Chihuahua 19

Reiseberichte aus Nord, Mittel und Südamerika
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DirkS
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Registriert: Mittwoch 14. Februar 2018, 13:08
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Re: Chihuahua 19

#25 Ungelesener Beitrag von DirkS »

Coole Sache... DD Bleibt spannend..... :Ju:
Grüße, Dirk

#nos vemos en la carretera

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C_B_
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Re: Chihuahua 19

#26 Ungelesener Beitrag von C_B_ »

The Porch

Nun ist es Zeit in die Bar zu gehen und sich unter die coolsten Typen unter der glutheissen Sonne zu mischen. Ich bin verschwitzt und staubig – aber Kölnisch Wasser und Make up sind hier sicher nicht erwünscht ... ! Knarrzend öffnet sich die Tür und ich trete ein ... es fühlt sich an als sei der Saloon plötzlich verstummt und sämtliche Augenpaare auf mich gerichtet ... .

Au Backe – da habe ich was fehleingeschätzt ...! Denn entweder hab ich mich an der Tür geirrt oder ich muss das nächste Mal die Gegebenheiten doch besser recherchieren ... . Der Raum war ganzheitlich besetzt mit Senioren in feinstem Golf-Karo-Chic... und im Hintergrund spielte leise Piano-Musik. Ich war so falsch und unpassend wie ein Fuchs im Hühnerstall ... oder war es das Huhn im Fuchsbau? Dies ist eindeutig eine Ü70 Angelegenheit.

Was eine Pleite ... . Ich habe keine Erklärung – aber ich hatte irgendwo gehört dass auf der Terlingua Ranch die aufgestellten Typen rumhängen ... .

Schnell ein kaltes Getränk an der Bar – immer unter den argwöhnischen Blicken der anderen Gäste ... . Die schreiben in ihren Reiseberichten im No-No-Nanette-Forum vermutlich ungefähr sowas:
... der Afternoon-Tea mit Bisquit auf der Ranch war ein Class-Akt - aber das abgerissene Publikum was dort zuweilen bewirtet wird ...

... tun wir einfach so als hätten wir es nicht gesehen ...
Wie sind die überhaupt hier hingekommen ...? Über die sandige Piste?!

Oh nein – ich sehe nun der Weg zum Ort Terlingua ist als Strasse bestens ausgebaut und asphaltiert. Da muss ich also definitiv falschen Informationen aufgesessen sein ... .

Zumindest bin ich mal an der Ranch gewesen und kanns abhaken. Auch die Strecke aus dem National Park heraus zur Ranch. War zu der vorangeschrittenen Stunde auch sinnvoller als noch sehr spät am Nachmittag die Old Ore Road im Park zu fahren. Das mache ich dann auf jeden Fall morgen ... ich habe ja noch einen ganzen Tag Zeit bevor ich die Jungs an der Grenze treffe. Alles gut!

Schnell ins Hotel eingecheckt und weiter zur „Porch“, der grossen Veranda des örtlichen General Stores und des sogenannten Starlight Theatres. Dort findet man zumindest viele coole Leute – und es ist wirklich egal ob normal cool oder ober-cool ... auf der Porch sind (fast) immer unkomplizierte Leute. Im alten Theater ist neben einer Bühne für Live-Musik auch ein Restaurant mit dem Terlingua-Chili als Aushänge-Dish - was sonst!

Bild

Der Laden war wie oft proppenvoll und es war eine Wartezeit angesagt. Diese verbringt man auf der grossen Veranda wo man schnell Anschluss findet. Ich war noch nicht ganz vom Mopped abgestiegen da wurde ich auch schon von Dave und Matt aus North Carolina angesprochen. Die Sertao hat ja ein recht markantes Farbschema und ist in USA nicht oft verkauft worden. Da gibt es genug drüber zu schwatzen. Dave und Matt waren auch hier zum moppedfahren, sie wollten die zahlreichen off road Pisten der Umgebung unsicher machen. Es gesellten sich im Anschluss noch ein paar mehr Leute zu und es gab einen grossen Tisch drinnen im historischen Gemäuer für die neu zusammengewürfelte Truppe.

Bild

Im Laufe des Abends wurde dann beschlossen, dass der gesamte Tisch morgen zum ‘Top of the World‘ fahren wird. Jemand Namens ‚Bob‘ (welcher nicht zugegen war) kenne den Weg und werde die Truppe dorthin führen.

