Kein Resümee.
Am Samstag wollte ich, wie die drei Ösis, nach Hause fahren.
Bin also mehr oder weniger zügig bei eher weniger als mehr Sonnenschein zum Duc nach St. Jakob bei Kötschach-Mauthen gefahren. Domi in Duc, umziehen, Brettljause mit Holunderschorle und - mit'm Duc - ab die Post.
Über Obertrauburg nach Spittal und da auf die Autobahn.
Nach den Tunnels (Katschberg und Tauern) hörte ich ein komisches Geräusch, das vom Motor zu kommen schien.
Raststätte Tauernalm raus und nachgesehen.
Aus dem Motor ragte eine lange Schraube (gut 10 cm lang und 1 cm dick), die bei laufendem Motor an der Karosserie schabte.
ADAC angerufen. Vom ÖAMTC zurückgerufen worden. Ein ÖAMTC-Engel (war wirklich einer) kam. Sah sich die Sache an, entfernte einige Teile und stellte fest, dass das die Schraube ist, die die Spannrolle des Zahnriemens hält. Die muss innen abgerissen sein. Weiterfahren unmöglich, sonst kapitaler Motorschaden. Er nahm mich Huckepack (obwol der Duc eigentlich zu schwer war) und brachte mich an eine Werkstatt nach Eben. (Der Werkstatt habe ich Schlüssel, KFZ-Schein und einen Brief in den Briefkasten gelegt. Werde Morgen - Montag - dort anrufen um zu erfahren, wie lange die Reparatur voraussichtlich dauert und was es in etwa kostet).
Mopped aus dem Duc, Moppedklamotten angezogen um weiter nach München zu fahren. Inzwischen war es aber nach 21:00 Uhr und ich war etwas angemüdet. Also Hotel gesucht. Erstes Hotel: Kein Zimmer mehr frei. Zweites Hotel: Geschlossen aber Telefonnummer wegen Zimmer angeschrieben. Angerufen; nach 5 Minuten kam jemand und ich bekam ein Zimmer. Mein Engel vom ÖAMTC war so lange dabei und fuhr dann zu seiner Station.
Im Hotel wollten sie entweder Vorkasse oder Ausweis. Ich wollte den Reisepass aus meiner Brieftasche (in der auch das Reservebargeld liegt) aus dem Topcase holen. Topcase geht nicht zu öffnen! Also habe ich auch kein Waschzeug und keine frische Wäsche für morgen. Toll!
Eine Pizzeria hatte noch auf. Eine Wahnsinnspizza verdrückt (na ja, gut eine halbe, das Ding war zwar saugut, aber riesig), Zwei Cola dazu, einen Espresso hinterher und dann in die Falle.
(Im Geldbeutel, den ich ja am Körper hatte, hatte ich noch genug Geld)
Heute am Sonntag nach dem Frühstück bei Tageslicht versucht das Topcase zu öffnen. Keine Chance.
Ich ließ mir durch Telefonate die Adresse von der ÖAMTC-Station geben, die mir gestern so geholfen hat, schaute bei der Domi nach dem Öl (kalter Motor). Ein halber Liter fehlt. Mein Ölvorrat, den ich immer dabei habe, war aufgebraucht, sodass ich einen Liter kaufen konnte - einen halben für die Domi und einen halben zur Auffüllung meiner Reserve.
Richtung St. Johann im Pongau gefahren. Domi stottert. Nicht dumm habe ich gleich auf Reserve geschalten - Domi schnurrt.
Tankstelle angefahren, getankt und nach Öl und einem Trichter gefragt. Öl ja. Trichter nein. Ihnen sind die Trichter immer gestohlen worden, sodass sie keinen mehr haben. Moppedfahrer sollen ihre eigenen Trichter dabei haben. (In Albanien habe ich auch Öl nachgefüllt, auch an einer Tankstelle, wortlos; aber mit einem Lächeln wurde mir ein Trichter gebracht. - Andere Länder, andere Sitten - trotzdem werde ich meine positiven Vorurteile betreffend Österreich beibehalten, betreffend Albanien hatte ich keine - nur Neugier. Was mir (uns) dort jedoch an Freundlichkeit und Hilfbereitschaft entgegenschlug ist (für mich) nicht zu beschreiben - außer vielleicht mit: unvorstellbar!)
Ohne Öl nachzufüllen (und zu kaufen) also weiter nach St. Johann. ÖAMTC gefunden. Der Engel von gestern war da und begrüßte mich. Ich zeigte ihm mein Malheur mit dem Topcase. Wer mer glei hom. Und wirklich, keine Viertelstund später war das Topcase auf und meine Brieftasche war drin (ich war vorher wirklich beunruhigt, ich hätte sie vielleicht woanders hingelegt und damit verloren und musste einfach zur eigenen Sicherheit das Topcase öffnen).
Auf jeden Fall fiel mir ein Stein vom Herzen.
Bei meinem ÖAMTC-Engel noch einen Liter Öl erstanden. Meinen Reserve-Öl-Vorrat aufgefüllt und den Domi-Ölstand im warmen Zustand überprüft. Es fehlte kein Öl!!!! Also, den halben Liter wieder dem ÖAMTC-Engel gebracht, nach Bischhofshofen gefahren und dort auf die Autobahn. Bis München noch verkehrswidrig (wirklich) kilometerlange Staus auf der Mittelspur (langsam fahrend) zeitlich abgekürzt und so gegen 13:45 war ich da. Von unterwegs noch Liane angerufen mit dem Ergebnis, dass die Spaghetti bei meiner Ankuft fertig waren.
