Endlich bei den Skipetaren

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Mimoto
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#25 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

Sehr schön,

50 km klingt nach einer LGKS im Osten. Mal schauen vielleicht führt es mich da auch mal hin, sehr interessant. :L
Dann kommt man an einem "Kafe" vorbei in dem 1-2 Einheimische sitzen und mit dem Wirt plaudern, da fragt man sich wovon der lebt?
Die Frage stellt man sich in den einsamen Tälern des Apennin auch manchmal.
Es ist auch immer die Frage für was muss er da Geld ausgeben. Wenn man seine Lebensmittel selber erzeugt, aus Bienen wachs sich Kerzen macht und einen bessere Holzhütte sein eigen nennt, kann man vermutlich auch Glücklich sein, wenn wir uns das auch nicht vorstellen wollen. :Mh:

Grüße
Michael /mimoto

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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#26 Ungelesener Beitrag von Frido »

Hallo,

Danke für die Kommentare! Die letzten 2 Tage waren auch ohne Enduro recht ereignisreich, werde bei Gelegenheit berichten.

@Alain - Genau das war auch unser Gedanke, wenn wir da gezwungen wären mit einer schweren Enduro zu fahren, dann ginge das, wenn man aber Spass haben will, dann verzichtet man darauf. Wir hatten auch Glück, dass es trocken war, bei Nässe sieht das noch schlimmer aus. Unterwegs habe ich einige Male an euren Reisebericht und insbesondere an Tornante und seinen Boxer gedacht - :L .

@Mimoto - Vergleichbar ist es m.E. tatsächlich mit der Assietta, der Maira Stura, vielleicht eher noch der Varaita Maira die ich etwas holpriger als die MS in Erinnerung habe.

Sicher leben die Leute in den Bergen sehr einfach und brauchen für unsere Verhältnisse nicht viel Geld, aber ganz ohne kommen die auch nicht aus. Smartphones sieht man immer wieder wenn man irgendwo sitzt, bei 2-300 € Monatseinkommen ist Benzin und Diesel für 1,30 -1,40 €/L ein teures Luxusgut, wenn man aber das Brennholz für den Winter mit der Kettensäge schneiden will braucht man schon einige Liter. Fernseher flimmern auch (fast) überall.

Ich lese immer wieder, dass hier die Offroadstrecken weniger werden, aber davon gibt es hier noch reichlich und da die recht wenig frequentiert sind ist hier in absehbarer Zeit m.E. nicht mit Streckensperrungen zu rechnen, die haben hier ganz andere Sorgen. Solange der Müll am Dorfausgang den Hang runtergeworfen wird, wird es für Offroadgegner schwer Streckensperrungen durchzusetzen. Theth ist m.E. für hiesige Verhältnisse eine Touristenhochburg.

Jetzt ist aber erstmal Frühstück angesagt. ;)

Gruss
Frido
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#27 Ungelesener Beitrag von Frido »

Hallo,

eine Weile war Funkstille, kein Wlan und 99 Cent/MB......

23.09.2018 - wir wollen mit der Koman-Fähre fahren und haben uns überlegt, dass es ganz schön wäre mit wenig Asphaltanteil nach Fierze zu fahren, dort die Fähre zu besteigen, in aller Ruhe die Fahrt nach Koman genießen und dann über Asphalt zum Lake Shkodra zurück rollen.

Ein Route spuckt das Navi dazu aus, wir müssen erneut einen Teil der Theth-Südroute fahren, 68 km bis Pioll, dann noch 27 km über unbekannte Wege, als Fahrzeug haben wir "Mountainbike" bei Mapfactor eingegeben.

Wir brechen zeitig um 7.15 Uhr auf, es ist noch frisch, unterwegs treffen wir einen laufenden Busch.
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Was hat der wohl mit dem Farn vor?

Nach ca. 39 km endet der Asphalt und es wird staubig, wie gehabt halte ich Abstand zum vorausfahrenden Peter um nicht seinen Staub schlucken zu müssen. Die Schaltung funktioniert nach dem Richten des Schalhebels wunderbar, ist deutlich entspannter zu fahren wenn man auch mal mit dem Fuss vom 1. in den 2. schalten kann und das nicht im Stand mit der Hand gemacht werden muss.

