Tag 8:
Nach einer sehr guten Nacht bin ich früh aufgestanden, packe meine Sachen und fahre um 8 Uhr los, ab ins Vercors. Die Morgensonne taucht die Landschaft in ein wunderbares Licht. Die Sonnenstrahlen spielen mit den Nebelschwaden und ich genieße die recht einsame Auffahrt zum Col de Rousset.
In Vassieux en Vercors wird es plötzlich sehr kalt, obwohl hier auch die Sonne scheint. Als ich aus dem Hochtal wieder die Berge Richtung Col de la Machine erklimme, wird es wieder deutlich wärmer. Bei einem letzten Blick auf das Hochtal sehe ich, wie dünne Nebelschwaden fast wie ein Deckel über dem Tal hängen. Dort liegt wohl die kühle Luft wie in einer Schüssel. Kurz vorm Col de la Machine mache ich eine kleine Pause, allerdings ohne wirklich zu ahnen, dass ich meiner heutigen Hauptattraktion schon so nah bin. Als ich wieder los fahre, sehe ich nach wenigen hundert Metern schon das Schild Col de la Machine und wenig später den Cirque de Combe Laval.
Wow, was für eine Straße. Was für eine Aussicht, einfach klasse. Ich bleibe wieder ständig stehen und mache Fotos und schaue mir alles an. Als ich am Ende angelangt bin, wende ich, natürlich nicht ohne das obligatorische Foto was hier vermutlich jeder macht und fahre noch mal hoch zum Col de la Machine.
Hier drehe ich wieder und fahre noch mal runter. Ich bin absolut happy, dass ich diesen Teil nicht noch gestern Abend gefahren bin. Irgendwie kann ich mich gar nicht mehr so recht losreißen von hier, aber nachdem die anfängliche Ruhe durch immer mehr Touris gestört wird, mache ich mich doch weiter durchs Vercors. Die Landschaft ist superschön hier. Gegen Mittag mache ich ein Picknick oberhalb der Grands Goulets an einem Bach. Man merkt, dass heute Samstag und dies ein Paradies für die Motorradfahrer aus Grenoble und Umgebung ist. Immer mehr Motorradfahrer begegnen mir, in der Mehrzahl mit französischen Kennzeichen. Was mir hier im Vercors massiv auffällt, ist das Grußverhalten der „Motards“. Es wird immer und ohne Ausnahme gegrüßt, selbst beim Überholen wird mit dem rechten Fuß gegrüßt. Auch als ich einige Meter weit weg von der Straße mitten in einer Wiese stand, wurde ich von vorbeifahrenden Motorradfahrern gegrüßt. Wenn ich daran denke, wie zögerlich und ausgewählt hierzulande teilweise gegrüßt wird, hat mich das schon beeindruckt.
Die Straße zwischen La Balme de Rencurel und Villard de Lans ist gesperrt. Also muss ich eine Umeitung über Herboully fahren. Manchmal haben Umleitungen auch was Gutes. Ist echt ne nette Strecke diese Umleitung

. Danach geht’s weiter Richtung Grenoble. Ich will wieder „rüber“ in die Alpen. Kurz vor Grenoble merke ich wie mir immer öfter das Hinterrad leicht wegschmiert. Ich schiebe das aber auf die recht vielen Bitumenstreifen, die bei der Wärme langsam weich werden. Beim nächsten Tankstopp kurz vor Alpe d’Huez werfe ich auch einen Blick auf meinen Reifen. Oh je. Ich hatte mir ja die letzten zwei Tage schon etwas Gedanken um meinen Hinterreifen gemacht, aber nun wird es doch langsam kritisch. Eigentlich fast lustig, mein erster Reifen den ich V-Förmig abgefahren habe. Bisher habe ich es immer geschafft meine Reifen recht gleichmäßig abzufahren. Naja, ich bin auch noch nie so viele Spitzkehren in so kurzer Zeit gefahren. Und muss das jetzt ausgerechnet am Samstagnachmittag sein? Ich überlege ob es Sinn macht nach Grenoble zurück zu fahren und mir da einen neuen Reifen aufziehen zu lassen. Aber bis ich da bin, werden die meisten Läden sicher schon zu haben. Vielleicht hätte ich die vielen Warnungen hier aus dem Forum, unbedingt mit neuen Reifen nach Frankreich zu fahren, doch etwas ernster nehmen sollen und nicht mit einem Reifen los fahren, der schon fast dreitausend Kilometer drauf hat, aber noch top aussieht. Also versuche ich etwas gemütlicher und damit reifenschonender weiter zu fahren. Ich werde am Montag Ausschau nach einem neuen Reifen halten. Ich fahre hoch nach Huez. Den kurzen Weg nach Alpe d’Huez spare ich mir. Ich fahre die D211B nach Villard Reculas. Schönes kleines Sträßchen, was sich da am Berghang entlang schlängelt. Weiter zum Col du Glandon und Col de la Croix der Fer. Unterhalb des Croix de Fer finde ich einen Campingplatz der auch „Zimmer“ in Form von kleinen Holzhütten vermietet. Es ist recht günstig und meine Hundehütte hat sogar ein richtiges Bett.
Abends als die Motorradfahrer alle weg sind wird es richtig ruhig hier. Allerdings wird es auf 1600 m doch schon recht kühl, weshalb ich mich nach dem Abendessen, bald in mein Bettchen Kuschle
