Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

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Thatsmyway
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Registriert: Dienstag 15. August 2017, 20:31
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#49 Ungelesener Beitrag von Thatsmyway »

@Shippy; anscheinend bin ich ja tatsächlich nicht der einzige, der dort gescheitert ist. Mit Schlamm und Schnee stelle ich mir das ganze nochmals ordentlich schwieriger vor.

@Andreas: Das freut mich sehr. Tja, auf Reisen schaffe ich das ganz gut mit dem entspannt sein...meistens zumindest ;)

und weiter gets......ab zum Hades:

16 08.2021:

733 Meter Seehöhe. Es ist angenehm kühl
Wieder in so einem kleinen Dorfcafe.Wie immer steht in der Mitte ein riesengroßer Baum, der dem ganzen Platz Schatten spendet. Natürlich auch dem Cafe in dem die Leute mit Gesprächen die Zeit tot schlagen.
Es ist meistens sehr ruhig. Keine Musik stört den Wind, wenn es durch das Geäst rauscht. Vogelgezwitscher wird gnädig toleriert.
Bevor ich wegfahre drückt mir der alter Mann noch eine Wasserflasche in die Hand…..einfach so. Wenn mich wer fragt, warum ich so gerne auf kleine Straßen unterwegs bin und immer wieder auch auf Schotterpisten, dann sind es einfach genau solche Situationen die man erleben kann, wenn man weiter weg von der Peripherie ist.

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17.08.2021 Tripoli


28 Kilometer!
Das Motorrad ist 28 Kilometer von Tripolis entfernt.!
Das sollte auch mit einem Taxi leistbar sein. Jetzt müssen sie mich nur aus dem Spital rauslassen.

Erinnerung an mich: Leichten 5000 mA Notfallsakku besorgen, der immer in der Fotoasche ist, die ich stets bei mir trage

Was für ein Tag!
Kurviger hat mich am Vortag über ein paar wirklich tolle Strecken geschickt. Die eine kleine Bergstraße die mich auf über 1400 Meter Seehöhe gebracht hat, war einfach wunderbar. Und das ist auch ein ordentlicher Anstieg wenn man vom Meer aus startet. Tolle Wälder, tolle Landschaft, kein Verkehr und durch die Höhe angenehm „kühl“. Es waren auch tolle ( und nicht so tolle) Offroadstrecken dabei, die gerade richtig für Maya waren. Teiwelse schnelle Passagen und teilweise anspruchsvollere auch steilere Strecken. Aber es ging echt gut.

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9:20 Uhr:
keine Visite, kein Frühstück.

Kurviger hat halt nicht gescheit eingezoomt und die Nebenpfade die in der Realität genauso aussehen wie der Hauptpfad, sind für Kurviger keine Abzweigungen ( deswegen zoomt das Programm nicht automatisch rein).
Aber gerade die letzte Strecke hat mir gezeigt, dass ich so nie an einem Tag von Gythio nach Patras kommen würde, aber zum deaktivieren der Off-road Strecken kam ich leider nicht mehr und nach Patras auch nicht mehr.

Deswegen warte ich jetz auf die Visite im Krankenhaus von Tripolis und Maya steht hoffentlich noch in einem kleinen Bergdorf 28 Kilometer entfernt und wartet, dass ich wieder komme.

9:50:
juhu! Frühstück!
Ist voll ok, auf Nachfrage gab es sogar ein Ei. Nur mit dem Besteck sind sie knausrig: ein Teelöffel für alles : Tee umrühren, Marmelade, und Butter auf den Toast schmieren. Gestern gab’s fürs Abendessen eine Gabel: Für den Reis, das Brathuhn am Bein und das Joghurt als Nachspeise.

Fast 11:00 und noch immer keine Visite in Sicht. Langsam werde ich ungeduldig. Mein Motorrad steht 28 Kilometer entfernt auf einem kleinen Parkplatz mit all meinem Zeugs drauf. Selbst die Insta 360 ist noch draufmontiert.

