Neues von den Zerfledderten

Die großen Mittelmeer Inseln
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tornante
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Neues von den Zerfledderten

#1 Ungelesener Beitrag von tornante »

Neues von den Zerfledderten
Trauminsel oder Insel zum Träumen ?

Wo kann man im Oktober noch einigermaßen sorgenfrei vor Regen und kalten Temperaturen Motorrad fahren ? Wo bekommt man abends eine schöne Unterkunft mit gutem Essen ?
Natürlich – ihr habt´s erraten : SARDINIEN
Und das Wetter sollte halten, was es versprach
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Nachdem wir dieses Jahr, auch coranabedingt, nicht so richtig viel zum Motorradfahren gekommen sind, stellte sich die Frage, wo wir denn noch hinfahren könnten. Wir wollten keine reine Straßentour sondern unserer neuen Leidenschaft frönen, dem Endurowandern. Da wir gute Erfahrungen mit der ACT Italy gemacht haben kam mir die Idee, bereits schon ge- und erfahrene Tracks der TET und Wiki Loc auszuprobieren. Von Sardinien gibt es einen durchgehenden TET Track, den man nach Belieben mit Wiki Loc, md Mot und Eigenkreationen ausschmücken kann. Dazu noch der Track unseres Karim, den ich auch verarbeitet habe. Karim, hierfür unser ganz herzlicher Dank.
Vielleicht noch eine kleine Erklärung aus Fahrersicht für diejenigen, die mit diesen Abkürzungen nicht allzuviel anfangen können :
ACT : Adventure Country Tracks https://www.adventurecountrytracks.com/?lang=de bedeutet :” oh, schade, daß der Track hier schon aufhört. Ich wäre gerne noch so weitergefahren”
TET : Trans Euro Trail https://transeurotrail.org/ bedeutet :” hoffentlich ist diese Holperstrecke bald vorbei und wir bekommen wieder Asphalt zu sehen“
Wiki Loc : https://de.wikiloc.com/ Hier muß man fairerweise sagen, daß Du Dir den Schwierigkeitsgrad aussuchen kannst : leicht, mitttel und schwer. Wir haben uns auf die mittel- und schweren Tracks beschränkt. Bedeutet :“ scheixxx, warum bist Du in diesen Weg reingefahren, wie blöd muß man sein um sich das anzutun“
Allen gemeinsam ist, daß sie durch wunderschöne Landschaften führen. Du den ganzen Tag fast niemanden zu Gesicht bekommst und wenn doch – zumindest auf Sardinien – die Menschen sehr freundlich sind, Dir lachend zuwinken und sich im schlimmsten Fall darüber zu wundern scheinen, wie man auf die Idee kommen kann da langzuzfahren wo sie uns getroffen haben.
Die Tracks von md Mot haben wir nicht ausprobiert – hat sich irgendwie nicht so ergeben. Trotzdem vielen Dank an unseren Pässefahrer, der mich dabei sehr unterstützt hat.
Und dann sind da noch die Eigenkreationen, die ich als Verbindungsetappe eingebastelt habe oder um die vorgegebenen Tracks etwas zu „würzen“. Kann davon allerdings nur abraten. Die Wege wurden so fürchterlich schwer zu fahren, daß ich regelmäßig aufgegeben habe und wir nach Alternativen suchen mußten.


Wir sind inzwischen ein recht gut eingespieltes Team mit klar verteilten Aufgaben :
Alen ( Alain Delon ) ist der Pfadfinder. Wenn aus irgendeinem Grund der Track auf dem Navi zwar weitergeht, die dazugehörige Straße oder der Weg aber nicht mehr vorhanden sind, findet Alen eine Umfahrung. Weiterhin ist er zuständig für alles was mit Kraft zu tun hat ( z.B. Mopeds aus Schlammlöchern oder Flußbetten ziehen und ähnliche Späße für die unsereins nicht mehr genügend power hat ). Außerdem ist er unser Chefmechaniker, da er ( zu 99% ) weiß woran es liegt, wenn ein Fahrzeug nicht das tut, was man von ihm erawrtet ( z.B. nicht anspringen ).
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Mein Bruder Klaus ist unser Wetterfrosch. Wenn er sagt, daß es um 16.00 Uhr da oder dort regnet, suchen wir uns vorher eine Unterkunft. Auch ist er unser booking.com Spezialist. Diese Aufgabe teilt er sich mit Alen, sodaß wir immer zu einem einstimmigen Ergebnis gekommen sind, wo wir die nächste Nacht verbringen wollen :
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Und dann ist da noch meine Wenigkeit. Auch der Tornante macht das was er am besten kann : nix. So ein bißchen Routen und Tracks zusammenstellen ist doch ein Klacks und nicht der Rede wert. Dafür darf er dann vorausfahren. Weil ich eigentlich ein Navigationschaot bin, kennen meine Mitfahrer zwei für uns wichtige Handzeichen :
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…nee, nicht „Motor starten“ wie der eine oder andere aus alten Zeiten noch weiß, sondern „ umkehren“ und "anhalten"
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tornante
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Re: Neues von den Zerfledderten

