Planlos auf Island, schon wieder.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#65 Ungelesener Beitrag von Pips »

Nach dem Fruehstueck ging es auf die F899 in das zweite Tal. In beiden Taelern fanden sich diverse verlassene Farmen. Es hatte den Anschein, als ob hier ausser Schafen niemand mehr wohnte.

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So kamen wir bis auf den Strand, der hier aus sehr weichem, tiefen Sand bestand. Nach einer Pause drehten wir um, hier ging es eh nicht mehr viel weiter.

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Insgesamt waren diese beiden Taeler relative einfach zu fahren. Sie bieten viele Moeglichkeiten, sich an Wasserdurchfahrten zu gewoehnen, und da es Sackgassen sind, ist es auch kein Schaden, wenn man irgendwo umdreht. Ich wuerde sie definitiv empfehlen, auch fuer groessere Motorraeder.

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Nachdem wir bei der Tankstelle am Godafoss getankt hatten, fuhren wir den Fluss hinauf. Die 842 und 844 fuehren beidseitig des Wassers entlang, mit ein oder zwei Bruecken dazwischen. Wir wollten einen Platz fuer eine Rast finden, aber es gab hier nichts.
Wenn man der 842 weiter folgt, kann man an den Hrafnabkargafoss kommen, der wohl sehr nett ist, wie man hier bei 2:45 sehen kann:
viewtopic.php?f=138&t=8359" onclick="window.open(this.href);return false;

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Leider war uns das nicht bewusst, so dass wir schliesslich irgendwo am Strassenrand ein paar Kekse naschten. Dann machten wir uns auf die Suche nach einem kleinen Weg, der uns laut Karte zum Myvatn See bringen sollte. Die Landschaft war relativ flach mit einer Vegetation, die mich an Heide erinnerte. Keine Ahnung, warum wir hier keine weiteren Fotos machten. Schliesslich stoppten wir an einem Campingplatz am See, von dem wir wussten, dass es gute Pizza gab.

Track fuer Tag 11. Entspannend.

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reini1982
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#66 Ungelesener Beitrag von reini1982 »

Traumhafte Island Bilder hast du da mitgebracht DD
Welcher Reisemonat war das nochmal (gut möglich dass ich das überlesen habe bei all den schönen Bildern)?

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#67 Ungelesener Beitrag von Pips »

reini1982 hat geschrieben:Traumhafte Island Bilder hast du da mitgebracht DD
Welcher Reisemonat war das nochmal (gut möglich dass ich das überlesen habe bei all den schönen Bildern)?
Danke!
Tag 8 war der 1.August 2019.
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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#68 Ungelesener Beitrag von Pips »

Wir erwarteten eine spannende Tour fuer den naechsten Tag. In 2011 hatten Ernst und Joerg erzaehlt, wie sie mit Whiteout-Zustaenden im Wind und tiefen Furten auf der Route im Westen des Askia-Vulkans kaempfen mussten. Auch wenn wir gutes Wetter hatten, wussten wir nicht, was uns erwarten wuerde.
Bei Gardur bogen wir von der Ringstrasse auf einen Weg nach Sueden ab. Zunaechst erinnerte mich die Landschaft stark an unsere Route vom Vortag - das war nicht ueberraschend, da wir nur etwa 5-7km entfernt waren. Es waren ein paar kleine Baeche zu ueberqueren, aber nichts Schwieriges.

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Dann wand sich der Weg im Zickzack durch ein paar Lavafelder. Die Lava war zunaechst eher glatt und sanft gerundet, wurde aber zunehmend rauher und groeber.

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Hier gingen 2 oder 3 Seitenwege ab, von denen einer gesperrt war. Laut Karte sollte es auch moeglich sein, die 843 von hier zu erreichen.

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Aehnlich den Gebilden oben links im vorigen Bild wurde die Lava nicht nur groeber, sondern auch unebener - und mit ihr der Weg. WIr passierten einen MAN 4x4 Lkw, dessen Fahrer gerade ueber die Lava kletterte, um sich einen fahrbaren Weg fuer sein Gefaehrt zu suchen. Solche Probleme hatten wir nicht.
Fuer uns wurde es interessant, als sich die Lavafelsen mit Abschnitten weichen Sands mischten. Zwischen dem scharfen Gestein war es unmoeglich, hier die noetige Geschwindigkeit aufzubauen, um sauber Motorradfahren zu koennen. Schliesslich ging das Zickzack zurueck, und wir sahen weniger Lavagestein, aber dafuer mehr Sand.

