Eine Bildergeschichte von Heiner Kowalski
Es mag nur wenige Gründe geben, nach Ettlingen zu reisen. Aber es gibt viele Möglichkeiten hinsichtlich der Verkehrsmittelwahl. Mit dem Autowagen über die Autobahn, staugeplagte A8 mit Leonberger Dreieck? Och nö. Mit dem Motorrad? Das Wetter hätte an diesem herrlich eiskalten und sonnigen Wintertag im Februar 2018 gepasst. Aber warum nicht die Eisenbahn nehmen?
Was hier in Esslingen am Neckar einfährt, sieht aus wie ein Regionalexpress, fährt sich auch so, heißt aber Interregio-Express (IRE). Eine Zuggattung, die die Deutsche Bundesbahn nur in Baden-Württemberg betreibt. Genauer gesagt lautet der Name des Zugbetreibers DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (DB Regio Alb-Bodensee).
Ein ganz modernes Verkehrsmittel bringt mich nach Freudenstadt. Sieht aus wie ein Hochgeschwindigkeitszug, fährt sich auch ähnlich komfortabel, nur langsamer, heißt aber Regionalexpress. "bwegt" ist die neue Dachmarke des Landes Baden-Württemberg und ist Teil der Bemühungen, den Nahverkehr im Land attraktiver zu machen. Dazu gehört auch gratis WLAN im Zug und 230-V-Steckdosen unter den Sitzen.
Die Winterlandschaft rauscht und saust an mir vorbei...
... und rauscht und saust.
Fahrplanmäßige Ankunft, ohne jegliche Verspätung.
Fahrgäste sind stets über die aktuelle Uhrzeit informiert.
Freudenstadt ist das Verkehrsdrehkreuz in Baden-Württemberg. Von hier aus geht es überall hin.
Freundenstadts Marktplatz sieht nicht nur winterlich aus, auch winterlich kalt war's dort.
Irgendwo dort müsste es doch einen Ort zum Aufwärmen geben.
Auch die kirchliche Institution informiert Fahrgäste wie mich.
Was wäre ein Reisender ohne das passende Kartenmaterial zur Navigation und Routenplanung? Aufgeschmissen! Besonders dann, wenn man Nebenstrecken fährt. Man sieht dort einfach mehr (frei nach Loriots Ödipussi).
Wer tanzt hier auf der Säule?
Ich hab's nicht rausgefunden. Auch eine Antwort auf die Frage, was eine Karlsruher Straßenbahn im Freudenstadter Betriebswerk macht, fand ich keine Antwort.
Is im Prinzip auch wurscht. Gut zu wissen jedenfalls, dass ich nicht in Karlsruhe bin. Sonst hätte irgendwas nicht gestimmt.
Mein nächstes Verkehrsmittel sieht aus wie ein Schienenbus, fährt sich auch so und klingt auch wie ein Bus...
... und braucht Motorenöl wie ein Bus...
... heißt aber nicht Schienenbus. "OSB" steht auch nicht für Grobspanplatte, sondern für Ortenau-S-Bahn.
Doch bis in die Ortenau fahre ich damit nicht. Warten auf die Abfahrt, hier ticken die Uhren anders.
Fahrgastinformationen, die es auch in analoger Ausführung gibt, lassen mich wissen, dass der Fahrer noch Pause macht....
... während draußen ein kalter Wind bläst.
Irgendwann geht es los und die Winterlandschaft saust wieder an mir vorbei. Gratis WLAN an Bord saust mit mir mit.
Im Kinzigtal abwärts mutet die Landschaft eher frühlingshaft an...
... als plötzlich wieder das Wort "Schienenbus" in meinem Geiste aufblitzt.
Ich kann mir nicht erklären warum. Da fährt er davon, der Schienenbus, der eine S-Bahn sein will.
Trotz Migliedschaft gibt's für mich heute nix zu sparen.
Den Werbespruch kenne ich noch aus der Radiowerbung von früher. Dürfte gut 30 Jahre her sein.
Mir wurscht, ich trinke eh lieber Bier. Also lasse ich den Raiffeisenmarkt mit dem Beinamen "Wein-Paradies" rechts, aber auch das Museum links liegen...
... während ich in Wolfach einmarschiere.
Alles nur Fassade?
Fahrgastinformationen gibt es auch am Rathaus.
Bollenhüte sieht man kaum in Wolfachs Gassen, aber an der Fassade.
