Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

Reisen in der Alpenregionen Deutschland, Schweiz, Italien, Österreich, Slowenien usw.
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Monti
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Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#1 Ungelesener Beitrag von Monti »

Servus Gemeinde, dann will ich auch einmal wieder etwas beitragen.

Vor einigen Monaten haben mein Sohn Maurice und ich den Plan gefasst, beim Touratech Travel Event 2021 mitzufahren. Maurice ist seit Februar stolzer Besitzer einer KTM 790 ADV R und will sich auch im Gelände damit versuchen.
Leider wurde die Veranstaltung wegen Corona vor ein paar Wochen vom Fronleichnamswochenende in den September verlegt und wir können wahrscheinlich nicht teilnehmen. Also hieß es, umzuplanen.

Der Trans-Euro-Trail (TET) steht schon lange auf meiner Das-will-ich-mal-machen-Liste. Nach Recherche fiel meine Wahl auf das französische Teilstück im Département Doubs, von der Schweizer Grenze nach Norden verlaufend. Da unten kenne ich mich gut aus und könnte auch noch Alternativen finden. Wir beschlossen, mit dem Wohnmobil zu fahren und von einem Campingplatz aus Sternfahrten zu unternehmen.

Lange sah das Wetter glänzend aus, doch dann bekam Petrus Migräne und wir wurden immer nervöser. Wir hatten ja nur 4 Tage und die wollten wir ausnutzen können. Als erreichbare TET-Alternativen standen Norditalien, Piemont, Belgien und Holland zu Debatte.

Wettermäßig fiel die Wahl auf die Gegend beim Lago Maggiore.


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Zuletzt geändert von Monti am Sonntag 6. Juni 2021, 23:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Monti
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Re: Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#2 Ungelesener Beitrag von Monti »

Die gewohnte Hektik: ich arbeitend bis kurz vor Schluss, Maurice am Dienstag aus München eintreffend, natürlich mit vollem Terminkalender. Und immer wieder nervöse Blicke auf die Wettervorhersage, die das Pisswetter weiter in unsere geplante Richtung verschob.

Am Abend starteten wird dann gegen 19:00 mit dem Fuhrwerk. Endlich!

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Maurice hatte wie immer die Aufgabe, den Platz zu suchen. In der Region wimmelt es von Campingplätzen, meistens mit allem Pi-Pa-Po. Genau das brauchen wir nicht. Die letzten Monate hatten wir uns mit dem Wohnmobil ans Freistehen oder an Plätze bei Bauern und Winzern gewohnt. Freistehen fiel aber raus, wenn wir tagsüber mit den Motorrädern weg sein sollten. Also eben Campingplatz. Gefunden am Comer See bei Colico.

Kurz vor der Schweizer-Italienischen Grenze fuhren wir raus und suchten uns gegen Mitternacht einen Schlafplatz in einem Industriegebiet. Das ist mein Geheimtipp für Übernachtungen, wenn es nur um das Schlafen geht. Immer eben, grosse Flächen und vor Wochenenden und Feiertagen nichts los. Außerdem erwarte ich da keine nächtlichen Gelage von Störenfrieden.
Zuletzt geändert von Monti am Sonntag 6. Juni 2021, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Monti
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#3 Ungelesener Beitrag von Monti »

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Um 7:00 an Fronleichnam ging es weiter. Die Küstenstraßen um die Seen ziehen sich in die Länge ... gegen 9:00 erreichen wir den Campingplatz.

Boah, sind das Mini-Stellplätze. Maurice spricht Italienisch und verhandelt alles weitere. Platzangebot 1 ist sooo eng, ich wollte eigentlich noch unser Motorrad-Zelt aufstellen, kann ich vergessen. Dann kommt der erste Dauercamper und scheucht uns weg. Ein bissel unentspannt, die Bande. Ich muss in einen Platz einfahren, mit Anhänger, Millimeterarbeit. Dann nochmal weg, der nächste will genau dort durch ... kriege das Kotzen. Und Schwitzen. Wir erhalten einen anderen Platz angeboten, der ist besser. Ich komme aber nicht mehr raus mit dem Gespann. Abhängen, von Hand drehen (Doppelachser auf Wiese, ganz geil!), wieder anhängen. Dauercamper schauen zu ... Ihr könnte Euch denken, wie der Spassfaktor war. Unterirdisch.

