Indische Hochzeit

Alles auf einen Blick, nicht nach Regionen sondern nach den Jahren. (nur mal so als Idee, mal schauen wie es ankommt.)
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DirkS
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Re: Indische Hochzeit

#57 Ungelesener Beitrag von DirkS »

Toller Bericht - locker & lässig geschrieben, mitten aus dem prallen indischen Leben....
So nah ran und mittenrein kommt man selten.

Besten Dank fürs Mitnehmen... DD
Grüße, Dirk

#nos vemos en la carretera

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Monti
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Re: Indische Hochzeit

#58 Ungelesener Beitrag von Monti »

DirkS hat geschrieben:Toller Bericht - locker & lässig geschrieben, mitten aus dem prallen indischen Leben....
So nah ran und mittenrein kommt man selten.

Besten Dank fürs Mitnehmen... DD
Klaro - vor allem prall :mrgreen:

Freut mich, wenn's Dir gefällt.
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Monti
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Re: Indische Hochzeit

#59 Ungelesener Beitrag von Monti »

Wir sind am Abend nach der zweiten Hochzeitsfeier:

Nach zwei chilligen Stunden starteten wir zu einem abendlichen Spaziergang in die City.

Auf dem Weg in die Stadt
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Wie schon geschrieben, ist Mayiladuthurai eher eine kleine Stadt. 85000 Einwohner ... wer mehr wissen will, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Mayiladuthurai

Wir kamen am Markt vorbei, an einem trockenen, vermüllten Flussbett, in dem Volleyball gespielt wurde, an viel Elend, an Juwelieren stinkend vor Geld, an einem Bäcker, wo wir Kekse einkauften, an einer Schule, an kleinen Handwerksgeschäften ... es ist einfach eine andere Welt. Menschen in ganz miesen Umständen, nach meinem Verständnis, fotografierte ich nicht.

Das Juweliergeschäft von Gayathris Vater, Haris Schwiegervater
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In unmittelbarer Nachbarschaft des Juweliers, eine Händlerin bereitet ihre Auslage vor
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Ein anderer Händler, schon höhere Liga ...
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Torbogen zum Markt
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Monti
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Re: Indische Hochzeit

#60 Ungelesener Beitrag von Monti »

Inmitten des Marktes, ich weiss nicht, welche Bedeutung der Bau hat
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Auch da kann man Volleyball spielen ...
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Eine Schule, deren Mauer mit unzähligen weisen Sprüchen bemalt war. Ideal für verwöhnte Leute aus der Ersten Welt, um Instagram mit Weiheit zu füllen ...
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Reklame aus dem Hochzeitsgewerbe
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Der Bäcker unseres Vertrauens - rechts ein Blick in die Backstube. Ich traute mich nicht, nähe rein zu fotografieren.
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Monti
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Re: Indische Hochzeit

#61 Ungelesener Beitrag von Monti »

In einem Supermarkt kauften wir ein paar Kleinigkeiten ein. Klopapier wurde uns knapp, aber war leider nicht zu finden.

Belehrender Exkurs :D : Man muss wissen, dass sich an jedem (besseren) Klo eine Brause mit Schlauch befindet, mit der man sich den Allerwertesten nach dem Geschäft säubert. Wohlgemerkt mit der linken Hand, die ja aus diesem Grund nichts an den Speisen bei Tisch zu suchen hat. Wie das dann weitergeht ohne Klopapier, erschloss sich mir nicht und will ich mir auch nicht detailliert vorstellen. Jedenfalls habe ich nicht weiter gefragt und die Technik angewandt, die ich jetzt schon eine Weile beherrsche - soll heissen, Klopapier benutzt. :Dy:

Eindeutigerweise ist Klopapier kein gängiger Artikel und die freundliche Fachverkäuferin musste, nach Rücksprache und Anweisung durch den Chef, das Material irgendwo hervorkramen.

