
Und wieder einmal gab es interessante Ein- und Ausblicke direkt von der Toilette aus ;-)
Dank WiFi ist man ja auch im Urlaub über WhatsApp mit Freunden und Kollegen verbunden und so informierte mich meine Kollegin am frühen Morgen darüber, dass Lourdes unter Hochwasser stand!
Da wir nicht vorhatten, Richtung Lourdes zu fahren, konnte ich Entwarnung geben.

Bevor wir aufbrachen, haben wir das Renovierungsprojekt unseres Gastgebers bestaunt: er setzt gerade das alte Motorrad seines Vaters wieder in Stand.

Gestaunt habe ich auch, als ich in der Garage ein Balinger Nummernschild entdeckt habe: Hatte aber keine besondere Bewandtnis, war nur an einem Auto dran, dass sich Monsieur mal gekauft hatte.

Unser erster Abstecher führte uns zur berühmten Höhle von Niaux.

Das nächste Mal wollen wir uns dieses einzigartige Zeugnis menschlicher Geschichte auch von innen anschauen.

Auf dem Rückweg gab es einen kurzen Blick auf – ich nenn’s mal Muraille-sur-Puy (zu deutsch: Gemäuer auf dem Hügel)… Hab auf meiner Karte nicht gefunden, was das sein soll ;-)

Bei Vicdessos erste Blicke auf den wolkenverhangenen Pic de Malcaras (schätz ich jedenfalls, dass es der ist…)

Eine kleine Stichstraße führte uns zum Weiler Marc.

Auch hier tosten die Wassermassen.

Das Wasser bahnte sich überall seinen Weg: mal dezent…

Mal etwas lauter…
Je höher wir kamen, umso dichter wurde der Nebel. Zum Glück hat sich auch hier meine Hoffnung bewahrheitet und wir haben die Nebelwand auch wieder durchbrochen.

Und da lag dann auch schon die Staumauer vom Solcem-Stausee vor uns.

Die Gegend um den See war herrlich, dieser ausführliche Abstecher hat sich wirklich gelohnt:


Stufen gen Himmel.


Und abrupt geht der See über in das Nebelmeer!


Zu Fuß würde man noch ein ganz schönes Stück weiter kommen!


Zum Baden dann doch ein wenig zu kühl… Aber sehr verlockend!

Die üblichen Verrenkungen.

Aber ich finde, das hat sich für das Ergebnis gelohnt!

Runterwärts mussten wir doch wieder ein wenig durch den Nebel.

Der Nebel hat sich aber zum Glück recht schnell wieder nach oben verzogen.

Ein letzter Blick zurück. Das mit dem Nebel hat schon was, gell?
Zurück nach Vicdessos ging es anschließend weiter über den sehr schönen Port de Lers zum Col d'Agnès:


Sehr einsame Unterkunft

Aber durchaus nette Gesellschaft!

Hab ich schon erwähnt, dass verkehrstechnisch aber auch so gar nichts los war?

Über Aulus-les-Bains und weiter zum Col de Latrape.

Den Abstecher zum Cirque de Cagateille kann man sich dann allerdings sparen – es sei denn, man will noch kleinere Straßen fahren und sich gern von Hunden verfolgen lassen...
Der Weg nach St. Girons führte durch die Gorges de Ribaouto. Da hab ich prompt die falsche Abzweigung genommen und wir sind die interessante kleine Straße auf der rechten Flußseite gefahren – inklusiver schmaler und völlig dunkler Tunnel! Ich hatte den Eindruck, die Dunkelheit schluckt die Funzel, die sich bei der ERNA Licht schimpft, völlig.
Eine kleine Minibrücke (zum Glück wiegen wir weniger als 3.5 Tonnen) brachte uns dann wieder auf die andere Seite.

Das nächste Highlight stand auf dem Plan. Der Weg dahin führte auf der kurvenreichen D119 am Kreuzgang Raynaude vorbei.
Und dann lag sie vor uns, die Mas d'Azil!

Die befahrbare Höhle ist ein einziges großes „Wow!“. Ich hab gleich mal auf dem Busplatz angehalten und damit auch meine Augen an die Finsternis gewöhnt.