#2 Ungelesener Beitrag von tornante »

Zur Erklärung : im Gegensatz zu den Einspritzern meiner Mitstreiter besitzt die 250er 2 Takt Freeride noch einen richtigen Vergaser und damit auch einen Benzinhahn. Obwohl die Motorräder nahezu gleichviel verbrauchen ist mein sieben-Liter Tank dann leer, wenn bei den anderen die Reserveanzeige anfängt zu leuchten. Garmin sucht uns dann eine Tankstelle und bisher hat es immer ohne Schieben geklappt, daß wir Sprit nachfassen konnten.
Tornante bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen :
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So langsam wird es Zeit für den Reisebericht :

Am Samstag, 09. Oktober ist es soweit. Klaus kommt mit Zugfahrzeug und Hänger zu mir und wir holen Alen in Basel ab
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Wer kam eigentlich auf die Schnapsidee, Samstags loszufahren ? Die Schweizer verstopfen ihre Autobahn, am Gotthard sind 1h45min Stau angesagt, Göschenen ist gesperrt. Das Radio empfiehlt, über den San Bernardino zu fahren. Machen wir. Aber auch das geht nicht ohne Stau und kostet uns die zwei Stunden Puffer, die wir vor Fährabfahrt eingeplant hatten. Mein Bruder Klaus heizt mit > 130 km/h über die italienische Autobahn und dann müssen wir auch noch tanken…. Ok – wir haben als letzte eingecheckt ( eigentlich die deutlich schnellere Prozedur um aufs Schiff zu kommen – aber etwas nervenaufreibend ) und freuen uns auf ein gepflegtes Abendessen im Restaurant und unsere Kabinen, damit wir am nächsten Morgen ausgeruht unsere Enduros starten können. Überraschung Nr 1 : Grimaldi ( die Fährlinie ) hat einen Buchungsfehler und wir keine Kabine. Und auch keine frei, die man hätte buchen können… Naja, gehen wir also erst einmal ins Restaurant um die Sachlage zu besprechen. Überraschung Nr.2 : wir werden nicht bedient. Nach zehn Minuten des Wartens auf einen der Ober wechseln wir in den Selbsbedienungsbereich wo wir uns Spaghetti und Bier in sehr ausreichendem Maße genehmigen. Zum Glück hab ich noch ein Fläschchen „Roten“ dabei, der uns noch etwas Bettschwere verpaßt
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Die Nacht auf den Plüschbänken der Grimaldis war schon ein ganz besonderes Erlebnis ( aber nicht zur Nachahmung empfohlen )
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tornante
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Re: Neues von den Zerfledderten

#3 Ungelesener Beitrag von tornante »

Wir hatten also Abenteuer von Beginn an. Das nächste Highlight war das „tolle Frühstück“, das Dir morgens um sechs Uhr durch die Lautsprecher angepriesen wird. Leider war auch der Kaffee in der Bewertungsskala eher im negativen Bereich. Was für Italien doch ziemlich ungewöhnlich ist. Also, liebe Leute, bucht zukünftig nicht bei Grimaldi. Gute Angebote sehen anders aus.

Sonntag, 10. 10. 21
Ziemlich unausgeschlafen fahren wir von der Fähre. Da wir als letzte gekommen sind, dürfen wir als eine der ersten wieder raus. Bringen das Fahrzeug samt Hänger zu einem nahegelegenen, bewachten Parkplatz. Kostet ca. 10.- Eur pro Tag. Mopeds abgeladen und los ging es.

