Das Gailtal war ziemlich sonnig. Die Berge ringsrum, also auch die Straniger Alm, allerdings in Wolken. Schade, denn die wollte ich Liane eigentlich zeigen. Grundsätzlich war’s Richtung Westen heller als Richtung Osten.
Also auf nach Westen. Kötschach, rechts weg in Lesachtal Richtung Lienzer Dolomiten. Die Straße zwischen Kötschach und Sililan beginnt nicht sehr breit, mit holprigem Teerbelag und irgendwie eigenwilligen Kurven. Vielleicht lag‘s an mir, aber bis ca. Luggau konnte ich die Kurven nicht richtig rund fahren. Dann gings besser. Zwischen Luggau und Sillian liegt der Karnische Sattel. Der ist richtig schön und schön zu fahren. Belag, Kurven und Serpentinen sind einfach stimmig. Der Verkehr heute an Maria Himmelfahrt (Ferragosto in Italien) war weniger angenehm. Grundsätzlich sollte man an solchen Tagen die größeren Straßen meiden. Die kleinen Bergstraßen haben zwar auch mehr Verkehr als sonst, aber die meisten Ausflügler fahren irgendwo hin (ins Grüne zum Picknicken oder auf eine bewirtschaftete Alm oder in ein Ausflugslokal), sodass sich der fließende Verkehr in Grenzen hält. Manchmal fließt der Verkehr auch gar nicht, weil eine Prozession Vorfahrt hat.



Bei einer solchen Prozession ist Liane aufgefallen, dass die ganzen Heiligen, die da rumgetragen wurden den Blick nach hinten gerichtet, getragen wurden. Deshalb stieg sie vom Mopped und fragte einen Uniformierten Offiziellen.
„Sie blicken auf das Allerheiligste, das bei Prozessionen immer zum Schluss getragen wird“, erläuterte er. Ich hab’s (trotz 7 Jahre Klosterschule) nicht so ganz kapiert. Also Jesus war (ist) heilig, einige besondere Menschen sind in den Stand der Heiligen berufen worden, dann muss es aber noch was heiligeres geben und dann noch das Heiligste und (siehe Prozession) das Allerheiligste. Das nur so am Rande, weil ich mit zunehmendem Alter vor immer neue Rätsel gestellt werde. – Will aber weder eine Glaubendiskussion, noch einen Glaubenskrieg entfachen.
In Innichen haben wir pausiert. Ein wirklich empfehlenswertes Café mit einer unglaublich vielseitige Karte (mindestens 15 Sorten heiße Schokolade, mindestens ebensoviele Teesorten, fast soviel Kaffeesorten, leckere Eisbecher und fast himmlische Bruscette). Im Zentrum an einem großen gebührenpflichtigen Parkplatz.

Innichen – Richtung S. Stefano die Cadore bis kurz hinter den swingend zu fahrenden Kreuzbergsattel, dann rechts auf kleinen, kurvigen Sträßchen Richtung Auronzo die Cadore, das an einem smaragdfarbenen See liegt.




Nach Süden Richtung Lozzo di Cadore bis es links im ca. 120° Winkel nach Piné und weiter nach Osten über Sella Ciampigotto zum Sella Razzo führt. (ich mag das Wort nicht, aber mir fällt keine passenderes ein: Ein geiles Stück Straße).



Über den smaragdfarbenen Lage de Sauris (links rum durch die Tunnelstrecke, denn über den „Passo de Pura“ sind wir ja erst kürzlich gefahren) nach Ampezzo


Und dabei ist es gar keine Adventure

Keine Ahnung, aber schön

Weiter über Enemonzo nach Norden um die Hauptstraßen zu umgehen nach Ovaro.
In Ovaro geht’s zum Zoncolan. Wenn man den Schildern Zoncolan folgt, ist in einer Linkskurve eine Kneipe (in der hatte ich mit reini1982 ziemlich gut gegessen) und festgestellt, dass die eine Vielzahl warmer Pannini (praktisch Baquette, wie der Bayer sagt), anbieten. Liane eines mit Rohschinken, Artischoken und Mozzarella, ich eines mit Spanferkel, Mayo und Pilze. Dazu ein Cola und ein kleines Bier für Liane, danach noch je einen Cappuccino. € 16,60! Kann man vor allem der Qualität wegen, aber auch der Preise wegen weiterempfehlen. Es heißt: Matoga Café!

Liane wollte heute nicht den Zoncolan, sondern die Panoramico del Vette auf dem Heimweg mitnehmen. Also sind wir sie gefahren. Diesmal andersrum wie beim letzten Mal und ziemlich vorsichtig, denn es war schon halb 5 (16:30) und viele Feiertagsausflügler kamen uns entgegen. OK, das ist normal und, wenn jeder auf seiner Seite fährt und ein wenig vorsichtig ist und auch ein bisschen Rücksicht nimmt: Kein Problem.