Es wird langsam Zeit, dass was weitergeht. Das Bett ist nicht gut für mein Kreuz und der alte Mann neben mir ist eh ein netter, aber er vergisst auch viel….und so muss ich mich oft wiederholen. Und der alte Mann hat sadistische Züge….Grinsend kommt er immer mit „what, if…“ Szenarien daher, die meistens so enden, dass das Motorrad oder zumindest mein Zeugs weg sind.
Die Akkus gehen auch bald alle aus. Vier Tage campen und jetzt noch einen Tag im Spital ohne Ladekabel…. Da ist echt alles leer. Und der Akku von meinem Handy hält nicht mehr lange, obwohl erst 3 Jahre alt ist.
juhuu! Visite!
und der junge Arzt ist sehr zufrieden. Noch ein paar Medikamente zum Einnehmen und dann kann ich hoffentlich gehen!

Ich willl raus…ich will einfach raus…ich will auf dem Motorrad sitzen und durch die Pampa fahren.

Ich will raus!

Vervena:

Ich hab’s geschafft!
ich bin wieder in dem kleinen Bergdorf. Maya ist da! Das ganze Zeugs ist da. Selbst die 3d Kamera ist noch da. Die Taxifahrt hierher hat 28€ gekostet. Das finde ganz ok. Ich hätte es auch noch billiger machen können und mit einem Bus in die nächste größere Stadt fahren, aber da wäre der Aufwand ungleich größer gewesen und ich hätte viel Zeit verloren.

Und ich weiß jetzt wie sie es machen!
Ich habe mich schon die ganze Zeit gewundert, wie es die Griechen auch in den modernen Autos schaffen, sich nicht anzugurten, ohne von den Autos wahnsinnig gemacht zu werden: Sie haben eigene Gurtklips dabei…ohne Gurte dran. Die können sie in den Gurtverschluss einführen, und das Auto glaubt, dass Fahrer und Beifahrer angegurtet sind. Habe ich jetzt beim Taxler gesehen.

Ich habe mich noch nicht einmal ins Lokal niedergesetzt haben sie mir meinem Helm gebracht.

Es ist so super, dass das Abenteuer doch noch so gut ausgegangen ist.
Jetzt mal einen ordentlichen griechischen Salat.


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Patras:

Na das war dann doch etwas sehr motiviert. Ich bin echt fertig. Bin erst um 19:00 in Patras angekommen. Die Strecke war wunderschön. Ein Kurvenporno ohne gleichen. Aber dadurch auch sehr anstrengend. Außerdem hat Kurviger gemeint, er muss mich doch über Schotterstraßen jagen und das war mir heute doch zu viel. Bin dann auf google umgestiegen. Das war eine weitaus schnellere Straße aber klein genug um Spaß zu haben. Man konnte gut cruisen und es war angenehm mal wieder mit höherem Tempo fahren zu können.

Aber das Highlight des heutigen Tages war eigentlich in das Dorf Vervena zu fahren und das Motorrad zu holen:


die Taverne war voll. Ich kannte da niemanden. Aber sie kannten mich! Und haben gefragt wie es mir geht. Ich habe dann einen griechischen Salat bestellt und wie ich mitbekommen habe, das mein Nachbar gut englisch spricht habe ich ihn gebeten allen Beteiligten noch einmal meinen aufrichtigen Dank auszurichten. Ich brauchte ihn nicht briefen. Er wußte was gestern passiert war. Irgendwie wussten es alle die in der Taverne waren. Er kam meinen Wunsch nach. Er kam mit einer Visitenkarte vom Arzt (irgendwie hat der Arzt gewußt, dass ich noch mit ihm in Kontakt treten möchte) von den Damen, die in der Taverne arbeiten und mir ebenfalls so gut sie konnten geholfen haben, zurück.
Ich wollte bezahlen……..aber in der Türe stand eine lachende Dame, die in diesem Dorf wohnt …..und sie ließ mich nicht bezahlen. Sie wollte die Rechnung übernehmen. „Why?“ habe ich sie gefragt. „Because you came in our village and you are our guest“

Das war der Zeitpunkt wo ich zu Tränen gerührt war…….