Etwa hier trafen wir auf zwei Schweizer auf CRF1000 Africa Twins, beide schwer beladen. Sie waren auf dem Weg zum Myvatn und machten gerade Rast. Dies war ihr zweiter Tag seit sie von der Faehre gefahren waren, und sie wirkten sehr erschoepft. Unzaehlige Mal hatten sie sich gegenseitig mit den Motorraedern helfen muessen, und sie hatten genug vom Sand. Ich hatte den Eindruck Schweizer #1 hatte die Strecke gewaehlt, und Schweizer #2 hatte keine Ahnung, worauf er sich eingelassen hatte ...
Auch wenn wir den Weg vor uns noch nicht kannten, waren wir relativ sicher, dass wir den Hauptteil des Sandes noch vor uns hatten. So versuchte ich sie zu motivieren, indem ich versprach, dass es von nun nur immer einfacher werde.
Vielleicht kennt sie ja jemand - mich wuerde interessieren, wie es ihnen ergangen ist!

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#69 Ungelesener Beitrag von Pips »

Als wir naeher an den Askia kamen, aenderte sich die Landschaft, und es gab wieder Berge und Eisfelder zu sehen.

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Es dauerte aber nicht lang, und wir fanden uns wieder zwischen Lavagestein und Sandfeldern. Ups ...

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Schliesslich erstreckte sich eine weite Ebene vor uns, auf der wir auf die F910 stiessen, die von der Sprengisandur herueber fuehrt.

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Eine Weile ging es entlang einer grossen, nassen Flaeche, welche wie ein Salzsee wirkte. Da Wind und Wasser schnell Reifenspuren verwischen koennen, zeigte eine lange Reihe Pricken den Weg.

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Angesichts der beeindruckenden Landschaft waelzte sich die KTM vor Freude im Sand.

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Der Weg suedlich um Askia herum war quasi eine Sandwueste, nur ohne Duenen. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie man in einem Sandsturm die Richtung verlieren kann. Im Sand fuehlte sich die XChallenge ab ca. 70km/h richtig stabil an - und hier gab es keine Steine. Einige Tage spaeter trafen wir eine Gruppe Allradler, die diskutierten, dass sie beim naechsten Islandurlaub versuchen wollten, hier auf 150km/h zu kommen ...
Maddins Wohlfuehlgeschwindigkeit lag etwas niedriger, so dass ich Zeit zum photographieren fand.

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Auf dieser Ebene trafen wir einen einsamen Radler, der mit dem Sand kaempfte. Er hatte nun angehalten, um auch die restliche Luft ganz aus den Reifen zu lassen. Trotzdem war er aber zuversichtlich, ohne Hilfe auszukommen.
Nur auf den letzten Kilometer vor dem Campingplatz wurde die Strecke wieder einfacher. Wir machten Mittagspause und entspannten uns in der Sonne.
Auf dem Parkplatz stand ein Rotel Bus. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte die Firma damit begonnen, Busse so umzubauen, dass in der hinteren Haelfte Schlafkabinen entstanden. Jede Kabine war nur wenig groesser als ein Sarg, und hatte ihr eigenes Tuerchen. Damals war dies die einzige Moeglichkeit, gefuehrte Reisen in Gegenden ohne Tourismus-Infrastrukture zu unternehmen. Warum sie immer noch existieren, ist mir aber schleierhaft - ich kann mir nicht vorstellen, in dem Ding zu schlafen. Von der anderen Seite konnte man 21 Kabinen im hinteren Bereich zaehlen.

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Als die Rotel-Truppe begann, ihre Klapptische um uns herum aufzubauen, entschieden wir, dass es Zeit zum Aufbruch war. Weiter oestlich war die F910 immer noch feucht genug, um einfach fahrbar zu sein.

