...aber jetzt will ich mal mit dem Bericht weitermachen
4. Tag: Donnerstag - Hilfe von allen Seiten
Es ist zwei Uhr, immer noch dieselbe schlaflose Nacht. Ich telefoniere mit Freunden, die gerade auf der Nachbarinsel Krk Urlaub machen. Welch ein glücklicher Zufall, denn sie sind mit dem Auto unterwegs und können die Verletzte am nächsten Vormittag aus dem Krankenhaus abholen und zu mir ins Hotel bringen. Außerdem haben sie noch Platz im Auto für den Rücktransport von unnötig gewordenem Gepäck.
Ein paar Stunden kann ich dann doch noch schlafen. Am Morgen sitze ich beim Frühstück im Hotel. Das Hotelpersonal ist rührend um die Ereignisse besorgt, offenbar hat es sich herumgesprochen, dass in der Nacht verunfallte Motorradfahrer im Hotel gestrandet sind. Ich bekomme Hilfe angeboten, die wir später noch in Anspruch nehmen. Es ist beruhigend, dass man nicht im Stich gelassen wird, wenn man auf Hilfe angewiesen ist. Hier sprechen alle gutes Englisch, sodass die Verständigung kein Problem ist.
Ich verbringe den Vormittag alleine in der Bucht der Stadt Cres. Außer warten kann ich nichts tun, auch wenn ich gerne würde. Immerhin stelle ich fest, dass das Hotel, in dem ich gelandet bin, sehr günstig liegt: vom Hotelzimmer sind es gerade mal 20 Meter bis zum Meer. Von dort führt in beide Richtungen ein kilometerlanger Promenadenweg an der Küste entlang, an der es auch einige Strände gibt. Schön, sieht aus wie im Urlaub!
Ich bekomme die Nachricht, dass die Abholung aus dem Krankenhaus wie geplant geklappt hat. Noch die Fähre von einer Insel zur andere nehmen. Endlich mal kein Regen, also schwinge ich mich aufs Mopped und fahre den Freunden entgegen, um sie zum Hotel zu navigieren. Eine gute Gelegenheit, vom Fahrtwind die Klamotten trocknen zu lassen. Mit Erfolg.
Am Nachmittag sind wir zu viert im Hotel vereint. Während sich die Verletzte eine Dusche und frische Kleidung gönnt, lass ich mich von einem Freund zum Fährhafen bringen, wo immer noch das verunfallte Moped steht. Es ist fahrbereit, hat nur ein paar Kratzer. Aber es fängt wieder an zu pissen. Mittlerweile habe ich mich ja daran gewöhnt. Also fahre ich die 30 Minuten durch den Regen zum Hotel. Diesmal habe ich immerhin Tageslicht und sehe etwas von der Strecke, die am Abend zuvor in Dunkelheit und Nebel gehüllt war. Die Klamotten sind wieder feucht, zu allem Überfluss nun auch das Helmpolster, weil ich vergessen hatte, die Lüftungsschlitze zu schließen.
Zurück im Hotel beginnen Telefonate mit der Schutzbriefversicherung, um den Rücktransport zu organisieren. Einige Anrufe, immer wieder warten auf Rückrufe, lange Telefonate. Mein Notizbuch war von nun an mein ständiger Begleiter. Wir beginnen damit, uns um Vollmachten, Atteste und andere Formalitäten zu kümmern. Schreiben wird zu meiner Aufgabe, was mit dem gebrochenen Arm unmöglich geworden ist.
Der Frust wird am Abend mit gutem Essen, Wein und Sljivovica bekämpft.