Montag am 05. Okt. 2015 von Sonntag den 04. Oktober 2015
Liebe ist: Wenn der Max forumisiert und sich Fliegen immer wieder auf seine Glatze setzen, bastelt ihm Liane ein Hütchen

Alte Steine, kleine Tiere, große Wirkung
Heute wird pausiert und der gestrige Tag aufgearbeitet:
Segesta
Gemütlich nach Segesta gefahren.
Obwohl es schlecht ausgeschildert ist, haben wir es, wie viele andere am Sonntag gefunden.
Sonntags ist der Eintritt frei, nur für die Faulen, wie wir, kostet der Bus, der einen den Berg hoch an das Amphitheater bringt € 1,50. Es ist schätzungsweise ein knapper km bergauf und Liane wär’s (Knie) zu weit gewesen.
Es ist relativ kleines, aber gut erhaltendes Theater und – oben auf dem Bergipfel – recht beeindruckend.
Mit dem Bus wieder runter und unser Busfahrer war so freundlich an einer Stelle, von der aus man den Tempel von oben sieht, anzuhalten, dass man den Tempel von oben schön sieht und auch (durch das Busfenster) knipsen kann.
Von unten, gings dann wieder hoch zum Tempel (etwa 350m). Da Liane, wie wir alle, auch wieder absteigen musste, verzichtete sie auf einen Rundgang um den Tempel, der in einem wirklich hervorragenden Zustand ist. Alle Säulen sind noch vorhanden, die Friese und Kapitälle auch. Es fehlt nur das Interieur und das Dach.
Beeindruckend, wenn man bedenkt wie viel 1.000 Jahre er schon da steht.
Segesta
Gibbelina vecchia (Ruderi di Gibbelina)
In Segesta gibt es unten eine Station in der man sich lecker Sachen zur Verpflegung kaufen kann. Davon machten wir ausgiebig Gebrauch, bevor es weiter ging, nach Gibenlina Vecchio.
Auch das ist eher mangelhaft ausgeschildert, aber wir fanden es.
Gibbelina ist ein Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nach dem Reißbrett entworfene Kleinstadt in der die Einwohner aus Gibbelina ein neues zu Hause gefunden haben, denn ihr Ort wurde, wie einige andere auch am 15. Januar 1968 von einem Erdbeben völlig zerstört.
Drei andere Orte auch. Gibellina und zwei Orte wurden dem Erdboden gleichgemacht (kein Stein blieb auf dem anderen) und Poggioreale (das heutige Ruderi di Poggioreale) ist ziemlich zerstört und unbewohnbar geworden – dazu später mehr.
Nachdem in Gibellina kein Stein auf dem anderen blieb, überzog es der Künstler „Alberto Burri“ mit einer dicken (ca. 2m hohen) Betonschicht. Dabei hat er die Wege und Sträßchen frei gelassen. Der Beton symbolisiert ein überdimensionales Totentuch.
Atmosphäre: ein wenig surreal, ein wenig gespenstisch.
Ruderi di Poggioreale
Den Tipp bekam ich vom Motorradprofi 48, Jürgen Kröner.
„Ha weisch, des isch keine 10km weg und i glaub, des kennt net mol der Jojo – und des will was heißa“ oder so ungefähr.
Von Weitem sieht es fast wie ein normales sizilianisches Dorf aus. Man fährt statt rechts nach Poggioreale geradeaus nach Ruderi di Poggioreale und steht vor einem verschlossenem Tor (das man, etwas mühsam, aber umlaufen könnte).
Auf der anderen Seite ein Mann, den Liane um Einlass bittet. Leider nur zu Fuß, die Moppeds müssen draußen bleiben. Liane (Knie) wartet und wir gehen durch die wahrscheinlich ehemalige Hauptstraße bis zu einem Platz und machen fleißig Bilder.
Es ist bedrückend, etwas unglaublich und Phantasie anregend. Auf dem Platz könnte man Theaterstücke aufführen. Das ganze Dorf wär eine Kulisse für einen Film. Man könnte im Schlafsack eine Nacht in dem Dorf verbringen und ein kleines Lagerfeuer machen.
Mit surreal ist’s wahrscheinlich am besten beschrieben, weil sich darunter jeder seine eigene Vorstellung zurechtzimmern kann.
Von Weitem, wie ein normales sizilianisches Dorf
Ein paar Straßenbilder
Der Hafen von Castellammare
Kleine Tiere
Es war mittlerweile 16:30 und ich gab „Erice“ ins Navi ein.
