Rheinradweg bis Nordsee mit Trike und Trailer 2017

[sushi]

Hallo

Vorwort:
Im August/September 2017 hatte ich 8 Wochen Urlaub geplant, ursprünglich wollte ich mit einem leichten Motorrad, z.B. Suzuki DRZ400 in den USA in der Gegend vom westlichen Teil des TAT herumfahren.
Die Sonnenfinsternis 21.August 2017 war der Hauptgrund für den Zeitpunkt, der Reisegedanke stand schon lange.
Bei den Vorbereitungen zeigte sich dass mir der Aufwand zu teuer wird.
Passendes Motorrad, das ich zu der Zeit nicht hatte, versenden wäre locker über $3000 + Problem bei der Versicherung für ausländische Fahrzeuge zu dem Zeitpunkt.
Vor Ort mieten ist schwierig, wenn dann sehr teuer und "Offroad TAT" nicht gestattet.
Also wäre eigentlich nur Kauf/Verkauf vor Ort in Frage gekommen. Mit Suche und Vorbereitung im Internet hätte ich etwa 3-5 Tage von Landung am Flughafen bis zum Losfahren gerechnet.
Das grosse Risiko ist der Verkauf am Ende der Reise, guter Verkaufspreis und Zeitdruck gehen schlecht miteinander.
Hatte da mit einem grossen Wertverlustrisiko gerechnet, würde mich also auch so teuer kommen wie die anderen Varianten.
Irgendwie verlor ich dann etwas die Lust und habe diese Reise begraben.
Urlaub war aber schon vorgearbeitet und bewilligt, also was, wo und wie soll es werden?

Auf meinen Reisen habe ich viele Radfahrer getroffen, am positivsten fand ich immer die leichte Einreise in ein Land, im Vergleich zu einem Kraftfahrzeug (Motorrad, Auto, WoMo).
Dass die Radler immer am Futtern sind war auch ein Pluspunkt.
Ein Mountainbike habe ich im Keller, mit viel Training halte ich es 2h im Sattel aus, dann wird das PoPoweh zu gross.
Anhänger könnte ich noch kaufen fürs Gepäck. PoPoweh legt sich sicher auch irgendwann...
Habe mich dann an eine Begegnung in Norwegen 1994 erinnert, da traf ich mehrmals einen Liegeradfahrer mit einem Peer Gynt.
Also mal gegoogelt was die so kosten und siehe da, die gibt es recht günstig, allerdings habe ich den Gedanken nach etwas surfen schnell verworfen.
Auf dem Markt gibt es sehr viele Liegeräder.
Das HP Grasshopper fx gefiel mit am besten, da es Faltbar ist, also Testfahrt machen.
Tja, da beginnt schon ein grosses Problem, Liegeräder gibt es nicht beim Fahrradhändler um die Ecke.
Nach langem suchen und emailen fand ich einen Händler der das gewünschte Modell auch für eine Testfahrt vor Ort hat.
Ich fuhr dann auf einer Motorradtour im Juni dorthin und wollte es testen.
Seine Frage ob ich denn schon mal Lieger gefahren sei musste ich verneinen, er meinte das müsse man erst lernen, ich soll mich doch erstmal in ein Trike setzten.
Gut das Teil, Scorpion fs 26, sieht mit 3 Rädern nach Kinderspielzeug aus und da wäre ich nicht auf die Idee gekommen so was nur eines Blickes zu würdigen.
Testfahrt mit dem Grashopper hätte er mich machen lassen, mit den Motoradklamotten mit Protektoren und Handschuhen wäre das gegangen aber ich wollte dann doch nicht das Rad kaufen müssen weil ich es zerkratze beim hinlegen.
Also in das Trike gesetzt und losgefahren.
Hossa, der Mundwinkel zog sich soweit Richtung Ohren dass es fast weh tat.
Nach einer halben Stunde war klar, es wird ein Trike.
Dann begann es so richtig mit suchen im Internet, Neukauf fiel aus, Preis war das eine aber die Lieferfristen waren zu lange, in 6 Wochen wollte ich ja losfahren und etwas die Beine warmlaufen lassen musste auch noch sein.
Kurz, ich fand bei einem Händler einen gebrauchten Scorpion fs 26 Vorführer zu einem guten Preis.
Musste dann noch einiges um/anbauen, als Gepäck entschied ich mich für einen Anhänger und nicht Gepäcktaschen.
Damit ich mit allem noch in die Bahn kann musste ich den Scorpion noch falten können, mit dem Cyclone IV kann ich sogar nur ein zusätzliches Billet für's Fahrrad lösen denn Deichsel und Räder kann ich abnehmen und dann ist es nur noch eine grosse Tasche.

