Die SH36 war auch nicht besser als zuvor die SH34, Endurofahrer grinsen und die Einwohner brettern mit ihren Autos daher, dass man quasi auf die gebrochene Achse wartet.

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Zwischendurch stießen wir einige Male auf kleine Ansiedlungen in denen bis auf die Autos die Zeit stehengeblieben zu sein scheint....

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...aber ganz ist der "Fortschritt" leider nicht vorbeigezogen.

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Wovon leben die Leute hier wohl und was passiert wenn im Winter Schnee fällt? Vmtl. fällt der Strom aus und man sitzt fest. Verstehen kann ich schon, dass die jungen Leute in die Fremde ziehen um Geld zu verdienen.
Überall haben die Leute freundlich gegrüsst, aus einer Dorfkneipe heraus applaudierten ein paar junge Männer und streckten die Daumen in die Höhe. Leider war unsere Zeit zu knapp, sonst hätte ich gerne angehalten, ein wenig mit ihnen gequatscht und ne Runde Bier spendiert.
Als wir wieder nach Lure kamen dämmerte es schon.
Ende einer lockeren, schönen aber auch holprigen und staubigen Runde.
Die Runde war zwar zu Ende, unser letzter Abend in Lure aber noch nicht.
Wir wunderten uns nicht mehr, dass unsere Vermieter und der Lehrer uns schon in "unserem" Haus erwarteten. Während ich meine Moppedklamotten auszog sah ich wie sich der Lehrer vollkommen selbstverständlich an unserem Bier bediente und dem auf der Couch sitzenden Leshi unseren Whisky anbot. Der war mit dieser Selbstbedienung offensichtlich nicht einverstanden und machte eine abwartende Handbewegung. Als ich etwas später die Flasche in die Hand nahm, forderte der Lehrer sofort, dass ich Leshi auch ein Glas einschenke. So eine Dreistigkeit mag ich gar nicht und daher fragte ich ihn nicht sehr freundlich, warum ich wohl 2 Gläser auf den Tisch gestellt habe, nämlich eins für Leshi und 1 für mich?
Nach dem gemeinsamen Essen ging ich raus zum Bus, wie immer begleitete Erti mich und leuchtete mir mit seiner großen Taschenlampe. Dies machte er nicht nur wenn wir Süssigkeiten holten, sondern jedes Mal wenn ich rausgegangen bin, vollkommen unaufgefordert, nur aus aufmerksamer Hilfsbereitschaft, nicht nur deshalb mochte ich den Burschen.
Als wir wieder am Tisch saßen fing der Lehrer mal wieder an dem Jungen die Süssigkeiten wegzuessen. Da er mir eh schon auf den Wecker gegangen ist, hab ich ihm gesagt, dass das Bier für die Erwachsenen und die Bonbons nur für Erti sind. Fortan ließ er die Finger von den Süssigkeiten und ich dachte mir, dass es manchmal auch Vorteile hat wenn man älter und kräftiger gebaut ist.
Am nächsten Morgen war Peter schon vor mir auf den Beinen und ging duschen. Ich hörte zuerst die Türklinke der verschlossenen Haustür, dann wurde geklopft, es war noch recht früh daher ignorierte ich das. Natürlich war das wieder der Lehrer und weil niemand öffnete unterstützte er sein an der Tür rappeln noch mit "Peter, Peter" Rufen...mir doch egal. Dann klingelte Peters Handy, da er unter der Dusche stand nahm er den Anruf natürlich nicht entgegen. Der Störenfried rappelte dann wieder stürmisch an der Tür und klopfte dazu an selbige, diesmal kombiniert mit "Peter, Peter" Rufen, dazu immer wieder Anrufe auf Peters Handy. Nach ca. 15 Minuten hatte ich endgültig die Nase voll, ich sah garantiert nicht freundlich aus als ich nur mit einer Unterhose bekleidet die Tür öffnete und ihn zusammenstauchte.

Er stammelte, dass es doch Zeit wäre aufzubrechen. Der gute Mann hatte nämlich am Vortag beschlossen, dass er mit uns bis nach Rreshen mitfährt, eigentlich selbstverständlich, dass wir ihn mitnehmen, aber ich habe die altmodische Vorstellung, dass man sowas nicht beschließt, sondern fragt, ob man mitgenommen wird. Auf jeden Fall hatten wir anschließend Zeit in aller Ruhe zu frühstücken, ich hatte gebellt und wollte keineswegs nur spielen.
Anschließend zeigte uns Leshi noch seine Forellenzucht und verabschiedete sich von uns, die Sache mit der Bezahlung überließ er seiner Frau. Der Lehrer war ihr dabei als Übersetzer behilflich. Die Hausmiete war klar, ebenso die 5 € für die von Peter bestellte Forelle. Dann kam das übrige Essen zur Sprache. Ich holte schon Luft und fing an zu fragen, ob es üblich sei Essen zu bezahlen das man gar nicht bestellt, sondern unaufgefordert auf den Tisch gestellt bekommen hat, zumal wir die Getränke für alle beigesteuert haben, insbesondere das Bier das der Lehrer uns erst teuer verkauft und dann fleißig getrunken hat. Peter war in der Situation aber der ruhende Pol und sagte sofort, dass das Essen natürlich bezahlt wird. Ich hätte auch bezahlt, aber nicht ohne entsprechenden Kommentar. Dann kam der Hammer, der Lehrer fing an von einer Bezahlung für sein "Guiding" zu sprechen. Ich verstehe bis heute nicht, dass ich den Typ nicht sofort am Kragen durchgeschüttelt habe. Ich legte los und fragte wann und wo er unser Guide war? Erinnerte ihn an das Bier das er von uns bekommen oder sich einfach genommen hatte und an die bevorstehende Taxifahrt nach Rreshen - das Thema "Bezahlung für Guiding" war schnell vom Tisch. Mir kommt es bestimmt nicht auf ein paar Euro an, aber verarschen lasse ich mich von so einer Zecke nicht!
Die Abfahrt nahte, der Lehrer stieg in den Bus und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um da es im Bus nur 2 Sitze gab. Er nahm auf der Mittelkonsole Platz und wollte sich den Platz mit meinem Kopfkissen polstern,

du setzt dich nicht mit deinem Hintern auf mein Kopfkissen! Er ging ins Haus und holte sich eine von Leshis Jacken von der Garderobe und setzte sich drauf.
Bedeutend langsamer als zuvor mit der Enduro ging es über die SH34 Richtung Rreshen. Zuerst hieß es, dass unser Lehrer bis nach Rreshen mitfahren würde um dort seinen Vater zu besuchen. Dort angekommen machte er aber keine Anstalten auszusteigen, sondern dirigierte uns direkt auf die Autobahn. Er hatte inzwischen beschlossen seine Freundin in Tirana zu besuchen und fuhr bis zum Abzweig nach Tirana mit während wir zurück nach Shkodra wollten. Der Abschied war kurz und schmerzlos, die geliehene Jacke nahm er nicht mit, die sollten wir einfach entsorgen, wie großzügig er doch mit Leshis Eigentum umgeht.
Wir fuhren gemütlich zum Lake Shkodra Resort um von da aus am nächsten Tag in aller Ruhe Richtung Kroatien aufzubrechen. Erneut checkten wir in einem Glamping-Zelt ein und verprassten einen Großteil der verbliebenen Lek im Campingplatz-Restaurant, das dauerte bis zum Ladenschluß.
Wieder waren wir erstaunt, dass der Campingplatz Ende September noch so gut besucht war.
Fortsetzung folgt!