Der Weg führte uns an „Castellamare“ vorbei und wir hielten an einem Parkplatz mit schöner Aussicht auf den malerischen Hafenteil des Ortes.
Wir besprachen, dass ich an der Abzweigung zu Erice die Entscheidung treffe, ob wir noch dorthin fahren, oder nach Hause.
Nach Hause waren es 42 km.
Als wir noch ca.36km von zu Hause weg waren, drückte mir jemand unter dem Halstuch ganz nahe der linken Halsschlagader eine Zigarette aus – so fühlte es sich an.
Ich deutete Liane, dass da eine Wespe ist, sie fummelte rum, fand die Wespe und entfernte sie.
Ich weiß (als Einziger von uns Vieren), dass ich eine „Wespenstichallergie“ habe und entschloss mich so schnell wie möglich nach Hause zu fahren.
Ich kann jetzt weder genaue Zeit- noch Kilometerangaben machen und muss das jetzt alles mitteilen, um es los zu werden.
Nach vielleicht 3-4 Minuten kam eine Ampel an der wir vorfuhren und ich Bernhard und Sabine anbrüllte: Mir geht’s beschissen – Wespenstich. (anbrüllen nur, dass sie mich bei Motorlärm und Helm auch verstehen).
Grün – ich fuhr los und Liane sagte mir später (heute) dass ich absolut sicher, aber wie der Teufel bis nach Hause gefahren bin.
Große Wirkung
Ich bekomme eine pelzige Oberlippe, von der ich annehme, dass sie so anschwillt, wie die vom Bart Homer.
Ich kau ein wenig drauf rum.
Nächste Ampel.
Kavalierstart. Gas, Gas, Gas.
Meine Füsse fangen an zu brennen, bis zu den Knien, es ist ein gleichzeitiges Jucken und Brennen. Dann werden sie heiß. Wie wenn sie in heißem Wasser stünden. Heiß und schwer und Jucken und Brennen.
Dann versuche ich durch Atemübungen (abwechseln tiefes Atmen und Schnappatmung) meinen Kreislauf zu stabilisieren.
Dann merke ich, dass immer wenn ich die Augen öffne für Sekundenbruchteile so etwas wie eine milchige Schleimschicht auf den Augen liegt, die erst bei erneutem Blinzeln verschwindet. Ich schließe die Augen abwechselnd um immer mit einem klar zu sehen.
Ich habe nur ein Ziel: Campingplatz erreichen.
Ich nehme mir vor, sobald mir schwindelig wird, halte ich sofort an.
4km – 3km – 2km die letzte Abzweigung. Nach knapp einem km kommt der Campingplatz.
Ich fahre rein. Klingt unglaublich aber die letzten 100 oder vielleicht auch nur 50 m muss ich noch schaffen und ich mobilisiere alles, was ich noch habe.
Am Auto ankommen.
Seitenständer raus.
Liane steigt ab.
Ich nehme Brille und Helm ab.
Bernhard und Sabine sind auch schon da.
Ich will absteigen. Aber es geht nicht mehr.
Ich breche auf dem Motorrad zusammen.
Sie heben mich herunter und ich kann nicht stehen.
Sie legen mich hin. Stecken ein Kissen unter meinen Kopf.
Sie ziehen das Halstuch ab und halten ein kaltes Bier (aus dem Kühlschrank) an den Stich.
Liane holt das „Bite away“ und setzt es drei- viermal ein.
Bernhard sagt, ich muss viel trinken.
Geht nicht im Liegen (die Schuhe und Socken wurden mir schon ausgezogen und die Füße auf einem Stuhl hochgelagert).
Die Füße waren schneeweiß und nicht heiß, aber gut warm.
Das Brennen, Jucken und heiß sein hört langsam auf.
Mit vereinten Kräften kann ich mich auf den Stuhl setzten.
Kaltes Bier immer noch am Hals holt mir Liane ein Wasser und ein Kola.
Ich trinke Wasser (rechts und links von mir je ein Mädel) Bernhard fragt, ob er einen Arzt holen soll – mit ist das peinlich und ich sage „Nein, das wird schon vorbeigehen“.
Ich krieg die Tasse nicht mehr alleine an den Mund.
Liane hilft mir beim Trinken und ich sehe, wie sich Bernhard entfernt.
Dann lasse ich die Tasse fallen und verliere das Bewusstsein. (angeblich war ich so 30 bis 60 Sekunden weggetreten und die Mädels versuchten alles, mich wieder zurückzuholen.)