Unterm Strich kam eine rechte Summe zusammen, aber eigentlich nicht mehr als mich Motorradverschiffen/Kauf-Verkauf/Miete und Flug in die USA gekostet hätten.
Nun war noch das Problem, wohin fahren, speziell ohne Erfahrung und jahrelang aufgebauter Beinmuskeln.
Japan, Hokkaido kam mir in den Sinn, aber auch da ist es zu knapp mit der Vorbereitung, vielleicht nächstes Jahr.

Ich entschied mich für den Rheinradweg ab Basel, so 2 Wochen bis ich fit bin und dann mit dem Zug nach Norwegen oder Schottland.


Los geht's, wenn auch ziemlich planlos.
GoogleMaps Routen zwischen den Übernachtungen sind aus der Erinnerung erstellt, nicht 100% so gefahren.
Die Fahrzeiten für die Strecken hat Google erstellt, ich hatte eher als doppelt oder dreimal so lange.
Unterwegs musste ich noch den Fahrrad Km Zähler von Sigma austauschen, sind total so 1200-1300km zusammengekommen.

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Etappe 1
Bern-Oberer Wald

Bern-Basel

Basel-Oberer Wald

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So, heute geht es los, 2.August 2017.
Von zuhause ist es nur eine kurze Fahrt zum Hauptbahnhof Bern, Billet und Zugkomposition mit dem Velowagen habe ich schon am Vortag organisiert.
War aber trotzdem etwas in Eile, das am Vortag ebenfalls neu gekaufte Netbook und Fahrradbeleuchtung sowie diverser Kleinkram kam ohne auszupacken in die Tasche.

Zugfahrt ist nur kurz, im Velowagen hat es genug Platz, Ankunft in Basel geht auch gut.
Vor dem Bahnhof alles zusammen bauen und losfahren Richtung Deutschland dem Rheinradweg entlang.

Zur Navigation habe ich den Track vom Rheinradweg auf meinen 62er Garmin, damit geht es recht einfach, im Prinzip runter zum Rhein und dann Flussabwärts.
Nach der Grenze noch etwas auf Nebenstrassen aber schon bald beginnt der Schotterweg, ab da keine Autos mehr.
Mal schauen wie weit ich heute noch komme, es ist schon mitte Nachmittag.

Der Rheinradweg führt hier idyllisch dem Seitenarm entlang, leider gibt es da aber keine Läden zum Einkaufen.
Dazu muss jeweils ein Umweg vom Radweg weg gemacht werden.

Dank Internet finde ich dann einen Campingplatz und kann im Laden Futter kaufen.

Rheinradweg ab Basel

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Etappe 2
Oberer Wald-Tunisee


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Heute geht es weiter am Radweg entlang, nach ein paar Km kommt ein McDonald's an einer Raststätte.
Da kann ich Tanken und endlich das Netbook in Betrieb nehmen, hier hat es Wifi und Strom.
Also beim Auspacken sehe ich dass der Bildschirm defekt ist, toll, das war zwar heruntergesetzt und auch das billigste im Laden, aber defekt sollte es nicht sein.
Naja, umtauschen geht jetzt nicht mehr aber es ist nur ein 2cm dicker Strich mittig im Bildschirm, mal schauen wie es damit geht, sonst sende ich es nach Hause und kümmere mich nach der Reise darum.

