Wild West Diaries, Teil II

Reiseberichte aus Nord, Mittel und Südamerika
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ReinerH
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Wild West Diaries, Teil II

#1 Ungelesener Beitrag von ReinerH »

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr diesen Bericht auf einem etwas größeren Bildschirm (z. B. 10" Tablet, Notebook) lesen würdet,
dann kommen die Fotos einfach besser zur Wirkung!


Die ersten Gedanken
In der Adventszeit verkaufe ich Weihnachtsbäume. Mit dem Erlös finanziere ich meine Hobbys, Motorrad und Modellbahn.

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Die zweite Woche tut sich dabei wenig,
die umliegenden Kasernen, Büros und Praxen, so sie wollten haben ihren Baum,
Restaurants im Lockdown kaufen auch diese Jahr nichts und so bleibt Zeit, ältere Zeitschriften zu lesen oder Pläne zu machen.

Pläne in Zeiten von Corona sind schwierig.

Die Weihnachtsbäume verkaufe ich in der Nähe des Kölner Flughafens, militärischer Bereich.
Heute fahren sechs Rettungswagen mit Blaulicht vorbei, die schwerstkranke Coronapatienten, die aus Dresden eingeflogen worden sind,
auf umliegende Intensivstationen zu verlegen.

Überhaupt Thema Gesundheit,
ich kenne Leute meines Alters, die es nicht mehr schaffen, zwei Kilometer zu Fuß zu gehen,
andere habe ich bereits auf ihrem letzten Weg begleitet.

Am Vortag hatte ich die jährliche Übersicht zu meiner Lebensversicherung erhalten, noch gut ein Jahr, dann würde diese ausgezahlt.
Was machen mit dem Geld?
Schon beim Abschluss meinte der Vertreter, das Geld reicht wahrscheinlich "nur" für einen guten Mittelklassewagen.
Aber einen solchen brauchen wir nicht und wollen wir nicht.
Unsere Kinder stehen auf eigenen Beinen, wir sind schuldenfrei, also was dann?

In unserem Bekanntenkreis geht der Trend zum Wohnmobil.
Wir gehen im Urlaub lieber auf ein richtiges Klo, die Abende auf einem geschotterten Platz mit Kunstrasenteppich
auf Klappstühlen und neben dem Webergrill mit Aussicht auf eine weiße Wand zu verbringen, weckt auch keine rechten Bedürfnisse.

Also verbraten, zum Beispiel im Urlaub.

"America the beutiful";
im Frühjahr 1983 hatte ich meine Arbeit gekündigt und bin für fünf Monate, größtenteils per Anhalter durchs Land gereist.

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1988 mit Freundin, Zelt und Mietwagen von L. A. durch den Südwesten,

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1989 mit ihr zum Hotelurlaub in Florida.


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2002 hatte ich einen alten Schulfreund und Auswanderer in McCarthy, AK besucht.

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Wir sind gewandert, Kanu gefahren und haben Lachse gefischt.

2010 war ich mit meiner Frau, der Freundin von weiter oben, in NYC, DC, und mit Mietwagen weiter in die Südstaaten.

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2016 waren wir letztmals in den USA. Dazu hatten wir uns ab Las Vegas für 25 Tage eine Harley Electra Glide gemietet.
Ein fantastisches Erlebnis. 8.500 km durch die grandiosen Nationalparks des Wilden Westens.
Grand Canyon, Antilope Canyon, Monument Valley, Bryce Canyon, Cedar Breaks, ZionCanyon, Arches
Über den Independance Pass


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und durch die Rockies nördlich in die Badlands.
Weiter zum Devils Tower,

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Mount Rushmore

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und in den Yellowstone NP.

Wieder südwestlich durch Idaho zum Craters of the Moon und dann Richtung Lake Tahoe, zum Yosemite, über den Tioga Pass zum Mono Lake, durchs Death Valley zurück nach Las Vegas.
An die Tour denken und reden wir heute noch öfters. Das kann uns keiner mehr nehmen!