Es gibt auch Saat und Ernte, ...
... Holzfäller, Sammler ...
... und natürlich auch das Handwerk.
Ob sie alle es auf die Spitze getrieben haben?
Fahrgastinformationen halten sich hier im Schilderwald versteckt.
Die Kinzig in ihrer Pracht...
... und tiefer Dunkelheit.
Was so frühlingshaft wirkt, ist in Wirklichkeit doch noch ganz schön winterlich.
Auch in diesem Bild halten sich Fahrgastinformationen versteckt.
Auf ein erfrischendes Bad habe ich ausnahmsweise verzichtet. Der Wind war erfrischend genug.
Alles im Fluss.
Am Narrenbrunnen...
... trieben die Narren ihr Unwesen.
Ob auch er, der auf dem Brückengeländert tanzt, dazugehört?
Der Kleidung nach zu urteilen war er der Gruppe nicht zugehörig.
Es wahr wohl eher ein Heiliger mit Heiligenschein am Mondscheinhimmel.
Da, wieder blitzte das Wort "Schienenbus" in meinem Geiste auf!
Gleich zwei Mal hintereinander.
Eine Erklärung dafür fand ich nicht. Denn auch der Schienenbus, der mich inkl. Gratis WLAN nach Freudenstadt zurückbrachte, heißt nicht Schienenbus, obwohl er so aussieht, sich so fährt und auch so klingt.
SWEG ist die Südwestdeutsche-Eisenbahn-Aktiengesellschaft, die hier noch unter der ehemaligen Dachmarke des Lands Baden-Württemberg fährt. Der "3-Löwen-Takt" soll durch "bwegt" abgelöst werden. Worin genau die Vorteile dieser Werbekampagnen für die Fahrgäste liegen sollen, konnte ich noch nicht so recht herausfinden.
Denn Fahrgastnformationen erhielt ich so oder so.
Umsteigen war angesagt. Dieses Schienenfahrzeug sieht aus wie eine Straßenbahn, fährt sich auch so, heißt S-Bahn, ist in Wirklichkeit aber eine Bergbahn, die Steigungen von bis zu 50 Promille überwindet. Früher war die Strecke als Zahnradbahn ausgeführt. Die Karlsruher S-Bahn schafft die Steigung im Adhäsionsbetrieb.
Gratis WLAN gibt es auch hier an Bord.
Anstatt in Freudenstadt Stadt auszusteigen, bin ich weitergefahren.
In Schräglage ging's rasant den Berg hinab...
... und an der Landschaft...
... und an Siedlungen vorbei.
In Rastatt scheinen zwei Sonnen am Hilmmel.
Hier der Beweis. Es war wirklich Rastatt.
Rastatt wirkte nicht sonderlich idyllisch auf mich. Hier fand ich es viel idyllischer:
Egal, es wurde eh bald Nacht.
In Karlruhe bekam ich einen Kulturschock. Von der idyllischen Gemütlichkeit im Schwarzwald hinein in den Großstadttummel! Dieses Verkehrsmittel brachte mich weiter. Sieht aus wie eine Straßenbahn, fährt auch auf der Straße, nennt sich aber S-Bahn. In Karlsruhe heißen wohl alle Bahnen Stadtschnellbahn, auch die ins Gebirge fahren.
In Ettlingen dann der nächste Kulturschock. Dort traf ich Menschen mit seltsamen Verhaltensweisen an.
Noch mehr davon...
... an reichhaltig gedeckten Tischen, ...
... während der Nachzüglertisch noch auf das Essen wartete.
Mit diesem Zug, der aussieht wie eine S-Bahn, sich genau so fuhr und dessen ausgelutsche Elektromotoren im Innenraum ohrenbetäubende Heulgeräusche entwickelten, sich aber Regionalexpress nennt, kam ich in Stuttgart an.
Am Gleis gegeüber wartete schon der Regionalexpress, der mich zurück nach Esslingen am Neckar brachte. Sieht auch aus wie ein Regionalexpress und fuhr sich so. Nur die Durchsagen des Zugführers waren dermaßen laut, dass man damit ein Stadion hätte beschallen können. Wie heißt es so schön? Irgendwas ist halt immer.
Fotos: (C) Heiner Kowalski Februar 2018. Fotografiert mit:
- Canon EOS 1200D & EF 55-200 mm 1:4.5-5.6
- Canon EOS 1200D & EF 50mm 1:1.8
- Apple iPhone SE