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Wie beschrieben, gibt es hier eine etwas tiefere Furt. Es war immer wieder ueberraschend, hier nicht nur gemietete Vitaras und Pajeros, sondern auch Dacia Dusters zu treffen.

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(Foto: Maddin)

Als Abschluss ging es auf der F905 nach Moedrudaltur zu einem nett gemachten Campingplatz, bei dem saemtliche Gebaeude Grasdaecher trugen. Auch ein gutes Restaurant war dabei. Inzwischen begann es zu Dunkeln, so dass wir uns trotz Muedigkeit beeilten, die Zelte aufzubauen, um noch Essen bestellen zu koennen.

Track fuer Tag 12. Viel Sand.

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#70 Ungelesener Beitrag von Pips »

In einer dieser Grashuetten gab es eine nette Tankstelle, die man vielleicht aus Bildern anderer Island-Berichte kennt. Wir fragten an der Rezeption danach und erfuhren, dass sie zwar existierte, aber leider kaputt sei. Gluecklicherweise hatten wir noch genug Sprit, um die naechste Tankstelle 42km weiter zu erreichen.
Auf dem Screenshot unten sieht man uebrigens einen der Vorteile der Kombination von Osmand auf einem 8" Tablet: Man kann weit heraus-zoomen, ohne zuviele Details zu verlieren. Dadurch konnte ich auch kleine Wege wie unserere Route vom Vortag ueber 50km voraus sehen ohne die Karte hin- und herschieben zu muessen. Gerade wenn man hunderte Kilometer auf unbefestigten Wegen faehrt, ist das wirklich hilfreich und koennte theoretisch eine Papierkarte ganz ersetzen.

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Hier sieht man die Campingplatzgebaeude mit dem Restaurant ganz links.

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Auf der 901 kamen wir schnell zur Ringstrasse und der Tankstelle. Mit vollen Tanks ging es dann auf der 907 zurueck ins Hochland zur F910. Hier folgten wir einem Track westlich des Anavatn. Wahrscheinlich ist das die aktuelle Route der F910, ich bin mir aber nicht sicher, weil die F910 in meiner Karte von 2011 noch einem anderen Weg folgt. Unterwegs gab es zwei weitere, kleine Wasserdurchfahrten.
Etwa 7km vor dem Kharanjukhar Damm fuehrte ein Seitenweg rechts ab zum Laugarvellir Hotpool, mit seinem heissen Wasserfall. War dies 2011 noch ein Geheimtipp gewesen, ist die Anfahrt inzwischen in gutem Zustand und ausgeschildert. Anstatt ein letztes Mal eine Furt ueberqueren zu muessen, gibt es einen Parkplatz mit einer Fussgaengerbruecke. Wenn man aus dem Osten ueber den Damm kommt, braucht man nirgends durchs Wasser, und selbst ein Yaris erreicht den Pool ohne Probleme. Trotz der Umbauten hatte man aber den Pool selber unangetastet gelassen, und er war immer noch wunderschoen. Als wir ankamen sassen schon 8-10 Leute im Wasser, aber bis ich mich ungezogen hatte, waren sie fort.
Zurueck bei den Motorraedern knabberten wir ein paar Kekse und beglueckwuenschten uns fuer das Timing: Genau jetzt kam ein Konvoy hollaendischer Gelaendewagen vorgefahren.

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Wir fuhren ueber den Damm, von dem aus wir das Wasser hinunten in die urspruengliche Schlucht stuerzen sahen.

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Auf der Karte sah es aus, als ob der Stausee bis an den Gletscher reichte, und so folgten wir einem Weg entlang des Ufers. Nach einigen Kilometern schien es aber, als ob wir nicht sehr nahe heran kaemen wuerden, und so drehten wir wieder um. Ab hier ist die 910 geteert. Wir waren fast in den Wolken und es wurde ziemlich kuehl.