Insta 360 hat einen Fehler in der Matrix verursacht und mein Abschiedsvideo vom Dorf nicht richtig gespeichert. Es ist kaputt. Ich finde das echt blöd!

Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich heute erst aus dem Spital gekommen bin und gestern eine (gefühlt) fast Nahtot Erfahrung gemacht habe, war es doch auch etwas viel. Irgendwann bin ich halb in Trance gefahren..zumindest ist es mir so vorgekommen.

Es war so gut wieder mit Maya auf der Straße zu sein. Keine Ahnung warum, aber mich füllt das gerade einfach aus…..durch die schöne Landschaft cruisen……nur ein wages Ziel. Immer wieder treffe ich einfach…auf nette und hilfsbereite Menschen. Dazwischen gibt es einfaches gutes Essen…..was will man mehr……was will ich mehr…….was brauch ich mehr…..just cruisn…….manches Mal stimmen einfach die Klischees.

und was ist gestern eigentlich passiert?

Ich war gerade in den Bergen mitten im Peloponnes auf Schotterstraßen unterwegs. Ich hatte einen Stop eingelegt um zu fotografieren. Beim Losfahren, gab es auf einmal einen Stich in den linken Unterarm. Ein Vieh hatte sich zwischen Handschuh und Jackenärmel verheddert. Ein weiterer sehr schmerzhafter Stich folgte auf meinem Versuch die Jacke so schnell wie möglich auszuziehen.
Ich weiß nicht was mich da gestochen oder gebissen hat. Aber es war wirklich schmerzhaft. Da ich nicht wusste ob einer allergisches Reaktion folgen würde, beschloss ich so schnell wie möglich loszufahren. Irgendwohin, wo man mir vielleicht helfen könnte, falls es notwendig sein sollte.
Ich hatte Glück, dass das nächste Dorf vielleicht 10 Minuten entfernt war und eine kleine Taverne war schnell gefunden. Ich bestellte einen Eiskaffee und scheiterte beim Versuch Eis für die Stichwunden zu bestellen, da die drei Damen in der Taverne kein Englisch sprachen.
Glücklicherweise konnten aber ein paar Gäste Englisch.Mit meinem Zustand ging es bergab:

