Endlich bei den Skipetaren

Polen, Tschechien, Balkanstaaten, Rumänien, Griechenland, usw.
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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#41 Ungelesener Beitrag von Frido »

Hi Florian,

Spass hatten wir definitiv! :P

Ab und an mal gemütlich auf Asphalt zu rollen habe ich auch genossen. ;)

Gruss
Frido
Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.

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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#42 Ungelesener Beitrag von Frido »

Hallo,

nach dem Urlaub gab es erstmal genug zu tun und daher mußte die Fortsetzung des Reiseberichtes warten.

Da ich auf den letzten Kilometern des Vortages wieder Probleme mit der Schaltung hatte, hab ich nach einem gemütlichen Frühstück den Schalthebel ausgetauscht, ich hatte Ersatz in meiner Krabbelkiste. Danach waren die Probleme verschwunden und traten bis zum Ende des Urlaubs auch nicht mehr auf. Wirklich erklären kann ich mir das nicht, ich habe den alten Schalthebel etwas gebogen und konnte problemlos schalten, nach und nach scheint der sich ohne Sturzeinwirkung aber wieder verbogen zu haben, kratzte dann am Seitendeckel und das verursachte die Schaltprobleme. Ok, das Mopped ist 15 Jahre alt und ist schon durch mehrere Hände gegangen, aber ich habe noch nie gehört, dass ein Schalthebel weich wird und sich nur vom Schalten verbiegt??? :Mh:

Bei der Gelegenheit ist mir aufgefallen, dass mein Ritzel gelitten hat und getauscht werden könnte, das hab ich dann auch noch erledigt, ein neuer Lufi wurde eingesetzt, diverse Schrauben festgezogen und auch der Rest wurde grob gecheckt.
Peter nutzte die Zeit um die Sohlen seiner Crosstiefel zu kleben, die hatten sich gelöst und hingen runter.
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Diese fachmännische Reparatur hat für den Rest des Urlaubs gehalten

Danach machte er sich zu Fuss auf den Ort zu besichtigen, weit kam er aber nicht, unser dolmetschender Lehrer entdeckte ihn und nötigte ihn mehr oder weniger die renovierte Dorfkirche zu besichtigen. In der Kirche erzählte der Lehrer stolz, dass ein Geschäftsmann der in Tirana lebt das Geld für die Renovierung gespendet habe. Er zückte sein Handy, wählte die Nummer des Spenders und meinte, Peter solle ihm "Hallo" sagen. Peter war ebenso verdattert wie der Geschäftsmann am anderen Ende der Leitung und nach einem "Hallo" und etwas Blabla war das Gespräch beendet. Danach schleifte der Lehrer ihn noch eine Weile durch den Ort bis dieser meinte, jetzt sei es doch Zeit für einen Kaffee. Peter war gespannt und dachte, er würde jetzt evtl. die Wohnung des Lehrers zu sehen bekommen, aber da gab es wohl ein kleines Kommunikationsproblem, denn der Lehrer steuerte schnurstraks auf unser Haus zu, setzte sich ins Wohnzimmer und erwartete, dass Peter ihm einen Kaffee kocht. Tja, wir sind halt alle eine große Familie.

Ich bewundere Peters Gelassenheit, er ist nicht auf den Mund gefallen und sagt eigentlich immer recht klar seine Meinung, die Unverschämtheit des Lehrers nahm er aber entspannt hin und während er mir den Ablauf auf Deutsch erzählte, schwoll mir der Kamm und ich hatte irgendwas im Schlafzimmer zu erledigen, sonst wäre ich wohl nicht ganz freundlich geblieben.

Auch wenn ich neugierig bin öffne ich in einem fremden Haus keine Schränke, war auch nicht nötig, die einläufige russische Baikal-Schrotflinte stand offen in einer Nische, ich glaube nicht, dass dieses Alteisen die einzige Waffe im Haus war, ich hätte auch eine wenn ich so abgelegen wohnen würde.
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Das Bad war sehr individuell gebaut, wer kann sich schon auf der Toilette sitzend die Füsse waschen? :lol:
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Abends fanden sich der Lehrer, unsere Vermieterin mit Sohn und Leshi wieder bei uns ein. Man hatte wieder für alle gekocht, nicht nur die Suppedie einen Teil des im Kühlschrank gelagerten Schafskopfes enthielt war lecker. Von da an schaute uns nur noch ein Schafsauge an wenn wir die Kühlschranktür öffneten. Wir steuerten Bier, Whisky und Cola bei, der Sohnemann bekam Süßigkeiten aus unserem Vorrat und im Laufe des Gesprächs erfuhren wir, dass Leshi nicht etwa wie von uns angenommen ein Freund der Familie, sondern der Hausherr und Ehemann der Vermieterin ist. Zwischendurch fiel mal wieder für eine Weile der Strom aus, aber insgesamt war es ganz lustig.
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Unserem Lehrer hat es auch geschmeckt.
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Interessant fand ich auch, dass es in dem Ort keine Probleme zwischen Christen und Moslems geben soll, die Religionen leben einträchtig neben- bzw. miteinander, selbst Mischehen zwischen Christen und Moslems seien kein Problem. Kann es sein, dass diese albanischen Hinterwäldler gar nicht so primitiv und kriminell sind wie wir manchmal glauben? :Mh: Vielleicht sind die auch zu sehr mit echten Problemen beschäftigt und haben gar keine Zeit und Lust Religionsfragen zu diskutieren und Probleme herbeizureden die eigentlich gar keine sind?
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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#43 Ungelesener Beitrag von Frido »