Tornante hatte eine Route vom Parkplatz bis zum TET Track gebastelt. Hat wunderbar funktioniert, bis – ja bis die Straße nach ca. 15 Min einfach aufhörte und wir vor einem abgerutschten Teilstück standen. Ich wäre am liebsten umgekehrt. Alen, der Pfadfinder, findet einen „Weg“ drumherum und sagt : “ das geht“. Naja, wenn er das sagt, soll er auch mein Moped da durchbugsieren. Hat er auch gemacht… ( Schande über mich ).
Zum Glück wurde es anschließend nicht mehr ganz so gruselig ( aber nur heute ). So ein TET Track ist dann doch eine ganz andere Nummer als das was wir von der ACT kennengelernt haben. Zum Glück wußte ich da noch nicht was uns alles noch so erwartet…
Den Rest des Tages haben wir viele tiefe Furchen, große und kleine Steine kennengelernt und natürlich auch Sand. Sand in den verschiedensten Variationen. Mal tief, mal nur oberflächlich. Mal fest, mal locker. Mal mit, mal ohne Steine. Mit anderen Worten : „Spaß ohne Ende“. Abends noch ein schönes Hotel gefunden, in dem wir uns erst einmal duschen konnten und lecker zu Abend gegessen haben.
https://www.sastore.it/


Montag, 11. 10. 21
1. Hardcoretag
Der Tag fängt gut an. Tornantes hinterer , linker Blinker ist abvibriert und das was da so runterhängt wird von den Auspuffgasen schlichtweg gegrillt. Kurz danach erster Abstecher in unwegsames Gelände. Enger Weg, unbefestigt bergauf. Wieder viele Steine, tiefe Furchen und diesmal - lang…
Der Aufstieg hat sich aber gelohnt. Schöne Hochebene, tolle Aussicht und eine wunderschöne Moto Cross Strecke auf der unsere Mopeds ihr volles Federungspotential ausspielen können.
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Mittagspause der anderen Art. Wir haben uns in einem Lebensmittelladen mit Brot, Salami und Käse eingedeckt. Das Ganze dann auf der Schotterpiste verspeist.
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Eigentlich war ich der Meinung, wir hätten für heute schon genug hartes Gelände gesehen, aber weit gefehlt. Das Highlight des Tages wartet schon auf uns. Eine schier unendlich lange, verfallene „Straße“, bergab, bestehend nur aus Löchern, Felsen, Geröll und Sträuchern, die den Weg überwuchert haben. Die herausstehenden Äste sind so stark, daß sie dich vom Motorrad holen, wenn Du nicht aufpaßt. Mein Moped rutscht, hüpft, springt den Berg hinunter. Die Gabel schlägt durch und das Federbein kommt auch an seine Belastungsgrenze. Ich komme mir vor wie ein Rodeoreiter auf einem ungezähmten Gaul. „Jetzt spinnt er total“, -wird der eine oder andere sagen . Aber was tut man nicht alles um nicht vom Motorrad zu fallen. Auch Alen hat so seine Schwierigkeiten. Lediglich Klaus rumpelt relativ gelassen über die Steine. Seine EXC Federung steckt alles weg, was ihr in den Weg kommt. Zum Glück ist nichts passiert. Kein Umfaller, keine wirklich gefährliche Situation. Dank an Bridgestone, Maxxis und Metzeler. Die Reifen haben wirklich Unglaubliches geleistet. Belohnt haben wir uns mit einem netten Hotel, einem zünftigen drei Gänge Menü und natürlich einem ( ? ) Grappa. Mal schaun, was morgen auf uns wartet.

Dienstag, 12.10.21
• Sonniges Dahingleiten
Bei bestem Wetter und relativ hohem Straßenanteil gecruised. Sandige Feldwege, viel Staub und eine kleine Flußdurchquerung gemeistert. Die Suche nach einer Tankstelle hat uns etwas vom geplanten Track abgebracht. War aber nicht schlimm. Abends ein Hotel in Strandnähe gefunden. Kein Mensch stört sich daran, wenn Du ein paar Meter über den Strand fährst. Abends noch draußen ein tolles Fischmenü gegessen.
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tornante
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Re: Neues von den Zerfledderten

#4 Ungelesener Beitrag von tornante »