“Hoffentlich keine allergische Reaktion, hoffentlich keine allergische Reaktion. Wieso jucken meine Ohren so komisch…innen, da kann man sich beim besten Willen nicht kratzen!
Und warum Glühen sie so? Und jetzt juckt auch noch der Kopf und wieso sind da überall Erhebungen in der Haut? Mein ganzer Arm! Von roten Pusteln übersät. Oh, auch der Bauch! Und alles juckt so. Ok, jetzt habe ich Lippen wie Angelina Julie. Angespannt und voll…..ich glaube ich muss was tun.
Es ist immer gut, wenn man etwas zum Vorzeigen hat….Arme hergezeigt, T Shirt hochgehoben, alles klar:eine Allergische Reaktion. Sie telefonieren schon…gibt es einen Arzt im Dorf? Ja, einen der in Pension ist und hier gerade Urlaub macht. Sie versuchen ihn zu erreichen! Ambulanz? Nur in Tripuli 25 Kilometer entfernt. Sie versuchen sie zu erreichen!
Beide unterwegs!
Ich sitze da und versuche zu fokuisieren. Das Jucken in den Ohren macht mich wahnsinnig. Alles fühlt sich angeschwollen an. Hoffentlich bleibt die Zunge verschont. Das hatte ich schon einmal, vor zwanzig Jahren, in der Türkei. Auch beim Motorradfahren. Das war gar nicht lustig.
Oh der Arzt kommt. Er stellt Fragen. Es ist gar nicht so leicht sich zu konzentrieren. Ja, Austria. Oh es fallen ein paar deutsche Wörter. Er versucht mich bei Laune zu halten. Ein sympathischer Kerl.
Er meint er wird mir eine Kortison Spritze geben. Er hantiert vor mir herum……bekommt das Serum nicht in die Spritze…irgendwo hapert es da. Er redet weiter mit mir…glaube ich
wieso ist auf einmal der Film überbelichtet? Alles ist so hell! Es schmerzt in den Augen. Die Lichter reißen alle aus. Dumpfes, helles, mattes Weiß!
Es ist anstrengend zu schauen…….
ah, jetzt wird es dunkler, die hellen Lichter bleiben ausgerissen, ich kann nichts darin erkennen.
Es wird dunkler, …..so dunkel muss es doch gar nicht werden…
Was sagen die Stimmen? Sie werden dumpfer, sind auf einmal weit weg…..werden leiser und diffuser………..ich verstehe nichts mehr…
Dunkelheit….
finster……sehr finster
……schwarz……keine Farben…….nichts
…es ist auch leise…Stille…..die absolute Stille!……kurz
irgendetwas mit dem Arm…
wumps!……..ich liege auf den Tavernentisch. Die Beine In der Höhe. Ich fühle mich an eine Schildkröte erinnert, die auf ihrem Panzer liegt. Zwei Gäste halten meine Beine hoch die noch immer in den Motorradstiefen stecken. Meine rechte Armbeuge schmerzt. Die Damen von der Taverne legen mir etwas unter den Kopf.
Der Arzt redet mit mir. Fühlt ständig meinen Puls. Will wissen wie es mir geht.
wie geht es mir?
Nun, die Belichtung stimmt wieder. Die Strohdecke über mir schaut richtig gut aus, würde ich sagen.
Die Stimmen klingen wieder normal. Das Atmen ist echt schwer. Die Lunge ist eingepfercht. Der Brustkorb ist viel zu klein. Wie soll man denn da Atmen!
Die Ambulanz ist auf dem Weg……
Atmen ist anstrengend…. so anstrengend.
Die Decke hat was.
Die Gäste lösen sich in „Beinhalten“ ab. Und später werden sie von einer Sesselkonstruktion abgelöst.
ich entschuldige mich bei den Gästen, dass ich sie beim Mittagessen gestört habe…
ich würde sagen, meine Situation ist leicht grotesk.
ich starre weiter auf die Decke. Der Arzt checkt weiterhin permanent meinen Puls und redet viel auf mich beruhigend ein
Die Ambulanz ist da….
es wird viel geredet…auf Griechisch , glaube ich.
das Motorrad bleibt da, don’t worry, sagen sie. Der Helm kommt in die Taverne.
Ich, in den Ambulanz Wagen.
Ich bekomme irgendwelche Injektionen. Der Arzt will andauernd wissen wie es mir geht. Ich will nur schlafen. Der Wagen springt nicht an…es folgt der dritte Versuch, dann natürlich der Vierte. Der Starter klingt jämmerlich.Ich muss innerlich schmunzeln….und will die Augen zumachen. Irgendwann springt der Wagen an. Dann kann ich ja die Augen zumachen. Jetzt wirklich. Aber er fragt mich die ganze Zeit wie es mir geht…wie soll man denn da schlafen? Die Augen zu machen.


Irgendwann waren wir dann im Spital von Tirpolis. Ich wurde in einem Rollstuhl verfrachtet.….in einem Überwachungsraum geschoben und an Infusionen angeschlossen. Ich war anfangs wirklich verwirrt. Ein alter Herr mit verschobener Maske, wild gestikulierend in meine Richtung, mit den Augen viel versprechend deutend. Ok, er soll mich mit dem Rollstuhl wohin bringen.
Ich habe schnell ein schlechtes Gewissen und er tut mir Leid. eigentlich sollte ich ihn schieben. Er schnauft schwer und hat anscheinend ein Hüftleiden, denn er hinkt auch schwer. Aber tauschen geht wohl nicht…..wir schaffen es zum Röntgen auch wenn ich als Rammbock verwendet werde, um die Türen zu öffnen.
Ein junger netter Arzt, der sehr gut Englisch konnte hat sich um mich gekümmert. Es hat mir nach zwei Stunden nahegelegt eine Nacht im Spital zu bleiben, damit ich weiter intravenös Cortison bekommen kann. Ich habe zugestimmt. Ich hatte zu der Zeit in Wellen ziemlich starke Schmerzen in der Brust, mittlerweile war es so und zu spät geworden, irgendetwas an diesem Tag noch zu organisieren. ich war auch sehr erschöpft. Da viel mir die Entscheidung leicht.