Die ganze Geschichte könnt ihr gerne hier nachlesen:

https://www.v-stromforum.de/viewtopic.php?t=59304



Ich hatte Ende 2021 mal beim damaligen Veranstalter für den kommenden Sommer angefragt.
Der Mut sank, als ich die Preise hörte. 6.000 Euro allein für die Miete
und dann wäre es wohl schwierig, überhaupt ein entsprechendes Motorrad zu bekommen.
Durch Corona hatten die Vermieter ihre Bestände drastisch reduziert, Street Glide, die "Sparversion" wäre wohl schnellentschlossen zu haben,
scheitert aber schon an der Gepäckunterbringung und dem nicht vorhandenen superbequemen Soziussitz mit Rückenlehne vor dem Topcase.
Die Flüge könnte er aber schon mal für uns reservieren.

Mietwagen wäre langweilig und inklusive aller Versicherungen wohl auch nur ca. € 1.000 preiswerter.

Wohnmobil wollten wir nicht, hab aber trotzdem mal kurz recherchiert. Mit Sprit kämen wir auf 10 - 12.000 US, (KOA)- Campingplätze liegen in der Saison bei mindestens 50 USD / Nacht, manchmal das Doppelte und sind an den schönen Orten oft (früh) ausgebucht. Die National- und Stateparks waren es meist schon weit im Voraus. Hier kostet der Platz ca. $ 30.

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Wir hatten schon die Kanaren als Trostpflaster im Auge, da meinte beim Weihnachtstreffen mein Bruder:
"Frag doch mal den Edgar, der wohnt doch bei San Francisco, vielleicht kann der was machen."

Der Plan

Edgar, den ich seit gut 40 Jahren kenne, hatte 1987 eine der ersten Evolution-Harleys gefahren,
war gelernter KFZ Mechaniker und vor gut 20 Jahren von Köln ins sonnige Kalifornien ausgewandert.

Zu Weihnachten kommt er regelmäßig auf Verwandtenbesuch nach Köln.
Ich habe ihn hier bei seiner Schwester angerufen und von unseren Plänen erzählt.
"Mieten ist uns zu teuer, könntest du uns helfen, eine Harley zu kaufen" war die kurze Zusammenfassung des Gesprächs.

Kaufen in den USA ist noch recht einfach, anmelden und versichern ohne Wohnsitz dort jedoch fast unmöglich.
Wenn er zurück ist, hätte er erst mal viel zu tun auf der Arbeit, dann würde er sich aber mal melden und gucken, so verblieben wir.

Ich hatte inzwischen die Eckdaten unserer Tour geplant, immer noch mit der Option ab Las Vegas per Miete.
Gut vier Wochen sollten es werden, alles Schöne und Interessante mitnehmen, was auf der Strecke liegt.
Nevada, Arizona, California, Oregon, Washington, Idaho, Montana, Wyoming, Utah, Nevada.
Da war ich schon bei rund 10.000 Kilometern.

Bezahlbare Motels gesucht und dabei festgestellt, dass wir da Kompromisse eingehen müssen.
Strandblick oder Großstadt kosten meistens gleich das Doppelte und mehr,
also ein Budget Motel an der Autobahn oder in Flughafennähe, auch wenn es mal 30 Extrakilometer sind.
Das funktioniert natürlich nicht jede Nacht und an jedem Ort.

Am 02. Februar bekam ich von Ed ein paar Web- Links zu Angeboten aus der GRAIGSLIST, einem US- Kleinanzeigenportal,
aber was Passendes war nicht wirklich dabei.

Ich habe es ihm dann noch mal in meiner Wunschvorstellung konkretisiert:
Electra Glide Ultra Limited der Baujahre 2010 -13. Die haben einen luftgekühlten, 1690 ccm Motor, 134 Nm, 84 PS, ABS mit Integralbremsen,
d. h. Hand- und Fußbremse wirken jeweils auf beide Räder. 6- Gang Getriebe und wartungsarmen Riemenantrieb.
Harleys und besonders Diese sind als sehr zuverlässig bekannt.

Warum keine BMW oder ein anderes Adventure Bike?


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Wegen der Bequemlichkeit
und außerdem sollte man zB. bei einem Köln Besuch auch Kölsch trinken und zumindest einmal ein lecker Hämmchen gegessen haben.