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Mittwoch, 13.10.21
• Enduro Fun Tag
Letzte Etappe vor Cagliari. Ca. 100 km. Tornante streikt zu Beginn, weil ihm die Steine zu groß waren und er mit einer leichten Influenza zu kämpfen hat. Die beiden Mitstreiter fanden den Streckenabschnitt gar nicht so schlimm und haben mit ihren EXCs erstmal ein Poser-Video gemacht. Alen übertreibt ein bißchen und schon liegt er lang…
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„leicht 1“
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Weiter ging es über kleine Steine, die mit Zeit immer größer wurden – aber irgendwie gewöhnt man sich daran. Schließlich sind wir in einem Gelände angekommen, das wir früher als „Panzergelände“ bezeichnet haben. Viel Platz, überschaubares Gelände, wunderbar einsehbare Sandwege und
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Wellen, die Du mit 60 – 70 km/h durchfahren kannst – einfach herrlich.
Irgendwann hatten wir ausgespielt und wollten unseren Mopeds zu trinken geben. In der Nähe von Cagliari wurden wir fündig – getankt und weiter soll es gehen. Mein kleiner Stinker springt auch problemlos an, doch die EXCs streiken - BEIDE. Das gibt es doch nicht !! Alen, der Chefmechaniker, diagnostiziert : „abgesoffen“. Also warten und dann wird´s schon weitergehen. Klaus Motorrad gibt sogar komplett den Geist auf, weil die EXC nach dem fünften Startversuch nur noch „klack, klack“ macht. Natürlich bin ich schuld, weil zu langsam gefahren. Die KTM wurde nur knapp über Leerlaufdrehzahl bewegt und das mit Licht – gar nicht gut für die Batterie. Alen ist da ja traditionell etwas drehzahlresistenter. Bei ihm muß ein Motor mindestens mit 3.000 U/min laufen sonst fühlt er sich nicht wohl.
Aber abgesoffen waren die Motoren nicht. Auch die Wartezeit ändert nichts daran, daß der zündende Funke nicht überspringen will. Klaus fällt auf einmal auf, daß der Schnellverschluß der Benzinleitung ( zwischen Tank und Einspritzpumpe ) irgendwie „komisch“ aussieht. Zuviel Abstand zwischen den Anschlußstücken. Klippst Die Dinger zusammen, drückt aufs Knöpfchen und „rums“ – die Kati gibt ganz normale Töne von sich. Ganz so als wäre nix gewesen. Zum Glück, denn Alens Blutdruck war inzwischen bestimmt schon bei 200 angekommen. Das gleiche Spiel an seiner eigenen Maschine – nur daß der Anlasser immer noch nicht durchzieht. Also mußten wir „nur noch“ Klaus Maschine zum Laufen bringen. Ein freundlicher Arbeiter einer nahegelegenen Baustelle bietet uns seine Hilfe an und bringt als Fremdstartkabel ein Stück Elektrodraht. Wir haben es probiert, aber der Draht ist natürlich sofort verglüht. Also, wie in alten Zeiten Moped den Berg raufschieben, dritter Gang und „bäng“ – die Karre läuft. Jetzt kann es weitergehen. Es ist 14.30 Uhr und Klaus hat für spätestens 16.00 Uhr Regen angesagt. Ok – bis nach Cagliari haben wir es geschafft und sind auch nicht naß geworden.

Donnerstag, 14.10.21
• Reifenpanne
Aufbruch bei wunderschönem Wetter. Alen meint, er bräuchte noch ein bißchen Luft. Kein Problem. Tankstelle gefunden, Luft aufgefüllt – und – Schlauch undicht. Auch kein Problem. Tornante hat nen Ersatzschlauch dabei. Garmin findet eine Reifenreparaturwerkstatt. Die Kollegen dort sind sehr freundlich. Einer von ihnen fährt selber Moto Cross. Die Sache sollte also für ihn kein Hexenwerk sein. Alen wird sofort drangenommen und nach kurzer Zeit kommt erst einmal die ernüchternde Meldung „Ersatzschlauch defekt“. Tornantes Schlauch weist irreparabele Risse im Bereich des Ventils auf. Das hätte man ( welcher Mann ? ) ja eigentlich im Vorfeld rausfinden können. Ich hab den Schlauch tatsächlich aus der Originalverpackung rausgenommen und ohne zu prüfen eingepackt. Das kommt davon wenn man jahrelang so ein Teil nicht braucht aber immer mit sich rumschleppt ( Schande über mich ). Zum Glück konnte Alens Schlauch repariert werden und vermutlich wird er noch lange Spaß damit haben.

