Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

Reisen in der Alpenregionen Deutschland, Schweiz, Italien, Österreich, Slowenien usw.
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Tauchein
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Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#1 Ungelesener Beitrag von Tauchein »

Prolog | Tag 1 - 14.06.2020 | Straubing -> Garmisch-Partenkirchen (240 km mit dem Motorrad)

Ich musste mal wieder raus. Nein, die Corona-Sperren, die seit März galten, waren dieses mal nicht Schuld an meinem Fernweh.
Eigentlich musste ich den Kopf mal wieder frei bekommen. Der Hintergrund ist der Verlust meines Arbeitsplatzes zum 30.06.2020.
Mein Arbeitgeber hat sich entschieden die Produktion seiner Produkte in ein osteuropäisches Land zu verlagern.
Mit mir gingen an dem Stichtag ca. 450 andere Kolleginnen und Kollegen - die restlichen 150 Kollegeninnen und Kollegen, bis auf wenige Ausnahmen, folgen bis spätestens zum Jahresende.
Das ist eine Situation, mit der ich noch nie konfrontriert worden bin. Nach über 13 Jahren im Unternehmen fiel mir der Abschied nicht leicht.

Schon seit längerem schwirrte mir der Gedanken im Kopf herum mal das Friaul zu besuchen.
Bei der Detailplanung bin ich, warum auch immer, über die "Route des Grandes Alpes" gestolpert.
Das Friaul hätte ich an einem langen Wochenende besucht, die Route des Grand Alpes (RDGA) würde definitiv mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Allein die Anfahrt würde mindestens einen vollen Tag beanspruchen. Aufgrund meiner familiären Situation habe ich Anfangs nicht gedacht, die RDGA befahren zu können.
Dann ergab sich aber die Gelegenheit für fünf Tage zu verreisen. Die RDGA rückte in greifbare Nähe.
Immernoch unschlüssig, ob die mir zur Verfügung stehenden Tage ausreichten um die RDGA zu befahren, fragte ich hier im Forum an.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Und so nahm das Projekt RDGA seinen Lauf....

Mein erster Reisetag begann früh morgens um 2:30 Uhr. Ich war mit meiner Frau und den Kindern noch im Münsterland in NRW bei meinen Schwiegereltern zu Besuch.
Tags zuvor waren wir auf einer Hochzeit eingeladen. Coronavirus bedingt fiel diese ein wenig anders aus, als man es normalerweise "gewohnt" ist.
Mittags Standesamt, dann gemeinsames Essen und das war's mehr oder weniger - keine abendliche Party.
Somit konnte ich zeitig ins Bett gehen. Ein wenig Schlaf war für den folgenden Tag dringend erforderlich.
Wie schon geschrieben, klingelte der Wecker um 2:30 Uhr. Leise schlich ich mich ins Badezimmer.
Gerade wollte ich das Zimmer wieder verlassen und zum Auto gehen, da hörte ich meine dreijährige Tochter sagen: "Papa, hier bleiben".
Zum Glück schlief sie bald wieder ein und um 3:19 Uhr saß ich allein im Auto auf dem Weg in Richtung Niederbayern. (Meine Frau und die Kinder sollten am folgenden Freitag per Bahn nach Hause fahren.)
Erschwerend kam hinzu, dass wir dieses mal mit unserem Anhänger unterwegs waren. Dieser setzte meine legale Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h hinab.
Die weitere Fahrt verlief jedoch reibungslos, so dass ich um Punkt 11:00 Uhr zuhause ankam.