Lange Rede, kurzer Sinn: wir waren gegen 11:30 erst fertig und dann wurde erstmal gefrühstückt.


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Zuletzt geändert von Monti am Sonntag 6. Juni 2021, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Monti
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Re: Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#4 Ungelesener Beitrag von Monti »

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Plan 1: TET anfahren. 20 min am See entlang, dann abbiegen auf den Track. .... nix Track, alles Asphalt. Wunderschöne kleine Gebirgssträßchen, aber eben kein Schotter, geschweige denn Gelände. Mehrfach biegen wir in den Wald ab, aber nach 200-400m enden alle Wege am Steilhang. Es ist einfach zu steil für viele Feldwege. Ich war da wohl zu naiv.

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Jetzt rächt sich auch, dass ich wegen der vielen Umplanungen vergessen hatte, eine genaue Straßenkarte zu kaufen. Wir fuhren mehrere Läden an, nichts zu kriegen - also konnte ich auch nicht gescheit nach Alternativen suchen. Frustriert brachen wir die Fahrt ab. Es war auch heiß geworden, um die 28 Grad. Schweiss macht es nicht besser.

Zurück am Platz erstmal Sprung in den See! Sehr erfrischend. Anschließend stand Grillen auf dem Plan.

Maurice trainiert vorher noch ein bissel ... Die Jungen halt!

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Zuletzt geändert von Monti am Sonntag 6. Juni 2021, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#5 Ungelesener Beitrag von Monti »

Auf Facebook bin ich in einer TET-Gruppe und hatte dort berichtet, was abläuft. Und es hat sich doch ein Motorradkollege vom Lago Maggiore gemeldet, der konkrete Vorschläge und sogar gpx-Dateien anbot. Außerdem wieß mich Lorenzo auf www.wikoloc.it hin - einer Sammlung von Tracks für alle möglichen Outdoor-Aktivitäten. Da bin ich doch tatsächlich fündig geworden und habe in der Gegend drei vielversprechende Tracks gefunden, die legal zu befahren sind. Das Ganze konnte ich zu einer Tour von ca 200 km zusammenbauen und damit stand der Plan für Freitag.

Allerdings konnten wir erst gegen Mittag los. Maurice hat einen Online-Kurs der Uni von 9:30 bis 11:00, den er nicht auslassen wollte.

Ich konnte also am nächsten Tag in aller Ruhe alles Material richten und gegen 12:00 stachen wir in See, äh Gebirge.

Wir haben einen Relive-Mitschnitt erstellt, den Ihr Euch unter diesem Link anschauen könnt: https://www.relive.cc/view/vrqDQkeN4Lv

Der Höhepunkt des Tages war zweifelsohne der Passo Dordona https://alpenrouten.de/Dordona-Passo-di_point1664.html. Mit Denzel SG4 ist klar, dass das kein Spaziergang werden würde

Aber wir waren wild entschlossen und zu ALLEM bereit! Das sieht man hoffentlich!


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Re: Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#6 Ungelesener Beitrag von Monti »

Ich war ein bissel nervös, weil es schon nach 16:30 war, also wir einstiegen. Wir hatten Hunger, keinen Proviant mehr und ich auf der 690er nur noch einen halben Tank voll Sprit. Im Etappenort Foppolo (ein weniger schöner Retorten-Ski-Ort mit Hotelburgen, grade alle leerstehend ...) war nirgendwo eine Möglichkeit aufzutreiben, die Durchfahrtsgenehmigung zu erhalten. Als wir an einem Hotel fragten, das uns angegeben wurde, hieß es nur, der Weg sei ohnehin nicht frei wegen Bauarbeiten und Schnees. Wir sollten einfach losfahren, interessiere sowieso niemanden. Na gut.

