Also, die eigentliche Planung der Reise begann bereits 2017, als es mich durch Erzählungen meines Freundes Tom, der bereits 2x drüben war, so derartig anfixte, dass ich sofort versuchte, noch einen Platz auf der Fähre zu bekommen

Wie ich dann erfahren musste, sollte man sich diesbezüglich am besten bereits ein halbes Jahr vor Antritt der Reise eine Kabine buchen, denn 4 Wochen vorher hast Du Zero Chancen, was zu bekommen


Ich hatte von Anfang an vor, ins Hochland zu fahren. Bisher immer allein auf Touren, war mir das dort bei schnell umschlagendem Wetter und vielen saukalten Furten etwas zu heiß. Also fragte ich (unter anderem auch hier) nach einem Gleichgesinnten. Ich fand Jo dann im GS-world.eu Forum. Wir telefonierten ein paar Mal, schafften es aber nicht, uns noch zu treffen, da er etwa 400km weit weg wohnte.
Scheißegal, dachten wir uns. Wenn's nicht funktioniert, macht jeder sein eigenes Ding. Oder man fährt mal ein paar Tage zusammen, trennt sich zwischendurch und trifft sich dann irgendwo wieder.
Ich startete am 30. Juli meine 800km lange Anfahrt nach Hirtshals in DK. Von dort fährt die einzige konkurrenzlose Fähre nach Island und den Färöern.
Gegen 18Uhr traf ich am zuvor über AirBnB gebuchte Quartier nahe des Hafens ein. Jo begrüßte mich und wir beschnupperten uns bei einem

Dann ins Bettchen, am nächsten Morgen recht zeitig raus, Sachen auf die Maschine und ab zum nächsten Bäcker. Käffchen und was Festes zu uns genommen und weiter zum Fähranleger. Dort hatte sich bereits eine irre lange Schlange gebildet, die wir sauber umkurvten, um uns in die Pole Position zu stellen. Das war nicht frech, das muss so. Erstens brutal heiß, zweitens müssen die Mopeds zuerst auf die Fähre! Geht nicht anders



So sieht das Fährterminal aus, wenn der Kahn voll ist.

Und los ging's vorbei an den Shetti´s und ein paar anderen Inseln hinein ins Abenteuer.


Am nächsten Tag mit reichlich Seegang (und ich dachte, ich wäre seefest


Leider war der Wettergott uns trotz


Die Fähre nahm 1h später Kurs durch die beeindruckenden bergigen Inselchen Richtung Seydisfjördur auf Island. Es half nix. Irgendwann ging ich zu Bett und hoffte auf Besserung.
Gegen 8.30Uhr des kommenden Tages sollte die Norröna einlaufen. Also zeitig raus aus der Koje, Sachen verstaut (Ich hatte viel zuviel Kram mitgenommen. Nehmt nur eine Tasche mit dem Nötigsten mit! Die Treppengänge hinauf zu den Kojen sind recht schmal! Man kann alles am Mopped lassen. Da kommt nix weg. Nur festzurren! PS: Am besten eigene Spanngurte mitnehmen! Die vorhandenen sind teils im Arsch


Es dauerte noch etwas, bis der kleine Hafen in Sicht kam. Wahnsinn, wie der große Pott da drehte und rückwärts anlegte


Wir mussten noch ein Weilchen warten, bis die Autos und Caravans raus waren, aber alles verlief erstaunlich entspannt und routiniert. Raus aus dem Terminal, kurz gewartet, bis Jo auftauchte, dann weiter über den Pass raus aus dem Fjord rüber nach Egilsstadir, dem ersten Ort, wo Neuankömmlinge Geld, Verpflegung und anderes einholen können. Oben auf dem Pass war es schießkalt, auch wegen der Wolken, aber als wir runter in die Stadt fuhren, kam plötzlich brachialste die Sonne raus. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Temperatur von3-4 auf 15-17 Grad. T-Shirt Time war angesagt

Nach einer Stunde und der ersten Pizza (wow, war die legger!) fuhren wir auf der Ringstraße 1 rechts Richtung Vopnafjördur. Das Wetter blieb traumhaft sonnig und die ständig wechselnden Farben faszinierten mich derart, dass ich recht spät bemerkte, meinen Mund nicht mehr zuzubekommen


Kurz vor Vopna... zeigte Island dann seine unangenehme Seite erstmals. Das Wetter schlug innerhalb Minuten in starken, windigen Regen um, sodass wir uns präparieren mussten.

20min. später war es schon wieder vorbei. Weiter ging es mit Sonne.

