27.07.2016 Dha
Dha ist anders. Das Klima ist anders, da Dah relativ niedrig liegt. Auf den 2770 Meter Höhe liegenden Feldern sind zwei Ernten möglich. Die geringe Höhe war auch am Abend merklich spürbar. Es war wärmer als an den Orten zuvor. Auch die Menschen sehen hier anders aus. Wie Menschen aus dem Osteuropa. : Größeres Nasen, längliche Gesichter. Gar nicht asiatisch. Laut Reiseführer sind sie arischen Ursprungs und zählen zu den frühesten Einwanderern Ladakhs. Die alten Frauen schmücken sich mit Haarverlängerungen und Blumen im Haar. Leider für Geld. Sie lassen sich von den spärlichen Touristen für Fotos bezahlen. Anderseits......Vielleicht gäbe es diese Tradition schon gar nicht mehr, wenn die alten Damen nicht auf diese Einnahmequelle aus wären. Und vielleicht ist es auch ihre einzige Möglichkeit ein wenig Geld zu verdienen. Bei den jungen Frauen sieht man diese Tradition gar nicht mehr. Früher haben auch Männer einen aufwendigen Blumenschmuck am Kopf getragen, aber davon ist nichts mehr zu sehen.
Dha ist verwinkelt.. Viele Häuser sind verfallen. Es ist sehr grün und üppig: Pfirsichbäume, Gemüse- und Kräutergärten, Felder und alte knarrende Bäume.
Keine Straßen führen durch den Ort. Die Straße endet wieder mal am Anfang des Ortes.
Der Weg hierher war wieder sehr fein. Abermals eine sehr gute Straße, immer dem Indus entlang und in dieser kargen, felsigen Landschaft faszinieren die Oasen rund im die Dörfer immer wieder erneut mit ihrem saftigen Grün.
Heute morgen bin durch ein Flötenspiel aufgewacht.
Bei dieser Gemüse Diet habe ich immer das Gefühl, ich scheide mehr aus, als was ich zu mir nehme.
Für Dha braucht man übrigens wieder mal ein Permit. Ich habe mir es aus Leh besorgt. Seine Gültigkeitsdauer von einer Woche hat meine ganzen Reisepläne beeinflußt. Auf dem Weg hierher hat sich niemand für das Permit interessiert.
Heute ist Auszeit. Es ist stark bewölkt und es regnet immer wieder. Ab und zu wird durch das Dorf geschlendert, (das kleine Dorfmuseum möchte ich auch noch besuchen), Musik gehört, und ein paar Zeilen geschrieben.
Das Dorfmuseum habe ich nicht gefunden. Meine Matratze ist einfach zu bequem. Das erste mal seit langem, dass die Matratze wieder paßt. Nicht zu hart, nicht zu weich und ich schlummer darauf immer wieder ein.
Dann doch für einen Spaziergang aufgerafft. Auf einem kleinen Platz sind zwei alte Frauen und ein alter Herr gesessen bzw. gelegen. Der alte Herr hat dann gemeint ich soll mich zu ihnen setzen. Wir haben uns so gut es geht unterhalten, haben Zahlen und Symbole in den Sand gemalt, was sehr nett war. Er hatte einen kleinen Hut mit Blumen als Schmuck auf. Aber das Auffälligste war seine Ohren. Er hatte Knöpfe in den Ohren.
Am Abend fand dann noch ein kleines Fest im Dorf statt. Zumindest das Ende davon. Einmal im Jahr treffen sich ein paar Freunde. Wegen den Anspannungen mit Pakistan dürften sie nicht auf dem Platz in den Bergen wie sonst. Also tanzten sie noch eine Runde im Dorf. Es gab Tee, verwässerten Rum und Bier. Der alte Mann mit den Knöpfen in den Ohren spielte auf einer Flöte zu den Trommeln und wirkte auf einmal 10 Jahre jünger. Es war kurz und ausgelassen, mir aber 10 mal lieber als eine Touristenshow wo die Damen mit Blumen tanzen so wie im Nachbardorf.
Dazwischen wurde mir noch das kleine Dorfmuseum gezeigt. Alleine hätte ich es nie gefunden, aber die Kinder vom Organisatior des Festes haben es mir gezeigt. Alle haben ihre Englischkenntnisse zusammen gekratzt und letztendlich war ein sehr nettes und informatives Gepräch möglich. Gemeinsam haben sie erfolgreich meine Fragen beantwortet, was sehr nett war.