Zu den Supermärkten: Der Begriff ist manchmal etwas hochtrabend - es sind eher Krämerläden, die vor allem Lebensmittel und Hygieneartikel für Körperpflege und jede Art von Reinigung verkaufen. Weiterhin muss uns Westlern klar sein, dass überall in jeder Lücke ein Supermarkt eingebaut werden kann. Das Minimalmass in der Breite ist 150 cm (nämlich 75 cm für eine Regalbreite und 75 cm, um dran vorbeizugehen). Höhe ist unkritisch.

Der Supermarkt hier war jetzt schon eher ein grosser. Er hatte 5 Gänge zwischen Regalen mit jeweils ungefähr 4-5 m Ganglänge. An der Stirnseite nochmals Regale. In einem Supermarkt ist es oft so, dass mehr Angestellte als Kunden unterwegs sind. Im vorliegenden Fall gab es zwei Kassen, hinter denen sich 4-5 Damen und Herren drängelten. Zwischen den Regalen waren ebenfalls 4-5 Damen unterwegs und füllten auf oder sortierten irgendwie herum. Im direkt anschliessenden Lagerraum hörte ich ebenfalls ein paar Leute. Und über allem drohnte der CHEF! Der hatte seinen Bürotisch nämlich auch im Laden und stand streng mit dickem Bauch und Händen auf dem Rücken hinter seinem Schreibtisch, um alles zu überwachen.

Diese Szenerie war sehr klischeehaft, hat aber bestens zwei Dinge verdeutlicht:
1) Indien ist sehr hierarchisch - es gibt oben und unten ... und ganz oben und ganz unten.
2) Wenn in Indien an etwas kein Mangel herrscht, dann an Arbeitskräften. Überall wuseln sie herum und manchmal fragt man sich, was sie tun. Oft sind sie nur symbolisch postiert. Aber einen Job zu haben, gibt schon mal Würde, egal wie bescheuert er ist.

Als ich durch die Regale ging, während wir auf die Klopapierrolle warteten (es wurde uns eine Rolle angeboten mit der Frage, ob wie noch eine zweite wollten ... :roll: ), musste ich bei einem kuriosen Artikel mein Lachen unterdrücken: „100% no alcohol non alcoholic fruit wine“ der berühmten Kellerei „Baron der Bercy“ in der Aufmachung einer französischen Rotweinflasche. Auf der Zutatenliste stand so Zeug wie Apfelsaft ... *würg*. Ich war so frei und habe einem französischen Kollegen geschwind per SMS angeboten, ihm eine Flasche mitzubringen, hahaha. DD Er will mich jetzt töten. Damit macht man keine Witzeeeeeee! :No:
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Unser Supermarkt ... man sieht den strengen Chef!
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Danach ging es in ein im Reiseführer als gut empfohlenes Restaurant, wir bestellten routiniert unser Mahl (es war wirklich gut).
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Nichts für die linke Hand!
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Monti
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Re: Indische Hochzeit

#62 Ungelesener Beitrag von Monti »

Sathish, der ja in dieser Stadt wohnt, hatte von uns einen freien Nachmittag und Abend zu Hause erhalten. Er rief aber an und wollte uns sein Motorrad präsentieren. Also kam er vor das Restaurant geflitzt.

Eine rund 20 Jahre alte 100er Zweitakt-Yamaha in gutem Zustand. Stolz nahm er Chiara auf den Rücksitz und fuhr sie zum Hotel, wo wir dann noch ein bissel mit ihm fachsimpelten. Maurice und ich mussten natürlich auch noch eine Testfahrt unternehmen.
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Dann ging es ans Packen für den nächsten Tag. Abfahrt war für 9 Uhr angesetzt. Wir hatten 270 km = 6-7 Stunden Fahrt nach Madurai vor uns.
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Monti
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Re: Indische Hochzeit

#63 Ungelesener Beitrag von Monti »

Freitag 03.05.2019

Wir wollten in 2 Etappen nach Madurai fahren. Ungefähr auf halber Strecke stand der Besuch der Tempelanlagen von Thanjavur (auch unter Tanjore bekannt) auf dem Plan.