Das Problem kam oben. Besser gesagt der dicke Hals. Ich fuhr gemütlich auf eine A-Klasse auf und konnte nicht überholen. Kurz drauf diese A-Klasse auf einen Audi A3. Wenig später der A3 auf einen Dacia, der hinter einem Fiat schlich.
Bei der ersten Ausweiche lies mich die A-Klasse vorbei, bei der nächsten der A3. Der Dacia, der hinter dem Fiat schlich – sie fuhren wirklich ab und zu mal 20kmh, meistens zwischen 12 und 15kmh. Keine Chance vorbei zu kommen. Und es ist nicht ganz einfach auf einer (zugegeben leichten) Schotterstrecke ohne Randsicherung zu zweit mit etwas Gepäck mit 12 – 15kmh hinter einem Auto herzufahren, das in jeder Kurve zusätzlich bremst.
Und das sind ein paar km, die sich mit immer dicker werdendem Hals ziehen.
Ich geb’s zu. Es war nicht vorschriftsmäßig aber bei der letzten Schotterserpentine, da wo der Schotter in Teer übergeht, habe ich den Dacia innen überholt. Es war eine Rechtsserpentine und ich bin einfach innen auf dem Gras die Abkürzung gefahren, weil ich sah, dass ich nach dem Gras auf dem Teer richtig Grip habe. Der Fiat vor mir (er hatte die Außenspiegel eingeklappt) musste in der nächsten „Linksausweiche“, also eine Stelle zum Anhalten für die entgegenkommenden Fahrzeuge dran glauben.
Adrenalinausschüttung vorbei, Blutdruck normalisiert, Hals schwillt ab. Gemütlich rund runtergefahren Richtung Sutrio – Plöckenpass – Kötschach.
Mittlerweile war es 18:30 und die Geschäfte, die heute von 15:00 bis 18:00 Uhr auf hatten, waren natürlich zu. Erstmal getankt und dann Richtung Campingplatz, Richtung Osten Richtung Hermagor.
Wie ich das so fahre und schaue, sehe ich blauen Himmel, keine Wolken und im Rückspiegel die tiefstehende Sonne.
Die Straniger Alm war wolkenfrei. Wir hatten nichts eingekauft und das Abendessen wollten wir nicht ausfallen lassen. Als ich das vorletzte Mal (war auch das erste Mal) auf der Straniger Alm war, war es mit Wolf und reini1982. Wolf hatte ein kurzes, freundliches Gespräch mit der Wirtin und sagte später, dass die Leute so freundlich sind, dass wir da mal Pause machen und einkehren müssen. Wolf, wir haben Deinen Vorschlag umgesetzt. (Einmal war ich (damals am nächsten Tag mir reini1982 dort, aber da haben wir nur schnell was getrunken, weil Regen aufzog und wir es fast trocken bis in unser Hotel geschafft haben).
Also heute Wolfs Vorschlag umgesetzt und wahninnig freundlich bewirtet worden. Das ist insofern nicht selbstverständlich, weil – wie uns die „Inge“ sagte. Seit 6:00 Uhr früh „Full House“, Feiertag – 100te Italiener (etwa 40 Biertische mit Bänken wurden gerade abgebaut). Außer uns waren vielleicht noch 12 Gäste da. Wir haben deftige Kasnudeln mit Salat und Fleischnudeln mit Kraut gegessen, Liane ein Weißbier und ich eine wunderbare selbstgemachte Holunderschorle. Wir wissen auch, dass im Moment alle Zimmer ausgebucht sind, aber dass man dort oben grundsätzlich auch übernachten kann. Muss ein Erlebnis sein.
Um 20:20 Uhr haben wir die Heimreise angetreten und ich war froh, dass ich an der GS Zusatzscheinwerfer habe, die die ersten Meter ziemlich gut ausleuchten, denn im Wald war’s schon fast stockdunkel.
Auf dem Weg zu Straniger Alm

Liane auf der Straniger Alm unter dem Schild "Stützpunkt Obergailtal"

Lianes wohlverdientes Weißbier

Alles in Allem: Ein Traumtag.
Freitag am 16.08.2013
Wir wollten heute nach Hause fahren und am Heimweg bei Gmünd einen Parkplatz suchen, das Mopped rausholen, die Nockalmstraße auf die Turracher Höhe fahren. Aber als wir festgestellt haben, dass die Idee des motorisierten Ausflugs noch andere hatten und es auch auf den Nebenstraßen ziemlich zuging, haben wir umgeswitcht und sind gleich nach München durchgefahren.
Schee war’s und wir hoffen, es hat Euch auch gefallen, uns zu begleiten.