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Sollte noch unter 30.000 Meilen, möglichst im Originalzustand und aus privater Ersthand sein.

Hohe Ansprüche meinerseits, aber Edgar gelang der Schnapper schon am 19. Februar,

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der war aber gut 5 Stunden, 300 Mls Fahrzeit entfernt bei L.A.

Diese Harley entsprach aber ziemlich genau unseren Wünschen.
Dazu hat sie noch andere Nockenwellen die für noch mehr Drehmoment und Druck von unten raus abgestimmt sind,

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bei in etwa gleich viel PS, oben raus ist die bisschen Müder, aber wer dreht 'ne Harley und erst Recht einen großen Tourer dauernd über 3.500 oder 4.000 U/Min. (Stage 2 Kit).
Geänderten LuFi, Auspuff und jeder Menge Chromteile für eine bessere Optik. Den Auspuff hatten wir aber, um weniger Lärm zu machen, vor Reisebeginn gegen einen Originalen getauscht. Dazu die wunderschöne, klassische Farbkombination. Midnight Pearl / Brilliant-Silver Pearl, das hört sich doch gut an.

Wir gingen ans Eingemachte, bzw. unser Bankdepot.

Am folgenden Wochenende (27. Feb.), in Köln fand ein wenig Karneval statt,
mietete Ed sich einen FORD Pickup F 150 mit Hänger, fuhr los und kam nach einem langen Tag mit dem Motorrad zurück.
Direkt schickte er erste Fotos. Wir waren begeistert.

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Eingelagert wurde das Motorrad in der Halle einer Firma seines Golfpartners. Angemeldet und versichert auf Ed's Namen.
Danach konnte er wohlverdient in Florida ein wenig auf der Daytona-Bike-Week entspannen.

Nachdem jetzt alles klar war, buchten wir die Flüge.
Die waren aufgrund des Krieges gegen die Ukraine jetzt je € 150 teurer geworden.
Der Dollar näherte sich dem Euro an, Motels waren jetzt im Schnitt 10 - 15 % teurer als noch 4 Wochen zuvor.
Spritpreise natürlich auch und damit in Kalifornien fast auf deutschem Niveau.

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Zusätzlich machte sich die hohe Inflation in unserer Planung stark bemerkbar.

Die freie Zeit im März und April verbrachte ich mit Planung.
Mit GOOGLE-Maps und Garmin-MS verfeinerte ich die Etappen, versuchte so gut es ging die Sehenswürdigkeiten einzuplanen,
buchte die Zimmer, schaute auch, wo wir abends was essen und tagsüber mal auf den Klo konnten.

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Ende April ging die Harley zur Inspektion.
Nach sieben Jahren Standzeit sollte einiges gemacht werden.
Neue Reifen, Kerzen, Bremsbeläge und alle Flüssigkeiten wurden gewechselt.
Harley nahm übrigens $ 168 / Stunde, damit waren wir allein beim Reifenwechsel schon bei $ 900.

Mitte Mai waren alle Routen fertig.


Ich hatte schon ein Garmin Nüvi 1490 vor unserer letzten Reise ersteigert,
zur Sicherheit besorgte Edgar noch ein Zweites. Ich übertrug die Routen und vergewisserte mich, ob alles funktionierte.

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Unsicherheiten gab es allerdings, da verschiedene Straßen auf den Routen laut GOOGLE - Maps gesperrt waren,
ob wegen Schnee, Feuer oder sonst was konnte ich nicht immer feststellen.

Die Tagesetappen werden im Schnitt ca. 300 - 400 km lang, was jeweils einer reinen Fahrzeit von rund 6 Stunden entspricht.
Einzelne Tage weichen natürlich ab. Es blieb bei rund 10.000 km an 28 Fahrtagen.

Was mitnehmen? 23 KG je Koffer + Handgepäck waren für den Flug vorgegeben.

Ans Motorrad passen 2 x 27 L und 60 L in das Tourpak, so heißt das Topcase im Heck.