Eine Kaffeepause machen wir nach ca. 54 gefahrenen Kilometern im Kafe Mali I Shoshit. Mitten in der Knüste gibt es gleich 2 Kafes, ob sich das bei dem überschaubaren Besucherandrang lohnt? Milch gibt es nicht nur Kafe Turkiye. Eine kleine Hündin gesellt sich zu uns die nur aus Haut, Knochen und großen Augen besteht. Ich gehe etwas auf die Seite um aus dem Sichtfeld des Wirtes zu kommen und gebe ihr 1/3 unserer Walnussalami die heute als Wegzehrung dienen sollte. Mir fällt Karim ein der in Italien seinen Müsliriegel mit einem Streuner geteilt hat.
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Ein alter Mercedes, ich glaube D408, kommt angeknattert, die Doppelkabine ist voll besetzt, ein junger Mann steht auf der Ladefläche. Ein gemütlicher Sonntagsausflug? Jedenfalls sah das nicht nach Arbeitskleidung aus.

Wir setzten unseren Weg fort und etwas später stand Peters Zette am Wegesrand, er schraubte rum und 2 junge Albaner standen neben ihm. Glücklicherweise hatte er keine Panne. Die hatten ihn gestoppt und gefragt ob er etwas Benzin für die Kettensäge habe. Da der Tank der DRZ nur 10 Liter fasst mussten sich die Burschen mit einem halben Liter begnügen. Nach einem echten Notfall sah das nicht aus und da wir nicht wussten was uns noch erwartet habe ich kein Benzin abgezapft.

Als wir von der Theth Runde abbogen (Rruga Fusha Abat) fuhren wir an einem Mann vorbei der mit seinem Sohn, seiner Tochter und einem kleinen Packpferd an der Abzweigung auf irgendetwas wartete. Ein Mann kam uns auf einem Pferd entgegen, ihm folgte der Sohn auf einem Muli. Wir stellten die Motoren ab und ließen sie vorbei, sah aus, als hätten sie Haselnüsse gepflückt. Der Weg wurde holpriger, war aber bis zu einer kleinen Ansiedlung breit und gut fahrbar. Auf einem Stein sassen ein Mann und eine Frau und winkten uns freundlich zu, wir fuhren weiter, der Weg wurde deutlich schmaler und als uns ein älterer Mann im Anzug entgegenkam hielten wir an um ihn passieren zu lassen. Er sprach freundlich erst mit Peter, dann mit mir, zeigte in unsere Fahrtrichtung,klopfte uns auf die Schulter und verabschiedete sich per Handschlag. Da wir kein Albanisch sprechen haben wir kein Wort verstanden.

Der Weg wurde noch schmaler, schätzungsweise 1 m breit, links der Hang, rechts ging es steil abwärts, es wurde interessant. Peter hielt vor einer Brücke und schaute skeptisch auf die nicht mehr ganz so frischen Planken. Ich bin vorsichtig rübergegangen und dann entschlossen wir uns besser auf Nummer Sicher zu gehen und die vorhandene Umgehung zu nutzen.
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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#28 Ungelesener Beitrag von Frido »

Die Durchfahrt war auch für unsere Einzylinder sehr schmal, eigentlich sind wir da mit Motorunterstützung gelaufen und für einen Boxermotor wäre da Ende gewesen, die Maiskolben hätten nicht durchgepasst.

