gemeinsam mit Kumpel Torsten erfolgte die Anreise zum Alpenbollern 2021 in Nauders. Zuvor musste ich meine GS nach Hannover transportieren um diese dort auf einen Anhänger umzuladen.

Mit den zwei Qualitätsmotorrädern ging es Richtung Allgäu. Dort übernachteten wir im Dorfgasthof Hirsch in Urlau .

Frisch gestärkt fuhren wir auf den BMWs am nächsten Morgen los Richtung Südtirol ... bei Regen. Spontan planten wir die Anreise um, ließen u. a. das Hahntennjoch aus. Über das Oberjoch schüttete es wie aus Eimern. Weitere Überlegungen der Reststrecke wurden angestellt. Den Fernpass bekamen wir relativ schnell erledigt, trotz starkem Verkehr und einigen Baustellen. Wir zwängten uns überall durch und hatten nur ganz selten Stillstand. Nach dem Fernpass und Holzleiten ging es auf die Autobahn Richtung Innsbruck. Bei dem Regen wollten wir nicht mehr rumdaddeln sondern Meter machen. Die 5,50 Euro waren im Nachhinein, auch für die Rückfahrt, gut investiert. Da sich kurz vor Innsbruck die Sonne zeigte und der Regen aufhörte, Innsbruck-Süd runter von der AB und die Alte Brennerstraße bis Sterzing. Unser Plan über das Penser und Sarntal runter nach Bozen zu fahren wurde von einem netten Mann-Weib bei der Einfahrt zum Penser in den Papierkorb geworfen. Gesperrt. Umdrehen und als nächste Alternative fuhren wir über den Jaufen. Dabei kamen wir durch unseren letztjährigen Alpenbollern-Standort St. Leonhard durch.

Durch Meran geschlängelt und hoch Richtung Hafling, wer kennt das nicht!? Ein letzter Kaffeestopp vor dem Tagesziel (Tiers) auf der vom letzten Alpenbollern-Sonntag einigen bekannten Lingneralm bei Mölten.



Weiter durch Jenesien, dann aber nicht komplett die Hauptstraße runter bis Bozen gefahren, sondern vorher links in den Reifensteiner Weg. Wer das nicht kennt und dort in der Ecke ist, reinfahren. Für Torsten war das auch Neuland. Schöne, kleine Abfahrt mit Blicken auf Bozen.


Ein letzter Sprint die Tierser Landstraße hoch. Bis heute hält Torsten dort mit seiner Panigale den Geschwindigkeitsrekord, und schwupps kamen wir in unserem Stammhotel, im Pattissenhof in Tiers/St. Zyprian an. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten groß. Zwei bzw. drei Jahre hatten wir uns nicht mehr gesehen.


Blick von der Hotelterrasse auf den Rosengarten:

Nach einem leckeren Abendmenü und einigen Kaltgetränken war trotz anfänglicher Regenfahrt ein schöner Tag vorbei. Nein, er war noch nicht ganz vorbei, denn um Mitternacht hatte der Torsten Geburtstag. ”Irgendwas um fast 50 Jahre alt geworden” hörte ich ihn murmeln. Wie häufig habe ich das schon gehört. Der Wirt brachte nach Mitternacht einen letzten Absacker und es wurde nun endgültig Zeit in die Waagerechte zu kommen, denn morgen stand die Geburtstagsrunde in den Dolos und etwas Trentino für den Torsten an. Ich hatte versprochen ihm einige neue Ecken zu zeigen. Nicht einfach, wenn jemand wie er mindestens 20x in dieser Region rumgegondelt ist. Aber ich setzte auf sein zunehmendes Alter, vielleicht kann er sich an die eine oder andere Kehre nicht mehr erinnern? Meist fährt er so oder so hinter mir und träumt etwas vor sich hin oder genießt die Landschaft. So ein Lümmel.
Ich ziehe das Bild vom kommenden Abend, mit dem extra für Torsten hergerichteten Geburtstagstisch, vor:

Häppy Birthday!
Guten Morgen aus dem Pattissenhof

Torsten ist begeistert:

Wir starten. Über den Nigerpass, Rosengarten fahren wir zum Karrerpass. Ein erstes Foto von unterwegs:

So starken Verkehr auf der Straße und so viele Menschen im Berg haben wir in den letzten gut 20 Jahren hier noch nie gesehen. Es war voll, proppevoll. Nach Ausagen unserer Hotelchefin liegt dies daran, dass aktuell fast alle Italiener im Inland Urlaub machen und mehr oder weniger jeder mit dem eigenen Pkw anreist. Kaum Fahrgemeinschaften. Zu Normalzeiten holte der Hotelier von 80 Gästen ca. 50 vom Bahnhof in Bozen ab. Heute wird die Bahn gemieden.
Na ja, egal. Wir kennen das Durchschlängeln von der Fernpassüberquerung und ich wusste, dass es bald ruhiger wird. Über den Pellegrino und Valles ging es zum Rolle. Kurz vorher ein nächstes Foto:

