Der heiße Fahrtwind ist schwer zu ertragen.
Fräulein Garmin gibt mir immer wieder dezente Hinweise auf einladende Seen,
versteckt in den Wäldern links und rechts der Straße.
Schließlich geb ich der Versuchung nach und folge einige Kilometer einem Sandweg durch jungen Mischwald und dann einer ausgefahrenen Autospur auf morastigem Grund,
im Slalom um alte Eichen und Eschen.

Nicht nur die Kühlung tut gut.
Es fühlt sich auch super an, den Schweiß und Staub eines langen heißen Tages loszuwerden.
Die Phrase "wie neu gebohren fühlen" wird wieder mit Bedeutung gefüllt.
Etwa 100km weiter sehe ich ein Schild. was mir im gesamten russischsprachigen Gebiet kein zweites Mal begegnen wird:
Campingplatz.
20km abseits.
Jepp! Das kommt genau zur richtigen Zeit!
Die Straße dorthin ist zum Glück wenig befahren. Denn jedes Auto, das mir entgegenkommt oder den Weg kreuzt, lässt eine Wand aus Staub stehen.

Ich habe einige Mühe, den „Campingplatz“ in einem Gewirr sandiger Waldwege zu finden.
Mein Verweis auf mein Palatka (Zelt) löst beim dortigen Chef erst Verwunderung, dann Belustigung aus.
„Junge, hier gibt es Holzhütten zu mieten! Da wirst du doch nicht in einem Zelt schlafen wollen. Bist du ein Steinzeit-Mensch?“
Ich blieb ihm gegenüber starrköpfig, und konnte mich nach harten Disskussionen schließlich durchsetzen.
Er dagegen bestand darauf, diese Einigung mit seinem „Domskaja Whisky“ zu begießen.

Wie sich herausstellte war ich auf keinem gewöhnlichen Campingplatz, sondern im nationalen Leistungszentrum für Wasserski- Artistik der Republik Weißrussland gelandet.


Später haben wir dann noch auf „ewige Freundschaft“ angestoßen.