Heutiges Ziel ist der Camping am Tunisee, vorher noch Sushi beim Oishii in Freiburg.
Pünktlich zum Abendessen bin ich da, schlage mir den Bauch voll und fahre weiter zum Camping.

Es ist Hochbetrieb hier, aber für ein Zelt und Fahrrad hat es immer Platz.
Hier bleibe ich 2 Nächte, das gibt mir genug Gelegenheit für nochmals Oishii und diverse Eisdielen in Freiburg.


Camping Tunisee

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Etappe 3
Tunisee-Baggersee Schuttern


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Freiburg war ein Umweg vom Rheinradweg weg, also wieder zurück.
Es geht durch kleine Ortschaften mit leckeren Bäckereien und über Nebenstrassen.
Nicht immer kann ich die Strassen mit Verkehr vermeiden.

Irgendwann bin ich dann wieder im Wald auf dem Kiesweg dem Rhein entlang.
Gegen Abend will einfach kein Camping mehr kommen und ich muss einen Umweg machen.
Hier ist alles rappelvoll, auf einem Seitenplatz hat es eine provisorische Wiese ausserhalb vom Camping, da kann ich noch aufbauen.
Das Restaurant hatte noch was kleines zu Futtern, Abend auf der Terasse am Baggersee ausklingen lassen.

Irgendwo am Rheinradweg

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Etappe 4
Baggersee Schuttern-Offenburg


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Heute geht's etwas spät los, gestern waren es etwas mehr Km als meine Beinen lieb war.
So fahre ich erstmal nach Offenburg zum Tanken in den KFC.
Im Internet schaue ich wo ich heute eigentlich hin will.
Weit fahren mag ich heute sowieso nicht, irgendwie vertrödle ich viel Zeit im Netz.

Dann sehe ich auf booking ein günstiges Hotel und buche, also heute Ruhetag in Offenburg.
Nach dem Einchecken gehe ich ohne Anhänger auf Erkundungstour mit dem Trike.
So beim Sightseeing kommt die Liegeposition des Trike voll zur Geltung, kann mir keine bessere Art vorstellen also so durch die Gassen zu cruisen.

Am Abend finde ich noch ein leckeres kleines Asiarestaurant.
Mir gefällt das kulinarische Deutschland, jede Ortschaft hat einen Asiaten, keine Ahnung was eigentlich typisch deutsche Kost ist.

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Etappe 5
Offenburg-Murgtal


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Zurück an den Rheinradweg mag ich im Moment nicht mehr, es ist dort zwar schön aber es hat nichts zu Futtern am Weg.
Daher versuche ich heute mal den Ausläufern des Schwarzwaldes zu folgen, jedoch will ich nicht zu viele Höhenmeter einbauen.
Auf einem kleinen Weg kommt eine brenzlige Stelle, es liegt viel Obst auf dem Teer.
Darauf alles voller Wespen, so tief am Boden fahren hat auch Nachteile, nur schnell drüber.

Es ist schon komisch, ich kenne die Gegend recht gut mit dem Motorrad, normalerweise durchquere ich die bisherige Strecke in ein paar Stunden.
In Baden-Baden suche ich einen Camping den ich auf dem Navi habe, der sich allerdings als reiner WoMo Stellplatz erweist.
Also weiterfahren Richtung Rastatt.
In Murgtal hat es einen netten Campingplatz. Zu Fuss gehe ich am Abend noch nach Rastatt in eine Eisdiele.

[sushi]

Etappe 6
Rastatt-Mainz


In Mainz möchte ich mich mit einem alten Freund treffen, aber bis ich dort bin dauert das bei meinem Reiseschnitt noch eine Woche.
Also beschliesse ich von Rastatt aus den Zug zu nehmen bis Mainz.
Das Trike kann ich falten und den Sitz lege ich oben drauf, am Hinterrad kann ich das Packet so wie einen Kinderwagen stossen.
Mit etwas Übung geht das recht gut und die beiden Vorderräder lassen sich gut führen, den Anhänger ziehe ich hinten nach.
In einen ICE, mit den reservierbaren Fahrradplätzen zum Aufhängen der Vorderräder, kann ich nicht, aber Regionalzüge mit normalen Fahrradabteilen gehen gut.