Auf dem Rolle war Oktoberfest, was die Münchner alles hinbekommen. Menschen ohne Ende und wir machten erst bei der Abfahrt einen Kaffeestopp:

Je weiter wir südlich fuhren, desto weniger Verkehr kam uns entgegen. Gefangene wurden so oder so nicht gemacht und wir kamen flott voran. Nächstes Ziel sollte der Passo Brocon sein, mit einigen kleinen, für Torsten neuen Schwenker. Nach dem Passo di Gobbera (mitnehmen!) wählten wir nicht den direkten Weg zum Brocon sondern fuhren weiter Richtung Süden. Kurz über die SS50 und dann links ab. Ein Leckerbissen für Motorradfahrer ist der Passo di Croce d’Aune. Zwischenzeiltich waren wir komplett alleine unterwegs. Keine Vierräder, keine Zweiräder und nur selten Zweibeiner in Sicht. Klasse!
Meinem Igel würde es hier gefallen.
In dem kleinen Ort Faller machten wir in einem kleinen, urigen Lokal eine Mittagspause mit Pasta. Lecker war’s.

Torsten und ich hätten dort noch einige Stunden sitzen und klönen können, aber das Abendessen im Pattissenhof zu versäumen wäre sträflich. Um 19 Uhr wird geklingelt, da gibt es kein Vertun.
Kurz nach unserem Mittagsstopp kamen wir hier vorbei:

Weiter zum Brocon hoch über die SP79. Vor sehr vielen Jahren bin ich von Süden kommend die alte Südrampe des Brocon gefahren und wollte diese nun auch von oben kennenlernen ... lohnt sich nicht. Nach einigen Kilometern sind wir wieder umgedreht, über die Passhöhe des Brocon zurück Richtung Monte Agaro und kurz vor diesem rechts auf die kleine Nebenstrecke eingebogen. Dies ist ebenfalls eine Variante um den Brocon mitzunehmen. Je nachdem aus welcher Richtung kommend.


Über den Forcella nach Telve (schöne Grüße an Lahmekuh) und hoch zum Manghen:

Die Abfahrt ging wieder relativ flott und bald erreichten wir das Reiterjoch, auf dem wir eine letzte Pause einlegten.

Irgendwo kurz vorher muss ich so ein rundes Schild mit rotem Rand übersehen haben, aber die Fußgänger winkten uns freundlich zu.
Aus Zeitgründen musste ich mir weitere geplante kurze Offroadausritte verkneifen und so erreichten wir am Karrersee vorbei wieder den Nigerpass und liefen pünktlich beim Pattissenhof ein.
Für mich ein sehr schöner Fahrtag bei bestem Wetter und in guter Gesellschaft! Torsten meinte spontan, dass er diese Runde noch einmal fahren möchte. Kommenden Mai ist unser 20jähriges Dolotreffen, eine passende Gelegenheit.
Abendessen im Pattissenhof ist immer etwas Besonderes. Vorher kurz mit der älteren Tochter des Hauses, Claudia, knuddeln und dann das Menü genießen. Was für ein Tag!
Noch einmal das Bild von dem heutigen Geburtstagskind:

Wer den Torsten kennt, weiß dass er sich im Pattissenhof als Nachspeise immer Marillenknödel wünscht. Dies stand nicht in der Speisekarte, da laut Koch die Marillenzeit vorbei ist. Logischerweise hatte ich vorher mit Biggi, der Wirtin, gesprochen. Torsten seinen Geburtstag angekündigt ... und den Wunsch nach Marillenknödel weitergegeben.
So sah das Ergebnis aus:

Später gab es, auch zu meiner Überraschung, auf der Terrasse eine kleine Feier mit Musik. Normalerweise unter den Gästen als Kellerabend bekannt; aufgrund von Corona diesmal unter freiem Himmel. Der Chef, Wirt und Koch Günther, die Tochter Sandra (Rodel-Weltcupsiegerin in Altenberg) und der ehemalige Gemeindebeamte Helmut. Hardcore live. AndreasW wäre ausgeflippt vor Freude und hätte jeden und alles in Grund und Boden gesungen und getanzt wie wild.
Terrassenabend
Na ja, so wurde es wieder etwas später bis es in die Waagerechte ging. Ein ganz toller Tag lag hinter uns. Den haben wir gehabt!
Nächsten Morgen, am Freitag, lautete das Ziel Nauders am Reschenpass. Das hieß für uns Abschied nehmen vom Pattissenhof. Der Rosengarten im Gegenlicht.

Wieder stellten wir fest, dass aktuell sehr viel Betrieb in den Dolos herrscht ... und Radrennen überall.