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Von 0 bis 3.700 Meter war alles dabei, Küste, Wald, Hochgebirge und Wüste, hoffentlich kein Regen.
Wir kauften bei POLO dünne Hosen mit Mesh Einsätzen, dazu wurden die Winterfutter unserer normalen Hosen eingepackt.
Die schweren Jacken und Stiefel (Brigitte bevorzugte Wanderschuhe) trugen wir während des Fluges,
hätten eh nicht mehr in die Koffer gepasst.


Mag zwar Stilbruch sein, aber ich hatte noch einen Tankrucksack erstanden und eine weitere praktische Hecktasche,
original Harley, war beim Motorradkauf dabei.
Das sollte und musste reichen. Fast alle Motels verfügen ja über Waschmaschinen und Trockner.

Sonstiges

Ich fotografiere seit 2012 mit einer NIKON Coolpix P 7100.
Die ist relativ klein und handlich, hat einen großen CCD Bildsensor mit hoher Auflösung, ein 7-fach Zoom,
Klappdisplay und brauchbaren Blitz.
Einige zusätzliche Handybilder, auch während der Fahrt vom Soziussitz sind von Brigittes Huawei P 20 und meinem Samsung A 52.
Die Fotos wurden nicht nachbearbeitet (ist mir zu mühsam), nur die Bildausschnitte entsprechend angepasst und zeigen unsere Eindrücke.
"Schönere" Fotos finden sich in riesiger Auswahl im Netz.

Merke: Für den nächsten Urlaub die Uhrzeiten auf Fotoapparat und Handys synchronisieren, ich komme jetzt mit der Reihenfolge der Fotos leicht durcheinander :-(

Ergänzende Informationen und einige wenige Bilder in unserem Bericht habe ich aus dem Internet.
Tagebuch für diesen Bericht habe ich täglich je ca. 3 Minuten auf mein Handy gesprochen. Bezahlt haben wir mit DKB VISA Karten, teilweise wurde die Kreditkarte nicht akzeptiert, dann musste die Debitkarte ran. Tanken (ist mMn einfacher, s. o. und preiswerter) und Supermarkt oft mit Bargeld, welches wir uns problemlos am Automaten ziehen konnten. Stets $ 300 gegen € 3 Gebühr, manche Banken nehmen auch mehr, bitte beachten. Telefonieren mit LYCA Karte hat leider nicht funktioniert, aber im WiFi über watts app problemlos machbar. Offizielles per Mail.
Ich habe versucht, Rechtschreibfehler zu vermeiden!


Gruß

Reiner

Fortsetzung folgt
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McFadden
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#2 Ungelesener Beitrag von McFadden »

ReinerH hat geschrieben: Montag 26. September 2022, 17:47Fortsetzung folgt
Ja bitte! :L
Ich habe den ertsen Teil mit Spannung gelesen und will jetzt natürlich wissen, wie es weitergeht. ;)

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maxmoto
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#3 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Wir haben ähnliche Touren, allerdings mit WoMo und Auto Ende des letzten Jahrtausends unternommen.
Analog geknipst und von Land und Leuten begeistert gewesen.
Von den damaligen Preisen ... könnt ihr nur träumen ;) - allerdings hat man damals auch weniger verdient. :(
Finden es großartig, was und wie ihr das macht und freuen uns drauf, wie's weiter geht.

viewtopic.php?f=52&t=9544

viewtopic.php?f=52&t=9545

viewtopic.php?f=52&t=9547

viewtopic.php?f=52&t=9556

Danke schonmal für's erste - 's geht ja weiter. :D

ML
maxmoto
was ist was wert


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ReinerH
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#4 Ungelesener Beitrag von ReinerH »

Hallo,
wer schon mal einen Reisebericht geschrieben hat, weiß, wie viel Zeit und Arbeit damit verbunden ist.
Aber das nehme ich gerne auf mich, ich denke, es ist mal etwas anderes als Dollomiten, Sardinien oder Norwegen. ;)
Und auch mal ein anderes Motorrad!

Jetzt kommt ja bald die Winterzeit, da habe ich mehr Zeit zum Schreiben und ihr hoffentlich mehr Zeit zum Lesen.

Gruß

Reiner
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ReinerH
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#5 Ungelesener Beitrag von ReinerH »

Freitag, 10. Juni

Am Vorabend fand in Köln noch das 2-fach verschobene Konzert der Australien-Pink-Floyd-Show statt,
das wir uns nicht entgehen ließen.

