Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

Reiseberichte auch Afrika und Madagaskar
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Pips
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#9 Ungelesener Beitrag von Pips »

Auch am naechsten Morgen schien die Sonne, nur der Kaffee fehlte. Ich krabbelte aus dem Zelt und suchte mir ein nettes Plaetzchen in der Sonne, um darauf zu warten, dass Maddin die Augen aufschlug.

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(Foto: Maddin)

Wir fuellten das letzte Wasser in unsere Trinkrucksaecke und machten uns auf den Weg. Tatsaechlich schienen wir die "Bad duenes" hinter uns zu lassen. Die Piste wurde besser und besser, es gab sogar erste Zeichen von Zivilization.

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Ganz hatten wir den Sand aber nicht hinter uns gelassen, und wieder kamen Sandfelder oder vereinzelte, mit Fesh-Fesh gefuellte Becken auf dem Weg. Meist blieben wir neben den Spuren und umfuhren diese, sofern wir sie rechtzeitig sahen. Irgendwann verschwand Maddin wieder in einer Staubwolke, direkt vor mir. Dieses Mal war er schneller unterwegs gewesen, und umso haerter gelandet. So hart, dass ich sofort abgesprungen war, um zu sehen, ob alles ok war. Das Foto gabs erst spaeter.

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Leider war eben nicht alles ok, er hatte sich die Baender im Knie gezerrt, welches jetzt so schmerzte, dass er kaum gehen konnte. An der Tenere war kein sichtbarer Schaden, und einmal im Sattel konnte er auch fahren. Solange er nicht im Stehen fahren oder abspringen musste, ging es. Wir fuhren also weiter mit dem festen Plan, bei naechstbester Gelegenheit einzukehren und zu fruehstuecken.

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Gestaerkt von Fruehstueck und dem obligatorischen Thé à la Menthe freuten wir uns spaeter ueber eine perfekt flache Ebene.

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Es gab einen Schreck als wieder Duenen auftauchten, denn momentan wuerde Maddin sie nie ueberqueren koennen. Ich war schon drauf und dran, nach einem Umweg zu suchen, als ich bemerkte, dass man mit Felsplatten einen festen Weg durch den Sand gebaut hatte.

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Danach war alles ganz einfach.

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(Foto: Maddin)

In Zagora angekommen, stoppten wir zuerst an dem beruehmten 52-Tage Schild. Zagora war einst der Startpunkt eines Handelsweges nach Timbuktu, und das Bild auf dem Schild sollte daran erinnern. Es gab auch eine erklaerende Plakette, die auch erkaerte, dass das Schild zwischenzeitlich den Platz gewechselt hatte. Sie schwieg sich aber darueber aus, dass der Pfeil frueher in die entgegengesetzte Richtung zeigte ...

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Dann suchten wir uns das beste Hotel am Platz, um Maddin Gelegenheit zu geben, seinem Knie etwas Ruhe zu goennen.
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Pips
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#10 Ungelesener Beitrag von Pips »

Unter den wenigen anderen Hotelgaesten war auch ein russisches Rallyeteam, welches hier letzte Tests fuer die anstehende Dakar-Rallye durchfuehrte. Leider konnten wir uns kaum verstaendigen. Da die Dakar in wenigen Wochen begann, waere es kaum moeglich gewesen, den Truck rechtzeitig nach Suedamerika zu verschiffen. Ich vermute, dies war ein Ersatz-Truck, an dem bspw. letzte Fahrwerksaenderungen probiert worden. Die Livery passte exakt zum Kamaz-Team.

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Fuer den Tag suchte ich mir eine einfache Runde, die ich auch alleine fahren konnte. Hier schien sich die MS1 anzubieten. Da bedeutete, etwa 50km der Strassen nach Norden zu folgen, um dann durch die Berge zurueck zu kehren.

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Die Strasse ('Route of 1000 Kasbahs') windet sich durch ein langes Tal, entlang an vielen kleinen Kasbah-Doerfern: Wie Festungen sind die Lehmhaeusen Wand an Wand gebaut, und nur mit wenigen, kleinen Fenstern. Bei einigen war der Zerfall schon weit fortgeschritten, andere wirkten bewohnt und nagelneu. Man sah auch Bauarbeiter auf hoelzernen Geruesten, die Geraete zu nutzen schienen, wie es sie auch vor jahrhunderten schon gab. Dazu natuerlich die allgegenwaertigen Handies.

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Dann ging es in Richtung der Berge.

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Als ich ihnen etwas naeher kam, zeigten sie sich in spektakulaeren Farben.

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Auf dem letzten Stueck vor Zagora war eine lange Strassenbaustelle ueber eine sandige Ebene. Je nach Baufortschritt war die Piste fester Schotter oder weicher Sand. Die Autos fuhren mal durch die Baustelle, mal daneben, je nach Gust und Laune des Fahrers. Ich hatte einen Schreckmoment als ich bei Tempo 100 einen Abschnitt Fesh-Fesh uebersah. Waere ich noch auf der GS unterwegs gewesen, waere das boese ausgegangen ...
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2wheeler
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#11 Ungelesener Beitrag von 2wheeler »

Hoi Pips

war nicht negatief gemeint ;)

Pisten sind immer eine Sache für sich. Es gibt manchmal eine Bodenwelle die einen aushebt, und manchmal eine Fesh Fesh Mulde.