Das klang verlockend, passte aber nicht genau in meinen Plan. Ich musste doch die Old Ore Road drüben im Park nachholen - hatte heute ja nicht mehr geklappt. Andererseits muss man im Urlaub gar nichts müssen! Die Old Ore kann ich irgendwann immer noch machen - zum Big Bend kommt man öfter mal. Die nächsten Male werde ich sicher auch bevorzugt mit der Sertao hierher zurückkehren. Die technischen Off-Road Anforderungen der Piste zum Top of the World seien auch nur moderat - meinte Dave ... und “die Tour sei etwas, was man nicht alle Tage mache ... “ - lange Rede kurzer Sinn, man hatte mich halb überzeugt, mit der Truppe zu dem ‚Top of the World‘ zu fahren ... was immer das auch wieder sei - konnte nämlich keiner so richtig erklären ... .

Hundertprozentig überzeugt den Park dranzugeben war ich zwar noch nicht – aber die Jungs hatten Recht; wann hat man schon mal die Gelegenheit mit ortskundiger Führung im Hinterland unterwegs zu sein?

Die Strecke der letzen beiden Teile (inkl. Terlingua Ranch)
https://kurv.gr/tHvEn" onclick="window.open(this.href);return false;

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maxmoto
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Re: Chihuahua 19

#27 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Manchmal kommt es anders, als mann denkt.
Manchmal denkt mann, und dann kommt nix.
Manchmal kommt was und mann denkt: das hätt ich jetzt garnet denkt.
So kommt mir Deine abenteuerliche Tour vor.
Und die Atmosphäre im Starlight-Theater mit der "Wäscheleine" auf der die luftdurchlässigen Männer-Lendenschurze hängen ...
die gefällt mir.
Make so wider. :D
maxmoto
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Noggi
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Re: Chihuahua 19

#28 Ungelesener Beitrag von Noggi »

Hallo Christian

Spannende Geschichte, ich stelle mir dauernd das Bild in der Bar vor. :LoL: :LoL: :LoL:

Freu mich auf die Fortsetzung. DD
Gruss aus der Schweiz

Bruno

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C_B_
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Re: Chihuahua 19

#29 Ungelesener Beitrag von C_B_ »

Hasenpfeffer mit Selleriesalz

Dieser Morgen fing entspannt an. Grosse Abfahrt mit Bob war für 10:00 Uhr angesagt – das macht die Truppe doch schon mal sympathisch. Da hat man glatt noch Zeit für ein richtiges Frühstück in der Tankstelle. Die Tankstelle ist zentral gleich an der grossen Abzweigung. In jede Richtung ist es weit zum nächsten richtigen Ort. Fast jeder hält dort, ob nun zum Tanken oder für eine letzte Besorgung. Entsprechend geht es dort zu. Man sollte sich einfach dort mal einen ganzen Tag nur auf die Bank setzen um dem eifrigen Treiben dort zu zuschauen. Hier treffen sich Urlauber und Reisende aller Disziplinen; Kayaker, Wanderer, Mountain Biker, Rafter, Camper, Golfer, Übersee-Touristen, Jeep-Fahrer und natürlich auch Motorradfahrer in allen Formen: Sportbiker mit ihren Rennverkleidungen, Cruiser auf Harleys, Tourenbikes, natürlich GSs in allen Variationen aber auch die echten Dirt Biker mit ihren Maschinen ohne Strassenzulassung – das sieht man hier offenbar nicht so eng.

Nach einem deftigen Frühstück in der Tankstelle ging es dann zum vereinbarten Treffpunkt - einem RV-Park am Ortsausgang.
Ich war sogar etwas zu früh dort, aber es hatten sich schon ein paar Bikes eingefunden. Dort war auch Dave, der gestern die Einladung ausgesprochen hatte und machte seine Honda reisefertig.


Bild

Während eines Schwätzchens kam auch Bob hinzu, ging geradewegs auf mich zu und musterte mein Mopped ... „Wie ... mit dem dicken Ding willst du mit uns mitfahren ...?“ und schüttelt den Kopf ... er glaube nicht dass das das richtige Gerät sei – zu dick und zu schwer ...! – öhm ... Dave hatte doch gesagt die Strecke wäre nicht schwierig ...?!
- „Dave hat keine Ahnung ...! Mit dem Ding kann man nicht zum Top of the World ...!“

Tja, das klärte dann auch die immer noch latent im Hinterkopf währende Debatte ob ich nicht doch lieber in den Park fahren solle ... .

