Donnerstag 12. Mai 2016; Aguelmous – Fes
Nach einer kalten Nacht im ungeheizten Hotelzimmer bei Temperaturen um die 7 Grad im selbigen und am Vorabend schon frierend auf dem Motorrad sind wir anderntags etwas erkältet und kaputt. So beschliessen wir heute eine etwas kürzere Route zu fahren, um der Erholung willen. Wir fahren den direkten Weg Richtung Fès, die Strasse führt nach einer kalten, sehr windigen Anfahrt über Ifrane. Genau genommen fahren wir durch den Nationalpark von Ifrane. Hier befinden sich die größten, zusammenhängenden Zedernwälder Marokko's in welchem es Berberaffen gibt die dort frei leben. Wir können schon bei der blossen Durchfahrt welche sehen. Es ist völlig ungewohnt wieder einmal durch einen Wald zu fahren und die kühle frische Luft zu atmen. Spüre ich da einen leichten Unwillen gegen das was uns zu Hause wieder erwartet?
Und plötzlich ist es grün! Die Gegend um Fès erinnert mich mit ihrer grünen, weichen, hügeligen Art eher an die Toskana als an eine marokkanische Landschaft. Wieder einmal staunen wir wie abwechslungsreich und voller Überraschungen dieses Land doch ist. Schliesslich erreichen wir Fès, können jedoch das Hotel, welches in der Medina, aber direkt anfahrbar sein soll, nicht finden. So landen wir irgendwann in einer Slumsiedling unterhalb der Stadt. Beim Navikonsultationsstop eilt sofort Hilfe herbei. Der Mann auf dem Moped folgt uns schon eine ganze Weile. Er beteuert dass es ein direkt anfahrbares Hotel wie wir es suchen in der Medina nicht gibt, das unser geplanter Weg nicht befahrbar sei, er aber ein tolles Hotel kennen würde. Mittlerweile mit den geschäftstüchtigen Praktiken der Marokkaner vertraut lässt sich Pascal nicht aus der Ruhe bringen und lässt den fuchtelnden und rufenden Typen dankend stehen.
Nachdem wir das vermeintliche Ziel ein paar Minuten auf unseren Motorrädern umkreist haben lassen wir die beiden Tiger vor dem grossen Tor der Medina stehen. Sofort eilt ein junger Mann in Cowboystiefeln und mit Cowboyhut herbei und fragt höflich wonach wir suchen würden. Als wir ihm den Namen des Hotels nennen begleitet er Pascal zu besagtem Hotel, zu Fuss wohlgemerkt. Der Weg war nicht versperrt, das Hotel allerdings tatsächlich mit Motorrad nicht erreichbar, obwohl wir extra per Mail angefragt hatten. Nachdem das geklärt war, beschlossen wir eben dieses Hotel mit Nichtbelegung zu bestrafen. Was aber bedeutet dass wir uns kurzfristig etwas anderes suchen müssen, obwohl wir eigentlich so gar keine Lust dazu haben. Der junge Mann schlägt uns vor es im Hotel direkt hinter dem grossen Tor der Medina zu versuchen. Dass es sich dabei um einen gefühlten 10 Sterne Schuppen handelt verschweigt er natürlich erst mal. Egal, Pascal sieht sicht das Hotel an und kehrt nach einer halben Stunde mit einem dicken Grinsen im Gesicht zurück. Nach Verhandlung und Zimmerbesichtigung ist der Preis zwar noch heftig. Aber um 25% runtergehandelt finden wir, wir hätten uns das zum Schluss unserer Reise verdient.
Wir trauen uns fast nicht diese Kingsuite zu beziehen, schmutzig wie wir sind. Der junge, sehr freundliche Hotelmanager will unsere vor Dreck starrenden Motorräder im Hotelgarten parkiert sehen und nicht im weiter entfernten, aber geschlossenen und bewachten Parkplatz. Wie fast jeder mit dem wir bis jetzt zu tun hatten will er um jeden Preis seine Wertschätzung zeigen und dass wir willkommen sind. Am Abend wollen wir die Medina von Fes besichtigen welche riesig und deren Gewirr aus Gassen für uns völlig undurchschaubar ist. Der junge Mann, wir nennen ihn Lucky Luke, welcher Pascal zum verschmähten Hotel geführt hatte steht schon für eine Führung bereit. Es ist spät und wir rennen fast durch die engen Gassen, zudem hatt es angefangen leicht zu zu regnen. Trotzdem bekommen wir einen Einblick in das farbenfrohe Gewusel, die engen Geschäftslokale dicht an dicht bis an die Decke mit Waren gefüllt. Die oft winzigen Läden haben nur wenige Quadratmeter in der Fläche , dafür wird jeder Zentimeter in der Höhe genutzt. So mancher Verkäufer muss also einige Male pro Tag die Leiter rauf und runter steigen.
Inmitten der Medina liegt die grosse Moschee mit ihren 16 Eingängen und Toren. Wir sind beeindruckt ob der Grösse und der Farbenpracht im Innern der heiligen Stätte welche wir durch die Tore erblicken können. Der Eintritt ist uns wie immer versagt, was wir auch strikte respektieren. Unser Führer schleppt uns schliesslich in ein Tuchgeschäft um uns die Weberei zu zeigen, was prompt in ein Verkaufsgespräch übergeht. Ich kann mich erfolgreich gegen den Erwerb einer Tischdecke durchsetzen, schlussendlich kaufen wir ein äusserst schön gefertigtes Halstuch für Pascals Mutter welche sich später sehr darüber freut. Zu guter letzt landen wir in einer Touristenabzocke von Restaurant wo wir ein Menu für zwei bestellen weil wir eigentlich nur etwas Kleines essen wollen, aber für zwei Menüs bezahlen müssen. Ärgerlich zwar, aber dennoch scheint es fast unmöglich sich in der Medina ohne Führer zu bewegen, zumal zu später Stunde plötzlich gewisse Tore geschlossen werden und eben noch offene Wege so plötzlich versperrt sind. Nach einer Weile taucht auch unser geschäftstüchtiger, aber immer anständiger junger Guide wieder auf und führt uns zurück zum Hotel. Wir hätten uns im Gewirr der Gassen definitiv nicht mehr zurecht gefunden.
Schneebedeckte Berge und klirrend kalte Luft...
Bei warmen Temperaturen bestimmt angenehm...
Unsere Rettung am Vorabend vor dem üblen Sturm...
Eisige Winde auf den Bergkämmen...
Die Stadt Fès aus der Ferne...
Alt und neu vermischt...
P.S. Der blaue Himmel ist speziell für Bruno (Noggi)...