Wir schafften an diesem Tag noch etwa 200km. Mehr ging definitiv nicht bei den ganzen Fotostops

In Raufarhöfn fand sich direkt am Meer ein kleiner idyllischer Campground mit heißer Dusche.

Auch die Gegend drumherum ist sehr interessant! Es gibt den Arctic-Henge, einen Sonnenkreis, den die Wikinger wohl früher zum Deuten der Zeit verwendeten, wenn ich das noch recht in Erinnerung habe, und eine kleine Halbinsel mit Leuchtturm, Gegnisvik genannt.

Zelte aufgebaut, Kocher angeworfen und nach einem Flug mit dem Copter dann ab in den Schlafsack.
Der nächste Morgen begann recht frisch und nebelig. Wir frühstückten, packten die Motorräder und wollten schnell weiter, doch meine Batterie hatte sich über Nacht verabschiedet

Hing vermutlich mit den stark gefallenen Temperaturen zusammen. Ich fragte einen Isländer, ob er mir Starthilfe geben könne, was er freundlicherweise auch tat. Der Bock lief wieder, wir machten uns aus dem Staub und kämpften uns durch den teils dichten Nebel auf der unbefestigten, aber gut fahrbaren 870 die Küste entlang Richtung Kopasker. Die Strecke ist der Wahnsinn!



In Kopasker verdammt hungrig angekommen gönnte ich mir die Pizza meines Lebens!



Weiter ging es Richtung Tjörnes. Ein Stück davor ab auf die unbefestigte 864 Richtung Dettifoss, dem wasserreichsten Wasserfall Islands.

Unterwegs verabschiedete Jo sich fast von der Straße, weil einmal unaufmerksam auf den weichen Rand gekommen

Auf dieser Strecke gibt es drei große Wasserfälle kurz hintereinander zu sehen und der Weg dorthin erinnert teilweise stark an Mordor. Sehr skurril.
Am Detti fing es dann an zu regnen und ein Unwetter kündigte sich an.

Also wieder Regenzeug an und dem eben noch sehr staubigen jetzt teils matschigen Weg zurück zur Ringstraße gefolgt. Es ging zügig weiter bis Husavik, wo wir im Regen die Zelte aufbauten, erstmal heiß duschten, eine Waschmaschine abgriffen und anschließend unsere nassen Klamotten trocknen konnten. Preislich reist man mit Zelt am günstigsten, da die Campground nur etwa 12-15€ pro Nase verlangen. Meist ist Duschen inklusive. Manchmal zahlt man extra.

In Husavik blieben wir zwei Tage, um zum einen das Batterieproblem in den Griff zu bekommen und zum anderen eine Whale wathing Tour zu machen. Ich bin fast 20 Jahre tauchend unterwegs gewesen, aber einen leibhaftigen Wal hab ich leider nie zu Gesicht bekommen

Also abends noch mit Jo seinem Mopped in den Ort rein und mal bei den Anbietern angefragt. Wir griffen bei einem günstigen Angebot am Abend zu. Für 75/Nase auf einem ehemaligen Fischkutter. Mit Speedboot kann man mit mindestens 150€ rechnen. Die kommen etwas dichter an die dicken Viecher ran


Wir waren dann keine 10 Hansels mit einem netten slowakischen Guide an unserer Seite bei fast spiegelglatter See. Leider keine Sonne.
Das erste, was wir sahen, waren unzählige Puffins (Papageientaucher), die in Respektsabstand an uns vorbei flogen. Die Viecher sind schon echt drollig

Kurze Zeit später sichteten wir die ersten Delphine. Teilweise stimmte mit denen irgendwas nicht. Die tickten richtig aus im Wasser und schossen Loopings, das glaubt ihr nicht

Der erste Buckelwal kam bald in Sicht, wir fuhren weiter raus und näher ran.

Der fünfte oder sechste Wal war dann noch 50m vom Schiff entfernt.


