Mittwoch, 22. Juni
Frühstück in den Motels ist inzwischen nur noch am Rande so zu nennen.
Wegen Corona gibt es mal gar nichts, dann nur Kaffee, manchmal Toast, Marmelade, Joghurt, Bananen.
Es ist schon ziemlich warm, als wir gegen 09:00 starten. Über den HWY 20 geht es nach Osten.
Wir sind hier im Cowboyland, dünn besiedelt und karg,
viele Weiden mit Vieh und Felder mit Viehfutter.
Schon nach 30 Kilometern finden wir einen interessanten Ort für eine Pause.
Tankstelle mit Shop für native Kunst und was sonst noch einen Käufer finden könnte.
Außer ein paar Ohrringen können wir aber nichts mitnehmen.
Wir sprechen mit einem Rancher, der mit seinem Truck und Kälbern auf dem Weg zur Viehauktion in Vale, OR ist.
Eine Stunde später, mittlerweile ist es 11:00, halten wir am Oasis Cafe zum Frühstück.
Ein sehr uriger Laden und gut besucht. Anscheinend stehen die Menschen schon früh auf,
folgerichtig ist hier jetzt wohl schon Mittag.
Hier scheint auch der Mittelpunkt des Ortslebens zu sein,
Frauen mit Kindern und Männer mit breitkrempigen Hüten verteilen sich im Raum.
Wir bekommen den einzigen freien Tisch.
Brigitte bestellt einen sehr leckeren Eintopf mit Truthahneinlage.
Der reicht für uns Beide. Dazu einen Apfelkuchen und Colas.
Vor der Türe hält der Bücherbus.
Inzwischen führt die Straße kurvig durch das Tal des Sperry Creek.
Es gibt kaum Möglichkeiten zum Anhalten.
Neben der asphaltierten Straße beginnt nach einer 8 - 10 cm Stufe direkt eine Schotterschicht
und das ist mir mit der schweren Maschine doch etwas unsicher.
Die Temperaturen nähern sich 37°.
Nach einem kurzen Halt im Niemandsland muss ich vor Schreck feststellen,
dass nach dem Start der Motor nur schlecht Gas annimmt, die Motor- und die Batteriekontrollleuchte gehen an
und der Voltmeter bleibt bei 10 V hängen.
Wenn mir nicht schon eh der Schweiß aus allen Poren liefe, wäre dasjetzt der richtige Zeitpunkt.
Nach Neustart kommt die E- Glide aber wieder auf Touren.
Das wiederholt sich heute noch ein paar Male.
Mittags sind wir in Vale im Malheur County.
Der Name kommt von dem Malheur,
welches 1826 hier den ersten weißen Trappern passierte,
als sie beim überqueren des Flusses ihre mühsam erbeuteten Pelze und viele anderen Sachen verloren.
Erst mal suchen wir Schatten unter einem Baum.
Danach nutzen wir die Möglichkeit zum Motorrad putzen,
Pflege ist ja für manchen Harleyfahrer wichtiger als Fahren.
Mir fällt auf, dass ein leichter Ölfilm am Motorgehäuse klebt.
Als wir auf der Viehauktion erscheinen, ist schon alles gelaufen.
Wir kommen noch ausgiebig mit den Rinderbaronen ins Gespräch und die wundern sich,
dass wir mit dem Motorrad durch die Gegend reisen.
Mann erlaubt uns eine Besichtigung der Halle und der Gatter.
$ 400 kostet so ein Kalb, mindestens. Nach oben sind die Grenzen offen.
D. h; $ 400 für ein Schlachttier,
entsprechend mehr für ein Zuchtrind.
Weiter geht es.
Die letzten Kilometer bis Ontario, ID geht es entlang von Zwiebel- und Kartoffelfeldern.
Idaho trägt ja deshalb auch den Zusatz "Big Potatoes" im Namen.
Unser Motel liegt an der Autobahn, bzw. einer Autobahntankstelle
und ständig kommen dicke Trucks rein- und raus gefahren.
Es war das Einzige, was wir auf die Schnelle zu einem annehmbaren Preis gefunden hatten.
Wir checken gegen halb vier ein. Das Zimmer und vor allem das Bett waren aber auch heute wieder sehr gut.
Unverständlich bleibt uns, dass meist die Klimaanlagen auf viel zu kalten 60°F eingestellt sind
und bei Ankunft auf großer Stufe laufen.
Das sind keine 16°C und wir schalten aus, gehen an den Pool, schwimmen, chillen und lesen.
Abendessen holen wir uns später an der Tankstelle.
Das sind ja meist richtige Großbetriebe mit Supermarkt und Schnellimbiss.
Wir essen Burger und Burritos, dazu ein paar Budweiser.
Mit Edgar spreche ich telefonisch die Motorradprobleme an.
Er rät mir, beim Starten mehr Gas zu geben und das Öl käme wohl aus dem Luftfilter.
Das wäre bei Harley öfters und kein besorgniserregender Makel.
Um zehn liegen wir müde im Bett.
Fortsetzung folgt
Gruß
Reiner