Zum Ausgleich haben wir dann wunderbare, vermutlich schon mehrere Jahre nicht befahrene Enduropfade entdeckt. Mitten im Wald. Und ganz legal. Für unsere Verhältnisse kaum vorstellbar.
Abends in einer schönen Agri untergezogen und den ereignisreichen Tag ausklingen lassen bei einem süffigen Roten…

Freitag, 15.10.21
• Badetag
Badetag ist normalerweise ja immer Samstags. Und heute ist erst Freitag – aber alles der Reihe nach
Start bei milden Temperaturen und der Wiki Loc Track hält was er verspricht. Wir fuhren durch unberührte Wälder auf wirklich unberührten „Straßen“. Der Spaß ist grenzenlos. Verfallene Häuser, Gehöfte und eine Kirche zeugen von ehemals lebhafter Betriebsamkeit. Rehe kreuzen den Weg. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Der Weg wir immer unwirtlicher, hört aber irgendwann auf.
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tornante
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Re: Neues von den Zerfledderten

#5 Ungelesener Beitrag von tornante »

Wir erreichen „Das Dünenhotel“, das leider gerade umgebaut wird. Könnte aber für die Zukunft eine tolle Location zum Ausspannen und Ausruhen werden. Zum Glück hat wenigstens die Strandbar auf :
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Weiter geht´s. Die erste „richtige“ Wasserdurchquerung wartet auf uns. Gleich erst mal ein Poservideo gedreht. Herrlich, wie das Wasser spritzt. 500m weiter die nächste Furt. Und weil es vorher so schön einfach war, fährt Tornante im dritten Gang mit erhöhter Leerlaufdrehzahl ins Wasser rein – und – oha – das Wasser wird immer tiefer . Plopp macht´s und der kleine Dicke liegt samt Freeride im Wasser. Man merke : hoher Gang und niedrige Drehzahl sind bei Flußüberquerung keine gute Kombination. Auch Wasser und Vergaser vertragen sich nicht sonderlich gut. Tornante hat ein Vollbad genommen. Klamotten naß, Gepäck naß. Auch die „waterproof“ Gepäcktasche von Touratech bunkert ca ½ l Wasser.

Natürlich bringt der Druck aufs Knöpfchen keinen Erfolg. Frage an die Profis unter Euch : „was ist das wichtigste Werkzeug des Endurofahrers ?“ Antwort : „Nein, nicht der Nußkasten oder der Zündkerzenschlüssel. Es ist das Abschleppseil“.
Nach ca. einer Stunde hin und her Abschlepperei fängt meine Nähmaschine wieder an, einigermaßen normale Töne von sich zu geben. Wir fahren weiter, trinken in einem wunderschönen Hafencafe noch einen Kaffee und suchen ein Hotel.

Samstag, 16.10.21
WikiLoc hält heute nicht, was es verspricht – Anfahrt über Autobahn ist niht so unser Ding. Tornante versucht Alternativstrecken ausfindig zu machen. Aber sie enden immer entweder vor einem Zaun oder hören einfach oder sind schlicht unfahrbar.Letztendlich sind wir 190 km auf der Straße gefahren. Auch nicht unbedingt das, was wir uns so vorgestellt haben.
Abends im Hotel „ Rosa die Venti“ untergekommen https://www.hotelrosadeiventi.com/de/hotel/
Eine Empfehlung von Karim, dem ich hierfür ganz herzlich danken möchte. Für die Lage ein wirklich tolles Preis-/Leistungs-Verhältnis.