Eine Woche vor der Abfahrt checkte ich meine gute Africa Twin nochmals durch. Alles ok: Flüssigkeiten, Kettenspannung, Reifen....
Jedoch gab es bei den Reifen einen kleinen Schönheitsfehler: Sie sahen zwar noch gut aus, aber ich habe doch vorsichtshalber mal den Profiltiefenmesser aus dem Werkzeugkasten geholt.
Dann folgte die Ernüchterung: Vorne 2mm, hinten 3mm Restprofiltiefe. Tja, so kann man sich täuschen. Auf der Twin waren noch die Erstausrüsterreifen von Dunlop montiert.
Mit denen würde ich die geplanten 2.500 km nie mehr schaffen! Die Twin war mit ihnen gerade mal 5.280 km gelaufen.
Mit den Michelin Anakee 2 auf meiner BMW R1100GS bin ich mit einem Satz 19.500 km gefahren! Was für Unterschiede!!!
Ein neuer Satz Reifen musste her. Aber welcher und würde ich ihn noch so schnell erhalten? Eigentlich wollte ich den Heidenau K60 Scout ausprobieren.
Da dieser aber ein Diagonalreifen ist, und der nach meinem derzeitigen Kenntnisstand in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden muss, fiel er aus meiner Wunschliste heraus.
Welche Reifen kamen noch in Frage? Nach einigem suchen konnte ich folgende Reifen in meine Wunschliste eintragen:
1.) Pirelli Scorpion Rally STR
2.) Michelin Anakee Adventure
3.) Continental TKC70


Etwas nervös und mit feuchten Fingern rief ich meine Werkstatt an:

"Könnt ihr mir meine Wunschreifen besorgen?"
"Den Pirelli gibt es nur für hinten."
"Ok, dann den Anakee Adventure. Schaffst du das diese Woche noch?"
"Geliefert wird er. Aufziehen ist auch kein Problem, nur ein- und ausbauen schaffe ich diese Woche nicht mehr."
"OK, dann baue ich die Räder aus und bringe sie dir vorbei."
"Ja, das geht."
"Kann ich mir die Räder auch am Sonntag abholen?"
"Mmh, ich kann sie dir in den Hof legen."
"Ok, klasse! Danke!"

Gesagt, getan. So stand dann meine Twin eine gute Woche aufgebockt in der Garage.

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Während der morgentlichen Autofahrt nach Hause war mir schon ein bisschen mulmig zumute, ob ich meine Reifen noch bekommen würde.
Wenn nicht, hätte sich die Tour erledigt.
Ich bekam meine Reifen! Was war ich froh, dass ich mich auf meine Werkstatt mal wieder zu 100% verlassen konnte!

Das Einbauen der Räder ging recht schnell. Die richtige Kettenspannung einzustellen dauerte dagegen etwas länger als geplant.
Gut, dass meine Koffer und die Packrolle für die Reise schon fix und fertig gepackt waren.
Ich sattelte mein Pferd, sagte dem Zumo noch wo ich hin wollte und los ging es in Richtung Alpen.
Kurz vor der Abfahrt reservierte ich mir über Booking.com noch ein Einzelzimmer in einem Hostel in Garmisch-Partenkirchen.

Die Corona-Pandemie bedingten Grenzschließungen sollten am 15.06. aufgehoben werden.
Ich wollte so nah wie möglich an der Grenze übernachten, um dann am nächsten Tag direkt zu unseren Nachbarn nach Österreich übersetzen zu können.
Nachmittags wurde das Wetter schlechter und es begann zu regnen. Die Fahrt nach Garmisch war eher unspektakulär - Autobahn im Regen eben....
In München wunderte ich mich ein wenig über den Verkehr um das Olympiazentrum herum. Ich habe nicht damit gerechnet auf einem Sonntag hier im Stau zu stehen...

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Für 39€/Nacht ohne Frühstück war das Zimmer im "Hostel der Athleten" gut und ehrlich gesagt besser als ich es erwartete.

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Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, fuhr ich an diesem Abend nur noch eben etwas essen und zur Tankstelle, um mir die Vignetten für Österreich und die Schweiz zu kaufen.
Die schweizer Vignette bekam ich an diesem Abend leider nicht mehr.
Zurück im Hostel steckte ich noch eben alle Ladegeräte an die vorhandenen Steckdosen und fiel bald darauf ins Bett.
Der nächste Tag sollte auch wieder lang werden....

Hier geht's zu den Tracks in Google MyMaps

Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von Tauchein am Samstag 21. November 2020, 19:55, insgesamt 2-mal geändert.

