Da ich als Selbständiger meine eigenen Brötchen mit einer gehörigen Portion
Unternehmerrisiko verdienen muss, greife ich mal exemplarisch diese Zitate auf, zu denen ich gerne noch etwas erwähnen würde:
Andreas W. hat geschrieben:Manfred hat geschrieben:Ich glaube der wollte die Schmerzgrenze austarieren....
Früher, als die Leute noch nicht so versnobt waren, nannte man das Verhalten der Markis Beutelschneiderei.
...
Mit Markis meinst Du wahrscheinlich Markenhändler/-Werkstätten und diese bezeichnest Du ja als Beutelschneider.
maxmoto hat geschrieben:Mei, so sind wir halt, wir Menschlein.
Die eigene Arbeit kann gar nicht hoch genug entlohnt werden - aber, wenn die anderen mal deutlich über dem Selbstkostenpreis agieren, weil sie auch was verdienen wollen - mögen wir das nicht so gern.
Gewinnmaximierung - eigene Arbeit teuer verkaufen und dann auf Schnäppchenjagd gehen.
Zur Klarstellung: Ich bin auch ein Menschlein.
Obwohl ich als Unternehmer arbeite, bin ich ebenfalls nur Menschlein. Den Perspektivenwechsel, den Max so treffend beschreibt, erlebe ich immer dann, wenn ich mit Kunden über die Kosten rede, die sie für meine Dienstleistungen aufbringen sollen. Der Interessensgegensatz der Kosteneinsparung auf der einen Seite und der Gewinnmaximierung auf der anderen Seite liegt in der Natur der Sache. Ich lasse dabei gerne mit mir über eine Kostenreduktion reden, die sich über eine Reduktion des Leistungsumfangs erreichen lässt. Meine Preise hingegen stehen nicht zur Diskussion. Bei Kunden, die mit mir über meine Peise diskutieren wollen, fehlt es mir an der
Wertschätzung an meiner Arbeit.
Wenn es um den Werkstattbesuch für mein Motorrad geht, sehe ich das ganze aus der anderen Perspektive. Da ich natürlich auch nur Menschlein bin, bin ich manchmal auch dazu geneigt, die Lohn- und Materialpreise der markengebundenen Vertragswerkstätten als überzogen zu empfinden. Da ich selbst auch kostenbewusst wirtschafte, ziehe ich eine freie Werkstatt vor. Natürlich besteht auch in meiner freien Werkstatt das Interesse der Gewinnmaximierung. Trotzdem kann er die Leistungen günstiger anbieten. Weil er Teile beim Zulieferer einkauft und so die Kosten und Gewinnspannen einer dazwischen liegenden Logistikkette einspart. Weil er keine hohen Tariflöhne und Lohnnebenkosten bezahlen muss. Weil er nur eine einfache Werkstattausstattung vorhalten muss, dafür aber nicht alle Leistungen anbieten kann. Darüber habe ich mich mit ihm schon öfters unterhalten.
Spezielle Diagnose Hard- und Software sowie die monatlichen Lizenzgebühren, die er dafür an den Hersteller abdrücken müsste, hält er nicht vor, da es sich für ihn nicht rechnen würde. Gerade als freie, nicht markengebundene Werkstatt würde es bedeuten, die Technik für alle möglichen Marken vorhalten zu müssen. Bei speziellen Problemen, wie zum Beispielsweise das mit der eigenständigen Batterieentladung meiner F800GS, verweist er mich an den Vertragshändler, der diese ganze Spezialtechnik vorhalten muss. Diese Kosten muss er bei der betriebsiwrtschaftlichen Kalkulation der Stundensätze umlegen. So bezahlen alle, die hohen Kosten für das Vorhalten der Werkstattausrüstung mit, auch wenn sie nur "normale" Wartungsarbeiten durchführen lassen. Das gilt auch für Karims Wartung der Afrika Twin.
Ich bitte doch alle, die sich hier negativ zu Karims Wartungskosten äußern, diese Umstände in ihre Meinungsbildung einzubeziehen.
Ich bitte auch, und das richtet sich speziell an Manfred, von verallgemeinernden abwertenden Bezeichnungen als
Beutelschneider abzusehen, wenn es um die Beurteilung von Karims Werkstattkosten geht. Keiner von uns war dabei, als die Wartungsarbeiten durchgeführt wurden. Keiner von uns kennt die betriebswirtschaftliche Kalkulation der Markenwerkstatt. Und keiner von uns weiß, welche Teile genau da eingebaut wurden und ob sie wirklich von übereinstimmender Qualität sind wie diejenigen, die man im Zubehör einkaufen kann. Wer sich vorher ein Urteil darüber bildet, bildet sich ein Vorurteil.
Ich habe mal die Rechnung meiner freien Werkstatt vom letzten "großen Service" meiner F800GS rauszgezogen, inkl. Ventilspiel kontrollieren, aber ohne einstellen. Gesamtkosten 509,56 € brutto. Mit einstellen wäre die Rechnung veilleicht auf 600 € bis 700 € gekommen. Auf Grund von Erfahrungswerten mit der ehemaligen Vertragswerkstatt glaube ich, dort hätte die Rechnung (inkl. Ventile einstellen) ca. 900 bis 1.100 € betragen. Wäre ich mit der Qualität der Markenwerkstatt zufrieden gewesen und würde ich irgend einen Mehrwert gegenüber der freien Werkstatt erkennen können, wäre ich vermutlich heute noch bei der Markenwerkstatt. Da aber das Gegenteil der Fall war, bekam der Freie den Auftrag.
Die Entscheidung liegt beim Kunden. Inwieweit Karim sich eine kostengünstigere Alternative suchen will oder nicht, bzw. welchen Mehrwert er in den Mehrkosten der Markenwerkstatt erkennt (Qualität? Service?), würde ich gerne ihm selbst überlassen. Die jüngste Rechnung
könnte einen Denkanstoß liefern, sich
für die Zukunft umzuorientieren.