Dienstag am 05.Mai 2015-05-05
Heute haben wir uns Roghudi vecchio und Pentedattilo vorgenommen.
Zwei Orte, die wir aus dem Kalabrien-Film vom „Motorradprofi“ kennen.
Aus diesem Weg nochmal: Herzlichen Dank für die Tipps.
Also an der Küste runter. Es sind ca. 150km Küste und wer Küsten mag…
Wir hatten in den letzten Wochen soviel Küste – uns hat’s nicht mehr vom Sockel gehauen.
„Locri“ und „Bovalino“ sind zwei endlos lange Städte, die wir in dieser Länge nicht vermutet haben.
Außergewöhnlich: Es war uns nicht möglich eine Gelateria zu finden und auch ganz normale Bars sind äußerst dünn gesäht.
Insiderwissen (das wir jetzt haben) für alle interessant, die Roghudi vecchio mal besuchen wollen. (Roghudi veccio ist ein praktisch (also fast völlig) verlassenes Bergdorf).
Es gibt eine „Rundstrecke“. Entweder von Bova Marina aus über Bova Richtung „Roccaforte d. Greco“ und kurz vor Roccaforte d. Greco rechts weg eine Art Stichstraße, vielleicht 5km nach Roghudi veccio. Dann wieder zurück zum Abzweig und über Roccaforte d. Greco nach Melito di Porto Salvo.
Oder eben andersrum. Von Melito die Porto Salvo nach Roccaforte d. Greco, weiter Richtung Bova und am Abzweig die „Stichstraße“ nach Roghudi veccio. Dann zurück nach Melito oder weiter über Bova nach Bova Marina.
Ich erkläre das deshalb so genau, weil es noch eine dritte Möglichkeit gibt. Die sind wir gefahren und die empfehle ich niemandem.
Das geht von Bova Marina über Bova Richtung Roccaforte d. Greco bis zu einem Abzweig, wo es rechts nach Roghudi vecchio geht. Höllisch!!! Da besser geradeaus weiter nach Roccaforte und von dort nach Roghudi.
Es war ne Stunde, in der ich zum ersten Mal in meinem Leben gemerkt habe, dass ich nicht völlig frei von Höhenangst bin. Die Teerdecke war an den kritischen Stellen aufgebrochen und die Löcher ziemlich tief. Es waren unglaublich enge Serpentinen auf einer extrem schmalen und extrem steilen Strecke. Am Anfang gab’s noch einen Hangabrutsch der die Strecke zwar kurzzeitig, aber wer da nicht durchkommt, kommt halt auch nicht weiter nur für einspurige Fahrzeuge fahrbar machte. Ich bin fast alles im ersten Gang gefahren. Hatte, durch das neue Erlebnis „Höhenangst“ (weil’s so steil runter ging) und mir immer wieder leicht schlecht wurde und manchmal auch leicht schwindelig manchmal Angst. Da schießen einem ganz eigenartige Gedanken durch den Kopf – vom einen Platten fahren bis zum Umfallen und entweder den Berg runter purzeln oder hangseitig vom Mopped eingequetscht zu werden.
Ein dreifach Hoch auf Liane. Sie hat schier unglaubliches Vertrauen in meine Fahrkünste (sicher nicht immer berechtigt), sitzt hinten drauf und knipst. (Später gab sie zu, dass das Knipsen sie ablenkt, weil sie sonst Angst gehabt hätte.
Dann waren wir da. Eine Gabel. Rechts geht’s in (ich nenn’s jetzt mal) HinterRoghudi.
(Bis dato dachte ich, dass das Roghudi sei und war maßlos enttäuscht)
Eigentlich eine Ansammlung von ein paar Häusern die hinter dem Bergrücken von Roghudi vecchio stehen. Man sieht, dass die Straße dort endet.
Links geht ein Schottersträßchen, dem man ansieht, dass es spätestens nach der nächsten Kurve endet.
Also alles zurück. Der mich (eigentlich) überfordernde Teil, den wir bisher bergab (für mich leichter) gefahren sind, also bergauf. Der Horror vor dieser Strecke war so groß, dass ich das scheinbare Schotter-Stichsträßchen nach links gefahren bin. Es war kein Stichsträßchen; es führte direkt von hinten oben nach Roghundi vecchio. Ein nahezu ausgestorbenes Bergdorf von skruiller Schönheit. Irgendwie unwirklich. Der Rest des Sträßchens bis Roccaforte d. Greco ist auch nicht ohne zu fahren, aber einerseits hatte ich mich an diese Straße gewöhnt, andererseits wusste ich, dass es nur noch ein paar km sind.