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maxmoto
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#2 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Der Anfang ist :Hau: (Du weißt was ich meine?!!!)
Aber dann wird es (krieg ich die Reifen rechtzeitig?) richtig spannend.
Für den ersten Tag hätt ich Dir besseres Wetter gewünscht - und jetzt freu ich mich auf die Fortsetzung, weil die RDGA .... die macht schon Spaß!
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barney
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#3 Ungelesener Beitrag von barney »

Moin Timo,

interessanter Start einer Reise, ich bin auch sehr gespannt wie es weitergeht :L
Ich kann mich auch noch gut an das bescheidene Wetter Mitte Juni in den östlichen Alpen erinnern und hoffe das es auch auf Deiner Route bald besser wurde ;)
Tauchein hat geschrieben:P.S.: Die Route(n) sind leider nicht immer zu 100% deckungsgleich mit den aufgezeichneten Tracks. Leider lässt sich der Track nicht verlinken (oder ich hab's einfach nicht hingekriegt).
Mein Tipp: Tagesroute als *.gpx in Basecamp extrahieren, dann in G-Maps unter "meine Orte"/"meine Karten" importieren.
Dann bekommst Du eine Karte zum einbetten und/oder einen Link zum Verknüppen des Tracks.

Ciao Bernd
Jeder darf sagen was er denkt, vorausgesetzt er hat vorher gedacht.
Reise vor dem Sterben, sonst reisen Deine Erben ;-) ;-)
Guckstdu barneys Abwege

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Uwe47
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#4 Ungelesener Beitrag von Uwe47 »

Servus Timo
Ach wenn eine Urlaubstour schon im Regen beginnt! :roll: Wenn man sich sowas vorgenommen hat dann heißt es die A...backen zusammen zu kneifen und losfahren. ;)
Wir hatten zu dieser Zeit auch paar schlechte Tage aber die waren zum Glück am Ende unseres Urlaub`s
Dein Zielgebiet kenne ich ja noch von unseren Touren im letzten Jahr. Das macht schon was her um dort paar schöne Tage zum Motorradfahren zu erleben
Ich hoffe du hattest in den paar Tagen die dir zur Verfügung standen dann doch noch besseres Wetter. :)

Gruß Uwe

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Tauchein
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#5 Ungelesener Beitrag von Tauchein »

maxmoto hat geschrieben:Der Anfang ist :Hau: (Du weißt was ich meine?!!!)
Aber dann wird es (krieg ich die Reifen rechtzeitig?) richtig spannend.
Für den ersten Tag hätt ich Dir besseres Wetter gewünscht - und jetzt freu ich mich auf die Fortsetzung, weil die RDGA .... die macht schon Spaß!
Ja Max. Ich weiß, wie es gemeint ist. Auf die Situation bezogen, nicht auf den Bericht. :L
barney hat geschrieben:Moin Timo,

interessanter Start einer Reise, ich bin auch sehr gespannt wie es weitergeht :L
Ich kann mich auch noch gut an das bescheidene Wetter Mitte Juni in den östlichen Alpen erinnern und hoffe das es auch auf Deiner Route bald besser wurde ;)
Moin Bernd!
Das wurde schon besser... :D
Aber dazu später mehr.
barney hat geschrieben: Mein Tipp: Tagesroute als *.gpx in Basecamp extrahieren, dann in G-Maps unter "meine Orte"/"meine Karten" importieren.
Dann bekommst Du eine Karte zum einbetten und/oder einen Link zum Verknüppen des Tracks.
Danke für den Tip! DD
Ich habe es oben im Beitrag mal geändert.

Uwe47 hat geschrieben: Servus Timo
Ach wenn eine Urlaubstour schon im Regen beginnt! :roll: Wenn man sich sowas vorgenommen hat dann heißt es die A...backen zusammen zu kneifen und losfahren. ;)
Wir hatten zu dieser Zeit auch paar schlechte Tage aber die waren zum Glück am Ende unseres Urlaub`s
Dein Zielgebiet kenne ich ja noch von unseren Touren im letzten Jahr. Das macht schon was her um dort paar schöne Tage zum Motorradfahren zu erleben
Ich hoffe du hattest in den paar Tagen die dir zur Verfügung standen dann doch noch besseres Wetter. :)

Gruß Uwe
Hallo Uwe,
die RDGA hat mich begeistert. Nicht, dass ich jetzt zuviel vorweg nehme, aber ich freue mich schon auf ein nächstes Mal - mit deutlich mehr Zeit im Gepäck.