Am nächsten Tag scharrten die Suzis schon mit den Stollen. Über die Hauptverbindungsstrasse SH34 fuhren wir von Fushe Lure nach Burrel.
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SS34
Der Großteil der Strasse sieht so oder schlechter aus.

Zwischendurch schauten wir uns Kurbnesh an. Zu Zeiten Enver Hoxhas wurde dort Kupfer abgebaut und es gab auch eine Kupferhütte. Nach dem die Diktatur Hoxhas 1990 endete wurden Mine und Hütte stillgelegt, von den damals rund 1.400 Einwohnern zog der Großteil weg, heute gleicht der Ort beinahe einer Geisterstadt, sehr viele Einwohner gibt es da nicht mehr.
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In Burrel nutzten wir die Gelegenheit zum Tanken und machten uns gleich wieder auf den Weg, ein auf den 1. Blick langweiliger Ort der nicht zum Verweilen einlädt.

Über die SH36, SH31 und SH34 ging es zurück nach Lure. Auf unserer Anreise sind wir einen Teil der Strecke schon mit dem Bus gefahren, mit der Enduro war das deutlich entspannter und flotter.

Selbst in der tiefsten Einöde, wo der Fuchs nicht einmal einen Hasen findet um Gute Nacht zu sagen, hat Hoxha damals kleine Bunker zur Landesverteidigung bauen lassen.
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Davon sollen ca. 170.000 gebaut und im ganzen Land verteilt worden sein, Hoxha fühlte sich von Feinden umgeben. Diese Bunker wurden vorgefertigt angeliefert und in ein Loch gestellt.

Fortsetzung folgt!
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Frido
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Re: Endlich bei den Skipetaren

#44 Ungelesener Beitrag von Frido »

Die SH36 war auch nicht besser als zuvor die SH34, Endurofahrer grinsen und die Einwohner brettern mit ihren Autos daher, dass man quasi auf die gebrochene Achse wartet.
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Zwischendurch stießen wir einige Male auf kleine Ansiedlungen in denen bis auf die Autos die Zeit stehengeblieben zu sein scheint....
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...aber ganz ist der "Fortschritt" leider nicht vorbeigezogen. :cry:
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Wovon leben die Leute hier wohl und was passiert wenn im Winter Schnee fällt? Vmtl. fällt der Strom aus und man sitzt fest. Verstehen kann ich schon, dass die jungen Leute in die Fremde ziehen um Geld zu verdienen.

Überall haben die Leute freundlich gegrüsst, aus einer Dorfkneipe heraus applaudierten ein paar junge Männer und streckten die Daumen in die Höhe. Leider war unsere Zeit zu knapp, sonst hätte ich gerne angehalten, ein wenig mit ihnen gequatscht und ne Runde Bier spendiert.

Als wir wieder nach Lure kamen dämmerte es schon.
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Ende einer lockeren, schönen aber auch holprigen und staubigen Runde.

Die Runde war zwar zu Ende, unser letzter Abend in Lure aber noch nicht.

Wir wunderten uns nicht mehr, dass unsere Vermieter und der Lehrer uns schon in "unserem" Haus erwarteten. Während ich meine Moppedklamotten auszog sah ich wie sich der Lehrer vollkommen selbstverständlich an unserem Bier bediente und dem auf der Couch sitzenden Leshi unseren Whisky anbot. Der war mit dieser Selbstbedienung offensichtlich nicht einverstanden und machte eine abwartende Handbewegung. Als ich etwas später die Flasche in die Hand nahm, forderte der Lehrer sofort, dass ich Leshi auch ein Glas einschenke. So eine Dreistigkeit mag ich gar nicht und daher fragte ich ihn nicht sehr freundlich, warum ich wohl 2 Gläser auf den Tisch gestellt habe, nämlich eins für Leshi und 1 für mich?

Nach dem gemeinsamen Essen ging ich raus zum Bus, wie immer begleitete Erti mich und leuchtete mir mit seiner großen Taschenlampe. Dies machte er nicht nur wenn wir Süssigkeiten holten, sondern jedes Mal wenn ich rausgegangen bin, vollkommen unaufgefordert, nur aus aufmerksamer Hilfsbereitschaft, nicht nur deshalb mochte ich den Burschen.