Hat nicht so toll ausgesehen:
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Dann doch lieb auf dem Motorrad sitzen und die Landschaft genießen :)
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Sonnenuntergang in Patras
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18.08.2021 Karpenisi

ich bin echt erschöpft und ziemlich fertig.
Für 160 Kilometer habe ich 6 Stunden gebraucht. Ich bin ein wenig konfus unterwegs gewesen, aber das passt ja zu meinem Allgemeinzustand.
Es waren superkleine Straßen, oft einspurig. Ich glaube ich bin noch nie so viele Kurven an einem Tag gefahren wie heute. Ich wanke noch immer hin und her, als wäre ich auf hoher See, obwohl ich schon lange nicht mehr am Motorrad sitze. Da die Kurven auch meistens nicht einsichtig sind, kommt man halt kaum vorwärts. Aber schön war’s.
Und ich hatte ein super Mittagessen: Irgendwie ein großer Schweinsspieß vom Holzkohlengrill. Da konnte ich nicht weiterfahren. Holzkohlengrill habe ich auf dieser Reise nur äußerst selten gesehen. Es war sehr gut.

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Das war richtig gut :)
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Ich bin berühmt! :) Mich hat ein Mann auf der Straße angesprochen und hat und mich gefragt ob ich nicht der YouTuber bin, der sich in Tadschikistan verletzt hat.Dabei hat er mir kräftig die Hand geschüttelt. Ist mir noch nie passiert.
Ich bin berühmt! :)

Jetzt würde ich schon gerne wissen, warum ich so fertig bin bzw. ob das was mit dem Medikamenten zu tun, die mir das Krankenhaus verschrieben hat.
Der linke Arm juckt wieder leicht, seit heute Nachmittag.Aber man sieht kaum was.
Es ist immer noch alles relativ hell. Meine Augen sind recht empfindlich.
Ich kann nicht glauben, dass die Reise schon wieder zu Ende geht……

Ich Depp habe vergessen, mir ein Zimmer in Igoumenitsa zu reservieren. Ich habe anfangs der Reise nachgesehen. Da war noch genug frei und es waren Zimmer zu günstigen Konditionen zu bekommen. Jetzt nicht mehr. Also zahle ich jetzt 62 € . Das bringt mich zwar nicht um, ist aber trotzdem ärgerlich. Da die Fähre um 6:30 morgens losfährt, habe ich aber keine andere Wahl als ein Zimmer in Igoumenitsa zu nehmen.

Sitze am Hauptplatz in einer kleinen Bar. Das kleine offene Bier kostet 2€. Dazu gibt es noch ein Glas Wasser und jede Menge Kartoffelchips.

Es ist ist mittlerweile richtig frisch geworden.

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Es ist 22:00 Uhr und es hat 20 Grad. Mich frierts nahezu.