Grüße
Timo

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Tauchein
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#6 Ungelesener Beitrag von Tauchein »

Tag 2 - 15.06.2020 | Garmisch-Partenkirchen -> Thonon-les-Bains (637 km)

Der zweite Tag meiner Reise begann, wie der Erste zu Ende ging - im Regen!

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Heute würde das größte Teilstück meiner Reise anstehen. Durch vier Länder führte mich meine geplante Route: Deutschland, Österreich, Schweiz und Frankreich.
Das sind drei Grenzübergänge, vor denen ich jeweils gespannt war, ob diese auch für den touristischen Transfer geöffnet waren.
Mein erster Zwischenstopp an diesem Tag war ein Bäcker in einem Supermarkt um ein kleines Früstück zu mir zu nehmen.
Auf der Fahrt dorthin verhielt sich mein Zumo-Navi etwas merkwürdig: anstatt eines Motorrad-Icon, dass meine Position anzeigt, war dort auf dem Bildschirm eine Art Dreieck zu erkennen.
Warum auch immer berechnete mein Navi die Routen mit einem PkW-Profil.
Der Supermarkt war noch geschlossen und ich hatte ein paar Minuten Zeit um mein Problemchen zu lösen. Auf einer Palette mit Grillkohlesäcken programmierte ich mein Zumo neu.

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Frisch gestärkt ging es in Richtung Bundesgrenze. Noch schnell eben am Kettenöler gedreht um für die kommenden Kilometer gewappnet zu sein...
Nein, dass darf nicht war sein: Der Kettenöler ließ sich nicht weiter drehen. Der Ölvorrat war aufgebraucht - zum ersten Mal.
Das war der Punkt, an dem ich ernsthaft überlegt habe, ob ich wieder nach Hause fahren sollte. Wenn der Reisebeginn schon unter
einem solch' schlechten Stern steht, macht es dann noch Sinn weiterzufahren?
Wie es der Zufall wollte, kam ich einige hundert Meter weiter an einem KfZ-Teilehandel vorbei. Jetzt oder nie dachte ich.
Zu meinem Erstaunen bekam ich das 80W-90 Getriebeöl ohne Probleme - für gerade mal etwas über 6 € der Liter. Meine Motivation stieg wieder rasant an.
Die Reise konnte doch noch beginnen.

Habe ich schon mal erwähnt, dass sich den Fernpass nicht mag? Heute lag er mal wieder auf meinem Weg.
Es graute mir vor ihm. Zu schlecht sind meine Erinnerungen mit durch LkWs und Caravan verstopfte Straßen.
Heute floss der Verkehr auch wieder zäh. Einen Stau gab es zum Glück nicht.
Um Zeit zu sparen nutzte ich die Autobahn und fuhr durch den Landecker Tunnel in das Inntal ein.
Wie oft bin ich schon dem Inntal gefolgt und wie oft habe ich auf dem Weg zum Reschenpass den Wegweiser an der Kajetansbrücke
in Richtung St. Moritz gesehen? "St. Moritz, die Schweiz, ja, das wär's mal." dachte ich immer wieder. Heute war es nun soweit.

Die geplante Route führte über den Abulapass. Zwischen zwei Häusern leitete mich mein Navi auf eine schmale Straße, die weiter
durch das Dorf führte. "Hier soll es zum Pass gehen?" sagte ich ungläubig zu mir. Ich war mir sicher, dass hier ein Fehler in der
Routenplanung vorlag und man weiter oben auf die eigentliche Straße zum Pass einbiegen würde.
Es herrschte wenig Verkehr und eine kurze Pause schien angebracht.

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Je höher die Straße führte, um so gewisser wurde es, dass hier keine größere Straße mehr auf den Pass führte.
Gestört hat mich das bestimmt nicht, es hat mich nur ein wenig gewundert...

Die Passhöhe war in Wolken gehüllt. Es war nass und 7°C kühl. Angesichts der noch zu fahrenden Strecke schoss ich nur ein paar Fotos.

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Auch auf der Abfahrt wurde das Wetter nicht besser. Allerdings fielen mir die Eisenbahnviadukte auf, von denen ich schon viel gelesen habe.
Es ist schon bemerkenswert, wie die Bahnstrecken gebaut wurden - mit Kehrtunneln und den Viadukten.

