Tag 12
An diesem Tag sollte nun mein Reifen gewechselt werden und ich war froh darüber, denn das Profil meines hinteren Pneus konnte mich nicht mehr zufriedenstellen. Aber ich wollte unbedingt mindestens noch zwei bis drei Touren fahren. Und eine davon sollte mich nach Frankreich zu einem landschaftlichen Leckerbissen, besser Augenschmaus, führen.
Nun nimmt man es hier in den spanischen Pyrenäen mit den Geschäftszeiten nicht so genau. Deshalb wurde ich gebeten, mich am Montagetag so gegen 16.00 Uhr bei der Werkstatt einzufinden. Nur schon mal vorneweg: der Inhaber, der auch der einzige Monteur war, tauchte vollkommen tiefenentspannt und ohne jede Entschuldigung auf den Lippen erst gegen 16.30 Uhr auf. Aber was macht es, man ist ja im Urlaub (keine Ironie!).
Bis dahin galt es aber, den Tag zur weiteren sinnvollen Reduzierung der Reifenprofiltiefen einzusetzen. Mein Plan sah also eine klitzekleine Tour in den Norden vor. Beginnen wollte ich mit einer laut Karte schmalen Straße, die in dem wohlbekannten Ort Cajigar ihren Anfang nimmt und nach Osten führt. Ebenfalls auf der Agenda stand der kleine Ort Iran, dessen Ortsschild der Maxmoto auf seinem Avatar präsentiert. Und zu guter Letzt wollte ich mir noch eine weitere One-Way-Strecke antun, das Vall Fosca, an dessen Endpunkt ein Stausee auf die Erkundung wartet.
Zu Beginn also die Straße zwischen Cajigar und der N230 über Claravalls gefahren.
Im weiteren Verlauf der schönen und flüssigen N230 nach Norden folgend, stoppte ich kurz in Sopeira für diese Aufnahmen.
Der Abstecher nach Iran erwies sich unmittelbar vor Ort aufgrund von Straßensperrungen als unerwartet problematisch, so dass ich schweren Herzens meinen Plan aufgab. (Sorry Max, ich hätte dir gern ein frisches Ortsschildfoto mitgebracht

Um von hier aus in das Vall Fosca zu gelangen, nutzte ich die durchaus reizvolle N260 als Querverbindung. Vorbei an Orten wie Viu di Llevata und über den Coll de la Creu de Pervers, sodann nach Senterada um dort nach Norden abzubiegen, das Tal fest im Blick. Im Tal selbst schlängelt sich die Straße mit leichten Steigungen gen Norden und durchschneidet mehrere kleine Ortschaften.
Irgendwo im oberen Verlauf der Strecke passierte dann dies: ich fuhr aus einer kleinen Ortschaft durch eine sanfte nicht einsehbare Rechtskurve heraus und bevor ich beschleunigen konnte, erschrak ich und verzögerte das Moped energisch bis zum Stillstand. Denn vor mir auf der Fahrbahn türmte sich etwas Unbekanntes bedrohlich auf. Zum Stillstand gekommen erkannte ich in der Bedrohung einen ausgewachsenen Geier, der sich zudem von meiner überraschenden Ankunft völlig unbeeindruckt zeigte. Meine Güte, wow, was für eine Begebenheit. Ich schaute den Geier an, er oder sie schaute mich an. Das Tier rührte sich kein Stück und ich erkannte meine unglaubliche Chance für ein supergeiles Foto. Allerdings stand ich, wie schon erwähnt, am Ausgang einer uneinsehbaren Rechtskurve und auch wenn hier offenkundig kein reger Verkehr herrschte, so war mir die Situation dennoch nicht ganz geheuer und ich fingerte einerseits nach meiner Kamera im Tankrucksack und versuchte andererseits, meine Warnblickanlage zu aktivieren. Das alles in allergrößter Ruhe, ohne jede hektische Bewegung und ohne den Blick von dem großen Vogel abzuwenden. Wann kommt eine solche Chance jemals wieder? Und der Geier zeigte die ganze Zeit über keinerlei Aktivitäten. „Gut so, halte still, ich bin gleich soweit, nur noch ein paar Sekunden und ich habe die Kamera draußen.“ ging es mir durch den Kopf und der Geier hörte auf mich, hörte auf mich bis zu dem Moment, …................in dem ich statt den linken Blinkerknopf für das Warnblinklicht den kurz darüber angeordneten Schalter für die Hupe erwischte.
Der Hupton war wie immer kräftig und laut, so kräftig und so laut, dass selbst ein bis zu diesem Moment völlig unbeeindruckter Geier aufschreckt und auf die für ihn typische Art und Weise die Flügel aufspannt, unbalanciert zur Seite hüpft, um kurz darauf an einer ausreichend weitläufigen Stelle in die Lüfte aufzusteigen.
Die Fotochance des Urlaubs, nein des Jahres, hatte ich doch tatsächlich verpatzt. Der Frust darüber verließ mich nur sehr sehr langsam.
Ach übrigens: es kam natürlich kein Auto!!!
Der an und für sich schöne Seeblick am Endpunkt des Tales...
...konnte mich selbstverständlich ebensowenig versöhnen, wie die daran anschließende Weiterfahrt aus dem Tal heraus nach Süden, gefolgt von dem Alt de Moncòrtes, der sich im Osten auf meiner Route anschloss. Auf dem Weg zur N260 ein rascher Blick auf Perames
Kurz darauf dann tiefe Einblicke
und zurückgewandt noch einmal Perames
Der Reifenwechseltermin näherte sich unaufhaltsam und so ging es ohne Zaudern und Zögern über die N260 rasch in Richtung Süden, vorbei am Pantà de San Antoni, einem Stausee nordöstlich von Tremp. Einen kurzen Fotostopp musste ich angesichts dieses Panoramas bei nochmaligen Befahren der C1311 westlich von Figols de Tremp einlegen.
Kurz vor Benabarre an der N230 wurde ich erneut zum Halt gezwungen, denn die Silhoutte des Castillos musste abgelichtet werden.
Die Montage des Reifens ging dem Werkstattinhaber ruhig, besonnen und mit Vorsicht von der Hand. Interessant für mich war dabei der Montageaufbau für das Auswuchten des Rades. Gewöhnt daran, dass die Reifen in eine Maschine eingespannt und elektronisch ausgewuchtet werden, konnte ich hier nun erstmalig die händische Variante bewundern. Über den Eintrittspreis für diese Lehrstunde verliere ich hier mal besser kein Wort. Aber ich war ja letztlich selber schuld und werde künftig auf solche grenzwertigen Kalkulationen der Lebensdauer meiner Reifen verzichten
Motoplaner: Tag 12