22:00 Uhr und auf der Platz erwacht erst richtig zum Leben.
Maya hat sich richtig gut auf dieser Reise geschlagen. Egal was ihr entgegengeworfen habe, sie hat es sehr gut gemeistert. Ein sehr flexibles Motorrad. Und ich liebe wirklich diesen Motor, der so elastisch ist. Man muss halt immer das richtige Tempo finden. Das blöde ist, es ist so schwer, es mit anderen Motorrädern zu vergleichen. Ich frage mich oft, wie sich die KLE in der selben Situation geschlagen hätte. Das Fahrwerk von Maya stufe ich eigentlich um Welten besser ein als das von der KLE. Sie ist bis jetzt nie durchgeschlagen, auch wenn es ordentlich grob wird. Ob das 21 Zoll Rad wirklich um so viel besser über die kleinen Unebenheiten rumpelt…ich kann es nicht sagen.
Es gibt halt diese ein Art von Grobheit von Schotterstraßen, wo sie mir zu viel rumpelt. Wo ich mir denke, dass geht mit anderen Motorräder sicher bequemer oder entspannter. Aber das hat nichts damit zu tun, dass die diese Art von Straßen problemlos meistern kann.
Vielleicht denke ich auch einfach zu viel nach...

Bin schon ein wenig in Reiseabschiedsstimmung. Deswegen habe ich mir heute auch einen Cocktail gegönnt: Einen super bittren Negroni
Ich weiß ja nicht, aber die Leute sind alle so nett. Ich bekomme jetzt noch ein Bier aufs Haus hier. Ok ich habe das eine oder andere Bier schon getrunken…..aber sie haben es mir angeboten, wie ich eh gerade meine letzte Runde bestellen wollte…. Sehr nett!!
….aber mir ist kalt!
auch nach 23:00 leert sich der Platz nicht…es ist doch Mittwoch, oder?
Kinder drehen mit ihren Drehtrollern ihre Runden und präsentieren stolz ihr neues Spielzeug ihren Freunden. Nach wie vor wird heftig palavert , viel gelacht und zum Diskutieren gibt es anscheinend immer genug.
Der junge Mann am Nebentisch muss ein Star in diesem Städtchen sein. Er kennt mindestens jeden zweiten, der hier vorbei fährt, die Fahrer bleiben auch alle für ein kurzes Gespräch stehen und das Verkehrsaufkommen ist nach wie vor sehr groß.
Ein Frauenschwarm ist er so und so.
Der Pizzalieferant muss auch schon einen Drehwurm haben. Er kommt, jetzt, gefühlt, sicher das 10. Mal hier vorbei.
Ich sollte langsam ins Bett. Ich habe morgen noch einen langen Fahrtag nach Igoumenitsa vor mir.
aber ich sitze gerne da……

Igoumenitsa

Igoumenitsa ist eine traurige Stadt. Viele Geschäfte sind zu, selbst in der Fußgängerzone und die die die offen haben, wirken wir Ramschläden. Viele Cafés sind leer und die Bediensteten wirken jetzt auch nicht überaus motiviert.
Der erste Teil der Herfahrt war wieder mal wunderschön durch die Berge. Die letzten 100 Kilometer waren halt ziemlich fad. Aber es waren die einzigen faden 100 Kilometer auf der ganzen Griechenlandreise. Ist doch ein guter Schnitt, oder.

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Ich bin das gar nicht mehr so gewohnt…..so ohne Kurven…..ich wäre auf der Strecke beinahe eingeschlafen. Oder bin ich noch immer so fertig?
Mein teuerstes Zimmer in Griechenland ist leider auch das miesestes und ich habe auch meine erste Kakerlake gesichtet. Für 30 € wäre es ja Ok gewesen aber so….. der Kühlschrank geht nicht, also haben sie einfach davor einen anderen hingestellt. Mitten in die kleine Küche. Da die Rezeption nicht immer besetzt ist, gab’s den Schlüssel samt Zettel mit Anweisungen vor der geschlossenen Haupttür des Hotels. Und dafür zahle ich jetzt 62€ ….seufz aber selber Schuld…hätte ich mich eben früher um ein Zimmer gekümmert.

was aber cool war: ich bin von Patras nach Igoumenitsa mit eine Tankfüllung gefahren. Und das über super kleine Bergstraßen und teilweise über Schotter. Das waren dann über 435 Kilometer. Ich hatte noch 2,5 Liter Benzin im Tank.