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Dabei konnten wir schon mal den Gebrauch von Plastikbechern trainieren.

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Nach Comfortably Numb fahren wir mit den Fahrrädern nach Hause.

Wir starteten um 06:00 und flogen via München,


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wo aufwändig unser CORONA Status überprüft wurde.
(Ich hatte am Vortag dem Tester noch scherzhaft gesagt; "bohr nicht zu tief, wir fliegen morgen nach Amerika".

In der Gangway zur Boeing 777 nach SFO wechselte ich von den Motorradstiefeln auf meine Birkenstocks,
war dann froh, dass ich die Stiefel und die Jacke noch in die schon pickepackevollen Gepäckboxen oberhalb der Sitze quetschen konnte.

Auf dem UA Flug nach San Francisco wunderten wir uns, dass kaum jemand Maske trug,
selbst die Flugbegleiter liefen oben ohne durch die Gänge.
11 1/2 Stunden in einem vollen Flugzeug können ganz schön lang werden, aber die Vorfreude sorgte für gute Stimmung.
Musikhören und lesen vertrieben die Zeit, Filme schauen auf den kleinen Bildschirmen ist nix für mich.


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Einige Blicke aus dem Fenster dienten der Orientierung.

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Es ging in einem Halbkreis" Richtung Arktis und dann an den Pazifik.
Um 14:00 Ortszeit waren wir gelandet und eine weitere Stunde später waren wir "eingereist".

Am Flughafen bestellten wir einen UBER zu $ 90 für die 40 km ins Motel
(blöderweise funktionierte die extra gekaufte US Mobilfunkkarte (LYCA) nicht, so das noch satte € 25 Mobilfunkkosten (1&1) dazu kamen.


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Einen Eindruck von den Preisen bekamen wir, als uns der Fahrer, ein junger Ingenieur aus Pakistan erzählte, dass er für sein 2-Bedroom Apartment in SF $ 4.000 Miete zahlt und weitere $ 250 für eine Garage. Deshalb war er, genau wie seine Frau, auf den Zweitjob angewiesen.


Gegen 17:00 waren wir im Motel.
Sofort verschaffte ich mir einen Eindruck über die hier geltenden Gesetze.


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Ich besorgte noch zwei kalte Literflaschen Bier und mit der nötigen Bettschwere schliefen wir bald in einem sehr bequemen Kingbett.

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Gruß

Reiner

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ReinerH
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#6 Ungelesener Beitrag von ReinerH »

Samstag, 11. Juni

Durch den Jetlag haben wir nicht sooo gut geschlafen und sind um 06.30 beim Frühstück.
Alles in Selbstbedienung; Rührei, Würstchen, Burger, Obst, Toast mit Marmelade, alles auf bescheidenem Niveau,
halt typisch für Motels. Und dieses war eines der besseren Frühstücke.

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Es bleibt noch Zeit für einen kurzen Spaziergang in der Nachbarschaft.


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Die Halle mit unserem Motorrad ist nur eine Meile entfernt. Ed holt uns um neun Uhr ab


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und die nächsten beiden Stunden verbrachten wir mit umpacken und einrichten der Harley.


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Mein erster Gedanke ist, wie kann ein 10 Jahre altes Motorrad so aussehen wie neu?
Der Chrom blitzt, kein Öl oder sonstiger Dreck ist in den Ecken und Kanten zu sehen.

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Das schaffe ich bei meiner 5 Jahre alten V-Strom nicht.


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Es ist eine etwas höhere und breitere Sitzbank montiert, Ed mit seinen kurzen Beinen hat damit seine Schwierigkeiten.
Ich fühle mich darauf aber wohler und anscheinend hatte der original Owner eine ähnliche Figur wie ich.
Die Rückenlehne für den Fahrer erweist sich auch als praktisch.
Wir hängen noch unsere Fahne an eine der Antennen und kleben einige individuelle Aufkleber an die Koffer.


