Sodele, nachdem ich Bericht, Fotos und Film eingehend gelesen, bewundert und ausgiebig sacken lassen habe kann auch ich ein paar Worte zur letzten Tour beisteuern.
Gute Fotos sind wir ja alle gewohnt - den Film finde ich aber ebenfalls richtig GEIL
Micha hat beim Schreiben die Tour nochmals intensiv reflektiert. Das lese - zumindest ich -ganz deutlich aus bestimmten Formulierungen oder wie bestimmte Spannungsbögen und Situationsbilder vor dem geistigen Auge des Lesers aufgebaut werden (sollen).
Dabei entwickelt sich anfangs ein bisschen das Bild: „Oh, Mann – stimmt zwischen den beiden nix mehr ? Das war wohl eine schlimme Tour. Der André scheint ja auch ein ziemlicher Sack zu sein, da einfach so zwischen zu feuern, was Micha so toll geplant hat und er sich doch gerade auch im siebenten Himmel wähnt“
Schön ist aber auch, dass Micha dieses letztendlich falsche Bild dann aber auch selbst wieder zurechtrückt. Sei es in Bild, Wort oder auch mit den verwendeten Filmsequenzen.
Wenn es Euch langweilt, hört hier auf zu Lesen und springt zum Fazit ;-)
Micha und ich sind grundverschieden und dann doch in vielen Bereichen wieder recht ähnlich. Aus unserem Kennenlernen vor knapp 4 Jahren hat sich neben den Motorradtouren eine sehr aufrichtige und wertvolle Freundschaft entwickelt an der auch eine kleine Gemütsverstimmung hier und da nichts ändert.
Nun gibt es aber vielleicht in der Betrachtungsweise oder Erwartungshaltung an diese jeweils eine „große gemeinsame Tour“ im Jahr unterschiedliche Ansprüche, die bis dato noch nie so richtig zu Tage gekommen sind, weil eben bislang alles immer nahezu perfekt war.
Für mich ist diese Tour viel mehr als irgendwo mit dem Moped hinfahren, eine geplante Tour abfahren. Für mich sind das primär 10, 12 oder mehr Tage gemeinsamer Urlaub mit einem Freund und Kumpel. Das ist Zeit auf die ich mich freue, die ich mir auch von daheim „genehmigen“ lassen muss. Aber auch Zeit, die ich nicht daheim bei der Familie bin – und das bin ich auch geschäftlich schon recht häufig.
Und damit hat diese Zeit einen hohen Stellenwert für mich, einen Anspruch den ich daran stelle – diese Zeit muss gut werden !
Nach den ersten 2 Tagen hatte ich für mich das Gefühl, diese Zeit wird nicht gut. Ich hatte das Gefühl etwas abzuarbeiten. Ich fühlte mich getrieben vom Druck die KM machen zu müssen, um den „Plan“ zu erfüllen – und damit war ich unzufrieden.
Und wenn ich eins nicht mache – speziell nicht gegenüber Freunden, dann ist es eine Mördergrube aus meinem Herzen. Entsprechend habe ich meinen Unmut Micha gegenüber kundgetan als er aufkam.
Wir sollten auch nicht aus den Augen verlieren, dass ich nicht auf Micha’s Tour mitfahre, sondern dass wir gemeinsam eine Tour/Urlaub verbringen.
Für mich ist es relativ unwichtig auf welchen Berg wir fahren oder an welcher Kirche oder Friedhof angehalten wird. Das Paket soll stimmen und mein Wunschpaket besteht nicht daraus, bis zum Umfallen zu fahren, um 19:30 Uhr irgendeine Bude zum Nächtigen zu suchen und nach dem Abfüttern todmüde ins Bett zu fallen. Dass das auch anders geht haben wir ja in der Vergangenheit auf den vorherigen Touren ausreichend zelebriert.
Dubrovnik – wir waren und sind nicht die Typen, die dann die Mopeds irgendwo voll bepackt in der Altstadt abstellen und einen ausführlichen Stadtbummel machen. Weder in Dubrovnik noch sonst wo. Mit Micha’s Knie wäre der Bewegungsradius eh nicht größer als 200 Meter gewesen (obwohl das nicht der Grund war – ich möchte hier nichts an den Haaren herbeiziehen – aber es war ein Fakt). Zum anderen kennt Micha Dubrovnik bereits und mir war und ist es wie gesagt nicht so wichtig.
Micha, komm. Wenn Du ganz ehrlich bist dann war das nun wirklich kein Verlust für Dich. Für mich aber war es ein Gewinn. Ein Gewinn, dass auch ich wieder Lust an der Reise verspürte.
Sveti Jure – dort war ich ebenso begeistert wie Micha. Mein Kommentar, dass es ähnlich ist wie die Fahrt zur Sternwarte auf Kreta (wer’s kennt

) ist völlig korrekt und hatte aber weder dort noch jetzt einen negativen Touch – in Micha’s Bericht kommt es jedoch zumindest für mich anders rüber.
Ich will jetzt nicht jede Bildunterschrift kommentieren aber ich kann sagen, dass auch mir die Tour insgesamt großen Spass gemacht hat und dass die Missstimmung viel geringer war, als vielleicht jetzt von dem ein oder anderen angenommen wird.
Kroatien hat bei mir ebenfalls großen Eindruck hinterlassen. Allerdings eher einen bedrückenden – gerade das Hinterland erschien mir ziemlich trostlos und ich habe mich oft gefragt, um was haben die Menschen dort Krieg geführt. Die Spuren davon sind auch jetzt, nach 20 Jahren, noch oft sehr deutlich zu sehen.
Die Minenwarnschilder empfand ich als beklemmende Zeugnisse kranker Hirne. Oben am Mali Alan haben wir bei einer Pause über den
Film gesprochen, in dem ein Bosnier auf einer Mine liegt, die nicht entschärft werden kann - sehr beklemmendes Thema aber in dem Moment war es vor unserem geistigen Auge präsent.
Alles andere fand ich ebenfalls richtig klasse. Die Kirche Pieta, das Hochplateau zum Campo Imperatore, selbst die Regenfahrt Richtung Norden - alles im grünen Bereich.
Gut der Versuchung es Micha gleichzutun und lediglich morgens und abends Nahrung zu sich zu nehmen, werde ich wohl in Zukunft definitiv widerstehen. So komme ich nicht über den Tag und strecke dann Spätnachmittags die Flügel. Was sich jetzt und hier nicht so wild liest, hat in der Realität aber schon drastische Auswirkungen. Das wir in Rieti gelandet sind war der Tatsache geschuldet, dass ich fix und foxi war und nicht einen Meter mehr weiterfahren wollte/konnte. Mit einem Happen am Mittag sieht die Welt dann schon ganz anders aus.
Schade, dass die Rückfahrt über die Pässe nicht ganz so erfolgen konnte wie gedacht, aber am Berge-Putzplan kamen selbst wir nicht ganz vorbei.
FAZIT :
Gute Tour, immer noch dicke Freunde, wieder etwas gelernt übereinander und beim nächsten Mal fahr ich vor
Grüsse
André