Mittwoch am 16.Sept. 2015
Die vorsatellistische Abhöranlage oder was die Amis so alles hinterlassen.
Aufhänger:
Ein Gedicht aus meiner Kindheit:
Eine Frau spuckte auf einen Gang
Was ihr auch sehr gut gelang
Sie rutschte aus und brach sich ein Bein
Strafe muss sein.
Und nur ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert:
Also, der Ryna und der Frank müssen ganz schön garstig zu ihren Mädels gewesen sein, denn sie durften heute nicht mit zum Baden und wurden zum Moppedfahren verdonnert.
Darum haben wir uns für 10:30 in Oschiri verabredet.
Wir waren zu früh und ich hab das Mopped auf einen Platz vor der Kirche abgestellt und wir sind so 30m weiter in eine Bar gegangen um unser zweites Frühstück einzunehmen.
Auf einmal sah ich, wie zwei Italiener wild gestekulierend und mit den Armen fuchtelnd neben meinem Mopped standen und in meine Richtung winkten.
Ich ging also hin.
Ein Schwall stark sardisch eingefärbtes Italienisch empfing mich aus dem ich schließen konnte, dass ich das Mopped woanders hinstellen soll.
Also… parken in Italien und dann regen die sich wegen einem Mopped auf, das wirklich niemanden stört. – Aber ok, bevor es heißt, die unbelehrbaren Deutschen… parkte ich das Mopped woanders (es war schwierig, denn alles war vollgeparkt).
Ich ging zurück zu Cappu und Liane.
Auf einmal infernalischer Lärm. Die Kirchenglocken fingen an zu Bimmeln. Schrill, hell, durchdringend und gut 10 Minuten lang.
Kaum war Ruhe eingekehrt, kam der Priester (nein, nicht der Armin, ein richtiger) mit zwei Ministranten und dem Mesmer, der ein Kreuz trug aus der Kirche.
Dann kam Ryna und Frank und ich wurde abgelenkt.
Ryna und Frank haben den Mädels, die sie nicht zum Baden dabei haben wollten und sie stattdessen zum Strafmoppedfahren geschickt haben, aber auch eins ausgewischt.
Fahren wir doch auf den Monte Limbare auf dessen Gipfel (na ja fast Gipfel) eine alte, verlassene ziemlich große amerikanische Lauschanlage steht.
Wenn das die Mädels rauskriegen, dann werden sie aber ganz schön traurig sein, denn das hätte sie sicher brennend interessiert – noch dazu, wo man darauf gefühlt 3.000 Kurven und 1.000 Serpentinen fahren darf.
Warum sind die Mädels auch so streng zu Ryna und Frank???? - Das haben sie jetzt davon.
Also Ryna und Frank bestellten sich auch Cappuccino und belegte Brötchen.
Mitten unterm Essen wurde es auf einmal um uns leer. Die Menschen verließen die Tische und die Geschäfte und Kneipen (auch unsere) verriegelten die Eingangstüren mit stabilen Gitten.
Wir drehten uns um: Da kam der Mesmer mit dem Kreuz, dahinter der Priester und dann ein geschmückter Leichenwagen und dann Trauernde.
Wir ließen Helme Helme sein, Moppedjacken Moppedjacken und versteckten uns hinter ein paar Autos auf dem Platz.
Die Menschen in den vergitterten Geschäften bekreuzigten sich, als der Leichenwagen vorbei fuhr und dieser hielt kurz vor der Stelle, an der ich mein Mopped geparkt hatte, vier Männer trugen den geschmückten Sarg genau an der Stelle vorbei, an der es mal stand – hinein in die Kirche.
Wir setzten uns wieder und frühstückten zu Ende, denn alle Gitter wurden wieder geöffnet, und die Straße bevölkerte sich langsam, genauso wie unser Café.
Irgendwie war’s aber etwas gespenstisch, denn hinter dem Sarg gingen keine 20 Leute, die dann auch alle in die Kirche gehen.
Der Blumenschmuck auf dem Sarg und der Blumenschmuck im Leichenwagen ließ andererseits auf eine hochgestellte Persönlichkeit schließen.
Wie auch immer, wir zahlten und strebten höherem zu.
Dem Monte Limbara und seiner Abhörstation.
Die Strecke war für sardische Verhältnisse normal kurvig bis zur Abzweigung auf den Berg. Ab da war Kurve an Kurve, nur von Serpentinen unterbrochen (schlimmer hätte sie Strafe der Mädels nicht mal theoretisch ausfallen können). Aber die beiden (Ryna und Frank) schienen wirklich eingesehen zu haben, dass sie die Strafe verdienten, denn oben angekommen grinsten sie um die Wette.
Wir drei Männer besichtigten nun, was die Amis vergessen haben und Liane wartete im Schatten auf uns.
Sie hatte heute wieder Knie und wir beide sind heilfroh, dass sie als Sozia hinter mir völlig schmerzfrei ist.
Nachdem also meine Fotogräfin pausierte, müsst ihr Euch, bezüglich dieses geschichtsträchtigen Monuments mit meinen Bildern zufrieden geben.
Wär schön, wenn ryna noch welche einstellen würde, vielleicht auch vom Frank, denn die beiden haben zusammen bestimmt 400 Bilder gemacht und da muss ja was brauchbares dabei sein.
Wir fuhren dann noch zu der modernen abgesperrten (militärisches Sperrgebiet) Station hoch, sahen ein original Wolf-Straßerl und verweilten am Rückweg noch ein paar Minuten bei der schwarzen Madonna bevor wir uns zu Gelati, Cola und Cappuccino auf den Weg zum schönen Städtchen „Tempio Pausania“ aufmachten.
So richtig gestärkt gab es noch eine herzliche Verabschiedung, denn Ryna, Frank und die Mädels bleiben in Cala Gonone, wir an der Westküste, deren Mitte und Süden wir noch erkunden wollen.
Die Station schaut (also rein optisch) ein wenig der Station am „Croce Domini“ ähnlich und ich muss (obwohl ich das Teil schon irgendwie faszinierend finde, noch nen Satz los werden.)
Da bauen unsere Freunde zu ihrer und unserer Sicherheit, wenn man den Worten Glauben schenkt, in einem fremden Land eine riesige Anlage auf und wenn die Technik überholt ist, ziehen sie ab und überlassen es der Natur oder wem auch immer, sich um die Schrottentsorgung zu kümmern.
OK, die Sarden lassen’s wie’s ist und werden es in 50 Jahren unter Denkmalschutz stellen und Eintritt verlangen.
Wenn einer sein defektes Auto einfach stehen lässt, die Nummernschilder abschaubt und es aus Kostengründen abmeldet ist das natürlich was ganz anderes. Ist ja privat – nicht militärisch.
Sorry, aber das musste raus.
Und hier die Bilder des Tages.
So habe ich vor der Kirche geparkt
Die Kirche von innen
Der Kopf erinnert mich ganz stark an Michel Piccoli
Der mit dem Navi fährt vor – die anderen folgen
Unterwegs ist das Navi zweitrangig
Die „Amistation“ oder „Vergänglichkeit“
Küche
Bar
Tigerdomteure
Der Delphin aus Stein
Die schwarze Madonna (im wahrsten Sinn des Wortes)
Seltenheitswert. Ryna beim Laufen (gehen)
Max kann seine Ausbildung als Ballettratte nicht verleugnen
Durcheinander