Als wir wieder am Tisch saßen fing der Lehrer mal wieder an dem Jungen die Süssigkeiten wegzuessen. Da er mir eh schon auf den Wecker gegangen ist, hab ich ihm gesagt, dass das Bier für die Erwachsenen und die Bonbons nur für Erti sind. Fortan ließ er die Finger von den Süssigkeiten und ich dachte mir, dass es manchmal auch Vorteile hat wenn man älter und kräftiger gebaut ist. :mrgreen:

Am nächsten Morgen war Peter schon vor mir auf den Beinen und ging duschen. Ich hörte zuerst die Türklinke der verschlossenen Haustür, dann wurde geklopft, es war noch recht früh daher ignorierte ich das. Natürlich war das wieder der Lehrer und weil niemand öffnete unterstützte er sein an der Tür rappeln noch mit "Peter, Peter" Rufen...mir doch egal. Dann klingelte Peters Handy, da er unter der Dusche stand nahm er den Anruf natürlich nicht entgegen. Der Störenfried rappelte dann wieder stürmisch an der Tür und klopfte dazu an selbige, diesmal kombiniert mit "Peter, Peter" Rufen, dazu immer wieder Anrufe auf Peters Handy. Nach ca. 15 Minuten hatte ich endgültig die Nase voll, ich sah garantiert nicht freundlich aus als ich nur mit einer Unterhose bekleidet die Tür öffnete und ihn zusammenstauchte. :Kn: Er stammelte, dass es doch Zeit wäre aufzubrechen. Der gute Mann hatte nämlich am Vortag beschlossen, dass er mit uns bis nach Rreshen mitfährt, eigentlich selbstverständlich, dass wir ihn mitnehmen, aber ich habe die altmodische Vorstellung, dass man sowas nicht beschließt, sondern fragt, ob man mitgenommen wird. Auf jeden Fall hatten wir anschließend Zeit in aller Ruhe zu frühstücken, ich hatte gebellt und wollte keineswegs nur spielen. :D

Anschließend zeigte uns Leshi noch seine Forellenzucht und verabschiedete sich von uns, die Sache mit der Bezahlung überließ er seiner Frau. Der Lehrer war ihr dabei als Übersetzer behilflich. Die Hausmiete war klar, ebenso die 5 € für die von Peter bestellte Forelle. Dann kam das übrige Essen zur Sprache. Ich holte schon Luft und fing an zu fragen, ob es üblich sei Essen zu bezahlen das man gar nicht bestellt, sondern unaufgefordert auf den Tisch gestellt bekommen hat, zumal wir die Getränke für alle beigesteuert haben, insbesondere das Bier das der Lehrer uns erst teuer verkauft und dann fleißig getrunken hat. Peter war in der Situation aber der ruhende Pol und sagte sofort, dass das Essen natürlich bezahlt wird. Ich hätte auch bezahlt, aber nicht ohne entsprechenden Kommentar. Dann kam der Hammer, der Lehrer fing an von einer Bezahlung für sein "Guiding" zu sprechen. Ich verstehe bis heute nicht, dass ich den Typ nicht sofort am Kragen durchgeschüttelt habe. Ich legte los und fragte wann und wo er unser Guide war? Erinnerte ihn an das Bier das er von uns bekommen oder sich einfach genommen hatte und an die bevorstehende Taxifahrt nach Rreshen - das Thema "Bezahlung für Guiding" war schnell vom Tisch. Mir kommt es bestimmt nicht auf ein paar Euro an, aber verarschen lasse ich mich von so einer Zecke nicht! :Kn:

Die Abfahrt nahte, der Lehrer stieg in den Bus und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um da es im Bus nur 2 Sitze gab. Er nahm auf der Mittelkonsole Platz und wollte sich den Platz mit meinem Kopfkissen polstern, :No: du setzt dich nicht mit deinem Hintern auf mein Kopfkissen! Er ging ins Haus und holte sich eine von Leshis Jacken von der Garderobe und setzte sich drauf.

Bedeutend langsamer als zuvor mit der Enduro ging es über die SH34 Richtung Rreshen. Zuerst hieß es, dass unser Lehrer bis nach Rreshen mitfahren würde um dort seinen Vater zu besuchen. Dort angekommen machte er aber keine Anstalten auszusteigen, sondern dirigierte uns direkt auf die Autobahn. Er hatte inzwischen beschlossen seine Freundin in Tirana zu besuchen und fuhr bis zum Abzweig nach Tirana mit während wir zurück nach Shkodra wollten. Der Abschied war kurz und schmerzlos, die geliehene Jacke nahm er nicht mit, die sollten wir einfach entsorgen, wie großzügig er doch mit Leshis Eigentum umgeht. :No:

Wir fuhren gemütlich zum Lake Shkodra Resort um von da aus am nächsten Tag in aller Ruhe Richtung Kroatien aufzubrechen. Erneut checkten wir in einem Glamping-Zelt ein und verprassten einen Großteil der verbliebenen Lek im Campingplatz-Restaurant, das dauerte bis zum Ladenschluß. ;) :Pr:

Wieder waren wir erstaunt, dass der Campingplatz Ende September noch so gut besucht war.

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