Aber weiter so - macht Spass zum lesen :L :Pr:
Bild 3,3 L /100 km

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Pips
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#12 Ungelesener Beitrag von Pips »

Maddin hatte den Tag am Pool verbracht und seine Situation ueberdacht. Es war klar, dass er fuers Erste keine Pisten mehr fahren sollte. So hatte er sich entschlossen, die Reise abzubrechen und das Motorrad zurueck nach Spanien zu fahren. Von dort wollte er zurueck nach Deutschland fliegen. Das bedeutete, den Atlas in Richtung Marrakesh zu ueberqueren, von wo aus er der Autobahn folgen konnte.

Zunaechst folgen wir meiner Route vom Vortag.

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Dann ging es immer hoeher in den Atlas, und es wurde kalt.

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Sobald wir ueber den Pass waren, aenderte sich das Wetter schlagartig, wir fuhren quasi in den Wolken. Hinzu kam, dass ploetzlich meine Motorwarnlampe leuchtete. Es fehlte Kuehlwasser. Schliesslich rollten wir durch die Vororte von Marrakesh. Wir waehlten ein Hotel im Norden der Stadt, von wo Maddin es einfach haben wuerde, die Autobahn zu finden.

Am naechsten Morgen verabschiedeten wir uns, denn ich wollte noch einige Umwege fahren, bevor es zurueck nach Spanien ging. Wieder ging es ueber den Atlas, und wo wir gestern durch tiefe Wolken gefahren waren, war heute blauer Himmel.

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Meine Tankwarnlampe draengte, eine Tankstelle zu finden. Hier in den Bergen gab es Benzin nur aus der Flasche.

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Ich fuhr weiter und wendete mich kurz vor Quarzazate in Richtung Foum Zguid.

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Alles waere so schoen, wenn nicht die dumme Motorlampe wieder leuchten wuerde. Nach einem laengeren Telefonat mit meinem Mechaniker daheim war klar, dass ich am Morgen etwas basteln wuerde.

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Pips
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#13 Ungelesener Beitrag von Pips »

2wheeler hat geschrieben: Samstag 3. Dezember 2022, 22:03 war nicht negatief gemeint ;)
Kein Problem, habe ich auch nicht so verstanden. :L
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fmwag
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#14 Ungelesener Beitrag von fmwag »

Eine echt schöner Bericht zum morgendlichen Kaffee der sehr schöne Erinnerungen und positive Erfahrungen wieder hervorruft
Im April 2013 (wie die Zeit rennt) bin ich eine größere Tour „Andalusien-Algarve-Marokko“ mit 6 Wochen Zeit von zu Hause aus gefahren.
Die Transalp vollbeladen mit Zelt und allem unnützen Zeugs was man dann am Ende doch sehr wenig nutzt. Besonders in Marokko wo ich max. 10-15€ für eine saubere & gute Übernachtung mit Frühstück in Marokko bezahlt habe. Auch die ganz leckeren Tajine Gerichte und vor allem die Süsswaren zum Kaffee sind neben der Freundlichkeit der Menschen (nervig waren damals nur die Nepper in Marakesch) und der schönen und abwechslungsreichen Landschaft zum Motorrad fahren sehr positiv im Gedächnis verblieben.

Vielleicht wird es doch noch mal Zeit mit dem Motorrad nach fast 10 Jahren los zu ziehen. Weil die Erfahrung z.b. in der Wüste zu übernachten und noch so viel Sand zu fahren wie ihr es getan habt fehlt mir leider. Das würde ich aber auch nur dann machen wenn ich mindestens zu zweit unterwegs wäre. Danke auch für den Link mit https://www.motoadventours.com/und Hana. Könnte hilfreich sein :)

Nochmals vielen Dank für Deinen Reisebericht :L freue mich auf die Fortsetzung DD :)

PS: in welchem Monat hat eigentlich eure aktuelle Marokko Tour (außer Marokko 2012 nichts gefunden) stattgefunden ?

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GS-Tom
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#15 Ungelesener Beitrag von GS-Tom »

Morocco068-XL.jpg
Marokko s.jpg
Marokko s.jpg (65.61 KiB) 347 mal betrachtet
Nochmal genau hingesehen, bin doch nicht ich. Kann ich mir nicht verkneifen, ungefähr gleiche Tour. 2011
Egal was sie beschließen, Du zahlst!
Trotzdem immer unterwegs mit Honda NC 750 DCT, MZ ETZ 250, Simson Schwalbe oder Fahrrad

>>Onkel GS-Tom's Reiseberichte<<

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Pips
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Re: Kamele und Verletztungen - Marokko 2012

#16 Ungelesener Beitrag von Pips »

fmwag hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 06:13 Eine echt schöner Bericht zum morgendlichen Kaffee der sehr schöne Erinnerungen und positive Erfahrungen wieder hervorruft
[...]
Die Transalp vollbeladen mit Zelt und allem unnützen Zeugs was man dann am Ende doch sehr wenig nutzt.
[...]
PS: in welchem Monat hat eigentlich eure aktuelle Marokko Tour (außer Marokko 2012 nichts gefunden)
Moin,

und herzlichen Dank fuer das Kompliment!

Wir hatten an Gewicht vieles eingespaart und nur minimale Campingausstattung dabei, auch darauf haette man verzichten koennen. Die eine Route, bei der wir in der Wueste zelteten, haette man auch am Stueck geschafft, waere man morgens frueher losgefahren. Diese Tour fand Novermber-Dezember 2012 statt.

Die Gastfreundlichkeit der Marokkaner kommt im Text oben vielleicht ein bisschen kurz. Ich orientiere mich an meinen Bildern, und wir haben eben fast nur unterwegs fotographiert. Uns ist man ueberall freundlich und entgegenkommend begegnet, abgesehen von der einen Aktion direkt am Hafen, die ich beschrieben hatte.

Gruss,

Pips
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