Und wenn man dann mal sieht, wo genau es hindurchgeht, ist man gleich doppelt beeindruckt!
Ich wusste ja immerhin schon im Vorneherein, dass es sich um eine befahrbare Höhle handelt, und war daher etwas vorbereitet. Schatzi hatte davon keine Ahnung und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Wir haben dann auf der anderen Seite gewendet und sind die gleiche Strecke wieder zurück gefahren.
Zum Glück hatte das Wetter bis jetzt gehalten, aber nach der Mas d'Azil fing es zu tröpfeln an und wurde merklich kühler...
Wir waren schon wieder zurück in St. Girons, als die Entscheidung zur Mittagspause anstand: ins malerische St. Lizier hochfahren? Oder doch schnöde beim McD an der Straße einkehren?
Ich hatte keine Lust, mit den vollbepackten Motorrädern in der historischen Albstadt nach einem Parkplatz zu suchen und entschied mich daher für die FastFood-Alternative. Was unser Glück war:

einer der Gäste hatte seine Zeitung liegen lassen und so erfuhren wir vom ganzen Ausmaß des Hochwassers in der Ariège.

Ein Name blieb besonders hängen: St. Béat – unser Ziel für heute Abend. Das Dorf wurde gestern per Hubschrauber evakuiert!
Ich habe also gleich in unserem Chambre d'hôtes angerufen, die uns dringend abrieten zu kommen. Ihr Haus läge zwar hoch genug und wäre vom Wasser nicht bedroht, aber wir könnten das Dorf selber nicht erreichen.
Dank WLAN konnten wir uns im McD gleich auf die Suche nach einer Ersatz-Unterkunft machen und buchten telefonisch das Belle Echapée bei Lacourt.
Da das Wetter auch nicht besser wurde, sind wir auch gleich dorthin aufgebrochen.
Von Lacourt aus mussten wir auf die kleine D37 abbiegen, wo uns gleich ein Baumfälltrupp aufhielt. Die haben aber gleich eine Gasse für uns gebildet und es konnte weiter gehen. Irgendwann geht es dann rechts weg in die Pampa. Auf einer Ministraße mit engen Kehren und viel Dreck geht es zu dem winzigen Flecken Raoubots, das aus nur ein paar Häusern besteht.
Als unsere Gastgeber aus ihrem Hof kamen, war ich skeptisch, ob unsere Wahl so glücklich war: der Herr des Hauses wirkte mit seinen fettigen Haaren, den schiefen Zähnen und den dreckigen Klamotten ziemlich ungepflegt...

Die Zimmer selber aber waren schön, sauber und großzügig. Gut, dass der erste Eindruck manchmal täuscht!

Der Schrank ist nicht nur sehr putzig, er birgt auch ein Geheimnis:

Tada!!! Sicher lustig, da drin zu schlafen!
Abends beim Essen lernten wir die anderen Gäste kennen: ein Ehepaar aus der Bretagne, aus der Region Morbihan („Wir sind in erster Linie Bretonen, danach erst Franzosen“). War ein netter Abend mit interessanten Gesprächen, bei dem wir auch ein wenig über die Gegend erfuhren. Unser Eindruck, dass die Dörfer hier teilweise sehr ausgestorben wirken, wurde bestätigt: Die Jungen ziehen weg, es gibt keine Industrie – bis auf die Papierfabrik in St. Girons, für Landwirtschaft fehlt der Platz und der Tourismus wird nicht sehr stark gefördert. Zudem merken unsere Gastgeber die Wirtschaftskrise in Frankreich: normalerweise sind sie im Juni ausgebucht, dieses Jahr ist es – auch wegen des schlechten Wetters – schlechter.
Das finde ich ja das Tolle an den Table d'hôtes, dass man so viel über das Land und die Region erfährt und wie die Franzosen die Welt sehen.
Von den Gastgebern haben wir auch erfahren, dass Luz-St. Sauveur, unsere geplante Übernachtung für morgen, ebenfalls in der Hochwasserregion liegt. Telefonisch habe ich unsere Unterkunft nicht erreicht, aber ich denke, wir werden auch hier umdisponieren müssen.