Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankreich

Cote Azur, französiche Alpen und Pyrenäen, Normandie, Bretagne, Zentralmassiv uvm.
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ryna
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#9 Ungelesener Beitrag von ryna »

am nächsten morgen zeigte sich der himmel leicht wattiert, wie erwartet. nach dem frühstück das multier beladen und es ging in richtung saint tropez an die küste. vom lac de st.croix aus sind das gerade mal etwas über 100km. nur ein katzensprung, aber die suche nach bezahlbarer unterkunft kann an der küste durchaus zum wenns-mal-wieder-längert-dauert ausarten. vor jahren habe ich mal was schuckeliges gefunden, das wollte ich ansteuern.
der weg zur küste führt an etlichen weingütern vorbei. dass damit gut geld zu verdienen ist, zeigt der blick auf die teils prächtigen chateaus. die D48 und D558 über la garde-freinet nach grimaud sind zwar landschaftlich reizvoll und mit kurven gespickt, aber aufgrund des hohen verkehrsaufkommens ist das ein durchaus zweifelhaftes vergnügen. zum glück war das hotel in dem kleinen bergdorf oberhalb von st. tropez nicht ausgebucht und so konnte der restnachmittag zum erkunden genutzt werden.

der plage de pampelonne mit einem himmel wie auf einem aquarell gepinselt:

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nach einer kaffepause am meer bot sich das wetter für ein yachtwatching in st. tropez an.

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so kann man seinen lebensunterhalt auch verdienen:

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... oder so: :D

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gelangweilte touristen im café de paris

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neben den ganzen rolls, bentleys, aston martins sind mir diese flitzer ins auge gefallen. mit dem spassgerät würde ich gerne mal eine runde drehen.

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am nächsten tag war das aquarell abgewischt und der plage de pampelonne zeigte sich in sommerlicher farbpracht, nur ohne die touristenmassen.

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und schon dümpelten wieder die yachten in sichtweite vor den strandclubs. während überall über CO2-einsparung und treibhauseffekt debattiert, an fahrzeugen mit start-stop-automatik und zylinderselektiver steuerung experimentiert wird, hat hier vor der küste eine kleine kaste einen spass daran, den lieben langen tag millionenteure boote auf der stelle kreiseln zu lassen. nur damit herr und frau schiffseigner auf dem sonnendeck rundherum rotisseriert werden. ab und an wird dann mit dem beiboot zu den clubs gedüst, zur nahrungszubereitung scheint auf einer 35m-yacht wohl kein platz mehr für eine küche gewesen zu sein.

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genug mit sonne verbrannt. die umgebung lockt mit strassen am meer und kleinen bergdörfern. z.b. ramatuelle ist so eins, durchweg noch mit alter bausubstanz.
wer jetzt glaubt, so eine verfallene hütte kann ja nicht die welt kosten.... der blick auf die auslage eines maklers zeigt ein 42qm-appartement im sanierungswürdigen altbau für doch nur 450.000,-euro. aktuell waren noch eine 100qm-wohnung mit grosser dachterrasse (bergblick) für etwas über 1mio und eine villa mit pool dafür ohne preisangabe zu haben. nur falls jemand eine krisensichere geldanlage suchen sollte, so sehen schnäppchen aus: :roll:

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am kommenden wochenede sollte ein grosses seglertreffen in der bucht von st.tropez stattfinden. die bucht füllte sich immer mehr mit segler, vom hotel aus konnte man die bucht gut beobachten.

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genauso wie einen herrlichen sonnenuntergang...

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für leser mit sinn für kunst und kultur - in st.tropez und der ganzen umgebung sind bronzestatuen aufgestellt, z.b. diese >rabarama am brunnen von gassin. eine weitere, sehr viel grössere steht direkt am plage de pampelonne.

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der nächste tag ging über die küstenstrasse über cannes, nizza bis nach menton und ab da wieder in die berge. angeregt durch ein bild im bilderrätselfred des banditforums "wo war ich" sind u.a. diese dann entstanden:

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so, jetzt ist schluss mit kultur und tourismus. ab jetzt wieder berge, täler, kurven und serpentinen! ;)
menton, da klingelt wohl bei jedem die aushängestrecke der rallye monte-carlo im hinterkopf, der col de turini. und genau über diesen sollte es gehen. blöderweise zeigte sich ab sospel der himmel mit schweren dunkelgrauen wolken verhangen, so dass an diesem tag das erstbeste hotel oben am pass angesteuert wurde. es erwies sich auch noch als ausgesprochen günstig, das mopped durfte in der garage bei einem gespann und 2 polizei-harley übernachten und obendrein gab es einen selten zu beobachtendes lichtspiel am abendhimmel.