Am Abend gab es Chickencurry! Chickencurry! Und es war sehr "moro", wie sie in ihrer Sprache für köstlich sagen. Endlich eine Abwechslung zum Gemüse.
Obwohl das Gemüse zu Mittag war sehr gut und..... Anders. Da niemand im Guesthouse war, habe ich was von einem Haus bekommen, was sie für sich selber gekocht haben. Anderes Gemüse und sehr gschmackig.
Alles in allem ein sehr feiner und gemütlicher Tag.
28.07.2016
Lamayuru
Puh, da hat es mich kalt erwischt. Auf dem Weg nach Lamayuru ist das Wetter gekippt. Und noch dazu gerade vor dem Faru La Pass (4091m) hat es angefangen zu schütten. Kein Baum, kein Gebäude weit und breit. Binnen kürzester Zeit war es einfach zu spät sich regenfest anzuziehen und ich war durchnässt. Zumindest von Hüfte bis zum Schuh. Bibbernd und zitternd bin ich weitergefahren, denn einen Unterschlupf gab es nicht. In Lamayuru bin ich dann in das erst beste bessere Hotel. Warmwasser gibt es nirgends am Nachmittag. Also in trockenes Gewand, und in den Schlafsack unter die Decke. Es hat gut 1 1/2 Stunden gedauert, bis ich wieder halbwegs aufgewärmt war.
Die trockene Luft läßt nach zwei Monten langsam Spuren an meinem Körper: Meine Fersen sind rissig und springen blutig auf. Hatte ich noch nie. Auch meine Nasenschleimhäute sind unangenehm trocken und die Nase tut weh, ist oft verstopft und neigt zum Bluten.
Erbsensuppe, die nach nichts schmeckt, Check! Letschertes Paperdam, check! Macaronigatsch! Check! Mildes Paneer Curry, check! Bier, check! Italiener, die sich über die Pasta abhauen, check! Scheint, als wäre ich in einem Pauschalreisen Hotel gelandet
Morgen geht es weiter nach Kargil. Es ist zeit Laddakh lebewohl zu sagen. Macht mich richtig wehmütig.
29.07.2016
Kargil
Lamayuru ist eines der berühmtesten Klöster und das erste buddhistische Kloster wenn man von der Kashmirseite kommt. Es klebt mayestätisch auf einem Felsen und ist sehr lebendig. Ich habe mir dennoch ein wenig mehr erwartet, aber ich habe jetzt schon einige Klöster gesehen. Aber ich kann mir gut vorstellen, wie es eindrucksvoll wirkt wenn es das erste ist, was man vom buddhistischen Laddakh sieht. Bevor ich nach Kargil aufgebrochen bin, habe ich mir noch das Moon Valley angesehen. Es wurde dafür extra noch eine Straße gebaut, von der man diese eindrucksvollen Felsformationen besser sehen kann und die war wirklich wunderbar.
Auch die Straße nach Kargil war sehr gut ausgebaut und landschaftlich sehr beeindruckend.
Kargil ist das Gegenteil von Leh. Es versucht gar nicht zu gefallen und schert sich einen Dreck um Touristen. Der Mainbazaar ist laut und praxisorientiert. Keine Souvenirgeschäfte, keine Reisebüros. Nur das was man für das täglichen Leben braucht. Unter Touristen hat sie unter anderem deswegen nicht so beliebt , weil sie muslimisch ist. Das Ganze Gebiet um Kargil ist streng muslimisch.
Ich mag Kargil. Endlich wieder ein Städtchen, das sich fremd anfühlt und einem nicht an der Hand nimmt und wo sich Leben auf den Straßen abspielt.
Es war schön, abends durch eine unbekannte Stadt zu schlendern.
Ich wohne quasi in einem Nobelhotel. Alle Guidebooks meinen, in Kargil sind alle Hotels überteuert und schlecht. Das Hotel in dem ich jetzt bin...Sie wollten 2500... Letztendlich zahle ich 1200. Dafür habe ich einen garantiert sterilisierten Klositz und Gläser, einen Haarföhn, und was wirklich schön ist: Permanent heißes Wasser.
Alleine 6 verschiedene Lichtquellen habe ich im Zimmer und ich habe 5 Minuten gebraucht, um all die Schalter zu finden um sie alle zum Schlafengehen abzudrehen.
Das Hotel liegt direkt am Fluß und es ist schön ruhig. Der Main Bazaar ist ca. einen Kilometer entfernt.