Über die Autostraße 13 erreichte ich schließlich die Auffahrt zum San Bernhardino Pass.
Die ersten Kehren waren schon vielversprechend zu fahren. Auf dem Weg zur Passhöhe kommmt man an den recht unansehlichen
Tunnelbelüftungsbauten :?: vorbei. Meiner Meinung nach verschandeln sie schon die schöne Landschaft dort oben.
Das obligatorische Passhöhenbild durfte natürlich nicht fehlen.

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Das alte Hospitz und der See gefielen mir sehr gut. Aber die Zeit drängte leider noch immer.
Auch die südliche Rampe wartete mit tollen Kurven auf. Meine Routenplanung leitete mich an der Auffaht Mesocco-Süd wieder zurück auf die Autostraße.

In Höhe der Ausfahrt Bellinzona-Nord stiegt das Thermometer zum ersten Mal auf die 30°C Marke. Das war sehr angenehm, da gestern in Deutschland
noch Regen und knapp zweistellige Temperaturen mich begleiteten.

Das nächste Highlight auf der Fahrt war der so berühmte Gotthard-Pass, von dem ich so viel gelesen hatte.
Schon lange wollte ich die altehrwürdige Tremola mit ihrem Kopfsteinpflasterbelag befahren. Heute ergab sich die Gelegenheit dazu.
Rechtzeitig verließ ich die Autobahn um ja nicht den Anfang der Tremola in Airolo zu verpassen.
Eine Kurve folgte der nächsten. Zwischenzeitlich kann man die neue Passtraße sehen, dessen Rampe mir augenscheinlich sehr steil vorkam.
Man, was für ein Erlebnis. Nicht nur dass mir die Fahrt hinauf richtig Spaß gemacht hat, nein, es war auch kaum Verkehr auf dieser Straße - grandios!

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Bei der Planung der Route über den Gotthard zeigte mir Google Maps einen Hinweis auf den Tremola-Aussichtspunkt. Den musste ich natürlich mitnehmen.
Was für ein schöner Blick auf einen Teil der Stecke sich von hier bietet!

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Der kleine Umweg auf der Passhöhe zur Staumauer des Lago di Lucendro war leider wegen einer Baustelle nicht möglich.
Jedenfalls habe ich keinen Alternativweg gefunden.

Auf die Fahrt über den Gotthard folgte der Furka-Pass. Wer kennt sie nicht, die Passstraße auf der Tilly Masterson
Auric Goldfinger erschießen wollte und dabei fast einen britischen Geheimagenten traf?
Die Rede ist natürlich von dem Agenten seiner Majestät: James Bond 007 - hier im Film Golderfinger zu sehen und durch Sean Connery gespielt.

Je höher ich kam, desto nebeliger wurde es. Kaum 50m betrug die Sicht als plötzlich das Hotel Tiefenbach vor mir auftauchte.
Einigen Autofahrern war der Nebel wohl nicht geheuer. Sie suchten sich die nächste Wendemöglichkeit und fuhren wieder zurück in Richtung Realp.

Wie schon auf dem Abulapass zeigte mein Thermometer hier oben 7°C an. Wieder schnell ein paar Fotos geschossen und weiter ging es.
Die Zeit war knapp und das Navi sagte eine Ankunftzeit von ca. 20 Uhr voraus.

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Das alte Hotel Belvédère am Rhonegletscher nötigte mir einen kurzen Stopp ab.
Ganz allein stand das Hotel an der Straße - keine Touristen, niemand der sich für das Hotel oder den Gletscher interessierte.
Der Parkplatz war vor dem Hotel war (ab-)gesperrt. Mit dem Motorrad fand sich aber eine Lücke zum durchschlüpfen.

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Mittlerweile wieder auf der Autobahn machte sich langsam mein Gesäß bemerkbar und ich war froh, als die Ausfahrt Villeneuve in Sicht kam.
Weit konnte es nicht mehr sein.
An der Grenze gab es wieder keine Probleme mit der Einreise nach Frankreich. Lediglich auf der gegenüberliegenden Straßenseite
standen ein paar Grenzer vor dem Grenzhäuschen auf der Straße.
Mittlerweile war es schon 20:30 Uhr und ich hatte noch keine Bleibe für die Nacht gebucht. Auf einem kleinen Parkplatz eines Restaurants
mit Blick auf den Genfer See hielt ich kurz an um meine Frau anzurufen und das Hotel für die Nacht zu buchen.