(Natürlich gibt es noch einen vierten Weg: Von Melitto di Porto Selvio hoch nach Roccaforte d. Greco und weiter Richtung Bova bis zum Abzweig (in Roccaforte) nach rechts nach Roghundi, bei Roghundi scharf links und immer weiter bis zu einer Gabelung und dort nach rechts nach Bova)
Aber im Ernst, ich rate niemandem diese Strecke alleine (also nur ein Mopped) zu fahren.
Der Rest ist schnell erzählt. Weder in Roccaforte noch auf dem Weg nach Melitto di Porto Selvo gab’s eine Bar. In Melitto (liegt direkt am Meer) haben wir – man will’s nicht glauben, auch keine gefunden. Also weiter ein Stück Richtung Reggio Calabria bis es rechts nach Pentedattilo geht. Ein ca. 5km langes relativ schön zu fahrendes Teersträßchen und man steht auf einem Parkplatz und hat Pentedattilo direkt von Augen.
Weiter geht’s nur zu Fuß – was uns nach dem Erlebten und den knapp 30° aber zu anstrengend war.
Also zurück zum WoMo. Unterwegs noch eine Bar gefunden, die einen sensationellen Espresso zubereitete, eingekauft und kurz nach 17:00 Uhr am WoMo gewesen.
Jetzt ist’s kurz nach 20:00 Uhr, wir haben schon geduscht, Liane war schon am Meer und gekocht und gegessen haben wir auch schon (heute hat das excellente Campingplatz-Restaurant leider geschlossen).
Ich geh jetzt abspülen und Liane überträgt die Bilder, die ich später noch ins Forum stelle.
Im Nachhinein: Schee war’s – fast schon ein Abenteuer.
Ich hab Liane gerade gefragt, wieviel Bilder sie heute gemacht hat:
Antwort: Von 458 bin ich durch’s sortieren schon auf 433 herunten.
Kann ne lange Nacht werden….
Mittlerweile ist es 23:00 Uhr. Liane hat mir die Bilder überspielt und ich hab aus den 433 noch 36 gemacht und jetzt schäme ich mich fast ein wenig, denn auf den Bildern sieht die Straße so harmlos aus, die mir so einen Horror verursacht hat.
OK, die Steilheit kommt bei Fotos nie raus, Liane hat die schlimmen Teeraufbrüche auch nicht geknipst (sie muss sich ja festhalten) aber trotzdem, es schaut alles so easy und harmlos aus.
Nachdem ich das oben aber gleich nach dem Ankommen geschrieben habe und die Erinnerung noch ganz frisch war, lass ich es einfach so stehen und steh auch dazu, dass es für mich (und im Nachhinein muss ich sagen, dass wir wirklich schon deftigere Strecken gefahren sind) heute an die Grenzen ging.
Ich weiß nicht warum – funktionierte der Kopf nicht richtig, war das Gefühl nicht da oder werde ich schön langsam alt.
Gibt mir zu denken.
Aber jetzt: Die Bilder:
Das ist ganz typisch für Kalabrien. relativ steil und eng und man weiß nie genau, ob das jetzt "rechts vor links" ist.
Die Strecke nach Roghudi - anfangs ziemlich normal aber den "Drachenberg" runter war's für mich heute heftig.
Hier eine "Engstelle"
Roghudi vecchio
Roghudi ist unter anderem auch wegen den starken Regenfällen und den damit verbundenen Hangabrutschungen aufgegeben worden. Wenn man das Flussbett sieht kann man vielleicht erahnen, was hier abgeht, wenn es so richtig regnet - wirklich vorstellen kann man es sich wahrscheinlich nicht. - also ich nicht.
Das Flussbett zum Meer.
Die Müllmänner streiken (wahrscheinlich in ganz Kalbrien - sah überall ähnlich aus)
Die Orangenbäume nicht (streiken)
Pentedattilo (mit Max)
Pentedattilo (ohne Max)
Nach dem Duschen und dem Strandspaziergang ist alles schon wieder abgehakt und sie bereitet das Abendessen.