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col de turini, the day after... erfrisched kühl in der höhe, aber tolle aussicht:

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so sieht wohl chopperfahrers albtraum aus:

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der berg wurde in westlicher richtung verlassen, da hinter st martin-vésubie ein wenig bekanntes kleinod lauert, die strasse von pierlas. diesmal wollte ich aber von oben auf pierlas zufahren, über den col de la sinna. als "strasse" lässt sich auffahrt nach illonse und das stück nach pierlas nicht unbedingt bezeichnen, eher als mehr oder weniger befestigter fahrweg. wer kein problem mit solchen strecken und engsten serpentinen hat, sollte sich das mal in natura anschauen. der blick ins tinée- und valdeblore-tal, im späteren verlauf auf pierlas und die schlucht sind eine wucht. auf der strecke übers valdeblore-tal kommt man an einigen alten befestigungsanlagen vorbei. auf der höhe von rimplas starrten uns im vorbeifahren sogar noch die geschützrohre aus den bunkerstellungen neben der strasse an.

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michael, gibt das mecker, >wenn ich schon wieder ein video von dir verlinke? :roll:



das nächste mal die letzte etappe... 8-)

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jojo
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#10 Ungelesener Beitrag von jojo »

was soll man dazu sagen, ausser
Mega Chapeau

Einfach herrlich - Text, Fotos und die gefahrene Strecke - von Aller feinsten was Nachbars zu bieten haben !
Dieserhalb und desterwegen werden wir nextes Jahr auch wieder ausgiebig, und vor allem länger, dort unsere Runden drehen.
Ist schon fest beschlossene Sache.

Und nun weiter mit dem Bericht !

Grüssle
Jojo

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Mimoto
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#11 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

ryna hat geschrieben:....

michael, gibt das mecker, >wenn ich schon wieder ein video von dir verlinke? :roll:



das nächste mal die letzte etappe... 8-)

...ich hab nicht gemeckert, ich muss nur wieder heulen... (.. weil ich jetzt dort sein will.. :lol: ..)


Ansonsten, wie Jojo! :mrgreen:
Michael /mimoto

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PETER
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#12 Ungelesener Beitrag von PETER »

Super schön dort
Wär was fürs nächste Jahr

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ryna
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#13 Ungelesener Beitrag von ryna »

die strasse von pierlas mündet direkt in den gorges du cians. wer noch nie in der ecke war, unbedingt hinfahren. der gorges du cians und die nachbarschlucht gorges de dalouis mit ihrem beeindruckenden roten felsgestein lassen sich wunderbar als rundkurs absolvieren. in der cians-schlucht an den tunnels nicht stupide durchrauschen, sondern anhalten und um die ecke schauen. das sind die spektakulärsten stellen, da hier auf der alten trasse beide felswände auf wenige meter anneinander kommen. in zuge des tourismus wurden für den massenverkehr tunnel gebuddelt und so die "gefahrstellen" entschärft. schade, wieder ein schmankerl von der landkarte verschwunden.
dieses mal sind wir aber in der schlucht gen süden abgedreht, der urlaub neigte sich langsam dem ende zu und am abend wollte ich in der nähe des vercors sein. zudem habe ich die schluchten schon ausreichend im archiv, aus dem selbigen mal bilder der ursprünglichen trasse von einer früheren tour:

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wie man sieht, war das nicht unbedingt für wohnmobile, gespanne und familienvans tauglich.
die beschreibung der strecke nach Die am fuss des col de rousset kann ich mir sparen, bis auf den col de cabre ist wenig spektakuläres dabei. die hotels im idyllischen, aber eng gebauten stadtzentrum von Die haben mangel an parkplätzen. die hotelgarage war ein gewölbekeller, 2 querstrassen weiter. im hotel waren auch 2 australier abgestiegen, die auf europatour waren. in london 2 motorräder gemietet und damit für 8 wochen durch europa geturnt. ei was haben die beiden vom schwarzwald geschwärmt. "B fivehundred, we are trinking coffee and motorcycles bbbrrrrrrrr" (vorbeisausende handbewegung). somit sind in down under deutsche 2radler als heillose raser abgestempelt. :lol:

die stadt wäre auch ein gutes basislager für ein paar tage das vercors und die umgebung zu erkunden. auch hier muss abends das fahrzeug nicht bewegt werden, da die lokale und kneipen bequem zu fuss ereichbar sind. moppedfahrer fühlen sich sicherlich hier heimisch:

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... er hat doch noch ein gutes gehör

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das vercors ist auch so ein filetstück auf der französichen landkarte, leider historisch durch den krieg nicht ganz unbelastet. die französiche résistance nutzte das ausgiebige schluchten- und höhlensystem des vercors als rückzugsgebiet, bis 1944 15.000 mann deutsche luftlandetruppen/SS über das gebiet herfielen. den rest kann man sich im inet nachlesen, oder vor ort an zahlreichen mahnmalen anschauen. trotzdem, wir waren schon einige male im vercors und sind noch nie abweisend behandelt worden. landschaftlich zählt das vercors zu den highlights im für normale 2radler ereichbaren europa. leider wurde dort auch der massentourismus als geldquelle entdeckt und so ist eine der schönsten strecken, die grand goulets inzwischen gesperrt und durch einen tunnel ersetzt. meiner einschätzung nach wird die gorges du nan eine der nächsten streckenabschnitte sein, die dem im reisebus anreisenden wanderer eröffnet werden.

auf unserer tour war die gorges de la bourne von pont-en-royans nach villard-de-lans ab dem abzweig zur D103 komplett gesperrt. blöde, dass vorher keinerlei hinweis darauf war. es zwang zu einem langen umweg über den col d`herbuilly und da oben war es auf der langen schattenpassage am frühen vormittag noch bitter kalt. etwas weiter oben waren die bergspitzen schon angezuckert, der winter klopft an.

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an der stelle lediglich diese fotos aus dem vercors, bei interesse sind viel mehr in >meinem online-bildarchiv zu finden. wer auf bewegte bilder steht, auf einer früheren tour habe >den camcorder mitlaufen lassen.

nach dem vercors wurde das wenig einladende grenoble rechts liegen gelassen und die strecke ging über aix les bains der länge nach am lac de bourget vorbei ins jura. zum übernachten fanden wir in nantua ein logis-hotel direkt am see.

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das jura, grenzgebiet zwischen frankreich und der schweiz, ist auch ein sehr lohnenswertes ziel mit dem motorrad. da wir letzten herbst erst einige tage dort herumgeturnt sind und für den nächsten tag schlechtwetter angesagt war, ging die letzte etappe etwas forcierter, aber auch über land... jura-vogesen-lothringen-pfalz nach deutschland zurück.

résumée - es war ein herrlicher urlaub mit spektakulären eindrücken und vielen neuen motiven für mein bildarchiv. wir hatten diesmal richtig glück mit dem wetter und keine pannen oder wehwehchen zu beklagen. das multier ist auf den ~3.000km perfekt und mit moderatem spritverbrauch gelaufen. auch mit mensch und gepäck bis an die beladungsgrenze bepackt, lässt sich mit dem töff beschwingt und spassig auf kleinen bergstrecken vorankommen. da hat sich die bandit wesentlich unhandlicher und störrischer gezeigt. bis jetzt - auf holz klopf - habe ich den wechsel vom 4- auf den 2zeller nicht bereut.


vielen dank fürs lesen. ;)

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Balu
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#14 Ungelesener Beitrag von Balu »

Absolute Spitzenklasse in Schrift und Bild!

Ich habe zu danken!!!
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ryna
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#15 Ungelesener Beitrag von ryna »

danke, das ehrt mich.
habt ihr schon auf den letzten teil gelauert? :lol:

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Frehni
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Re: Flucht vor herbstlichen Glibberwetter ins sonnige Frankr

#16 Ungelesener Beitrag von Frehni »

schöne Tour und super schöne Bilder und was noch besser ist. super schönes Wetter :D
Ihr lacht über mich weil ich anders bin. Ich lache über Euch, denn Ihr seid alle gleich.

Wenn ich alles mache, was die anderen von mir wollen,
dann stünde auf meinem Grabstein:
"Mein Leben hat allen gefallen - nur mir nicht." l]


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