2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

Reisen auf dem Festland von den Alpen bis zum Absatz
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Gigl
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#17 Ungelesener Beitrag von Gigl »

Sehr schöner, kurzweiliger Reisebericht! DD

Es scheint sich jedenfalls zu lohnen, diese Gegend mal zu bereisen!

Das Zukleben der Passschilder mit diversen Aufklebern finde ich ebenfalls als Unart und sinnlos! ;)

Danke für's Schildern, Zeigen und Einstellen der Routenübersicht! :L

LG
Gigl

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Chris aus Leonding
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#18 Ungelesener Beitrag von Chris aus Leonding »

Gigl hat geschrieben:Sehr schöner, kurzweiliger Reisebericht! DD
Es scheint sich jedenfalls zu lohnen, diese Gegend mal zu bereisen!
Das Zukleben der Passschilder mit diversen Aufklebern finde ich ebenfalls als Unart und sinnlos! ;)
Danke für's Schildern, Zeigen und Einstellen der Routenübersicht! :L
LG
Das sagt der Gigl ja nur, weil er Windräder nicht mag :mrgreen:

Spaß beiseite, schließe mich seiner Meinung voll an. Sowohl was die Strecke und Gegend betrifft, als auch das Bekleben der Passschilder - eine Unart.
Liebe Grüße von Chris aus Oberösterreich
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Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
(Alexander von Humboldt)

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barney
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#19 Ungelesener Beitrag von barney »

:Am: Mittwoch, 30.09.2020

Der Morgen begrüßt uns mit Kaiserwetter, oder wie der Italiener sagen würde: Tempo Imperatore ;)
Aber die Wettervorsage kündigt für den übernächsten Tag Ungemach von Westen kommend an, also orientieren wir uns mit dem Tagesziel vorsorglich wieder gen Osten.
Zuerst steht ein umfangreiches Frühstück mit selbst hergestellten Marmeladen, Käse und Schinken auf dem Programm. Dazu wird aufgebackenes, aber genießbares Brot gereicht.
Nachdem wir mit der sehr netten Vermieterin noch etwas über C-bedingte Reisebeschränkungen philosophiert haben satteln wir auf und folgen dem Nure stromaufwärts auf der SP654 hinauf zum Passo Zovallo.

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Auf dessen Scheitelhöhe zweigen links und rechts Naturstraßen ab. Abgesehen von Lawinenwarnungen entdecken wir zwar keine expliziten Fahrverbote, verzichten an dieser Stelle aber trotzdem auf Abwege.

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Auch am Zovallo haben diverse Vandalen ihre Babberl auf die Passtafel geklebt, einer davon ruft bei uns ein Lächeln :) hervor – wenn man von seiner deplatzierten Platzierung absieht.

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Mit dem Passo del Tormalo überschreiten wir wenig später erneut die Grenze zwischen der Emilia-Romagna und Ligurien.

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Zur ersten Kaffeepause des Tages halten wir in Santo Stefano d’Aveto.

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Danach versuchen wir einen Abstecher hinauf zum Monte Bue, aber angesichts reichlich geparkter Autos am Einstieg zur Bergstraße verwerfen wir unseren Plan des motorisierten Aufstieges zur Bergstation der Seilbahn. :No:
Die allgemein zugänglichen Straßen der Region lassen in Sachen Kurven ohnehin keine Wünsche aufkommen, nur an der Fernsicht könnte etwas optimiert werden. Es geht eigentlich immer aussichtslos durch dichte Wälder.

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Bei Montegrosso biegen wir auf die SP75 zum Passo del Chiodo ab. Von hier zweigen Wanderwege zum Monte Penna ab, wir hingegen beenden unsere ligurische Schleife wieder am Passo del Tormalo. Dann über die SP81 zurück zur Emilia und über den Passo Montevacca in die Stadt Bedonia.

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Offenbar fanden in der Gegend zum Ende des 2. Weltkrieges Rückzugsgefechte und damit verbundene Gräueltaten der Wehrmacht statt, wir sehen viele Gedenksteine für getötete Widerstandskämpfer. Das ist ein Punkt für dankbare Erinnerung, dass zumindest in Westeuropa seit 75 Jahren Frieden herrscht.

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Am Passo Colla unternehmen wir einen neuerlichen Abstecher auf nicht staubfreien Straßen, aber der instand gehaltene Pfad endet an einer Häusergruppe mitten im Wald. :Sto:

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Die Karte im Navi ließ auf eine Verbindung zur nächsten Siedlung im Norden hoffen, aber hinter den Häusern stehen wir mitten im dichten Gemüse und angesichts schwindenden Profils besonders an meinen Reifen drehen wir wieder um.
Nächster Halt ist Bardi, die Stadt lockt mit dem von Weitem sichtbaren Castello.

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Wir belassen es mit einem Blick von außen und richten unseren Weg über die SP21 über den Passo Santa Donna wieder gen Süden.