Noch wurde der Weg nicht besser, aber Peter meinte, dass es nur noch ein kleines Stück wäre bis die Höhenlinien auf der Karte wieder weiter auseinander wären - also weiter! Stellenweise war der Weg ausgewaschen, aber die Stollen hatten genug Grip. Dann ein Abzweig, anstatt steil links hoch zu fahren fuhren wir geradeaus. Wir haben unsere 50%-Chance genutzt und uns zielsicher für den falschen Weg entschieden. Super, auf dem Trampelpfad wenden hab ich mir gerade gewünscht. Da ich die Möglichkeit hatte mein Mopped abzustellen hab ich Peter gefragt ob ich beim Wenden behilflich sein soll - Nö, müsste auch so gehen. Ein kleines Stück kann er das Vorderrad in den Hang fahren und sich dann zurückrollen lassen. Möglichst nicht den Abhang runter, da kriegen wir die Karre nicht mehr hoch. Sein Wendemanöver braucht zwar einige Züge, aber es funktioniert und ich lasse meine Suzi ganz langsam rückwärts rollen. Nach ca. 4 m wird der Weg an einer Stelle etwas breiter und ich kann ebenfalls wenden.
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Wir fahren zurück bis zur Abzweigung und dann da hoch, "Weg" ist vielleicht etwas optimistisch ausgedrückt. Peter hält an, schaut, lässt sich etwas zurückrollen um um die Kehre zu kommen und fährt ca. 10 m weiter. Ich folge ihm nicht und warte erstmal ab, sieht nicht gut aus. Er legt sein Mopped seitlich gegen den Hang und schaut sich den weiteren Verlauf erstmal zu Fuss an. Es geht im Geröll noch ein Stück bergauf und dann steil runter, mehr ist nicht zu sehen. Schnell sind wir uns einig, dass hier für uns Ende ist. Das übersehbare Stück wäre machbar, aber wie geht es weiter? Und den Steilhang wieder rauf kämen wir nur schiebend. Das muss nicht sein!

Peter wendet und da ich im Weg stehe lässt er sich seitlich 4-5 m den Schotter runterrutschen und ist kurz danach unten. Auf dem Seitenständer kriegt ich sie nicht gedreht, ich muss das Vorderrad rutschen lassen, komme von Links nicht aufs Mopped und muss einmal auf die andere Seite um aufzusteigen, die alten Knochen fordern ihren Tribut, dann bin ich auch unten.
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Wir umfahren wieder die Brücke, der anschließende Weg ist zwar schmal aber ok, jedenfalls bis plötzlich die Familie mit ihrem Packpferd vor uns steht. Peter hatte Glück, er konnte an einer etwas breiteren Stelle anhalten, ich hab die aber zu spät hinter der Kurve gesehen und musste 3-4 Meter zurück bis ich das Mopped an den Hang lehnen konnte und mich der Gaul trittsicher und entspannt passieren konnte. Danach ging es gemütlich Richtung "Hauptstrasse". Dann der Klassiker, gerade raus aus dem schwierigen Gelände lässt die Konzentration nach, ein Stein lässt das Vorderrad ungewollt eigene Wege gehen und ich kriege gerade noch den Fuss auf die Erde und kann den Sturz vermeiden.

Die Komanfähre konnten wir vergessen, also zurück Richtung CP. Unser Stammlokal lag in Richtung Theth und da das auch der leichtere und schnellere Weg war schlugen wir die Richtung ein. Unser Wirt hatte sichtbar Spass als wir zum 3x innerhalb einer Woche bei ihm einkehrten, machen sicher nur sehr wenige Touristen. Wir hatten Zeit und waren müde, da war es uns sehr recht, dass der Grill angemacht wurde. Wir bestellten uns auch Essen und genossen die Wartezeit auf der Terrasse. Das Schweinefleisch war sehr fettig, aber auch sehr lecker, dazu Salat, Brot und Bier - so macht Endurofahren doppelt Spass!

Nach 2 gemütlichen Stunden ging es weiter Richtung Theth, eine Pflichtübung die wir nur hinter uns bringen wollten. Hinter Theth häuften sich die Autos, offenbar wurde der Sonntag für einen Ausflug genutzt. Neben den alten Mercedesbussen fuhren hier auch recht neue Sprinter im Linienverkehr, dazu Amarok, BMW Q's, Daimler ML usw.. Bei Koplik traten plötzlich die Probleme mit meiner Gangschaltung wieder auf, bis zum CP war das nicht weiter schlimm.

