Gardasee habe ich immer verbunden mit Blechlawine rund um den See und völlig überlaufener Urlaubsregion. Wie kam ich trotzdem auf den Trichter, ausgerechnet da eine Woche Motorrad-Urlaub machen zu wollen?
Dazu muss ich ein wenig ausholen: seit 2008 treffen sich ein mal im Jahr die motorradfahrenden Rock Chicks für ein Wochenende. Bislang waren wir im Odenwald, der Rhön, im Schwarzwald, in der fränkischen Schweiz und rund um Geislingen. Und 2012 fanden wir das Wochenende viiiieeell zu kurz und überlegten, gemeinsam mal eine ganze Woche unterwegs zu sein. Und wohin? Nun ja, wir hatten eine blutige Anfängerin dabei, daher schlug ich den Gardasee vor.
Und hier muss ich dem Gardasee und vor allem der Gegend drumherum Abbitte leisten: ich dachte wirklich, es wäre dort so harmlos, dass man gemütlich mit einem bergunerfahrenen Anfänger touren könnte. Als ich jetzt da war, muss ich sagen: bis auf eine See-Umrundung hätte ich wohl keine „harmlose“ Tour zusammenstellen können!
Wie es dann mit solchen Plänen ist: im Laufe des Jahres reduzierte sich die Zahl der Teilnehmer aufgrund von Zeit- und sonstigen Problemen auf: zwei – Schatzi und ich.
Als dann hier im Forum das „Treffen“ an der LGKS angeleiert wurde, haben wir unserer Gardasee-Buchung doch noch etwas Positives abringen können: wir konnten das mit der LGKS verbinden und die Rückfahrt quer durch Frankreich gestalten. Das hörte sich nach einem guten Plan an!
Und weil Schatzi ja auf jeden Fall Benny-untauglichen Schotter fahren wollte, habe ich mir überlegt, wen man als Wing-Man verpflichten könnte, der mit mir NEBEN dem Schotter und auch ein klein bisschen über den Tende fahren würde. Da kam ganz schnell Rainer aka Glider ins Visier. Der hatte auch nichts Besseres vor und sagte zu. Einziges Problem: die lange Anreise nach Ligurien alleine. Also habe ich ihn gefragt, ob er dann schon die Woche vorher mit uns am Gardasee verbringen wolle – als Ersatz für eine ganze Horde Rock Chicks doch keine schlechte Wahl!
Und so stand unsere Reisetruppe fest: das Trio mit 8 Zylindern!
Sonntag, 1. September – The long way down
Ich wollte ja eigentlich spätestens um halb 10 los. Aber da habe ich den Plan ohne die zwei Herren und ihr Kommunikationsbedürfnis gemacht... Gegen 10 waren die zwei dann zwar endlich fertig, dafür öffnete der Himmel seine Schleusen... Wir haben noch eine halbe Stunde gewartet, bis es nicht mehr schüttete, sondern nur noch nieselte und dann konnte es endlich los gehen!
Was sollte man auf einer längeren Motorradreise immer dabei haben? Richtig, eine Regenjacke. Und was hatte Rainer zuhause vergessen? Richtig, seine Regenjacke... D.h. er musste sich immer in sein knallrotes Ganzkörper-Kondom schälen, wenn es etwas feuchter wurde... Hmm, für alle Zweideutigkeiten übernehm ich hier jetzt mal keine Haftung!
Dank der prall gefüllten Brusttaschen seiner Motorradjacke war Rainer mit rotem Rennanzug definitiv ein Hingucker! Der Brustumfang war mächtig beeindruckend und es erinnerte mich dramatisch an Männerballett … ;-))
Rainer ertrug unsere Kicherattacken angesichts seines Outfits jedenfalls mit stoischer Gelassenheit. Und wir haben vor lauter Gegacker vergessen, dieses Bild für die Nachwelt festzuhalten...
Der Regen intensivierte sich nach dem Losfahren wieder und starker Regen begleitete uns die ersten Kilometer bis Höhe Stetten a.k.M. Dort hörte der Regen auf und kurz darauf war die Straße trocken! Da hatten wir die Regenwolke wohl endlich abgehängt... Schönes Wetter begleitete uns durch Oberschwaben und die leeren Straßen sorgten ebenfalls für gute Laune.
Beim Vignetten-Kauf bei Bregenz haben wir die Regenklamotten dann auch ganz mutig weg gepackt.
Aber in Österreich ging es erst mit Niesel und später mit heftigem Regen wieder los. Zum Glück fanden wir unterwegs eine gesperrte Pausenbucht inkl. kleinem Dach vor den Toiletten, wo wir uns halbwegs trocken wieder einpellen konnten.
Ich hatte nicht gewusst, dass der Arlberg-Tunnel be-mautet ist, umso blöder hab ich geschaut, als die Zahlstation kam. Und kein Rabatt für Moppedfahrer... Naja, bei dem Pisswetter war der kilometerlange Tunnel zumindest trocken, da hätte die Strecke übern Arlberg auch keinen Spaß gemacht...
Der Verkehr nahm immer weiter zu und in einer Blechlawine wälzten wir uns Richtung Reschenpass. Immerhin hörte es auf mit Regnen und wir blieben auch den Rest der Tour trocken! Und noch eine gute Nachricht: meine neuen Hecktaschen von Ortlieb sind wasserdicht, da war nix klamm drin!
Meine „normale“ Anreiseroute gen Südtirol verläuft über Fernpass und Brenner. Dieses Mal wollte ich was anderes sehen und hab mich für die Route Bregenz-Reschen entschieden.