- „dann fahre ich wohl heute in den Park ...“

... aber Bob lenkte ein und sagte wir können ja erstmal gucken wie es so läuft ... . Umdrehen und in den Park fahren könne ich dann ja immer noch.

Also los ... auf zum Top of the World … zunächst etwas rauhere Schotterpisten im Hinterland nördlich von Terlingua. Alles noch recht ok zum fahren ... hatte Bob da etwa masslos übertrieben?

Während eines Päuschens hab ich dann mal vorsichtig gefragt wann die schweren Stellen kommen ...

Bild
die Piste

„Die kommen noch ...“

Na Klasse, wir haben in der Zwischenzeit lediglich gute zwei Dutzend Abzweigungen genommen, die etwa alle gleich aussahen. Da war ich mir nicht sicher ob ich den Weg zurück wieder finden würde ... . Bei einem vorzeitigen Aus muss ich dann wohl warten bis die Truppe auf dem Rückweg wieder vorbei kommt ...

„... wir kommen hier auf dem Rückweg nicht vorbei weil wir einen anderen Weg zurück nehmen ...“, ergänzte Bob ...

... und so kams ... die Wege gingen nun auf und ab, stellenweise recht steil – da musste man mit Schwung rauf ... zunehmend wurde aus dem Schotter nun faustdickes Gestein und dann stellenwweise pampelmusengrosses Geröll ... macht das mit dem Schwung schwierig. Auf den dicken Steinen sprang mein Hinterrad wie ein Ping-Pong Ball ... .

„Da müssen wir Luft rauslassen ...“, bestimmte Bob ... und hatte damit vermutlich Recht, der Luftdruck war vorschriftsmässig für die Strasse - die Hälfte würde vielleicht besser passen. Für den morgigen Tag ist aber die Texas Farm-to-Market Road 170 nach Presidio vorgesehen, das beste Stück Strasse in ganz Texas. Da hätte ich schon gern den ganzen Luftdruck im Reifen. Und Terlingua ist nicht der Ort wo man verlässlich funktionierende Ausstattung an der örtlichen Tankstelle findet ...

Alte Regel – nirgend jemand lässt irgendwas raus bevor wir nicht wissen wie wir es nachher wieder rein kriegen! Bob sagte er habe noch einen Mini-Inflator der mit CO2 funktioniert - aber keine Patrone mehr. Dave sagte dass Matt vielleicht noch eine beim Wohnwagen habe oder er sonst noch seinen Nachbarn fragen könne ... . Vielleicht hat irgendwer noch ...

- “... nope - die Luft bleibt drin ... !“

Nebenbei noch schnell ein Blütenfoto gemacht:


Bild
die Wüste lebt ...

Zur Auflockerung des Programms macht Bob noch einen Abstecher zum „Broken Dream“, wie er es bezeichnet ... (langsam glaube ich er denkt sich diese Namen alle nur aus ...):


Bild

Der broken Dream war eine nun verlassene Baustelle, wo jemand angefangen hatte ein recht pfiffiges und luxuriöses Haus in der Wüste zu bauen. Ich habe leider kein richtig gutes Foto – nur ein zensiertes, aber man konnte schon sehen dass es stilvoll geworden wäre. Herrlich rustikaler Baustil mit lokalem Fels gemauert, super Aussicht und ruhige Lage ... zu ruhig, ... ich hatte bereits über 20 Meilen (~ 32 km) auf dem Zähler seit wir die Strasse verlassen hatten – hier gab es weder Strom noch Wasser und die Logistik für den Bau wird nicht einfach gewesen sein; wenn ich hier schon nicht mit der Sertao hinfahren soll, dann werden die Zulieferei sowie Betonmischer auch keine einfache Anfahrt haben. Dem Bauherrn ist dann in Folge das Geld ausgegangen.


Bild
Bild musste zensiert werden – bitte keine Nachfragen ...

So abgelegen ist schon eine Herausforderung – da kann man nicht mal eine schnelle Besorgung machen ... man stelle sich nur mal vor dass während der Zubereitung des grad geschossenen Hasens plötzlich der frische Knoblauch ausgeht und man stattdessen mit Selleriesalz aus der Dose nachwürzen muss ...