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Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass man sich auf den Straßen hier schwindelig fahren kann? Wer sich dieser Meinung anschließen kann antwortet mit „Ringelpiez“.
Nach einem kurzen urbanen Intermezzo für uns die SP20 aus dem Tal des Taro hinauf zum Passo del Bratello. Hier wechseln wir erneut in die Toskana und die Straße heißt ab sofort SP39.

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Bei Pontremoli treffen wir wieder auf die S.S. 62 „della Cisa”, welche hier unten im Tal leider mit viel Verkehr und wenig Kurven aufwartet. In Aulla wechseln wir auf die Strada statale 63 "del Valico del Cerreto" und nachdem wir das Einzugsgebiet der Stadt verlassen haben windet sich die alte Staatsstraße schwungvoll und mit sehr geringer Verkehrsdichte hinauf zum Passo del Cerreto.

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Unser Tagesziel soll Castelnuovo di Garfagnana sein, dorthin führt uns eine große Schleife durch die Emilia-Romagna. Über die SP18 erkurven wir den Passo del Pradarena bevor uns SP14 und die SR455 in die Zielstadt führen.

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Es dämmert bereits als wir uns auf die Suche nach dem gebuchten Hotel „zur alten Lampe“ machen.
Wir entdecken zwar die Hausnummer an einer stark befahrenen Straße, aber der Eingang ist verrammelt. Die Lösung bringt eine freundliche Dame aus der gegenüberliegenden Pizzeria Isola, sie schickt uns in die Parallelstraße und tatsächlich findet sich der Eingang zur Pension nebst Restaurant an der Rückseite. :L
Das Zimmer ist einfach, aber ruhig nach hinten gelegen und ausreichend für eine Nacht, die Mopeds parken sicher im Innenhof.
Nachdem wir uns frisch gemacht haben ziehen ein wenig durch die Gassen der Altstadt, aber ist sehr wenig Betrieb. So endet unsere Suche beim Brückenwirt, es gibt sehr leckere Ravioli mit heimischer Füllung :Sab: und danach eine Pizza.

Die Route des Tages:

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Fortsetzung folgt ...
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barney
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#20 Ungelesener Beitrag von barney »

Donnerstag, 01.10.2020

Nach einer erholsamen Nachtruhe begeben wir uns hinunter zum Frühstück, wofür das Hotel einen Extra-Obolus von 5 Euro pro Nase aufruft.
Während Christian sich für die Option „Süß“ in Form eines Croissants, Joghurt und etwas Marmelade entscheidet wähle ich „Herzhaft“ und erhalte eine schmackhafte Platte mit Rührei, Wurst und Käse. :L

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Dann brechen wir auf und fahren über die empfehlenswerte (und gegenüber der parallel führenden SP71 wesentlich kurvenreichere) SP72 nochmals hinauf zum Radieschenpass bzw. Passo del Radici.

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Heute ist die Passhöhe in dichte Wolken gehüllt, so entscheiden wir uns für eine der am Scheitel abzweigenden Naturstraßen, welche nach dem Langlaufgebiet „Königlicher Wald“ wieder auf die SP38 (später SP9) zur Kaffeepause nach Civago.

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Nächstes Ziel ist eine auf der Generalkarte ausgewiesene Naturstrasse zwischen Monteorsaro und Garfagno. Nach kurzer Suche finden wir den Einstieg zu einer sehr steinigen Strasse welche uns bis zu einer Art Wanderparkplatz am Fuß des Monte Cusna führt.

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In Italien darf sich einfach nicht wundern welche PKW hier geparkt sind, für das Befahren dieser recht ausgewaschenen Piste nimmt der Einheimische nicht unbedingt einen echten Allradler.

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Über die SP59 und später die SP18 erreichen wir Cinquecerri und über die SP91 wieder die S.S. 63.

Speziell für Andreas hier zur Abwechslung ein paar Reifenbilder ;)

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Wer sieht den Fehler? :Mh:

Der Himmel ist mittlerweile eingetrübt und gelegentlich treffen uns einzelne Regentropfen, die zugehörige dunkle Wand lauert hinter uns im Süden. So bleiben wir auf der kurvenreichen 63er bis Berzana.

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Von dort führt eine staubfreie Gemeindestraße zum Castello di Carpineti.

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Die Auffahrt zur Ruine wird uns per Beschilderung verwehrt, aber direkt gegenüber findet sich ein spannender Wegweiser.

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Offensichtlich hat hier ein lokaler Motorradclub in Zusammenarbeit mit der Gemeinde endurotaugliche Strecken ausgewiesen, also folgen wir diesem Angebot über eine steile betonierte Rampe bergauf. :L :L
Es schließt sich ein traumhafter und anspruchsvoller Enduropfad an, mit wechselndem Untergrund entlang des Bergrückens weiter nach Osten.

