Erinnerungen an die 70er

Bilder und Reisegeschichten aus früheren Tagen fotografiert mit analogen Kameras die Bilder eingescannt oder abfotografiert auch mit wenig Text.
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maxmoto
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Erinnerungen an die 70er

#1 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Die 70er - meine Zeit in der das Fotografieren einen großen Platz in meinem Leben einnahm.
Fotografieren - nicht knipsen!
Nicht, dass die Bilder deshalb besser als heutige sind, aber sie haben richtig Arbeit gemacht.
Es gab Photoapparate mit eingebautem Belichtungsmesser, aber die Schärfe musste manuell eingestellt werden.
Mit Blende und Zeit, die auch manuell eingestellt wurden, hat man "gespielt".
Es war für mich die Zeit der schwarz/weiß Photographie und da das Wort Photographie das Wort Graphie enthielt, war der graphische Aufbau eines Bildes wichtig.
Man lernte was vo Bildeintritt - Bildaustritt, goldener Schnitt, Bildspannung usw.
(nicht dass ich das konnte, aber ich habe mich bemüht.)
Man musste sich überlegen was man photographieren wollte und wie das Bild aussehen sollte, weil man es ja durch den Entwicklungsprozess erst viel später sah.
Für die Bilder mit dem schwarzen Rand außenrum musste man genau den Ausschnitt wählen, weil man später keinen Ausschnitt wählen konnte.
Wenn der Film fertig war, hat man ihn entwickelt. Im Dunkeln in einer lichtdicht abschließenden Dose und wenn man da einen Fehler gemacht hat, war der ganze Film mit 36 Aufnahmen unrettbar verloren.
Wässern, Trocknen, mit antistatischem Tuch abwischen und in die Dunkelkammer in der nur ein schwaches Rotlich brannte.
Film in den Vergrößerer einlegen und das vergrößerte Negativ betrachten. Da ist alles hell, was später dunkel wird und alles dunkel, was später hell wird.
Den Vergrößerungsrahmen auf die Papiergröße einstellen (also auf die Größe in der man das Papierbild haben wollte).
Ich hatte schon einen Vergrößerungsbelichtungsmesser und maß, wie lange das Bild belichtet werden sollte.
Dazu musste man aber vorher wissen, welche Gradation das Papier hat, das man belichten will.
Das richtig zu machen war ein langwieriger und teurer Lernprozess, weil falsch belichtete Bilder halt nichts wurden.
Rotlichtfilter vor das Objektiv des Vergrößerers klappen, Papier aus dem lichtdichten Karton holen, ablecken um zu schmecken welche Seite die lichtempfindlich ist und in den Rahmen legen.
Dabei aufpassen, dass der Rahmen nicht verrutschte.
Vergrößerer ausschalten, Rotlichfilter wegklappen und Vergrößerer einschalten. Genau die Zeit, die man vorher gemessen hat (etwa zwischen 1 und 10 Sekunden - mit Kommastellen).
Der Vergrößerer war jetzt ja wieder ausgeschalter und man nahm das Papier aus den Rahmen und legte es in den vorher schon zubereiteten Entwickler (20° - 22°).
Da konnte man zusehen, wie ein Bild entsteht. Wenn die Belichtungszeit richtig war, war das Bild nach ca. 3 Minuten ausentwickelt (wenn die Belichtungszeit zu kurz war wurde es zu hell, zu lang: zu dunkel).
Mit einer speziellen Zange holte man das Bild heraus und legte es in das vorher schon zubereitete Stopbad (20° - 22°).
Dort blieb es so ca. ne Minute. Dabei bewegte man die Wanne in der das Stopbad war (das musste man vorher auch mit der Wanne in der der Entwickler war).
Mit ner anderen Zange holte man das Bild aus dem Stopbad und legte es in das vorher vorbereitete Fixierbad (20° - 22°). Dort blieb es so ca. 15 bis 20 Minuten (auch immer wieder die Wanne bewegen) um es schließlich mit wieder ner anderen Zange in eine größere Wanne, die man vorher mit Wasser gefüllt hat (20° - 22°) zum Wässern zu geben.
Wenn dann die Bilder eines Films, die man vergrößert als Papierbilder haben wollte, alle vergrößert waren, legte man die Bilder in ne richtige Badewanne und wässert sie nochmal ordentlich bei 20° - 22°.
Wenn sie genug gewässert waren, nahm man sie einzeln aus der Wanne, legte sie auf eine spiegelglatte Fläche und entfernte mit einer Rolle soviel Wasser wie möglich um sie dann mit einer Wäscheklammer an eine Wäscheleine zum Trocknen aufzuhängen.
Der Vergrößerer wurde abgedeckt (Staubschutz) die noch brauchbaren Chemikalien in licht- und ziemlich luftdichte Dosen gefüllt - für's nächst Mal.
Dann war's meisten zwischen 3:00 und 4:00 Uhr morgends und man ging ins Bett.
Am nächsten Tag konnte man sich die getrockneten Bilder anschauen.

So, jetzt wisst ihr wie schön wir es heutzutage haben.

Nun ein paar Bilder von damals.

