Bäda hat geschrieben:Ich vermute, bei den Vorträgen werden hauptsächlich die Valle-Jünger auflaufen, die ihm eh blind überall hin folgen. Ob das an deren Unvermögen liegt, einfach selber mal loszufahren und was zu erleben/erfahren? Die müssen/wollen das dann durch dritte Hand erleben.
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Auf der andere Seite muss man auch sagen, das wir hier im Reiseforum alles mehr oder weniger richtig aktive Reisende sind und da nicht unbedingt die Zielgruppe eines Valle. Der braucht Leute, die Abenteuer gern durch andere miterleben, bequem von der Couch aus.
Ich denke, Du hast den wichtigsten Punkt angesprochen, den uns MiMotos von Valles Zielgruppe unterscheidet. Der auch erklärt, weshalb die Wertung von dem, was Valle abliefert, von uns MiMotos eher negativ ausfällt, während Valles Zielgruppe die Ergebnisse möglicherweise eher positiv bewertet.
Was Valle verkauft, sind Träume. Ob die erlebten Abenteuer real sind oder nicht, spielt da keine Rolle. Ob die Zielgruppe die Abenteuer selbst nicht erleben will oder kann, ebenfalls nicht. Aus welchen Gründen auch immer, ob Beruf, Familie oder schlicht Angst vor dem Ungewissen. Es gibt einfach Menschen, die gerne die Abenteuerträume erleben wollen, sich daran erfreuen und gerne Geld dafür ausgeben. Deswegen bin ich mir sicher, dass die Vorträge ein Verkaufserfolg werden.
Es gibt beispielsweise Menschen, die nicht reisen können, weil sie daheim Angehörige pflegen. Oder in der Landwirtschaft arbeiten, oder in der Tourismusbranche... oder oder oder... Mehrere Wochen Urlaub machen um eine längere Reise zu absolvieren, betrachte ich als einen Luxus, den man sich durchaus ab und zu mal bewusst machen darf.
Im September habe ich beim Filmabend im Tannenhof (klick:
viewtopic.php?f=30&t=8932" onclick="window.open(this.href);return false; ) mit Tobi gesprochen, der die Straußenfarm mit seiner Frau betreibt. Mehr als 2 oder 3 Tage am Stück verreisen ist bei den beiden nicht drin, weil die Tiere jeden Tag versorgt werden müssen und nur für kurze Zeit eine Vertretung organisiert werden kann. Tobi erzählte mir, dass seine Motivation, Reisefilmabende zu veranstalten, darin bestehe, seine Reisesehnsüchte zu befriedigen. Er ist dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die ihre Reiseerlebnisse medial konservieren und auf diese Weise teilen.
Als ich im Sommer Dylan Wikramas Buch
Am Ende der Strasse las, stieß ich auf eine Stelle, die etwas Ähnliches beschrieb. In den USA schenkten ihm Menschen ca. 1.000 (?) Dollar als Unterstützung für seine Reise, einfach so. Diese Menschen hatten große Reiseträume, die sie nie verwirklichten. Möglicherweise aus Angst. Aber es war ihr Wunsch, dass Dylan stellvertretend ihre Träume lebt und ihnen dann davon erzählt. Das war ihnen das Geld wert. Und wer weiß, ob diese Menschen sich durch Dylan nicht doch irgendwann dazu aufraffen konnten selbst zu reisen (mehr will ich nicht spoilern!).
Mir wurde dabei bewusst, dass es mir im Grunde auch so geht. Ich freue mich über Menschen wie Dylan, die echte Abenteuer erleben und diese Erlebnisse mit mir teilen. Dafür gebe ich dann gerne Geld aus, Buch, Vortrag, Film.... Und warum die Erlebnisse nicht selbst erleben? Weil mir Dylans (wirklich lebensgefährliche) Abenteuer dann doch zu viel Abenteuer sind, die ich gar nicht real erleben will. Was ich will, ist Erholungsurlaub. Erholen kann ich mich auf Reisen am besten. In gewissem Maße kann ich auch meinen Komfortbereich verlassen und meinen Horizont erweitern, nicht nur geografisch, sondern auch persönlich.
Aber für alles andere, was darüber hinausgeht, ziehe ich dann doch mein Sofa (YouTube) oder eine Sitzgelegenheit in einem Kino (Film) oder einer Mehrzweckhalle (Vortrag) vor.
Im Grunde also das gleiche wie bei Valles Zielgruppe, nur eben "versetzt" in einem anderen Bereich.