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Abendstimmung am Genfer See

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Ich entschied mich für das IBIS Budget in Thonon-les-Bains: Schlicht, sauber und preislich atraktiv.
Für eine Nacht sicherlich keine schlechte Wahl, zudem der Check-In auch zu später Stunde möglich ist.
Meine Restreichweitenanzeige riet mir zu tanken - es wurden keine 50 km mehr angezeigt und ich wusste nicht, wie genau der Wert ist.
Bis zum Hotel in Thonon-les-Bains waren es noch 28 km. Ich wollte zum Hotel. Tanken konnte ich auch morgen noch...

Kurz nach 21 Uhr stand ich vor dem IBIS Hotel. Etwas mulmig zumute betrat ich die Hotellobby.
Frankreich ist für mich ein unbekanntes Land. Es war erst der dritte Besuch für mich bei unseren Nachbarn - nach 1989 Paris, 2005 La Turbie
und eben jetzt 2020. Ich spreche nur ein paar Wörter französisch und die spreche ich ganz bestimmt noch falsch aus.
Als ich 2005 an der Cote d'Azur versuchte auf englisch etwas zu bestellen, wurde ich links liegen gelassen. So etwas ist mir damals mehrmals passiert.
Würde es mir hier auch so gehen? Dass niemand englisch spricht oder aus (national-) Stolz es verweigert?
Man sprach englisch - jedenfalls am Check-In. Mir fiel ein Stein vom Herzen!

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Wie erwartet war das Zimmer von der Größe her überschaubar. Man konnte sich gerade darin umdrehen, aber Bad und Zimmer waren sauber, das Bett war gut.
Eine Tiefgarage gab es nicht, daher musste die Twin auf der Straße übernachten. Um ehrlich zu sein: Bei dem Gedanken daran hatte ich kein gutes Gefühl.
Jedoch konnte ich durch das Zimmerfenster die Twin auf der Straße sehen.
Ein langer Tag ging zu Ende. Zeit für's Bett. Gute Nacht!

Hier geht's zu den Tracks in Google MyMaps.

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barney
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#7 Ungelesener Beitrag von barney »

Tauchein hat geschrieben:Ein langer Tag ging zu Ende. Zeit für's Bett. Gute Nacht!
Moin Timo,
man merkt Du hast noch Sitzfleisch und jugendliche Ausdauer :lol:
Entfernung: 635,4 km, Dauer: 13 Stunden, 35 Minuten und 45 Sekunden
Oder der typische Alleinreisen-Effekt stellt sich ein: wenn der SAP (für Max: sozialer Ansprechpartner) fehlt macht man(n) weniger Pausen ;)
Mehrere Pässe inklusive, die langweiligen Passagen per Autobahn gebrückt, also alles richtig gemacht :L
Jetzt kann die RdGA und der eigentliche Spaß beginnen, ich freue mich auf die Fortsetzung DD
Ciao Bernd
Jeder darf sagen was er denkt, vorausgesetzt er hat vorher gedacht.
Reise vor dem Sterben, sonst reisen Deine Erben ;-) ;-)
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maxmoto
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Re: Die Route des Grandes Alpes im Schnelldurchlauf

#8 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Lieber allein, als mit einem UAP (unsozialen Ansprech Partner) :D
Im Ernst, allein oder mit SAP. Das Reisen unterscheidet sich erheblich.
Beides hat Vor- und Nachteile und seine Berechtigung.

Aber zurück zum Thema:
Es scheint, als wär die Overtüre jetzt beeindet und der Hauptteil beginnt.
Tauchein, tauch ein in die RDGA - eine Strecke, die mit einem in vielerlei Hinsicht kommuniziert.
Nachdem Du schon geschrieben hast, dass Du sie nicht das letzte Mal gefahren bist, bin ich sicher: Ihr habt euch verstanden.
Ich freu mich drauf, wie's weiter geht.
:Ju:
maxmoto
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