Je 54 Liter, das ist etwas mehr als in einen Handgepäckkoffer passt. Aber es muss für vier Wochen reichen.
Unten in die Seitenkoffer kommen noch eine Powerbank/ Starter, Reifenflickzeug, WaPu- Zange und Luftpumpe.
Das restliche Werkzeug ist am Leatherman.
Den Zusatzkoffer packen wir mit den Thermo- und Regenhosen, je 1 Paar Sneakers und Fleecepullovern,
Verbandtasche und 3-Fachsteckdose mit USB Anschluss zum Laden der Geräte.

Dann kommt der Moment, den Starterknopf zu betätigen. Das kann man nicht beschreiben.

Ich fahre einige Runden um den Block, dann habe ich mich einigermaßen
an das ganz andere Fahrgefühl im Vergleich zu anderen Motorrädern gewöhnt.
Ich sitze ein ganzes Stück tiefer und die Beine sind anders angewinkelt und ein ganzes Stück weiter vorne.

Wir sind Richtung San Jose gefahren.
Das war in der Hitze bei jetzt gut 30° schon ziemlich anstrengend über teils vier- und sechsspurige Straßen.
Immer einen Blick auf das Navi, einen auf die Straße, auf die Ampeln und dann will man ja auch noch was von Amerika sehen.

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Besonders an den Ampeln, deren Rotphasen mir sehr lange vorkommen, kommt auch noch reichlich Hitze vom Motor.
Naja, Familienplanung ist ja schon längst abgeschlossen. :)

Erste Station ist das Stadion der San Francisco 49,

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einem der ganz großen und berühmten American Football Teams,
die ich schon seit den großen Zeiten von Joe Montana, Jerry Rice und Ben Wett kenne.

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Gemeinsam haben sie genau so viele Superbowlringe wie Tom Brady, der G.O.A.T.

Während wir so Fotos machen, kommt ein 300-Pfund-Kerl im Golfwagen auf uns zugefahren.
Der war bestimmt in der Offencive Line nur schwer zu bezwingen. :)

"It's a crime, what you are doing there!" spielt er seine ganze Autorität aus und was wir uns überhaupt erlauben würden,
hier auf diesem heiligen Boden einfach so zu parken.
Beim Football in der NFL ist alles Geschäft und er lässt sich erst beruhigen,
nachdem ich auf die Heckfahne verweise und ihm weismache,
dass wir eigentlich nur den Pro-shop, den Merchandising Laden suchen.

Am Museum of Modern Art


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brauchte ich eine längere Pause, obwohl ich schon gut 2 Liter Wasser getrunken hatte.

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Eltern und Kinder genießen ihre Freizeit im Schatten der hohen Bäume und am erfrischenden Nass das Brunnens.


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Das Winchester House, der Name ist Programm, aus dem 19. Jahrhundert wollte je $ 25 Eintritt,
da musste ein Blick in den Souvenirshop und über den Zaun reichen.

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wir fahren weiter zum ägyptischen Museum.

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und wollen weiter zur APPLE Zentrale, finden diese aber nicht.


Abends wollten wir mit Edgar essen gehen, war aber schwierig,
kurzfristig für Samstagabend einen Tisch zu bekommen.
So holten wir eine ganz große Pizza, zwei Sixpacks, fuhren in sein Büro und quatschten über alles Mögliche.


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Ich hatte gar keinen Appetit, aber viel Durst. So musste noch ein großes Bier für's Bett besorgt werden.

Gruß

Reiner


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ReinerH
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#7 Ungelesener Beitrag von ReinerH »

Sontag, 12. Juni

Heute - und das wird auch die nächsten vier Wochen so bleiben, klingelt der Wecker um 06:30.
Wir frühstücken um sieben und fahren um neun Uhr los.


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Erster Stopp ist die University of Stanford.


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Hier studieren rund 17.000 junge Menschen vorwiegend in Masterstudiengängen oder machen ihren Doktor.
Das Stiftungsvermögen der Uni beträgt 38 Milliarden, deshalb braucht ein Großteil der Studenten hier keine Studiengebühren zahlen.
Heute findet hier der Gratuatian Day statt und es ist entsprechend viel Verkehr und viel abgesperrt.
Davon lassen wir uns allerdings nur bedingt aufhalten und können so einen guten Eindruck vom Gelände und den Feierlichkeiten bekommen.