Fortsetzung folgt!
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Savethefreaks
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#29 Ungelesener Beitrag von Savethefreaks »

Zu, das klingt richtig abenteuerlich :shock:

Wäre sicher interessant zu wissen, ob euer Muli-Weg wirklich irgendwann irgendwo raus gekommen wäre oder doch im Nirvana endet!

Bin gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt: wird die Gangschaltung durchhalten? Könnt ihr die Fahrt über den Stausee nachholen? Ich bleibe dran :L

Was mir auch gut gefällt: die Beschreibung der Menschen und eure Beobachtungen dazu DD
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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#30 Ungelesener Beitrag von Frido »

Danke für die Blumen von einer bekennenden Asphaltfahrerin! ;)

Ob der Weg fahrbar ist werde ich ganz sicher nicht erkunden, aber dafür gibt es ja junge Wilde. Ein paar mal waren wir erstaunt welch steile Wege die Leute mit ihren bepackten Pferden gehen, ich hätte schon Bedenken die kleinen Pferde auf geraden Strecken so zu beladen. Irgendwo im Nirgendwo kommt dann plötzlich ein Junge auf dem Packsattel seines Pferdes sitzend um die Kurve geschossen, beim Mopped würde ich sagen, er driftet. Na klar, die wachsen damit auf, aber ich muss da schon den Lenker der Enduro ordentlich festhalten und mit dem Pferd sieht es ganz locker aus. :Mh:

Gruss
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maxmoto
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#31 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

aber ich muss da schon den Lenker der Enduro ordentlich festhalten und mit dem Pferd sieht es ganz locker aus.
Jetzt stell Dein Licht nicht so weit unter den Scheffel.
Lass den mal mit 34 bis 48 Pferden gleichzeitig um so ne Kurve schießen. Da sieht das auch nicht mehr ganz so locker auf. :D :mrgreen:
Und Du? Du hälst nur ordentlich (unordentlich käme bei Dir ja auch gar nicht in die Tüte) Deinen Endurolenker. :lol: :lol: :mrgreen:
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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#32 Ungelesener Beitrag von Frido »

Montag frühstückten wir in aller Ruhe, beschlossen dann erstmal auf die Komanfähre zu verzichten, packten den Bus und machten uns auf den Weg nach Burell, die ca. 120 km sollten kein Problem sein. Als wir durch Shkodra fuhren schüttete es zuerst wie aus Eimern, so ein Bus ist da deutlich angenehmer als ein Mopped.
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Wir fuhren auf der SH1 Richtung Lezhe, bogen dann auf erst auf die einspurige Autobahn A1 ab und dann ging es auf der SH6 nach Burrel. Die Strasse war miserabel, eigentlich so wie ich mir Albanien vorgestellt habe, jederzeit war mit dicken Schlaglöchern zu rechnen, aber landschaftlich sehr schön.
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Es liegt nicht am Fotoapparat, sehr oft war es in der Ferne diesig, nicht nur an diesem Tag.

Leider gab es auf dem kleinen Campingplatz bei Suc keine freien Zimmer. Der CP bietet nur ein paar Stellplätze direkt neben einer kleinen Kirche. Angeblich sollen hier italienische Ordensschwestern tätig sein. Im Internet fanden wir auch keine Unterkunft, also fuhren wir auf der SH6 weiter in Richtung Peshkopie und hofften auf Hinweisschilder am Strassenrand. Hinweisschilder gab es reichlich, die wiesen aber nur auf Autowaschanlagen hin. Man meint, hier gibt es mehr Waschanlagen als Autos.