Schlussendlich, nach ein paar Wendemanövern, weil Bob zum Schluss auch nicht mehr so sicher navigierte, waren wir da - am ‘Top of the World‘:


Bild
Top of the World

Die Aussicht war lohnenswert:


Bild
Blick nach Süden - ungefähr Richtung Terlingua

Hier noch ein Bild von der Truppe bei einem Stop auf dem Rückweg:

Bild

Um eventuell aufkommende Fragen zu beantworten:

Ja - da ist ein Mädel dabei, das ist Tiffany ...
Ja - sie fährt besser Mopped als alle anderen ...
Und ja – sie hat einen Boyfriend, und der ist in der kanadischen Olympia-Auswahl und Teilnehmer der X-Games ... ausserdem ein netter Kerl.

Aber gut – wenn solche Dinge alle geklaert sind brauchen wir älteren Semester dann auch nicht die ganze Zeit die Bäuche einziehen... :D

Wie ich noch erfahren hatte gehört das gesamte Gelände auf dem wir hier unterwegs sind zur Terlingua Ranch, ... das erklärt dann zumindest in Teilen das Rätsel von gestern; die ober-coolen Typen findet man nicht im Saloon, sondern hier draussen auf den weiten Pisten der Terlingua Ranch ... :L

OK ok , ... jede Menge obercoole Typen plus ein Zugelaufener mit ‘ner Sertao ...

Die ungefähre Strecke am Morgen (nicht sicher ob alle Teilstücke korrekt sind):

https://kurv.gr/TfakB" onclick="window.open(this.href);return false;

Die Jungs hier haben alle Shinko Reifen empfohlen - eine Reifenmarke aus China. Gute Traktion, günstig im Preis und hohe Laufleistung.
Seltsamerweise werden wir über Shinko auf diesem Trip nochmal reden müssen ... .

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maxmoto
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Re: Chihuahua 19

#30 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

OK ok , ... jede Menge obercoole Typen plus ein Zugelaufener mit ‘ner Sertao ...

Aber der Zugelaufene hatte ein Moped, dem der augenscheinlich Obercoolste die Bewältigung der Strecke nicht zugetraut hätte - noch dazu mit Straßenluftdruck.
Also, C_B_ der allerobercoolste bist für mich DU. Punkt!

Wenn ich mir die "kurviger-Karte" anschau, seid ihr knapp 43 km gefahren. Auf der Karte sind - ich schätze mal - im Abstand von 30km 4 (vier) Airports, davon ein internationaler.
Irgendwie ist Amerika doch anders. :o

Für mich ein großartiger Reisebericht, der mir wieder mal zeigt, dass nix so heiß gegessen wird, wie es die angeblich Obercoolen beschreiben aber manchmal ganz unverhofft, Streckenabschnitte auftauchen, bei denen man die Arschbacken ganz schön zusammenkneifen muss.

Begeisterte Grüße!

Max
maxmoto
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Mimoto
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Re: Chihuahua 19

#31 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

Großartig und die Entfernungen sind mir auch recht, ist ja ganz weit weg von hier. :D

Was bin ich froh das wir hier im Miniaturen Land leben wo die Graden kürzer und die Ziele näher sind.

Zensur ist bei uns aber nicht nötig, wir können das ab. (und sind sowas von neugierig :Sab: )

Grüße
Michael /mimoto

Sterbe mit Erinnerungen, nicht mit Träumen.


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C_B_
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Re: Chihuahua 19

#32 Ungelesener Beitrag von C_B_ »

Mimoto hat geschrieben:Zensur ist bei uns aber nicht nötig, wir können das ab. (und sind sowas von neugierig :Sab: )
diese spezielle Zensur war nicht um die Leser zu entlasten sondern die Beteiligten hinter der schwarzen Box … ;)
maxmoto hat geschrieben:Wenn ich mir die "kurviger-Karte" anschau, seid ihr knapp 43 km gefahren. Auf der Karte sind - ich schätze mal - im Abstand von 30km 4 (vier) Airports, davon ein internationaler.
Irgendwie ist Amerika doch anders. :o
"International" in einer Airport Bezeichnung bedeutet dass auf dem Flugplatz eine Zoll- und Einreiseabfertigung stattfinden kann. Ggf nur zu bestimmten Zeiten oder nach Absprache. Dieser speziell ist allerdings ein Privatflugplatz speziell fuer betuchte Gaeste des benachbarten Lajita-Resorts. Leider nicht fuer die Oeffentlichkeit.

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