Die berühmte Kirche im See hab ich jetzt also auch gesehen.

Ist schon anders, wenn man live davor steht! Rainer meinte aber, so wenig Wasser habe er hier noch nicht gesehen.

Zumindest genug Wind war für die Hobby-Flieger!

Aber verkehrstechnisch war die Reschenroute sicher nicht die bessere Alternative...
Denn nach dem Reschenpass stand die Strecke nach Meran an: landschaftlich wunderschön, ein wahrer Traum! Aber der Verkehr... Irgendwo war eine Baustelle inkl. Ampel und der Verkehr staute sich zurück durch die Dörfer... Ich bin ja echt kein Fan vom an-der-Kolonne-vorbeifahren, aber da haben wir es dann doch gemacht (trotz Riesenkoffer an der Kathi), sonst stünden wir noch immer da... Nee, die Strecke wird ausm Repertoire gestrichen, zumindest an einem Sonntag...
Der nächste Schock dann an der ersten italienischen Tankstelle: die Benzinpreise sind schon ein Schluck-Faktor... Wir haben uns im Laufe der Woche aber dran gewöhnt... Und Rainer hat wieder sein Lieblingsspiel gespielt: wer tankt am wenigsten? So richtig spannend war das aber nicht, die ERNA ist benzintechnisch um einiges sparsamer als die Bandit und die KTM säuft wie ein Loch... Wie der Herr, so das Gescherr, könnte man da ganz frech meinen!
Und damit der erste Tag nicht nur ein stupider Anreise-Tag ist, haben wir am Schluss noch einen kleinen Schlenker gemacht: wir sind über den Mendelpass und den Lago di Molena gefahren: super schön! Der Schlenker hat sich gelohnt!
Unser Hotel in Nago haben wir gleich gefunden (Schatzi fuhr mit seinem neuen Navi voran) und das sah auch richtig nett aus! Die Moppeds haben sicher in der Tiefgarage bei vielen Artgenossen geschlafen.
Rainer war in einem Hotel auf der anderen Straßenseite untergebracht. Wir trafen uns später wieder und sind ein Stücken zu einer Pizzeria gelaufen. Da war's nett und wir saßen recht lang. Zwischendrin donnerte es immer wieder und die Lichter flackerten. Als wir dann langsam ans Aufbrechen dachten (das Team fegte schon zusammen), fiel der Strom komplett aus und dafür setzte der Regen mit voller Macht ein.

Wir haben uns vom Team Müllsäcke geben lassen, aus denen wir uns Regenumhänge bastelten.
Im Dunkeln sind wir dann durch die nassen Straßen zurück zum Hotel. Da gab's auch keinen Strom (ganz Nago war betroffen). Blöd, dass wir beim Ankommen einfach nur alles irgendwo hin geworfen haben.. Das Bettfein-Machen war im Dunkeln nur mit kleiner Taschenlampe (wenigstens hatten wir die!) ziemlich lustig!