Sonntag, 17.10.21
• Enduropark vom Feinsten
Die Erfahrungen des letzten Tages haben uns umdisponieren lassen. WikiLoc bietet immens viele Alternativen. Wir haben uns eine Tour herausgesucht, die uns noch ein bißchen weiter nach Norden führen sollte, sodaß wir am Montag, unserem letzten Fahrtag, bequem Olbia erreichen konnten.
Diesmal hielt der Track was er versprach. Wir hatten den ganzen Tag Spaß. Der Mix aus Asphalt- und Schotterpisten ist schlichtweg berauschend. Dieses Sardinien scheint ein endloser Enduro-Fun-Park zu sein. Schotter, große Steine, kleine Steine, Sand, Steigungen und Abfahrten der unterschiedlichsten Coleur wechseln sich ab. Wir sind total begeistert. Abends eine Agri gefunden auf der gerade eine Firmung gefeiert wird. Karaoke ist zwar nicht so unser Ding, aber das ist Italien Life. Guter Wein, Grappa und nette Gesellschaft lassen den Tag sanft ausklingen.

Montag, 18.10.21
• Kein Risiko
Heute ist unser letzter Tag. Wir wollen kein Risiko eingehen und fahren eine wunderschöne Straßentour zur Costa Smeralda. Kann man sich eigentlich sparen. Die interressanten Gegenden sind ausschließlich in Privatbesitz. Der Rest ist Malle Tourismus…
Wir fahren zum Parkplatz, laden die Mopeds auf, machen noch einen kleinen Promenadenspaziergang in Olbia und reihen uns dann in die lange Schlange der wartenden Fahrzeuge vor der Fähre ein. Diesmal klappt es mit der Kabine. Und sie ist erstaunlich gut in Schuß.

Fazit : wir sind jetzt neun Tage gefahren, haben 1.700 km zurückgelegt, wunderschöne Locations zum Verweilen entdeckt und meistens gute Übernachtungsmöglichkeiten gefunden. Den Schwierigkeitsgrad der Fahrerei kannst Du leider häufig nicht im Vorfeld abschätzen. Aber Du lernst eine Menge hinzu. Zum Beispiel wie Deine Enduro im Sandgeläuf versinkt und Du durch entsprechende Gewichtsverlagerung weiterkommst. Oder wenn Dein Moped zuerst vorne driftet, Du Dein Gewicht auf den Lenker verlagerst um dann hinten den Drift zu provozieren. Und das mit 20 PS… Einfach herrlich…

Unterm Strich kann man sagen: jeder kann auf seine Kosten kommen. On – und Offroad. Wenn Du mit einer Enduro auf der Straße mit den Stiefelspitzen in der Kurve den Asphalt berühren kannst zeugt das von recht ordentlichem Grip.
Die Menschen sind durchweg freundlich, lachen und begrüßen uns im tiefsten Wald. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben bei der Erkundung einsamer Gebirgspfade. Essen perfekt.
Bei der Streckenauswahl haben wir uns stark an den WikiLoc Empfehlungen orientiert. Bitte, sucht Euch keinen „schwierigen“ Track aus um ihn mit 690 oder GS zu fahren. Das könnte fürchterlich in die Hose gehen.
Wir waren mit unseren EXCs und der Freeride sehr gut beraten, wobei die Freeride doch sehr viel schneller an ihre Grenzen kommt als eine EXC (das ist aber nicht wirklich eine Neuigkeit ). Bei mir sind ein Blinker und die Gabelsimmerringe defekt, der Gepäckträger ist gleich zweimal gebrochen und die Bilux Birne leuchtet nur noch in die Ferne. Bei den EXCs sind lediglich die Reifen runter. Also auch von dieser Seite eine „runde“ Sache.


So, liebe Freunde – das war´s. Nächstes Jahr geht´s nach Portugal und Rumänien – und wir freuen uns schon jetzt darauf

Euer Michael
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Quhpilot
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Re: Neues von den Zerfledderten

#6 Ungelesener Beitrag von Quhpilot »

cool.... DD

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GS Peter
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Re: Neues von den Zerfledderten

#7 Ungelesener Beitrag von GS Peter »

Hi,

schöne Reise und gut geschrieben. Hat Spaß Gemacht. DD
Gruß aus Spessart / Rhön,

Peter

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Lahmekuh
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Re: Neues von den Zerfledderten

#8 Ungelesener Beitrag von Lahmekuh »

Liest sich ganz schön zerfleddert, aber es scheint euch ja heftig Spaß gemacht zu haben :L

Gut so, und dass wir dabei sein durften, umso besser DD

Aber Micha, warum gehst du baden, hattet ihr keine Dusche im Hotel :LoL: :Pr:
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Gruß aus dem niederen Sachsen
Michael

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