Es ging wieder durch die Provinz mit ähnlichen Eindrücken wir auf der Fahrt zur Hochzeit. Wir kamen an einer Reismühle vorbei, vor der viele beladene Lastwagen den Straßenrand säumten. Sie sind alle mit Reissäcken (der berühmte „Sack Reis“, aber nicht in China) beladen, dann ist manchmal eine Plane darübergelegt und das Ganze wird mit Seilen gesichert. Daraus folgt: Beladung und Entladung erfolgt üblicherweise mit Arbeitern, keine mechanischen Hilfen. Ich sah nie einen Gabelstapler oder ähnliches, genausowenig Paletten. Leider konnte ich kein Foto schießen von diesen Arbeitern.

Reislaster
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Unterwegs begegnen einem immer wieder im Nichts kleine Tempelstatuen oder -anlagen. Oder eine schmucke Firma. Oder eine Werkstatt. Oder Schulen. Oder ein (christlicher) Friedhof. In den Dörfern das übliche Marktgeschehen. Manche Häuser werden grade gebaut, von Fachkräften oder Amateuren, manche wurden halb gebaut und dann erstmal stehen gelassen. Oder irgendwie so dazwischen. Reisfelder mit Arbeitern. Bananenplantagen. Hirten mit kleinen Herden (Kühe, Ziegen).

Da wird gebaut
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Nur der Himmel ist die Grenze (der Beladung) nach oben ...
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Vermutlich kleine Tempelanlagen
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Zu den Ziegen:

Sie sind, ebenso wie Hunde und Kühe, überall unterwegs. Man sieht aber auch Ziegenherden mit einem Hirten dabei.

Sathish erklärte mir, sie seien ein gutes Geschäft. Im Einkauf 2500 Rupies (35 €) pro Vieh. Im Verkauf nach Schlachtung in Einzelteilen 10000 Rupies (285 €). 700% Marge, nicht schlecht!

Am Straßenrand sah ich einen Mann eine Ziege schlachten, ich war aber leider nicht schnell genug zum Fotografieren.
Zuletzt geändert von Monti am Mittwoch 15. Mai 2019, 19:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Indische Hochzeit

#64 Ungelesener Beitrag von Monti »

Am Brihadisvara-Tempel in Thanjavur angekommen, fanden wir gleich einen Parkplatz nah des Eingangs.
Hintergründe zur Tempelanlage findet man hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Brihadisv ... _Thanjavur

Schuhe sind verboten im Tempel! Ich liess meine Socken im Auto, ging aber mit Schuhen bis zum Eingang. Nach Eintrittszahlung und Security-Kontrolle ab zum Schuhservice. Gebühr bezahlen und ein kleines Formular als Quittung erhalten. Die Inder lieben Formare und Zettel und Dokumente und Stempel, das wurde mir auf dieser Reise sehr schnell klar.

Beim Schuhlagerservice
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Ab jetzt ging es barfuß durch den Tempel. Es lagen Bastmatten auf dem Boden, und das war auch notwendig. Ich bin eigentlich nicht so empfindlich, aber der Steinboden war so heiss, dass man fast nur rennen konnte.

Die Tempelanlage ist riesig. In einem Karree angeordnet, in der Mitte der eigentliche Tempel. "Er wirft keinen Schatten", klärt uns Sathish ernst auf. Hier wird diskutiert und erklärt,was hinter dieser Erscheinung und deren Auslegung steht: https://www.quora.com/Why-does-the-shad ... l-on-earth

Tatsächlich ist es so, dass der Schatten des Hauptgebäudes nie ausserhalb der Tempelanlage fällt.
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Wir haben uns eine gute halbe Stunde umgesehen, dann ging es zurück zum Auto.

Nachdem ich meine Schuhe mittels des Formulars, das keiner sehen wollte, wieder zurück hatte, mussten wir noch 300m bis zum Auto zurücklegen. Es war ein Fehler, die Schuhe nicht gleich anzuziehen - ich lief über Kohlen ... aua-aua-aua! :Hilf:
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