Die Strasse war grottenschlecht - aber immerhin asphaltiert - entsprechend langsam kamen wir voran. Landschaftlich sah es nach einem Enduroparadies aus, aber ohne Unterkunft nützt das nichts, wild campen wollten wir nicht, wäre aber problemlos möglich gewesen. Es dämmerte schon, regnete auch zeitweise und es waren noch ca. 50 km bis Peshkopie. Wir fuhren auf einen Hotelparkplatz, da standen nur dicke Autos und es wirkte wie ein Mafia- oder Zuhältertreff. Wir guckten uns an und hatten beide das Gefühl, dass es bestimmt noch andere Hotels gibt die man sich anschauen kann. Das nächste Hotel hatte freie Zimmer aber das Restaurant war geschlossen. Auf das freundliche Angebot eine Pizza für uns zu bestellen verzichteten wir und fuhren weiter, inzwischen war es finster, das geht hier sehr schnell. In Peshkopie angekommen entdeckte Peter den Wegweiser eines Campingplatzes, Betten waren darauf auch abgebildet. Ein CP wird vmtl. in einer schöneren Umgebung liegen, also mal anschauen. Wir kreisten durch den Ort, sahen gelegentlich Hinweisschilder, fanden die Adresse im Internet...aber den CP fanden wir nicht. Inzwischen hatten wir die Schnauze voll und wollten nur noch in irgendein Hotel mit eigenem Parkplatz. Das fanden wir auch, die Chefin sprach ausreichend Englisch wir buchten uns für 20 € ein Doppelzimmer, Hauptsache ein Bett. Wir fragten ob es noch Essen gäbe, sollte ja eigentlich um 20 Uhr kein Problem sein, sie musste aber erst ihren Mann fragen und als der sein OK gegeben hatte sollten wir uns zügig in den Speisesaal begeben. Wenn ich Speisesaal schreibe dann meine ich das auch so, der hatte den Charme einer russischen Kolchosenkantine - jedenfalls stelle ich mir die so vor.

Es wurde nicht gefragt was wir essen möchten, wir konnten nur auswählen ob wir essen oder nicht. Da wir aber nicht soo wählerisch sind ließen wir uns überraschen. Vmtl. haben wir eine Art Hühnersuppe gegessen, schmeckte jedenfalls nach Huhn, das Fleisch war aber recht dunkel. Dazu den obligatorischen Tomaten-Gurkensalat, einen leckeren Schafskäse und Brot. War kein kulinarisches Highlight, aber auch nicht schlecht, wir waren satt und zogen uns in unser Zimmer zurück. Da gab es sogar einen recht großen Kühlschrank, wäre gar nicht schlecht gewesen wenn der Stecker in der Steckdose gesteckt hätte. Ich trank noch ein paar Whisky-Cola aus meinem Vorrat und gegen 23 Uhr machten wir das Licht aus. Das Bett war gut, aber um 2 Uhr wachte ich auf und war hellwach. Hab dann ca. 2 Std. am Reisebericht geschrieben bis die Augen wieder zufielen. Plötzlich gab es einen riesigen Tumult und lautes Geschrei - so deutete ich es als ich gegen 5.30 Uhr aus dem Schlaf gerissen wurde. Es war aber nur der Gebetsruf der lautstark von der benachbarten Moschee in unser Zimmer drang. Alter Schwede, auch ohne ein Wort zu verstehen war das mal eine deutliche Ansage. Ich drehte mich um und schlief noch bis kurz vor 7. Plötzlich ertönte eine laute Sirene die mich an den Feueralarm in der Schule erinnerte, die war nicht zu überhören und hatte Kasernencharakter...mir doch egal!

Wie besprochen gingen wir um 8 frühstücken, vorher brachten wir das Gepäck ins Auto. Vor dem Eingang hatten sich anscheinend alle anderen Gäste versammelt, alle noch älter als wir - wo sind wir gelandet?

Wir waren wieder die einzigen Gäste im Speisesaal. Es gab leckere Kirschmarmelade, ein Ei, Butter, Schafskäse, Brot...und für jeden ungefragt eine Tasse warme Milch??? Wir fragten nach Kaffee, der musste extra geholt werden, in der Küche gab es keinen.

Nach dem Frühstück checkten wir aus, Frühstück und Abendessen kosteten pro Person insgesamt 5 €. Wir fragten noch wo die ganzen Gäste geblieben sind die kurz zuvor noch draußen standen? Die machen da 14 Tage "Kur", werden tagsüber zu irgendwelchen Quellen gefahren und kommen abends zurück ins " Hotel".

So eine Unterkunft hatten wir auch noch nicht!
Zuletzt geändert von Frido am Dienstag 2. Oktober 2018, 18:20, insgesamt 1-mal geändert.
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