Tja, das ist er….der letzte Abend in Griechenland dieser Reise. Noch einmal Moussaka gegessen. Jetzt noch ein wenig Bier trinken und dann geht es ab ins Bett, da der Wecker für die Fähre um 5 Uhr morgens läutet.
ich werde schon langsam wieder nostalgisch. Ich könnte schon noch ein ein paar Tage mehr durch das griechische Gebirge ziehen.
Hmm gibts in Griechenland Tapas? Sie haben mir jetzt einen kleinen Teller mit gegrillter Hühnerbrust, Pommes und Tatziki hingestellt. Es schmeckt gut….es tut mir Leid, dass ich eigentlich noch immer voll von meinem Abendessen bin. Ich finde das so nett!
Auch griechische Damen mögen intensive Parfüms….ufff!
es ist ja fast gemein: Sie spielen hier im Lokal „meine“ Musik: Morresseey, the Cure, Peter Gabriel…..
und ein zweiter Teller „Tapas“ist auch noch gekommen.
wie soll man denn da nach Hause gehen….

20.08.2021 auf der Fähre nach Venedig:

Ich kann es nicht glauben, dass ich am Ende auf der Fähre bin.
So ein Chaos! Komplizierter als jeder Intercontinental Flug vor Covid Zeiten. Wegen diesem epf ( ein digitales Formular welches alle nach Italien Einreisende ausfüllen und vorweisen müssten, aber selten wirklich kontrolliert wird), das jeder Einreisende braucht, verzögert sich alles.
Ich war um 5:15 da und hatte um 6:20 endlich das Ticket in den Händen.
Wenigstens habe ich mich nicht um dieses epf in aller herrgottsfrüh kümmern müssen. Ich hab nicht gerechnet, dass man es braucht, aber Ich habe es sicherheitshalber schon in Patras ausgefüllt.

Jetzt, auf der Heimreise, pfeifen sich die meisten Passagiere gar nichts mehr mit der Maske. Vorallem die Jungen, von denen jetzt viel mehr an Bord sind. Die Leute mit Maske sind in der Minderheit.

Jetzt mal recherchiert: Bei einem schweren septischen Schock beträgt die Sterberate ca. bei 40-60%

Früher Nachmittag und die Kämpfe werden intensiver und emotionaler……..um die Sessel……
ich trau mich auch gar nicht aufstehen……dann ist er gleich weg der Sessel…
ich bin diese Menge an Menschen nicht mehr gewohnt.
ich werde morgen versuchen an einem Tag nach Wien zu fahren. Es ist morgen ein relativ trockenes Wetterloch und ich habe dann noch einen ganzen Sonntag frei.
Eine Mutter die ihr ca. 5 jähriges Kind…..an der Leine führt. Hübsch pink und spiralförmig sind so an ihren Handgelenken über ein Plastikseil miteinander verbunden. Das Kind agiert wie ein junger Hund, der noch nicht an einem Maulkorb gewöhnt ist.

21.08.2021 Wien

Da bin ich wieder...in Wien. Die Fahrt von Venedig nach Wien an einem Tag war leichter als gedacht. Die Fähre ist gegen 8 Uhr früh in Venedig angekommen und so hatte ich den ganzen Tag für die Heimreise. Meistens habe ich die Autobahn benutzt aber nicht immer. Es ging sich sogar ein Abstecher in die Kalte Kuchl aus um noch einen heißen Topfenstrudel zu essen. Das liebe ich an dem Motorrad.....dass man so entspannt auch mal Kilometer fressen kann, wenn man muss.

Was für eine Reise.......und im Kopf schwirren schon neue Pläne rum....denn eines ist gewiß: Vom Reisen werde ich nie genug bekommen......zumindest solange mich die Unterwelt doch immer ausspuckt ;)

P.S.: Das erste was ich mir, in Wien besorgt habe, war ein Allergie Notfallset. Ich habe es auf die leichte Schulter genommen, da ich seit meiner ersten allergischen Reaktion vor zwanzig Jahren immer wieder von Bienen und Wespen gestochen wurde, aber da war nichts. Keine allergische Reaktion. Also bin ich davon ausgegangen, dass das eine einmalige Reaktion war, bzw irgendein besonders Vieh war, dass mich in der Türkei gestochen hat.