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Laut Garmins Karte sollten wir bald wieder auf asphaltierten Untergrund treffen. Angesichts meines wenigen Restprofils bin ich auch nicht undankbar als nach einem letzten steilen Anstieg die Via Santa Caterina auf uns wartet. Bei einsetzendem Regen wäre das spannend geworden. Die Notwendigkeit den Asphalt zu küssen sahen wir trotz aller Anstrengungen aber nicht … :lol:

Nachdem wir uns auf SP64, 27, 24 und wieder 28 etwas abgekühlt haben machen wir in Palagano die letzte Kaffeepause dieser Tour.

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Dabei reservieren wir uns noch schnell ein Zimmer im Hotel Arthur, und damit
a) wir nicht zu früh ankommen und
b) weil wir die dunklen Wolken weit hinter uns gelassen haben schlenkern wir noch über die SP23 und ab Serramzzoni wieder auf der SP3 (ex S.S. 12) zurück nach Solignano Nuovo.

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Das obligatorische Stiefelbier können wir noch genüsslich in der Sonne einnehmen. :Pr:

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Dann verladen wir nach fast 1400 Kilometern die treuen Rösser wieder in den Transporter.

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Hat gehalten :mrgreen:

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Den Abend verbringen wir erneut in der empfehlenswerten Pizzeria Jägerwirt, wo wir dieses Mal keine Pizza sondern das Tagesmenü wählen. Und zu guter Letzt:

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Salute!

Die Route des Tages:

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Ende.
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barney
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#21 Ungelesener Beitrag von barney »

Epilog.

Der Freitagmorgen beginnt noch trocken, aber unmittelbar nachdem wir bei Modena auf die A22 fahren fängt es an zu regnen.
Und so ähnlich wie es Maxmoto bei seiner Heimreise dokumentiert hat schüttet auch bei uns kräftig aus allen Wolken. :shock:
Die wenigen „echten“ Mopedfahrer auf der Autostrada haben unser Mitleid, aber da wir in unserem bisherigen Motorradleben genügend ähnliche Erfahrungen machen mussten wollen wir nicht tauschen. ;)
Erst hinter Bozen hört der Regen auf, einem vermeldeten Stau hinter Bozen weichen wir über die Bundesstrasse aus und erreichen entspannt gegen 16 Uhr den Heimathafen.
Eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen später laden wir aus, Chris darf die letzten 40 Kilometer bis zu sich noch auf dem Moped genießen. :Flu:
Es war großer Spaß für uns, hoffentlich sind wir in 2021 wieder zu dritt. :Pr:
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Dr. Doolittle
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#22 Ungelesener Beitrag von Dr. Doolittle »

Ringelpiez :lol:

Das Castello hab ich heuer auch schon fotografieren dürfen ...
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und in Bedonia, wo ihr durchgefahren seid, hab ich in dem entzückenden B&B "Celeste" (https://www.google.com/travel/hotels/s/KqeB" onclick="window.open(this.href);return false;)übernachtet ... abgesehen vom Frühstück war die Dusche in meinem Zimmer echt der Hammer ... das war so eine, wo aus allen möglichen Richtungen das Wasser kommt - fast eine Wellnessoase. :L :D

Danke für den kurzweiligen Bericht! DD

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Schippy
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#23 Ungelesener Beitrag von Schippy »

Danke für den Bericht. Es ist immer wieder sehr schön mit dir mitzureisen.

Grüßle
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(gehört im Podcast Lanz/Precht)

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pässefahrer
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Re: 2020-09: Schwindelgefühle im ligurischen Apennin

#24 Ungelesener Beitrag von pässefahrer »

barney hat geschrieben:Wer sieht den Fehler? :Mh:
Der Vorderreifen dürfte hier schon unter dem gesetzlichen Minimum sein. :Hilf:

Vielen Dank für die Mühe, diesen schönen Bericht zu erstellen! DD

Wir sind nach unserem Treffen in dem Albergo Miramonti in die südliche Toskana gefahren, bieben dort drei Nächte auf einem Campingplatz an der Küste und haben ausgiebig die Schotterstrassen im Hinterland erkundet.
Der drohenden Schlechtwetterfront sind wir am Donnerstag an die Adriaküste ausgewichen und blieben zwei Nächte auf einen Campingplatz in Riccione. So konnten wir noch etwas länger Italien geniessen. Auch dort hat das Hinterland viele Hügel, Kurven und Schotterstrassen zu bieten.
Am Samstag Morgen haben wir unsere Zelte noch trocken eingepackt, sind dann die 200 km von Riccione nach Reggio Emilia auf der Autostrada durch ein Gewitter gefahren. Die Mopeds konnten wir aber wieder trocken einladen. Zu Mittag bei Reggio noch eine Pizza, waren wir dann Samstag Abend zuhause. 2000 schöne Mopedkilometer waren es bei uns. (Da blieb weniger Zeit zum Fotographieren.)
Gruß Bernd

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