Sekundenstopp auf dem Mendel:

Drei Banausen auf Motorrädern meinten sich vor uns breit machen zu müssen, kamen aber selbst nicht in die Hufe. Bei erster Gelegenheit war dieses Thema erledigt ... bis wir später noch einmal auf diese trafen. Aber auch dann kein großes Thema. Für uns. Der Guide der anderen Gruppe ließ vor Ärger ein paar Mal seinen Motor aufheulen. Im Leerlauf doch nicht ganz so schnell wie eine GS.
Weiter ging es am Lago Santa Giustina vorbei.


Der nächste Sekundenstopp auf dem Tonale:

Danach selbstverständlich über den Gavia. Direkt vor der Auffahrt machten wir eine Mittagspause.



Von Bormio hoch zum Stilfser. Auf der Anfahrt bekamen wir bald Besuch von drei sehr schnellen Norddeutschen. Kaum zu glauben, dass diese überhaupt Kurven fahren können. Zwei von diesen klopften permanent bei Torsten an, der aber bis zur Passhöhe seine Position verteidigte. Ich konnte mir diese fairen Duelle genüsslich im Rückspiegel oder von ein, zwei Kehren höher ansehen. Ein schönes Schauspiel. Kostenfrei und ohne Eintritt! Oben auf der Tibethütte setzten wir fünf uns zusammen und ließen diese Auffahrt in netter Runde Revue passieren. Freundliche, offene Leute; das Abklatschen und Anerkennen der Leistungen des jeweils anderen, die Rücksichtnahme auf den anderen, ist leider bei/nach Begegnungen diese Art nicht üblich. Hier völlig normal. Vermutlich hätten sie aufgrund der PS-stärkeren Motorrädern den Torsten auf einigen etwas längeren Geraden aufschnupfen können, verzichteten aber darauf, da sie ihn in den Kehren und vor allem beim Rausbeschleunigen aus diesen, nicht packen konnten. Die BMW drückt ordentlich und es ist sagenhaft wie breit sich der schlanke Torsten machen kann.




Vom Stilfser wieder kurz zurück zum Umbrail und bald danach erreichten wir Nauders am Reschenpass. Trocken und noch bei Sonnenschein.
Einige, wenige Mimotos waren bereits vor Ort und haben sich nicht versteckt als sie Torsten und mich haben ankommen sehen, sondern freundlich zuerst in die Garage und danach an den Thresen gewunken. Die ersten Kaltgetränke schmeckten mit am Besten und nach und nach trudelten weitere Mimotos ein. Der Abend konnte beginnen.
Zum Alpenbollern selbst ist bereits das meiste gesagt. DAS Highlight für mich, und da kann ich auch für Torsten sprechen, war am Samstag die Auffahrt oben auf das Dach des Stilfser. Auf Staubstraßen macht der Barney ordentlich Tempo, auf befestigten ist er (leider) nicht schneller. Dennoch gilt für dieses Highligt mein Dank vor allem dem Barney. Wenn der ein richtig gutes Motorrad hätte, wäre er ein noch netterer Kerl. Alles gut!!!
Wehe, es lacht jemand!

Der Rest, für Tosten und mich, ist schnell erzählt. Am Sonntag mussten wir zurück ins Allgäu. Dort wo Pkw und Anhänger warteten. Ursprünglich hatten wir eine größere, bunte Rückreiseroute und eine weitere Übernachtung geplant, aber das Wetter machte einen dicken Strich durch die Rechnung. Flächendeckend Regen, teilweise Starkregen. Wir wählten die für uns schnellste Route durch den Arlbergtunnel, AB, Feldkirch. Bregenz vorbei bis Leutkirch im Allgäu. Nach 2:20 Stunden hatten wir das Ziel erreicht, waren nicht so nass wie vermutet und verluden bei sehr leichtem Regen die Motorräder. Danach erreichten wir, bedingt durch etliche Staus, erst ca. 20:15h Hannover. Kurz die GS gestrippt damit diese in den Viano passt, reingeschoben, den 6-Zylinder gestartet und nach nicht ganz 2,5 Stunden Fahrzeit hatte mich die schönste Stadt Ostfrieslands wieder. Oder umgekehrt.

Rückblickend eine lohnenswerte Tour für uns! Überwiegend bei Sonnenschein und mit netten Gesprächen an den Abenden. Das Alpenbollern selbst hatte auch in diesem Jahr einen Regentag parat, einige wurden zusätzlich auf der Anfahrt erwischt. Sonntag alle Heimkehrer. Irgendwas ist halt immer! Besten Dank an alle die dabei waren und für gute Stimmung sorgten! Einen besonderen Gruß und ein großes Dankeschön an Schippy ... an der Organsation und dem Ablauf lässt sich vielleicht etwas feilen. Muss aber nicht sein!
Ich habe bestimmt einiges vergessen, bin aber zehn Jahre älter als Torsten. Dann darf das auch!
Zuletzt noch einen Gute-Besserungs-Wunsch an Lahmekuh und hoffentlich sehen wir uns alle irgendwann, vielleicht sogar bald, wieder. Ansonsten beim nächsten Alpenbollern.
Tschüss aus der schönsten Stadt Ostfrieslands!