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An einer kleinen Tankstelle beim Lagarfljott See waermten wir uns auf. Neben Benzin war dies vor allem eine Eisdiele, die auch die noetigsten Lebensmittel in den Regalen hatte. Es wirkte unwahrscheinlich, dass es hier viele Kunden gab - ich zumindest war ganz sicher gerade nicht heiss auf Eis. Waehrend wir unseren Kaffee schluerften und ueber einen Campingplatz nachdachten, kam auch niemand vorbei. Wir entschieden uns fuer einen Platz bei Reydarfjoerdur an der Kueste und folgten der Ringstrasse nach Sueden. Etwa 16km von der Kreuzung mit der 910 wollte mein Tablet links ab, waehrend Maddins GPS geradeaus bevorzugte. Wir verglichen die Karten und stellten heraus, dass es hier eine Abkuerzung ueber die Berge gab. Cool.

In den letzten Tagen hatte ich meine Bremsbelaege gut im Auge behalten und soweit es ging vermieden, die Hinterradbremse ueberhaupt zu nutzen. Trotzdem waren die Belaege hinten inzwischen ganz weg und reagierten nur noch mit haesslichem Metall-auf-Metall quietschen. Somit war ich sehr vorsichtig bei der Abfahrt ins Tal ...

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Statt einer Rezeption informierte ein Schild darueber, dass am Morgen jemand zum Kassieren kaeme. Platz und Gebaeude waren in sehr gutem Zustand und boten kostenlose Nutzung von Waschmaschine, Trockner und Wifi. Zum Abendessen fuhren wir ins Staedtchen.

Track fuer Tag 13. Ein heisser Wasserfall!

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Pips
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#71 Ungelesener Beitrag von Pips »

Jetzt hatten wir nur noch einen Tag, bevor wir uns auf der Fahre einschiffen mussten. Wir verbrachten ihn mit einer Tour entlang der Fjorde und besuchten Faskrudsfjoerdur und Breidalsvik, um dann zurueck nach Egilstadir zu fahren.

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Hier auf dem Campingplatz trafen wir die Norweger wieder und tauschen Erfahrungen und Geschichten aus. Langsam fuellte sich der Platz, und auch der Rotel Bus erschien. Am Morgen brachte uns eine kurze Fahrt durch die Wolken nach Seydisfjoerdur. Das Einschiffen ging schnell und problemlos vor sich, und wir machten uns auf die Suche nach unseren Kojen. Als wir die Reise gebucht hatten, waren die bezahlbaren Kajueten fuer die Rueckfahrt schon ausgebucht gewesen, so dass wir jetzt mit den Kojen vorlieb nehmen mussten. Um von den Motorraedern dorthin zu gelangen, musste man tatsaechlich noch ein Deck tiefer ...
Wir fragten auf dem Schiff, ob nicht inzwischen eine Kabine fuer ein Upgrade freigeworden waere, hatten aber kein Glueck. 9 Kojen teilten sich einen Raum von ca. 9 Quadratmetern, je 3 uebereinander. Das Schott erinnerte an die Klapptueren der Western Saloons im Film - wahrscheinlich eine gute Idee, um ein Minimum an Ventilation zu erhalten. Nur 6 der Kojen waren belegt, und wir hoerten, dass man eigentlich die 3 oberen Kojen nie vergab. Da wir die Zeit abgesehen vom Schlafen auf dem Oberdeck verbrachten, war das kein grosses Problem, wenn man vom Schnarchen absieht. Einer der Jungs entschied sich, im Baellebad zu uebernachten.

Hier sieht man eine Uebersicht unserer Tracks von 2011 (rot) und 2019 (gelb). Ich frage mich, ob man das Hochland von Askia aus bis ganz in den Westen ueberqueren koennte. Dafuer braeuchte man natuerlich gut 500-600km Reichweite ...

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Vielen Dank an alle Leser, ich hoffe es hat gefallen. Vielleicht meldet sich ja jemand, der uns unterwegs getroffen hat. So koennten wir auch erfahren, wie bei Edelweiss die Furten gezaehlt werden.
:lol:
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McFadden
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Re: Planlos auf Island, schon wieder.

#72 Ungelesener Beitrag von McFadden »

Ja, mir hat es gefallen! :Sl:

Toll, kurz, prägnant geschrieben und unglaubliche Fotos.
Zwischenzeitlich kam mir das ganz nah vor. So, als wäre man direkt, als Zuschauer, dabei! :L

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