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Lohnenswert ist hier auch noch der Skulpturenpark mit Werken von Auguste Rodin.


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Wir fahren weiter über die Dumbarton Bridge nach Oakland. Normalerweise zahlt man hier Brückenzoll, es wurden aber alle durchgewunken.


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Einen Zwischenhalt machen wir an der USS Hornet, einem Flugzeugträger aus dem WW II
und bekannt durch die Bergung von Apollo 11 nach der ersten Mondlandung.


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Die hiesige, 1868 gegründete University of Berkeley kann auf 107 Nobelpreisträger verweisen,
gesehen haben wir (bewusst) keinen, war aber trotzdem schön anzusehen.

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Über die Oakland Bridge fahren wir nach SF, nicht ohne einen weiteren Halt auf Treasure Island,
wo wir das Panorama der Stadt bewundern, auch wenn es wie so oft im Nebel liegt.

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Noch ein Blick auf Alcatraz.


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In SF geht es an der Uferpromenade und den historischen Piers entlang.
Es war Sonntag und entsprechend voll, so dass ich mich aufs fahren konzentrieren musste,
während Brigitte ab und zu mal ein Foto machen konnte. Halten war nicht möglich.


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Als alter Seemann konnte ich mir den Besuch des Maritime National Historic Park nicht entgehen lassen.
Wir parken dann im absoluten Halteverbot,


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gehen nacheinander in den Nationalpark (NP) und bestaunen die alten Schiffe.


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Eine/r musste ja parallel das Motorrad "bewachen".

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Hier kaufen wir auch direkt den America the Beautiful Annual Pass,
der nun für alle Einrichtungen des Nationalparksystems und alle Federal Recreational Lands gilt.


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Ohne diesen offiziell auch als »Interagency Annual Pass« bezeichneten Plastikausweis im Scheckkartenformat
sollte niemand unterwegs sein, der mehr als nur ein paar Tage seiner Reise den Naturschönheiten der USA widmen möchte.
Der Pass macht sich in kurzer Zeit bezahlt und erspart mit Sicherheit Frustration unterwegs. 80 gut angelegte Dollars.

Gegenüber fährt die Cable Car.


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Steil bergauf geht es auf die Van Ness Ave.

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Klar, dass wir rote Welle hatten und ich viel mit schleifender Kupplung arbeiten musste, um die mehr als 650 Kg in Bewegung zu halten.
Runter ging es über die Lombard Street, allerdings nördlich, also nicht durch die weltberühmten und bei Touristen beliebten Schleifen.

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Wir sind jetzt auf dem HWY 101 und es geht bald spektakulär auf die Golden Gate Bridge, leider nahezu im Blindflug wegen Nebels.


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Auf der anderen Seite führt ein lohnenswerter Abstecher durch die Hügel zu diversen Aussichtspunkten und bietet tolle Motive.


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Bald kommt der Abzweig auf den alten HWY No 1, eine sehr kurvige Straße zur Küste.
In Point Reyes, einem der vielen historischen Städtchen machen wir noch einmal eine längere Pause,


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bevor es zurück ins Landesinnere geht.
Die Schatten werden länger und es wird spät.

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Übernachten tun wir in Novato, nicht, weil es dort schöner ist, aber viel preiswerter.
Kurz vorm Ziel kaufen wir im Supermarkt einige gegrillte Hähnchenteile und kaltes Dosenbier fürs Zimmer.
Inzwischen ist es nach 20:00 und ich bin müde.

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Appetit habe ich auch nicht viel, aber mit dem Bier geht es dann runter.
Wir lesen noch was, wir haben ein Tablet dabei, so weiß ich, was in Deutschland los ist und pflegen unsere social medias.


Fortsetzung folgt
nur wo man mit dem Motorrad war, war man wirklich

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networker
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Re: Wild West Diaries, Teil II

#8 Ungelesener Beitrag von networker »

Moin Reiner,

Danke für den spannenden Reisebericht. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
War eine schöne Erinnerung an meinen eigenen Tagestrip rund um SF - Das Apple-Gebäude hatte ich gefunden - macht
Aber von außen nicht viel her und man wird auch gleich von der Security angesprochen…..
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