Die Zugfahrt ist etwas mühsam, mehrmals umsteigen ist angesagt, leider hat nicht jedes Perron einen funktionierenden Lift.
Der Campingplatz in Mainz ist auf der anderen Seite vom Rhein.
An der Reception kann man Geräte aufladen lassen, 50 Cent pro Ladung, das sollten alle Campingplätze machen.
Hier in Mainz bleibe ich ein paar Tage, es ist ja Urlaub und ich muss nirgendwo ankommen.
Von hier bis Koblenz kommt der beste Teil vom Rheinradweg, das will ich noch machen dann mal schauen.

Auf dem Camping hat es viele Radfahrer die eisern den Rheinradweg machen, das heisst die fahren auch bei Regen.
Oft weit mehr als 100 Km am Tag, das geht nur mit vielen Fahrstunden.
Morgens wecken die mich um 7 Uhr mit dem Geklapper der Zeltstangen und am Abend kommen sie auch spät an.
Erstaunt bin ich über das Alter einiger Radler, dann stellen die erstmal die Zelte an die Sonne weil es am Morgen noch bei ihrer Abfahrt geregnet hat.
Respekt.

Ich sitze auf meinem Trike und geniesse die Aussicht über das Treiben mit Mainz im Hintergrund.

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Etappe 7
Maaraue-Schönblick


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So, es ist Zeit weiterzufahren.
Heute geht es in den "Grand Canyon" vom Rhein.
Diese Strecke bin ich noch nie gefahren, wollte schon lange mal mit dem Motorrad da durch, habe es aber bisher nicht geschafft.

Unterwegs noch bei einem Thai Mittagessen und dann mit einer Fähre auf die andere Seite vom Rhein.
Der Radweg ist unterschiedlich gut ausgebaut, da ich mit meinen 5 Rädern eh jedes Loch erwische bringt es gar nichts Slalom zu fahren.

Der Ausblick ist meist gut, freie Sicht auf die Schlösser und Burgen.
Ich würde die gerne besichtigen aber da käme ich nie hoch, vorher würde ich in der Intensivstation landen, wenn ich Glück hätte.
Die 3-5m Auf/Abfahrten dem Rheinradweg entlang sind mir schon genug, jedesmal wenn ein Inscheniör dachte das muss jetzt so gebaut werden.

Unterwegs habe ich noch eine Pause in diesem Städtchen gemacht.
Beim zurückfahren auf der kleinen Quartierstrasse kommt mir ein weisses Auto entgegen, es fährt mitten auf der schmalen Fahrbahn direkt auf mich zu.
Es fährt langsam und ich kann ganz an die rechte Seite fahren und versuche die Fahrerin durch winken auf mich Aufmerksam zu machen.
Meine Silhouette ist nun etwa doppelt so gross wie die eines Kindes auf einem Fahrrad, das dort durchaus zu erwarten ist, erfolglos denn sie schaut nur nach rechts unten auf ihr Handy...
Als sie endlich mal wieder auf die Strasse schaut zieht sie ruckartig nach rechts.
Nonverbale Aufaurbeitung der Situation erfolglos, sie sieht keinen Fehler in ihrem Blindflug...

Fachwerkbau


Tanken kann auch richtig schmecken und macht Spass, tolle Infrastruktur in diesem Land.


Hatte einen kurzen Moment Angst um mein Gefährt.


Es hat viele Campingplätze, hier war es für mich perfekt, ganz in der Nähe ein Rewe und noch mehr Benzin gekauft.
Nachts hat irgend ein Tier an meinem ungewaschenen Kochtopf gespielt und mich geweckt, war aber noch alles da.
Camping am Rhein