum selbst mal probieren … ein paar Synapsen sind angesprungen… moi schaungn). Gerade, als ich einigen antworten wollte, war’s auch schon wieder vorbei mit dem Netz und ich hab halt Bericht geschrieben.

Morgen heißt‘ wieder packen und nach Hause fahren.

Fazit: Eine Gegend, die es verdient hat, entdeckt zu werden. Ich weiß nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es hier, an der Grenze zwischen Emilia Romagna und Toskana; in den Alpi Apuani (Parco Regionale delle Alpi Apuane), Garfagnana, Appennino (Parco Regionale dell alto Appenino) auch im August möglich ist, Urlaub zu machen bzw. Mopped zu fahren ohne Angst zu haben nur im Stau zu stehen. – Es gibt ja Menschen, die im August fahren müssen und die suchen immer Gegenden, die man ErFahren kann, nicht ErStauStehen muss.
Wir haben uns auf der GS (trotz Herbst und viel Laub und den fast immer nassen, zumindest feuchten Straßen – es muss bevor wir hier waren, wirklich ein Wahnsinns Unwetter gewesen sein) immer wohl gefühlt.
Ich kann mir vorstellen, dass man sich hier durchaus auch mit einem „Reisedampfer“ wohl fühlt, vorausgesetzt man wird nicht kurvenmüde.
Ganz großartig kann ich es mir (solo) auf einer Duke oder ähnlichem vorstellen – nur manche Kurven machen zu, also die Duke nur zu 98% ausreizen.
Richtige Schotterwege habe ich (da zu zweit) nicht wirklich gesucht, jedoch einige entsprechende Moppeds gesehen und bin sicher, dass auch die schotterliebende Fraktion hier fündig wird.

die Einbahnstraßen werden freundlicherweise von den Einheimischen beiseite gräumt.
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Dienstag am 29.10.2013
Um 10:00 Uhr waren wir fertig und sind abgereist.
Glücklich im Duc zu sitzen, denn es regnete ziemlich heftig.
Bis Brixen auf der Autobahn fast immer mit mehr oder weniger Regen. Dann Landstraße.
Bei Franzensfeste wurde die Straße kurzzeitig gesperrt. Wir waren das vierte Auto in der Schlange uns wussten nicht, warum die Straße in beide Richtungen gesperrt ist.
Plötzlich ein Knall und ein ziemlich großer (mehrere Kubikmeter groß) Felsbrocken knallte von links aus der Wand (zwischen den zwei Eisenbahnbrücken) und Sekunden später war alles in Rauch und Staub gehüllt und es roch nach Sylvester.
Sie hatten gesprengt. OK – again what learnt!
Bis die Straße mit Radladern und anderem Gerät frei war dauerte noch ein paar Minuten und dann gings ohne Unterbrechung (halt, einmal noch getankt) nach München, wo wir um 21:00 Uhr ankamen.
Obwohls nur 5 Tage waren, davon einer Hin- und einer Zurückreise… schee war’s, unsere saisonfinale Herbsttour,
auf der wir uns schwindelig gefahren haben.
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maxmoto
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Gigl
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#2 Ungelesener Beitrag von Gigl »

Servus Max,

danke für Bericht und Bilder. Ich kann gut nachvollziehen, dass ihr die Fahrt mit der GS genossen habt. Natürlich
mögen wir alle trockene Straßen lieber, aber, wenn alles und nicht zuletzt die Stimmung und Landschaft passt, dann ist's
Moppedfahren bei nicht so optimalen Wetter auch einfach schön.

Lianes Fotos zeigen auch sehr schön, was Naturgewalten anrichten können.

Jedenfalls, kann ich mir gut vorstellen, dort auch mal ein paar Runden zu drehen! ;)

Gruß

Gigl
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vienna_wolfe
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#3 Ungelesener Beitrag von vienna_wolfe »

Servus Papa Max,

zum Glück hat's a bissl gregnet, sonst hättst ma den Wund noch wässriger g'macht :twisted: :mrgreen:

…ohne Schmäh jetzt: War sicher eine schöne Saisonabschlusstour, die du und Liane da gemacht habts, die Fotos sind toll wie immer. Und was die Naturgewalten so anrichten können ist mitunter schon gewaltig, aber darum heißen's ja auch Naturgewalten, würd mein Papa jetzt wohl sagen ;)

Danke fürs Mitnehmen und schöne Grüße an die bessere Hälfte!

So long,

dei Bua, da Wolf
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JörgS
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#4 Ungelesener Beitrag von JörgS »

Danke, dass ich bildlich noch mal hin durfte! :L
War ein kleines Remember vom Juni diesen Jahres für mich...
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Viele Grüße aus SHB!
Jörg
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maxmoto
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#5 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

vienna_wolfe hat geschrieben:Servus Papa Max,

was Naturgewalten so anrichten können ist mitunter schon gewaltig, aber darum heißen's ja auch Naturgewalten, würd mein Papa jetzt wohl sagen ;)

Du kennst den Papa aber gut! :lol: :lol:

Danke fürs Mitnehmen und schöne Grüße an die bessere Hälfte!

OK, ich werde es Liane ausrichten, dass sie mich grüßt! :lol: :lol: :lol:

So long,

dei Bua, da Wolf
Deine Tankrunden machen aber auch Spaß zum Mitfahren - nur das mit der Mission versteh ich nicht...
Ist das nur für Insider oder steh ich auf'm Schlauch.

Papa Max
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maxmoto
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#6 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

JörgS hat geschrieben:Danke, dass ich bildlich noch mal hin durfte! :L
War ein kleines Remember vom Juni diesen Jahres für mich...
Servus Jörg,
Schön dort, gell.
Freut mich, wenn ich Dir Dein Kopfkino anschmeißen konnte.
Aber Deinen Reisebericht konnte ich nirgends finden??? :oops: :oops:
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JörgS
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#7 Ungelesener Beitrag von JörgS »

maxmoto hat geschrieben: Aber Deinen Reisebericht konnte ich nirgends finden??? :oops: :oops:
Bin nicht so der grosse "Berichteschreiber"... :oops:
Schaffe es noch nicht mal einen kleinen Bericht für meine eigene HP zusammen zu stellen. :(
Viele Grüße aus SHB!
Jörg
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maxmoto
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Re: 2013 Ende Oktober: Nördliche Toskana

#8 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Servus Jörg!
Ach Mensch, schreib halt einfach, dass Du nicht der große Berichteschreiber bist, aber dass Du im Juni 2013 in der Gegend warst, wie's Dir gefallen hat und stell noch ein paar Bilder rein.
Sicher machst Du einigen eine Freude damit und das evtl. Feetback freut Dich dann auch.
Bitte, seh Dich aber jetzt nicht genötigt.
maxmoto
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