Vor dem Zusammenpacken geht es zum Frühstück, noch einmal am Strassenrand den Kaffee in den Morgenstunden genießen. Auf dem Handy googlemaps aufrufen und schauen wohin die Reise gehen wird. Erstes Ziel ist heute Pont d´Arc.
Nach dem alles am

Ähhh ehrlich? Wie jetzt? Er sagte mir das auf Deutsch? Auf DEUTSCH?

Ich staunte und er lächelte nur (gut das er nicht noch sagte: Warum sollte ich Deutsch sprechen, Du hast es doch auf französisch hinbekommen

Meine KTM bollerte in den Morgen "auf geht es". Die Strasse runter, eine Kurve, durch den halben Ort nur um wieder vorm Hotel zu stehen.
Blöde Einbahnstrassen!
Da ich nur einen Track bis nach Hause mit den noch zu besuchenden Orten hatte, gab ich Vallon-Pont-d`Arc ins Navi.
Als ich die Ardèche überquerte mehrten sich die Campingplätze.
Eine wahre Invasion von Campingplätzen reihte sich aneinander, der Verkehr wurde dichter, die Menschenmassen nahmen zu. Wahnsinn, hier möchte ich nicht im Juli/August unterwegs sein, das ist die Hölle auf Erden denke ich.

Zu allem Ärger fing es an zu nieseln, super, echt toll.
An einer Parkbucht konnte ich es endlich machen:

Beweisfoto und blos weg. Es kommen immer mehr Touris.
Ein Teil des Weges zurück fahrend bis zu einem Supermarkt. Kurz etwas zu Essen kaufen, Tanken und überlegen, wie es nun weiter geht.
Es sind noch gute 1000km bis nach Hause.
Den einzigen Punkt, der noch anzufahren gewesen wäre, war die Combe Laval immerhin auf dangerous roads gelistet.
Gute 150km und 2.5 Stunden sagte mein Navi. Herje, das dauert.
Die Entfernung, der Regen und diese mir nicht genehme Umgebung drückte meine Stimmung erheblich gegen Null.
Da ich keine Karte bis auf Handy und Zumo hatte, war der Überblick auch nicht gegeben.
Zu allem Überdruss wollte mein Navi einfach keine Strecke nach Hause berechnen, es brach immer wieder ab.
Ich rief einen guten KTM Freund an und fragte um Rat, wohin ich denn nun fahren könnte. Er suchte mir tolle Ziele aus, die mein Navi nicht finden wollte.
Meine Stimmung sag weiter, der Wasserstand auf dem Parkplatz hingegen stieg durch den Regen.
Ob ich jenes Örtchen fände: Nein.
Diese Örtchen: Nein
Oder das: Nein.
Hm: Auch nicht.
Valence? Ha, sagte ich, hab ich
Dann fahre doch die Richtung und immer an der Rhone entlang. Gibt doch genug kleine Strassen.
Ok.
Bah bäh und was ich noch alles für Wörter hatte.
Ich fand die Landschaft stink langweilig. Die Strasse am Fluss nicht wirklich berauschend und dann immer wieder dieses elendig langsam fahren in den Dörfchen mit 3 Häusern. Gepaart mit netten Franzosen die 60 fahren wo 90 erlaubt ist, natürlich Überholverbot.
Das ist selbst für mich zuviel.
Ich wechselte die Flussseite, was meiner Stimmung nicht entgegen kam.
Das Navi wollte noch immer keinen Weg nach Hause berechnen...
Immer wieder sah ich am Bildschirmrand des Garmins den ursprünglichen Track. Ob es dort besser sei?
Ich weiß nicht.
Das Wetter wurde wieder besser, ja es wurde wieder richtig heiß. So fuhr ich die N7 entlang um abrupt hinter Reventin-Vaugris im Stau zu stehen!
Stau, Stop and Go, Hitze und KTM. Das musste doch jetzt echt nicht sein.
Ich qäulte die KTM und mich an der Rhone durch den Stau in eine nicht wirklich hübsche Stad Namens Vienne (im Grunde ist sie sogar mit sehr viel Kultur gesegnet und wirklich sehenswert, aber das wußte ich damals nicht).
Es war unerträglich heiss im Stau, es stank und ich brauchte Benzin.
Nach einer halben Ewigkeit fuhr ich ab rechts ab und fand einen Tankstelle.
Es war mittlerweise nachmittags. Ich hatte einfach die Nase gestrichen voll von diesem Stop and Go. Das war kein Urlaub keine Erholung das war nur noch Frust.
Ich wollte nur noch nach Hause. Einfach weg von hier.
Nochmals den Kumpel angerufen, der bemühte nochmals seine Karten. Es kamen bestimmt schöne Vorschläge, ich hatte zwischenzeitlich geistig abgeschaltet.
"Nach Hause." Wimmerte ich. "Ich will einfach nur nach Hause" sagte ich tränenunterdrückend. "Aber mein Navi will mir keinen Weg berechnen. Es funktioniert einfach nicht."
Verschwitzt, nervlich am Ende starrte ich auf mein Navi. Ich hätte es am liebsten aus dem Fenster, aber ich hatte ja keines...
Ich setzte mich langsam in Bewegung, lustlos in den Stau wieder einreihend.
Ich sah ein Autobahnschild "Lyon".
Kurz die letzten geistigen Reserven für die Erinnerung an den Geographieunterricht mobilisiert, um in etwa zu erahnen wo ich mich befand.
Vor Lyon halt, sagte ich mir, wo sonst, steht doch da!
Ich fuhr auf die Autobahn Richtung Lyon, egal ob es nun Maut kostete oder nicht ich wollte nur schnellst möglich heim.
Wer schon mal im Berufsverkehr auf einer französischen Autobahn in der Hitze in einer Großstadt gestanden hat, der weiß, da ist nichts mit schnell!
Ich stand, Minutenlang, endlose Minuten. Vor einem Tunnel, in dem Tunnel, unglaublich ich kam nicht mal mit den Koffern durch die Reihen so eng war es, also stehen und fluchen.
Ich dachte noch: Wenn jetzt die Fliege in meinen Helm käme... unwillkürlich kam mir der Film mit Michael Douglas "Falling Down-Ein ganz normaler Tag" in den Sinn. Ich war kurz davor, wirklich kurz davor.
Irgendwann hatte ich Lyon hinter mir gelassen. Der originale Track tauchte wieder am Rand auf.
Abfahren? Campingplatz suchen?
Abfahrten von der Autobahn sind nicht so häufig wie bei uns.
Weiterfahren bis Dijon. Ab Macon fing es an zu Regnen. Und zwar von der Sorte Blächsen werfend. Ich war so wütend, dass ich mir sagte:
Ich fahre nun Heim!
Was soll ich sagen. Ich bin dann auch noch die restlichen 770km im Dauerregen über die Autobahn nach Hause gefahren! Es war mir einfach sowas von egal, ob ich Autobahn fahre oder nicht.
Ich war so gegen 4 Uhr morgens zu hause. Ließ alles am Motorrad, schmiess meine Sachen in der Wohnung in die Ecke und legte mich ins Bett.
Was ein schei... Abschluss dachte ich nur noch.

-------------------------------------------------------
P.S.
3 Zwischenfälle gab es noch.
1. An der letzten Mautstation fuhr ich ganz nach links zwei Moppedfahrern hinterher, nur um festzustellen dort geht es nur mit diesem automatischen Gebührengerät.
Bin dann im Schritttempo bis zur nächsten richtigen Stelle, wo mich beinahe eine junge Frau überfahren hätte (sie wollte einfach weiterfahren obwohl sie mich dort sah)
2. Tankstellen in der Nacht in Luxemburg haben manchmal offen, funktionieren aber nicht weil die Polizei eine Diskussion mit einem Kunden hat.
3. Wenn Du an einer Tankstelle mit leerem Tank liegenbleibst ist das Glück.