Danke allerseits
Leicht verdauliche Häppchen und homöopatischhe Dosen sind nicht zu verwechseln. In homöopatischer Verdünnung würde ein Berichtstext in etwa so aussehen:
Fortsetzung:
Am nächs... Mo.... fu.... ...
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... Fortsetzung folgt ...
Stattdessen gibt es das nächste Häppchen gegen den kleinen Hunger zwischendurch.
Fortsetzung:
Dienstag früh. Wie geplant sitzen wir um 8 Uhr am Frühstückstisch, trotz des länger als geplant gewordenen Abends mit einer deutlich höheren Anzahl an Weizenbieren als geplant. Wir fühlen uns fit und fahrtüchtig und starten kurz nach 9 vom Parkplatz unser Tourvorhaben mit 4 Motorrädern:

- Tourplanung "Sellarunde" im Motoplaner
Zur Erläuterung für Ortsunkundige: Die sog. Sellarunde ist die kleine Rundtour im Norden, die wir als erstes fahren wollen. Dazu starten wir ganz im Westen in der Nähe von Deutschnofen (der kleine rote Zipfel der Tour). Den überwiegenden Teil der Tour soll die große Runde in Richtung Süden bilden.
Die Rolle des Tourenführers ist mir zugeteilt. An sich freiwillig, ich mach das ja gerne.
Um von Deutschnofen im Westen zur Sellarunde im Norden zu gelangen, kämpfen wir uns eine dreiviertel Stunde lang durch dichten Berufs- und Touristenverkehr. Der Karerpass mit dem farblich schönen Karersee wäre wirklich schön zu fahren, wenn der Verkehr nicht wäre. In der Sella-Region angekommen, bin ich schon so genervt, dass sich meine Lust in Grenzen hält, überhaupt weiterzufahren. Die Müdigkeit durch den fehlgeschlagenen Plan des Frühzubettgehens addiert sich noch hinzu. Von der Sellarunde, die wir im Uhrzeigersinn fahren, verspreche ich mir eine Stimmungsaufhellung. Die Landschaft sieht vielversprechend aus. Der Verkehr jedoch nicht.
Zwar ist hier der Berufsverkehr nicht das Problem. Trainierende Rennradfahrer alleine auch noch nicht unbedingt. Kleintransporter, die als Begleitfahrzeuge in Schrittgeschwindigkeit den Radlern den Berg hinauf folgen, schon eher. Die touristisch geprägten Autoschlangen, die sich dahinter bilden, bilden in Kombination mit zunehmendem Gegenverkehr eine recht ätzende Verkehrslage. Und auch wenn der Berufsverkehr hier geringer ist - dennoch gesellen sich gerne auch Lkw, Reisebusse und sonstiger Lieferverkehr dazu.
Oben am Sellajoch suche ich nach einer Möglichkeit, anzuhalten und die Aussicht zu genießen. Wie voll dort alles ist... erst auf der Abfahrt entdecke ich am Straßenrand eine Haltebucht. Wir pausieren kurz und genießen den Anblick der umgebenden Bergwelt. Hier ein paar fotografische Eindrücke:

- Sellajoch
- sellajoch.jpg (45.01 KiB) 3023 mal betrachtet
Zugegeben - fotografisch klingt möglicherweise leicht übertrieben. Nennen wir es besser nachgezeichnetes Gedächtnisprotokoll aus dem Bildspeicher in meinem Kopf. Während der Pause werde ich gefragt: "Wo sind Deine Kameras? Du filmst noch gar nicht?" Ich antworte: "Ähm, nö, diesen ganzen Scheißverkehr zu filmen, darauf hab ich Null Bock." Ebensowenig verspüre ich Lust zu fotografieren - überall sind Autos zu sehen, die das Motiv verschandeln. Wir fahren weiter. Der Verkehr wird schlimmer. Teilweise schleichen wir mit schleifender Kupplung mit weniger als Schrittgeschwindigkeit um die Kehren. Mich kotzt das Fahren momentan nur noch an und bin nicht mehr in der Lage, die Landschaft zu genießen. Nach dem Dritten Pass machen wir Kaffepause - ich glaube in Arabba. Gähn. Ein Bett wäre mir letzt am liebsten. Ich bin gereizt.
Von meinen Mitreisenden werde ich mach meiner Überholstrategie gefragt, die nicht so richtig nachvollziehbar sei. Die Frage reicht, um mein Stimmungsfass zum überlaufen zu bringen. Ich werde laut und kotze los: "Das ist keine Strategie, Überholen ist einfach unmöglich! Dauernd Gegenverkehr! Dauernd Autoschlangen! Dauern lückenspringende Motorradarschlöcher, die meinen sich dazwischenquetschen zu müssen!" Und genau dazu will ich nicht dazugehören. Die Stimmung in der Gruppe ist gereizt. Doch untereinander verstehen wir uns sofort wieder. Mir hat es gut getan, mich auskotzen zu können. Die aus der Gruppe kommende Frage war eine gute Gelegenheit dazu. Mir hat niemand einen Vorwurf gemacht, man respektiert meine Entscheidungen als Gruppenführer, wann überholt wird und wann nicht. Nur so richtig Spaß macht es gerade glaube ich keinem von uns.
Unsere weitere Tourplanung müssen wir eh umkrempeln, da wir unterwegs von der Sperrung des Fedaia-Passes gelesen haben. Wir beenden unsere Stellarunde, lassen den Fedaiapass liegen und kürzen Richtung Süden ab. Dort wird auch der Verkehr weniger schlimm, aber für mich immer noch ätztend genug, um keinen Spaß am Fahren zu spüren. Erst gegen Ende, bei der Auffahrt zum Passo Valle, wird die Verkehrsdichte so angenehm, dass das Fahren Spaß machen würde, wäre meine Laune nicht schon komplett kaputt.
Den Tag lassen wir am Nachmittag mit Weizenbier am Hotel Revue passieren. Es ist schön, mit den passenden Leuten unterwegs zu sein. Die Stimmung unter uns ist gut und wir können über das am Tag Erlebte gemeinsam lachen.
Ich und Italien. Wir haben uns noch nie so richtig verstanden... Ich werde noch dahinter kommen, was es damit auf sich hat.
Meine Ausbeute an Video- und Fotoaufnahmen des Tages: Nullkommanull.
... Fortsetzung folgt ...