Eine richtig nettes Musikvideo auf einem Punjabi Channel. Ein armer Mann dated eine reiche Frau. Und sie paßt sich an. Als sie merkt dass er sich schwer tut mit Messer und Gabel zu essen, fängt sie an mit den Händen zu essen usw. Am Ende fahren Sie nicht mit ihrem Auto weg, sondern mit seiner alten Vespa.weil sie so will. Ich glaub, so ein Video ist nur in Punjab möglich, dem Sikh Bundesstaat. Wo Frauen von ihrer Religion her, einen viel besseren Status haben, als unter dem Hinduismus oder dem Islam.
Internet funktioniert nicht, es gibt keine englischsprachigen Zeitungen zu kaufen ( Ich habe überhaupt keine Zeitung in Kargil gesehen) und ich kann keine englischen News im Fernsehen empfangen. Nicht gut. Wie soll ich mir da eine Lage über die Situation in Kaschmir machen.
Ich glaube ja, dass die Faszination am Fremden ziemlich verschwunden ist. Zumindest in Indien. Man glaubt eh alles, Dank dem Internet, über das Fremde zu wissen.
Früher war man, als Fremder, die einzige Informationsquelle über fremde Länder und Lebensweisen. Jetzt glaubt man alles durch das Internet zu wissen, auch wenn die Quellen oft nicht hinterfragt werden.
Wahrscheinlich wird man deswegen nur mehr selten angestarrt oder angesprochen (abgesehen von Keilern) , wenn man in Straßen auf fremden Ländern unterwegs ist.
30.07.2016
Kargil
Es ist so wie ich es mir gedacht habe: Ab einem bestimmten Standort kommt man so und so nicht weiter, wenn das Militär die Situation in Kaschmir als zu gefährlich einstuft. Dann gibt es nachts eine Militäreskorte um das gefährliche Gebiet zu durchqueren. Man fährt die kritischen 200 Kilometer in der Nacht und kommt ca. 5 Uhr morgens im sicheren Gebiet an. Lustig ist das zwar sicher nicht, aber durchaus machbar.
Hat mir eine Gruppe Biker erzählt, die das gestern in umgekehrter Richtung gemacht haben.
Manches Mal stehen dann die Leute Schlange und wollen fotografiert werden. Wie hier am Hauptplatz. Es reagieren hier überhaupt alle sehr relaxed auf die Kamera und sind zurückhaltend freundlich.
Heute Mittag relativ lange nach einem Lokal gesucht. Bin es nicht mehr gewohnt in solchen Gegenden ein Lokal zu suchen. Ich habe mich viel zu lange mit Guidebooks und Internet verwöhnt.
Man sieht auch kaum in die Lokale hinein. Tür und Fenster sind verhängt. Und normalerweise orientiere ich mich daran, wie gut besucht ein Lokal ist. Aber ich habe dann doch eines gefunden. Draußen vor dem Lokal sind die Leute quasi Schlange gestanden. Es gab entweder Mutton Curry oder Chicken Curry. Ich habe mich für Mutton Curry entschieden Es war eine sehr große und schmackhafte Portion und Reis bekam man nach. Günstig war es noch dazu.
Ich war übrigens der einzige im Lokal, der mit einem Löffel gegessen hat, alle anderen haben dazu ihre Hände benutzt.
Am frühen Abend einen Rummelplatz besucht. Es gab Luftdruckgewehrschießen, Ringe werfen, was zum Essen, und von Hand betriebene Ringelspiele. Immer wieder faszinierend wie viel Spaß Kinder mit einem einfachen Ringelspiel, Trampoline oder einer Rutsche haben.
Man konnte sich tätowieren- oder mit Henna bedrucken lassen.
Sie wollen hier 300 Rs ( ca. 4 Euro) für ein Bier. Also habe ich auf mein Fläschchen Gin zurückgegriffen.
Vor einigen paar Tagen hat ein Inder, der mit seinen Freunden gemeinsam gereist ist gemeint:" if you are alone, you are getting crazy. " Soviel ich mitbekommen habe, meinen sie das auch wortwörtlich und haben wirklich Angst davor. Deswegen gibt es auch kaum Inder die alleine Reisen und deswegen wird auch immer unglaubwürdig nachgefragt, ob man wirklich alleine reist.
Morgen geht es weiter in das Zanskar Tal. Die Straße soll ja recht abenteurlich sein. Ich freu mich schon.