Einfach so
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mein damalige Traumauto (wär's heute noch)
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Ein heutzutage recht seltener Gamsbart
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München
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Venedig
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Paris
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New York
. Im Central Park. Da kam es mir vor allem darauf an, dass sich das Licht vom Boden in der Decke widerspiegelt
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Das Guggenheim Museum
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Wasserspiegelungen im nen Cetral-Park-See
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Das erste Hochhaus in New York, das Flatiron Building
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Skulptur zu Ehren der Subway
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Brooklyn-Bridge mit dem World-Trade-Center im Hintergrund.
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Das ist natürlich nur ne klitzekleine Auswahl.
Vor einigen Jahren habe ich all meine Negative (waren ca. 80.000) entsorgt, aber gut 100 Bilder hab ich mir aufgehoben.
Ich habe vor, demnächst noch ne kleine Serie mit Portraitaufnahmen einzustellen.
Wenn euch so ein Rückblick gefällt ... mach ich weiter - solange die Krise anhält.

Vielleicht bringt euch der Tread dazu
1. ein wenig an die eigene Vergangenheit zu denken nach dem Motte: Weißt Du noch .... damals...
2. euch ein wenig zu freuen, wie einfach es heute ist zu fotografieren - mir reicht mittlerweile das Knipsen.

Max
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elsterracer
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Re: Erinnerungen an die 70er

#2 Ungelesener Beitrag von elsterracer »

kein Abenteuer, keine Moped und dann auch noch aus dem letzten Jahrtausend. und noch an der Farbe gespart.

Ich frage mich echt was das soll!


























:Ir: eine Göttin - die "DS" - in schwarz und von Dir schwarz/weiss abgelichtet. Das hat immer noch viel Charme...

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blahwas
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Re: Erinnerungen an die 70er

#3 Ungelesener Beitrag von blahwas »

Interessante Einblicke!

Gamsbart ist bei den Frauen heute tatsächlich ziemlich out.

Nordmann

Re: Erinnerungen an die 70er

#4 Ungelesener Beitrag von Nordmann »

blahwas hat geschrieben:Interessante Einblicke!

Gamsbart ist bei den Frauen heute tatsächlich ziemlich out.
Ewig schade drum und keine/r weiß warum. Schwarzweiß Fotos haben noch einmal einen besonderen Reiz. Sehen immer irgendwie künstlerisch aus und sind es auch oft. DD

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Fat Lady
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Re: Erinnerungen an die 70er

#5 Ungelesener Beitrag von Fat Lady »

Genau Max, darüber habe ich anlässlich deines 2001 August. Max allein in Frankreich Berichtes nachgedacht. Wie einfach das Fotografieren doch geworden ist. Und wie „billig“. Für 14 Tage Urlaub waren bei mir höchstens 3/36er Filme drin. Ich habe nicht selbst entwickelt, ich habe Dias fotografiert. Da war das entwickeln schon im Kaufpreis des Filmes dabei. Kaufen und entwickeln lassen konnte man Filme nur im Fotofachgeschäft. Die Dias hat man dann zu Hause geschnitten und gerahmt und in Dia-schienen und diese in Diakoffer aufbewahrt. Mit etwas Glück konnte ich die Dias bei ein – zwei Gelegenheiten vorführen.
Weil das alles so mühsam und teuer war, habe ich mir jede Aufnahme 3x überlegt. Trotzdem war höchstens ein Drittel der Fotos herzeigwürdig. D.h. pro Urlaub ca. 30 Fotos.

Wie einfach ist es dagegen heute. Obwohl ich diesen „sei sparsam mit knipsen, das Zeug ist teuer“ Gedanken noch immer intus habe, produziere ich Unmengen an Fotos. Diese lade ich dann in diverse Clouds und quäle Menschen wie euch, die ihr in diesem Forum seit, damit. Aber mehr als 3-4 mal erblicken auch die guten Fotos das Licht der Öffentlichkeit nicht.

Du Max, hast mit deinen Aufnahmen liebevolle Alben erstellt und im Kastl aufbewahrt. Ich weiß gar nimmer ob und wo ich meine Diakoffer habe. Aber noch schneller werden die digitalen Aufnahmen gelöscht. Länger als 2 Jahre überleben sie kaum.

Konklusio ist für mich: Das fotografieren ist mehr, schneller und trashiger geworden. Richtig nachhaltig war es früher nicht und heute ist es das auch nicht.


LG, Hermann
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https://www.youtube.com/channel/UCSbi1R ... lymer=true

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Andreas W.
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Re: Erinnerungen an die 70er

#6 Ungelesener Beitrag von Andreas W. »

Hallo Max,

s/w ist ein tolles Hobby, ich habe es ca. 30 Jahre später, genau wie von Dir beschrieben, genauso getan.
Damals war ich sogar Mitglied der Vereinigung für Digitalkameraverweigerer... grad mal gekuckt, bin ich Heute noch :o ;)

http://www.vfdkv.de/member.asp?id=96" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich will Deinen Thread nicht verwässern... deshalb unbedingt zurück zu Max...

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maxmoto
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Re: Erinnerungen an die 70er

#7 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

@ Andreas den Threadverwässerer :LoL:
Könnt ne Leica CL gewesen sein.
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Hatte ich nie - nur ne M3, M5, drei Leicaflex SL und ne Leica R5 - alles nach der Fuji ST 801, die mit einem Zeiss Distagon bestückt war.

Wenn man ehrlich ist, war Photographieren damals teurer als heute Mopedfahren. :Ni:
maxmoto
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Andreas W.
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Re: Erinnerungen an die 70er

#8 Ungelesener Beitrag von Andreas W. »

Ja Max, günstig war das nicht. Im Keller selber zu entwickeln hat aber schon ein bisschen was gespart und hat v.a. ja richtig Spaß gemacht, oder? :L :L :L
Das hier war eine Leica MP. Die hatte zumindest schon Belichtungsmessung :)

Ich habe mich lang dem Digitalen verweigert. Heute möchte ich mir das Gepansche aber trotzdem nicht mehr antun.

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