Sie haben’s geschafft und ich wachte auf, als Bernhard mit dem Campingplatzchef, der schon die Ambulanz angerufen hat, zurückkam. (Der Chef dachte, ich hätte einen Motorradunfall gehabt und war erleichtert, dass es nur ein Wespenstich ist – erzählte man mir).
Ca. 8 Minuten später war die Ambulanz da. Drei Sanitäter und ein Arzt.
Liane klärte ihn auf italenglisch auf. Er wollte meine Krankheiten wissen, ob ich eine Allergie auf Wespenstiche habe (das wurde ihm falsch gesagt (nein) und erst später von mir (weil ich als einziger davon wusste, richtig gestellt.) Dann ließ er sich von Liane zeigen, welche Tabletten ich regelmäßig nehme und schaute mir in Mund, Augen, erklärte Liane, dass ich einen „Anaphylaktischen Schock“ habe, fragte mich ob er mit Cortison und noch was anderes geben darf. Ich bejahte, wurde im Sanka auf die Bahre gelegt, bekam eine Infusion und eine Spritze in den Allerwertesten.
Mir gings langsam besser. Laufen konnte ich ohne Hilfe noch nicht, aber ein Gespräch mit dem Arzt führen, der anhand unseres Moppedkennzeiches wusste, dass wir aus München (Monaco de Baviera) kommen.
Er will da auch mal hin.
Liane fragte: Zum Oktoberfest?
Er: Nein, zum Christkindlmarkt mit Frau und 2 Kindern. Er hat bei RyanAir gesehen, dass es da Flüge bis Memmingen gibt und wollte wissen, wie weit Memmingen von München weg ist.
Ich bin nicht ganz unspontan und erklärte ihm, dass ich das gar nicht interessieren braucht. Liane gibt ihm unsere Adresse mit Telefonnummer und er soll mich anrufen, wenn er wegfliegt und ich hole ihn und seine Familie am Flugplatz ab und bringe sie auch wieder hin.
Er hat sich gefreut und ich bin gespannt ob er es macht.
Mittlerweile war es ca. 20:00 und Liane hat mich ins Bett gebracht, weil der Schwindel nachgelassen hat und ich nur noch müde war.
Um 7:00 heut früh meldete sich die Blase und ich ging zum pinkeln. Anschließend habe ich mir kaltes Wasser über die Unterarme laufen lassen und mir dann das Gesicht mit kaltem Wasser abgewaschen. Dann wieder zum WoMo. Ich kam nicht weit. Der Schwindel war stärker als ich. Liane fand mich Minuten später auf dem Steinfußboden wieder – ich war gerade wieder „aufgewacht“.
Nochmal hinlegen, schlafen.
Um 9:30 aufgestanden und mit Bernhard uns Sabine gefrühstückt.
Die machten anschließend ne Moppedtour.
Ich erhole mich so langsam. Habe auch schon Mittag gegessen.
Das Rauchen tut auch schon wieder gut.
Werde jetzt die Bilder auswählen und dann das Ganze ins Forum stellen.
Ich weiß nicht, ob man das so öffentlich alles schreiben soll – und weil ich’s nicht weiß, mach ich das einfach, weil es mir in dem Moment nahezu ein Bedürfnis ist, mir gut tut und ich mir auch einbilde, dass es in dem Forum auch ein paar Menschen gibt, die das interessiert.
Und dann ist’s auch ganz egoistisch. Vieles hätte ich in einem Monat vergessen. Drum habe ich das so gut ich mich erinnern kann, aufgeschrieben um mit meiner Ärztin zu sprechen, ob es nicht irgendein „Notfallbesteck – Medikament) gibt, dass ich zukünftig immer beim Moppedfahren dabei habe.
Fazit: Ich hab Glück – wie fast immer in meinem Leben.
Wäre Liane hysterisch geworden (sie war die Ruhe selbst) und hätte ich nicht so gute Freunde, die mich seit Jahren kennen, wäre ich also allein gewesen…. Ich glaube nicht, dass ich aus der Bewusstlosigkeit wieder zu mir gekommen wäre.
OK, wie dann das Mopped und das WoMo nach Hause kommt, hätt mich dann auch nicht mehr wirklich interessiert.
Ach ja, wer nachlesen will, was so ein anaphylaktischer Schock ist und was es mit dem Histamin auf sich hat:
Hier:
http://www.netdoktor.at/krankheit/anaph ... chock-7602" onclick="window.open(this.href);return false;