Der Aufstieg war sehr steil und teilweise grobschottrig (sieht man auf den Bildern nicht, ausserdem fotografiert man nicht, wenn‘s grade kniffelig ist). Also mit Schmackes rauf, ansonsten umgefallen ... Maurice ist jetzt entjungert und hat seine Karre auch schon mal hingeschmissen. Man gelangt bis auf 2070 m Seehöhe und hat eine phänomenale Sicht.

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Und dann folgt eine rund 15 km lange Abfahrt in einem langen Tal, die wunderschön ist. Teilweise in kleinen Schmelzwasserbächen auf den Wegen, weil oben noch viel Schnee liegt. Mehrer Baumstämme blockierten in einem Sturmschadenabschnitt die Strasse. Meist konnten wir drunter durch, einmal war schon eine Kettensäge am Werk gewesen. Zwei Schneeabschnitte, einer kniffelig.

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In letzten Abschnitt folgten gefühlt 100 steile Mini-Serpentinen, bis wir drunten waren. Ein Autofahrer kam grade vorbei und fragte, ob wir aus Foppolo rübergefahren seien. Er konnte es dann nicht glauben. Wir waren zufrieden mit der Tagesleistung.
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Re: Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#7 Ungelesener Beitrag von Monti »

Nun hatte der Campingplatz noch eine Überraschung parat: wir mussten den Stellplatz wegen einer Reservierung räumen. Die Penner! Also am Samstag spätestens um 12:00 am Platz sein, um dann umzuziehen. Als Trostpflaster erhielten wir einen Platz direkt am See.

Besagter Lorenzo hatte mit einen Track zwischen Luganersee und Lago Maggiore geschickt. Alte Militärstraßen, ca. 25 km. Genau meins! Aber bis dahin dauert es mindestens eine Stunde, eine Stunde rauf und runter, eine Stunde zurück. Wir kamen erst um 8:30 los, das wird sehr knapp. Auf dem Weg dorthin verfuhr ich mich an einem Kreisverkehr und wir waren wieder auf dem Weg Richtung Passo Dordona.

Naja, aus der Not eine Tugend gemacht. Keine Militärstrasse, sondern nochmal den Dordona rauf und runter. Diesmal einen Zahn schneller, weil wir das Ding ja schon kannten. Was ein Spass!
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Nachdem wir dann umgezogen waren, war am Nachmittag ein bissel Arbeiten angesagt. Maurice für die Uni, ich für meine Firma. Abends kochten wir ...

Vorher noch den Anhänger fertig gemacht, damit wir am Sonntag in der Früh gleich losstechen konnten.
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Re: Lago di Como - der TET Italia und die Montis ...

#8 Ungelesener Beitrag von Monti »

Die Heimfahrt begann an einem Tag für die Götter. Bestes Wetter, von wegen was der Wetterbericht prognostiziert hatte.

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Das Navi wollte unser Gespann partout nicht über den Splügenpass schicken. Eine Warnmeldung nach der anderen wegen unserer Außenmaße, Baustellen usw. Wir hatten nicht aufgepasst und bald war der Point of no return erreicht. Wir wurden nervös, schliesslich waren da so mistige Verkehrsschilder wie „Anhänger verboten“, „max. Länge 9m“ usw am Straßenrand. Mir graute es davor, irgendwo in einer Kehre im Tunnel zu stecken, vorne und hinten hupende Autos, Anhänger verkeilt, abkuppeln ... Aaaaaaah!

Allen Mut zusammen und weiter ... es war wirklich sehr eng und der Kurvenradius in manchen Kehren war grade so zu machen. Einmal gab es das beschriebene Chaos, allerdings ohne Abkuppeln. Wir waren wirklich froh, als wir oben waren.


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Dann begann das Pisswetter, das bis zuhause nicht mehr aufhörte. Bei St.Margarethen am Bodensee fuhr Maurice auf zwei Rädern weiter nach München.

Das war die diesjährige Monti-Männer-Tour!


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