Ich hatte das Glück, dass die Harley-Days am Faaker See zu ende waren und (wirklich) hunderte Harleys mit mir die Strecke teilten. Die sind so laut (vor allem die aus NL) - wir hatten eine richtige Gasse (bei der Menge Harleys traut sich kein Autofahrer zu zu machen. So bin ich mit den Harleys mitgeschwommen.
Warum mache ich bloß alles richtig?
Was ich bei der Tour gelernt habe:
Etwas Österreichisch und dass der Klaus, den ich ja kannte, mich völlig verblüfft hat, denn er ist ein unglaublich überlegter Mensch, immer (na ja fast immer) ruhig, immer nach einer Lösung suchend, ein excellenter Beobachter und unglaublich sensibel und verständnisvoll. Es sei denn, man kommt ihm dumm.
Mopped fährt er unglaublich unauffällig, als sei er mit dem Ding verwachsen, nahezu ohne zu Bremsen mit einer ziemlich hohen Durchschnitts-, weil Dauergeschwindigkeit. Er schaut beim Fahren aus wie Buddha auf seinem Lieblingssessel.
Über'n Wolf braucht man nicht viel sagen. Der ist wirklich irgendwo zwischen verrückt und besessen. Er erklärt seinen Kindern die Uhr folgendermassen:
Der kleine Zeiger ist zum Moppedfahren. Der große Zeiger zum Arbeiten und der dünne ganz große, der so schnell ist, der ist für Pausen.
Fotopause: zwischen 30 und 45 Sekunden. Pinkelpause: In Fotopause integriert. Trinkpause: bis zu 1,5 Minuten. Kaffepause (oder Eispause) bis zu 3 Minuten. Essenspause maximal 5 Minuten. Wobei es pro Tag maximal eine Essenspause, zwei Kaffeepausen, zwei (zusätzliche) Trinkpausen und ca. 326 Fotopausen gibt. Fotopausen deshalb so wenig, weil er ja alles filmt, sofern der Akku durchhält.
Der Gigl. So ziemlich der toleranteste, verständnisvollste, rücksichtsvollste Mensch den ich je kennenlernen durft.
Doch nur zum Österreichischen:
schohdern.
nennt man das lustvolle Befahren unbefestigter Wegsrecken. Entfernt verwandt mit unserem "Schotter-fahren", jedoch extremer.
Klaus-schohdern: gleichmäßig zügeiges Befahren von unbefestigten Wegstrecken; grundsätzlich so um die 35kmh, variiert jedoch - je nach Schwierigkeit zwischen 25kmh und 50kmh.
Wolf schohdern: ist dem Klaus-schohdern ähnlich, jedoch nachezu ausnahmslos stehend, nie unter 30kmh und selten über 60kmh. Schohdert nicht gern im Trockenen (weil's so staubt) mag nasse Strecken und liebt geradezu nasse Strecken bei Regen - je mehr, desto lieber und je schwerer desto lustvoller.
Gigl schohdern: Sehr unterschiedlich. Am Anfang sitzend, vorsichtig, konzentriert und nach einer Route suchend. Hat schnell gelernt. Am zweiten Tag erst sitzend flott und durchaus mit Selbstvertrauen, später stehend, auch mit durchdrehendem Hinterrad, gleichmäßig flott und - er glaubt's ja selber kaum - mit einem Grinsen. Liebt jedoch auch beim Schohdern Fernsicht, Trockenheit, blauern Himmel und Sonne.
Max shohdern: für mich schwer zu beschreiben. Wahrscheinlich ein bisschen war von allen (außer Wolf, vielleicht). Besondere Kennzeichen: Fährt nur in besonderen Ausnahmesituationen stehend. Liebt wie Gigl die Fernsicht, die Sonne, und vor allem die Trockenheit. Ist nicht der Schotterfreak und fährt Schohder nur, wenn es ihn zu besonderen Aussichtspunkten und zu besonders schönen Plätzen bringt. Schohdern um des Schohderns willen ist (zukünftig) nicht mehr sein Ding.
Mahlahd:
Abwesenheit der vollständigen Gesundheit, durch z.B. Unwohlsein, Überanstrengung. Nach Sturz von Zweirädern kann man sich durchaus mahlahd fühlen, auch nach einer Nacht, die man mit einem Sägewerksmitarbeiter teilt. Mahlahd ist man eigentlich immer, wenn man nicht topfit ist.
Wappler.
Gigl hat mir eine hochdeutsche Übersetzung gegeben: Dumpfbacke.
Wobei Gigl ein Mensch ist, der soviel Verständnis für andere Menschen hat, dass er eine Weltreise unternehmen könnte, ohne jemals auf einen Wappler zu treffen.
Haberer:
Mindestens Freund. Eher guter Freund, oder sogar bester Freund.
Du bist a echter Haberer ist wahrscheinlich das größte Kompliment, das man von einem Ösi bekommen kann.
Jetzt bin ich doch ins Plaudern gekommen.
Eigentlich wollte ich gestern zu Hause sein.
Heute alles aufräumen, waschen (lassen) und das WoMo fertig einräumen.
Morgen den Ducato nach Neuburg bringen und die Domi auch und sie reparieren zu lassen (durchsehen, Karosserie-Klappern beseitigen lassen und Tachowelle (ist schon bei der Tour mit ryna kaputt gegangen).
Und am Dienstag wollten wir (Liane und ich im Wo Mo mit der GS) nach Süden fahren um uns mit Pascal zu treffen.
Pascal sein Tiger ist auch mahlahd und ich muss warten, bis der Duc fertig ist um ihn holen zu können um dann - so bald wie möglich - Pascal und (hoffentlich) Andrea zu treffen.
Irgendwie fällt mir dazu Kurt Tucholsky ein, der mal geschrieben hat:
Meine Sorgen möcht ich haben!