Quhpilot
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#50 Ungelesener Beitrag von Quhpilot »

Puh ! :Oh: :Oh: :Oh:

Deine Schilderung macht einem echt Gänsehaut. :Pr: Aber ansonsten hast Du viel erlebt. :Ju:

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Liane
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#51 Ungelesener Beitrag von Liane »

Der Hammer! Hast wirklich Glück gehabt.
Wir fahren nur noch mit Notfallspritzen und Tabletten!!!
Servus

Liane

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Chris aus Leonding
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Registriert: Sonntag 10. Januar 2016, 12:27

Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#52 Ungelesener Beitrag von Chris aus Leonding »

:o , war ja nicht ohne und Gott sei Dank gut ausgegangen. Nichts desto trotz hat mir dein authentischer Bericht sehr gut gefallen, wobei du mich öfters zum Schmunzeln gebracht hast.
Peter, danke fürs Teilhaben lassen :Sl: und wer weiß, vielleicht lernen wir uns in Kürze ja auch bei einem Vortrag Mal persönlich kennen ;)
Liebe Grüße von Chris aus Oberösterreich
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Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
(Alexander von Humboldt)

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2wheeler
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#53 Ungelesener Beitrag von 2wheeler »

@Peter

Dein Urlaub beinhaltet alle Facetten die man in einem Urlaub haben kann. Probiere es beim nächsten mal mit weniger. Glaube mir, das macht dann auch noch Spaß.

Nimm deinen Rücken nicht auf die leichte Schulter, frage es mal an Jürgen (Qpi). Es kann auch mal richtig Scheixxe werden im Urlaub.

Aber die Reise war wirklich klasse. Ich persönlich habe von dieser, Deiner Reise genossen, und dafür allen Dank :Gn:

Nach der Reise ist vor der nächsten Reise - und das wird wieder wunderbar. :L
Bild 3,3 L /100 km

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Schippy
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#54 Ungelesener Beitrag von Schippy »

Wow was für eine Geschichte. Da wird einem echt bange. Dein Schreibstil schafft es den Bogen fast zum Bersten zu bringen.
Danke und durchatmen: Ist ja alles gut gegangen.

Danke fürs erzählen !!

Grüßle
Herbert aka Schippy
Grüßle
Herbert aka Schippy

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Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf eigene Fakten.
(gehört im Podcast Lanz/Precht)

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networker
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#55 Ungelesener Beitrag von networker »

Moin Peter,

Da bleibt einem beim Lesen fast das Herz stehen….
Du läßt auf Reisen auch wirklich keinen Spannungsbogen aus - und kannst sehr mitreißend davon berichten.

Wie soll es als nächstes hingehend - und welchen medizinischen Notfall hast Du dann eingeplant? :Ir:

Auf jeden Fall danke fürs erzählen und zeigen. :App:

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Savethefreaks
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Re: Griechenland/Peloponnes 2021 einmal fast zum Hades…und wieder zurück

#56 Ungelesener Beitrag von Savethefreaks »

Mönsch, Peter, was für ein Abenteuer :shock: :shock: Du lässt aber auch gar nix aus... Wir kennen das Thema, da Claudi auch hochallergisch auf Insektenstiche/-bisse reagiert. Und dafür hat sie auch ein Notfallset - das aber doch das ein oder andere mal "zuhause" oder "in der anderen Tasche" geblieben ist... Damit ist ja echt nicht zu spaßen!

Gut, dass Du gleich so viele aufmerksame Helfer gefunden hast :L

Aber auch der Rest Deiner Tour war spannend zu lesen, vielen Dank fürs Dabei-Sein-Dürfen DD
It's hard to be a Rock 'n Roller!

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