Nach gut drei Stunden mit etlichen Sichtungen kehrten wir sehr glücklich mit unseren Erlebnissen zurück an Land


und gönnten uns zur Feier des Tages die besten Fish & Chips, die ich je gegessen habe

Das Batterieproblem ließ sich dann nur teilweise in den Griff bekommen. Ich ließ die alte drauf und besorgte eine Quadbatterie für den Ernstfall, da eine gleichgroße nur in Reykjavik zu bekommen sein würde.
Nach zwei Tagen Husavik und besser werdendem Wetter machten wir uns auf den Weg ein Stück zurück mit einem Abstecher in die beeindruckende Asbyrgi-Schlucht. Diese entstand vor etlichen tausend Jahren, als der damalig noch dort entlang verlaufende Jökulsa Fjöllum Fluss, welcher auch den Dettifoss speist, sich wie ein Hufeisen in den Fels grub. Man sagt, Odin´s 8-beiniges Pferd sei an dieser Stelle das erste Mal auf Island getroffen und habe seinen Hufabdruck dort für alle Zeiten hinterlassen. Nette Vorstellung! Da will man nicht dabei gewesen sein


Nach einem weiteren Abstecher an den Dettifoss von der anderen Seite über die sehr geile, unbefestigte 862 kommend (ich sag nur Auenland), mussten wir wetterbedingt etwas umswitschen. Richtung Myvatn lag eine rabenschwarze Wand vor uns. Also in die andere Richtung nach Mödrudalur.

Dort gibt es einen wunderschönen Campground mit kleinem, gemütlichen Restaurant und der witzigsten Tanke in ganz Island



Wir wollten zwei Tage bleiben, um am kommenden Tag mit leichtem Gepäck eine Tour ins Hochland zu machen. Es wurden dann drei Tage.

An Tag 5 ließen wir also allen unnötigen Kram bei den Zelten und fuhren in die Highland. Jo´s LC hatte noch Sprit für gut 180km im Kessel. Vorher eine passende Route bis zur nächsten Tanke geplant, weil die am Campground seit drei Tagen defekt war und los ging's. Es war stark bewölkt mit etwas Wind, aber zumindest blieb es vorerst trocken. Einige km entfernt von den Zelten begannen die berüchtigten F-Straßen mit etlichen Warnschildern wie etwa, dass 4x4 lose Fahrzeuge auf Teufel komm raus nicht diese Wege zu befahren haben

Wir merkten recht schnell, warum. Die Stollenreifen machten sich jetzt endlich bezahlt und als die ersten Furten genommen waren, wich meine Furcht immer mehr dem Spaß

Da gibt's leider keine Bilder, weil zu selten angehalten und später das Wetter schlecht. Aber Video kommt demnäxt!
Nachmittags am größten Staudamm Islands fing es dann an zu schütten und hörte bis zurück nach Mödrudalur nicht mehr auf. Jo kam mit einer Restreichweite von 10km bis zur Tanke. Auf den letzten km dahin betete ich, dass diese funktionieren würde

Beim Fahren auf den Campground ereilte mich dann ein übler Umfaller, nachdem wir acht Stunden auf etwa 250km Schotterpiste mit 12 Furten heil überstanden hatten

Die Besitzer hatten einen Teil des Weges mit lockerem Schotter ausgefüllt, damit die Gäste bei Regen nicht im lehmigen Boden versinken. Ich fuhr darauf, ein Fahrzeug kam von vorn und ich wollte ausweichen. Direkt am Rand des Schotterbettes rutschte mein Vorderrad weg. Der rechte Spiegel brach ab und ich fluchte so laut, dass es am Myvatn noch zu hören war! Da fährt man seit Tagen ohne Probleme herum und dann passiert Dir so ein Scheiß hundert Meter vor dem Zelt. Ja leck mich doch

Egal. am kommenden Tag, wollten wir eigentlich weiter, doch über Nacht nahm der Wind derartig an Kraft zu, dass ein Fahren unmöglich wurde

Ich erwachte zuerst durch lautes Klopfen aus dem Schlaf und merkte schnell, dass es sich um die Zeltwände handelte, die abwechselnd auf mich niederschlugen.
Kocher anschmeißen und Tee zubereiten war dann auch etwas high risk mäßig, funktionierte aber irgendwie. Nach dem Frühstück flüchteten wir ins Restaurant und beschäftigten uns den ganzen Tag lang mit Kaffee trinken, Videos sortieren, Kaffee trinken, fremde Zelte beim Wegfliegen beobachten, Kaffee trinken, Spiegel reparieren, Kaffee trinken, Ausrüstung warten, Pläne schmieden, irgendwo im Nirgendwo liegen gebliebene und vom Wirt gerettete Moppedfahrer interviewen, noch mehr Kaffee trinken und abends ein richtig gutes Abendessen genießen. Der Wetterbericht sagte was von bis zu 140km/h. Etliche Straßen waren für Caravans gesperrt, da diese dort einfach von der Straße geweht würden

Naja, war ein recht entspannter Tag und wir genossen die Ruhe.
Noch ein paar Bildchen vom Ort.




Hier zwei Polarfüchse, die dort aufgezogen werden und frei herumlaufen können.



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